HerrNilson

HerrNilson

Rezensionen
HerrNilson vor 10 Jahren 12 4
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
7
Duft
Bergamatto
„Bergamask - Alessandro Gualtieri’s Neuinterpretation eines Eau de Colognes.“
„Inspiriert von einem Tanz auf einem Fest an einem heißen Sommertag nach der Sonntagsmesse: erhitzte Körper, die von einer Aura aus Bergamott und Moschus umgeben sind.“
„Inspiriert von dem Lebensgefühl der Lombardei und der Stadt Bergamo, dem Heimatort von Gualtieri’s Großvater Vincenzo Parisi.“
...so oder so ähnlich hallen die Schilderungen des Orto Parisi- Marketings in meinen Gedanken nach als ich eine schlichte Probe des Duftes dieses „alchemistischen Projekts“ in den Fingern hin und her wiege.

Mmh - da kommt mir irgendwie irgendwas bekannt vor:
Parisi? Es ist überliefert, dass Nicola Parisi im Jahre 1750 erstmalig ein Bergamottenextrakt gewann. Jedoch nicht in der norditalienischen Lombardei, sondern im süditalienischen Kalabrien, in dessen Mikroklima diese Zitruspflanze gut gedeiht. Mit Bergamo hat die Bergamotte erst einmal gar nicht so viel zu tun... glaube ich. Den „Bergamask“ hielt ich bisher für einen volkstümlichen Tanz der Lombardei.
Eau de Cologne? Das die Bergamotte ein maßgeblicher Bestandteil vieler klassischer Eaux de Cologne sei, ist wiederum unstrittig. Die klassischen Eaux sind zumeist schön komponiert, aber neigen bisweilen auch zur monotonen Langweiligkeit. Daher ist für mich auch das Bestreben einiger avantgardistischer Parfumeure zur „jetzt-mal-wirklich-eine-ganz-andere-Art-der-Neuinterpretation-eines-Eau-de-Colognes“durchaus nachvollziehbar.

Gespannt auf das „alchemistische Konzept“ und natürlich auf die olfaktorische Umsetzung, sprühe ich Bergamask auf meinen Unterarm und atme tief ein:
Ich rieche eine satte Bergamotte-Note,
dann Nuancen von Rosmarin, Neroli und Basilikum
und meine auch dezente Anklänge von Lavendel wahrzunehmen.

Ich atme erneut tief ein und schließe die Augen:
Bergamotte und fruchtige, leicht jasminartige Noten
Und auf einmal wähne ich mich auf einem kleinen Hof in der Lombardei. Es ist Sommer. Die Mittagssonne lässt die Luft über dem staubigen Schotterweg, der von Orangenbäumen gesäumt ist, flirren. Zwei klassisch, elegant gekleidete Herren schreiten mir langsam entgegen. Es sind Henri Robert und Edmond Roudnitska. Beide lamentieren hitzig über die Kopfnoten ihrer Meisterwerke aus den Jahren 1955 und 1966. Roudnitska gestikuliert heftig und verteilt dabei mit seinem parfümierten Unterarm eine Aura hedionesker Anklänge in der Luft.
Ich verneige mich andächtig und überlege, ob Seniore Vincento Parisi eventuell „Eau Sauvage“ genutzt haben könnte? Also mein Großvater hatte das Eau Sauvage als Aftershave im Badezimmer stehen...
Ich zucke mit den Achseln und schaue ihnen kurz nach, während sie weiterziehen.
Ich öffne die Augen.

Eine prima Kopfnote, wie ich finde. Sehr vertraut zwar, aber gut – aber wo sind denn nun die animalischen Moschusnoten von tanzenden und schwitzenden Menschen?
Ich atme wieder tief ein und schließe voller Erwartung meine Augen:
Und?
Ich kann nichts erkennen.

„TÖ-RÖÖH!“

Das liegt eindeutig daran, dass ein beleibter Elefant direkt vor meiner Nase steht. Auf einmal ist der Dickhäuter da und kaut unentwegt auf etwas „Sandelholzigem“.
Den kenn ich doch auch irgendwoher! Er ist langsam aus dem Orangenhain getreten und versperrt mir nun die Sicht. Sind da nun tanzende Menschenmassen? Nein. Ich bin mir ziemlich sicher: hier sind grade nur er und ich.
Ungläubig rieche ich noch mal an meinem Arm.
Und noch einmal...

