Lebst Du noch oder parfumosierst Du schon?
Es ist immer wieder zu lesen, dass einige Parfumos sich mit der Überlegung tragen, die Zeit auf Parfumo etwas zu reduzieren in Anbetracht der Beobachtung, es fließe doch recht viel Zeit dabei ins Land, während hier gelesen, da gestöbert, noch ein Kommentar verfasst und ein Statement geschrieben wird.
Und in der Tat vergeht die Zeit wie im Fluge, ist man erst einmal eingeloggt und beginnt sich festzulesen. Es ist aber auch zu spannend, was User A zu meinem, seinem, unser aller Lieblingsduft schreibt; und nein, gerade jetzt mit dem Verweis auf einen noch völlig unbekannten Duft im gerade gelesenen Kommentar kann die Lektüre unmöglich abgebrochen werden, welch Wissenslücke tut sich doch da auf! Und diese kurzen, rasant schnell zu lesenden Statements sind doch nun wirklich keine Zeitfresser, auch wenn ich bereits auf Seite 50 angekommen bin. Was? Ich habe noch nicht auf die neuen Kommentare meiner 40 Lieblingsautoren geantwortet? Das geht nun gar nicht an, das muss selbstredend sofort ganz flugs nachgeholt werden.
Vermutlich wird der bzw. dem einen oder anderen LeserIn nun ein schuldbewusstes Wiedererkennungsnicken widerfahren sein; doch bleibt die Frage offen: Ab wann ist man parfumoisiert bzw. ab wenn tritt das Leben in den Duftschatten?! Hier nun ein paar Merkmale, die darauf hindeuten können, man möge doch die Prioritäten ein wenig zu sehr in Richtung Parfumo verschoben haben, ohne es bemerkt zu haben:
1. Die Parfumo-Person (in Folge PP genannt, was absolut nichts mit dem Kürzel für ‚persönliches Pech‘ zutun hat) blickt vom Bildschirm/Tablet/Handy auf und schaut vor sich auf einen Berg an Hundespielzeug jedweder Form, was der Haushalt so hergibt, und dahinter so gerade eben noch den vorwurfsvoll-anklagenden Blick der Vernachlässigung aus den großen Augen ihres eigentlich ihr treu zugetanen Hundes.
2. Die PP blickt vom Bildschirm/Tablet/Handy auf und sieht vor der Terrassentür einen Schneemann stehen, was an sich schon verwunderlich erscheint, da eben doch noch die Kirschblüte war, zudem aber besagter Schneemann sich Robocop-gleich gen Terrassentür bewegt und erstaunliche Ähnlichkeit mit dem Ehepartner aufweist sowie immerzu ruft: „Schlüssel vergessen... geklingelt...geschneit...!“
3. Die PP blickt vom Bildschirm/Tablet/Handy auf und sieht die Katzen in formvollendeter Grazie die Dosen mit dem Katzenfutter öffnen (wann hatten sie das denn gelernt?) und den Inhalt in die bereits gespülten Fressnäpfe (wann wurde diese gesäubert?) ordentlich einfüllen; ein angedeutetes Aufstehen der PP wird mit der freien Pfote majestätisch abgewunken.
4. Die PP blickt vom Bildschirm/Tablet/Handy auf und erblickt einen festlich mit weihnachtlichen Kugeln und blitzendem Lametta geschmückten und mit 800 Lämpchen erleuchteten nackten Stock auf einem ausgebreiteten Nadelteppich (war Weihnachten nicht gerade eben erst?).
5. Die PP blickt vom Bildschirm/Tablet/Handy auf und fragt sich, seit wann direkt vor der Haustür Baustellenlichter aufgestellt sind, die in einem enervierenden Rhythmus Orangerot aufblinken und beim Blick auf besagten Bildschirm unsäglich stören, um dann festzustellen, dass es der in den letzten Zügen liegende Anrufbeantworter ist, welcher verzweifelt versucht, auf die 100 eingegangenen Anrufe aufmerksam zu machen.
6. Die PP blickt vom Bildschirm/Tablet/Handy auf aufgrund der laut krachenden Hageleinschläge am Terrassenfenster, um festzustellen, dass sich die Osterdekoration im ersten Herbststurm gelöst hat und nun die bunten Plastik- und Keramikeier wie Pfeilgeschosse von den Orkanböen gegen das Haus geschleudert werden.
7. Die PP blickt vom Bildschirm/Tablet/Handy auf und wundert sich über die doch recht langanhaltende Sonnenfinsternis, welche jedoch von einem Stapel an Paketen vor der Terrassentür sowie -fenster herrührt, an dem gerade der Postbote (halt, ist der neu?) kopfschüttelnd die letzte freie Lücke mit einem Paket schließt (warum klingelt der denn nicht?!).
Sollten derartige Vorkommnisse auftreten, gegebenfalls sogar gehäuft, ist es ratsam, über die Zeitspanne der Parfumo-Besuche etwas eingehender nachzudenken. Es könnte ein übermäßiger Gebrauch dieser Website vorliegen, der zu (meist unbemerkter) sozialer Vereinsamung führen kann (der Ehepartner ist zwar auch beizeiten um ein wenig Ruhe froh, wähnt er den Partner aber im Paralleluniversum, so könnte es dauerhaft problematisch werden) oder aber auch zu der Frage: Lebst Du noch oder parfumoisierst Du schon?
In diesem Sinne: Viel Freude beim Parfumoisieren ;-))