Der Elefant ist immer noch da. Auf seinem massigen Bauch prangt eine pinkfarbene „9“. Meine Nase arbeitet auf Hochtouren. Vor meinem inneren Auge ist es jetzt kein lombardischer Hof mehr, sondern ein Hackischer Hof. Klar – ich hab’s!
Ich nehme Javanol wahr. Massen an Javanol. Und eventuell holziges Norlimbanol (= Timberol)? Die Verwendung von Polysantol im Fond könnte die zederartigen Anklänge assoziieren lassen, die meine Vorrednerin bemerkt zu haben scheint (v.a. in Kombination mit Timberol)?
Ich schließe ein letztes Mal die Augen und atme mehrmals ganz nah an meinem Arm.
Und:

Es ist September!

Ok. Ich verbeuge mich erneut: DAS erkenne ich gerne als ein „alchemistisches Prinzip“ an: der Versuch aus auf Kuhdung Lanciertem Gold zu machen (preislich liegt dieser Nischenduft momentan bei ca. 140 Euro/ 50 ml). Die Javanol-Diskusion ging ja auch auf Parfumo schon rauf und runter. Und daher bin ich schon gespannt, ob sich bezüglich dieses Duftes ein „Javanolblinder“ dazu hinreißen lässt, von einem „lauen Orangensaft“ zu sprechen. Eventuell hat Alessandro Gualtieri die Moschusverbindungen hier aber so gewählt, dass sie bei denen einspringen, bei denen Javanol nichts auszurichten vermag? Und dann könnte ja das o.g. Moschusverprechen doch noch wahr werden.
Meine Frau weigert sich indes mögliche Moschusnoten dieses Duftes zu erriechen - denn bei Norlimbanol wird ihr vorhersagbar blümerant – also zumindest wird so meine Timberol-Vermutung (wenn auch nicht mit wissenschaftlichen Methoden) untermauert.
Schade.
Naja, bei mir tanzt eben nur der Korrman’sche Elefant und trötet laut dröhnend in die von Angua schon erwähnte „Trompete von Jericho“.
Die Sillage des lange anhaltenden Bergamask ist gut eingestellt, jedoch ähnelt mir persönlich der meiste Duftverlauf – bis auf die herrliche Kopfnote – zu sehr dem September von Erik Kormann. Dieser hat in seiner aktuellen Fassung übrigens eine neue Orange bekommen hat (hab’s grade in den Hackischen Höfen überprüft).
4 Antworten
HerrNilson vor 10 Jahren 15 6
7.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Voll auf die 12
Dezember - ein weiterer Duft aus der kormannschen Monatsserie. Und eins vorweg: mir erscheint dieser Duft ähnlich facettenreich wie der namensgebende 12te Monat.
Im Mittelpunkt steht – laut Erik Kormann – ein CO2-Extrakt des rosa Pfeffers
(Schinus terebinthifolius, auch Weihnachtsbeere: Knick Knack ;-) ).
Nach dem Aufsprühen läutet jene rote Beere sogleich eine ätherische, würzige und dezent fruchtige Note ein – zunächst mit einem scharfen Anklang.
Wahrscheinlich mit dem Ziel der aufsteigenden ätherischen Note noch etwas zusätzliche Säure zu verleihen, wurde gekonnt etwas Limette in die Kopfnote eingefügt. Deren zitrische Note wird von meiner Nase jedoch nur kurzzeitig differenzierbar wahrgenommen, mengt sich dann sogleich in die Kopfnote ein. Sie ist kühl wie ein windiger Wintermorgen, den die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne noch nicht erwärmen können. Dennoch: der bewölkte, graue Winterhimmel über mir wird zumindest durch die Sonnenstrahlen durchbrochen und die daraus resultierende typische Atmosphäre kommt mir sehr bekannt vor.
Der Dezember hat begonnen.
Nach kurzer Zeit gesellt sich würziger Kardamom zur roten Beere hinzu. Ein warmer und aromatischer Hauch, der den roten Pfeffer voll in Szene setzt. Es scheint als nehme der aromatische, elegant farbenfrohe Kardamom den scharfen, überbordenden rosa Pfeffer an die Hand. Beide wirken zunächst weiter ätherisch scharf, doch schlagen bald zusammen den Weg in eine mildere, würzigere Richtung ein.
Nach etwa einer halben Stunde hat das vorfreudige Warten auf das – zuvor im aromatischen Blog in Aussicht gestellte – blumige Herz des Duftes ein Ende:
„Es ist ein Ros entsprungen“.
Zunächst nur hintergründig: eine schüchterne, kleine, feine Rose, die sich noch hinter der Kardamom-Pfeffer-Einheit versteckt, aber trotzdem schon jetzt keinen Zweifel daran zulässt, dass sie bald als vollwertiges Mitglied des Kormannschen’ Dezembers mitwirken zu gedenkt. Es ähnelt ein bisschen dem Öffnen des Adventskalenders: mit jedem Türchen, das geöffnet wird, wächst die zarte Rose heran. Vorfreude und Spannung wachsen mit. Bald ist eindeutig klar: hinter dem 24igsten Türchen wird eine alt-ehrwürdige, respekteinflößende, rot-bemantelte Rose stehen.
Das vorfreudige Warten auf das finale Aufblühen des Weihnachtsmannes – äh... der Rose – wird durch einen schokoladig-warmen Hauch eines cremigen Patschouli-Perubalsamöl-Moschus-Komplexes versüßt.
Und auf einmal geht alles ganz schnell:
Es klopft laut an der Tür. Eine ausgewachsene Rose. „Ho, Ho, Ho“.
Die Rute hat die Rose für mich – jedenfalls dieses Mal – nicht dabei. All zuviel Schokolade aber auch nicht. Ich bin aber nicht enttäuscht.
Der süße, cremig schokoladige Aspekt der Basisnote hätte noch etwas dominanter eingestellt werden können, ginge es einzig und alleine nur um das Thema Weihnachten. Ich interpretiere diesen Duft aber so, dass es um den gesamten Dezember geht (kalte Vorweihnachtszeit, vorfreudiges Warten und reges Treiben in den Gassen, warme und behütete Weihnachten, zufriedene Weihnachtsfeiertage und knallender Jahreswechsel).
Daher ist es – meines Erachtens – genau richtig den Duft auf diese Weise zu komponieren. Lange Rede, kurzer Sinn: der Dezember ist noch nicht vorbei!
Süße Wärme.
Es wird perfekt in die Basis übergeleitet. Es scheint, als besänftige das warme, vanillige Perubalsamöl und der fette, behäbige „Festtags-Moschus“ die Rose. Nach dem zuvor geschilderten Spannungsbogen eine willkommene Abwechslung, um der Seele zu gestatten ihre Beine etwas baumeln zu lassen. Ich nehme mir jetzt einfach etwas Zeit und lasse die Gedanken kreisen.
Bedächtige Ruhe.
Im Drydown entfalten Moschus, Rose und Kardamom vor meinem geistigen Auge eine dunkelgrüne Fläche, auf der – zwischendrin immer wieder kurz – Reste des rosa Pfeffers aufblitzen. Ich werde sofort erinnert an das Perlen in Sektgläsern, Gelächter, hier und da Wunderkerzen und ein dunkler Himmel, der freudig erwartet bunt erleuchtet zu werden: Silvester.
Elemiiiiii – Ohhhh!
Gurjunbooom – Ahhhh!
Ein letztes Feuerwerk in diesem Dezember lässt es noch einmal kurz knallen: Voll auf die 12!

Der Duft wurde - meines Erachtens – zu Recht als unisex kategorisiert und ein Test lohnt sich allemal für jeden, der es aromatisch und würzig mag. Und noch etwas: Dezember wirkt mit seiner wunderbaren Ambra-Moschus-Basis besänftigend auf meine Frau (bekennende Moschus-Fetischistin), stimmt sie versöhnlich, selbst wenn ich ihr zuvor – nach einer Duft-Trebe – euphorisch sämtliche bedufteten Hautareale meines Armes unter die Nase gerieben habe. „Ja, ja Schatz, beruhige Dich – ist ja hoffentlich bald wieder Dezember“, raunt Sie mir dann zu.
Bedächtige Ruhe.
6 Antworten
HerrNilson vor 10 Jahren 39 15
10
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Wisching on a star
„Nummer 84: warm, sinnlich, geheimnisvoll – ist aber für die Damen“ – so die knappe Auskunft von Herrn Lehmann zum hauseigenen Duft Châtelaine.
Lehmann-typische Aussage, unscheinbar wie das Marketing, der Internetauftritt, die unspektakulären Einheitsflakons und die spartanische Einrichtung des Ladengeschäfts, in dem ich mich grade befinde. Es geht um den Duft in der Flasche – ehrlich und sehr sympathisch!
„...Lassen Se den No. 84 ma lieber, der Glasflakon klemmt und der is sowieso nichts für Sie. Das wünschen Herren nicht!“ so, Herr Lehmann milde lächelnd.
„Ooch, nun sein Se ma bitte nich so Herr Lehmann, ick will ja nur ma janz kurz...“
QUIETSCH
Der Glasverschluss des 5-Literflakons krächtzt und quietscht, gibt dann aber doch den Weg frei für den Duft, der sogleich den Raum durchflutet.
Es riecht (fast) so, als ob der BesitzerIn eines Flaschengeistes beim Wünschen zu kräftig an einen blauen, sternförmigen Wunderlampen-Flakon gewischt hätte, wodurch zunächst dessen Kopf- und Herznoten wie eine gewaltige Staubwolke im Raum herumwirbeln. Betörender Jasmin, lyrales Maiglöckchen, süße Lilie, ölig-blumige Rose, Salbei, aldehydige Anklänge – die Assoziation einer synthetischen Zuckerwolke.
Hintergründig folgt, zeitnah ein wohlbekannter Gourmandcharakter (mandeliges Coumarin, Anklänge von schweren Pachouli und karamelliges Maltol), der sich engelsgleich mit der Zuckerwatt... äh Zuckerwolke verbindet.
ZISCH
Zischend entsteigt nun der Flasche erstaunlicherweise ein Djin – durchaus etwas kräftiger als der zuvor vermutete Engel, dafür aber mit einem Zwinkern auf dem Auge: „Nee, nee Meister jetzt reicht´s! Bitte heute nicht noch mehr zuckerwattige Ethylmaltol-Vanille. Vom Patchouli hab ich schon wieder ’nen immensen Kater. Und außerdem – Schokolade? Ich muß mal ein bisschen zurückschalten, sonst übersteigt mein BMI bald die Fähigkeit in den schmalen Flakon... äh... in die blaue Wunderlampe zurück zu kommen. Gute Nacht. ZZZzzzzisch....
Der Rauch, in dem der Djin verschwunden ist, ist würzig bis tannennadelig harzig, dezent eugenolig, leicht kräuterartig und vermischt sich sogleich balsamisch mit der Gourmand-Staubwolke des zuvor abgewischten Sternflakons.
Es folgt Lehmanns gewohnte Linearität bei ordentlicher Haltbarkeit bis in den Drydown.

Wer sich unbedingt einen preisintensiven Schoko-Vanille-TM-Engel herbeiwünscht, wartet wohl lieber auf die nächste blau schimmernde Sternschnuppe. Wer aber manchmal
WishJailiaAquachicflankerLauraMercierBlueStarig drauf ist und sich traut, probiert mal die Nummer 84 vom HL – was kostet schon die Welt?
15 Antworten
HerrNilson vor 11 Jahren 12 7
10
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
splash for fantasy
Atlaszeder für sich alleine riecht in meiner Nase aromatisch-süßlich, dezent verstaubt mit muffig-holzigen Anklängen. In Reinform könnte ich tatsächlich mit Atlaszedernduft eine in spärlich dunkles Licht getauchte, holzbetäfelte Bibliothek assoziieren, in der alte ledergebundene Bücher mit vergilbten Seiten lagern - meinetwegen auch die alten Werke von Jules Verne...
Beim Splashen von Steampunk-Viola nehme ich jedoch als erstes einen hellen, waldig-kühlen, ätherisch-frischen, zudem noch überaus zitrischen Geruch wahr. Inwiefern basiert diese Wahrnehmung auf der Kombination von Atlaszeder, hellen Hölzern und Elemi? Wie viel Einfluss hat das von Erik Korrmann zuvor angekündigte Lemonöl darauf? Es riecht irgendwie interessant chypreartig. Passend dazu sind unter anderem Citral (Lemongrasöl), Geraniol und Evernyl (Eichenmoosersatz) und auf dem Flakon deklariert ;-)
Interessant geht es dann auch weiter. Nach kurzer Zeit ist nah an meiner Haut eine leicht pfeffrige Holzigkeit wahrzunehmen, die etwa der Wahrnehmung der oben erwähnten holzbetäfelten Bibliothek ähnelt. Dazu gesellen sich jedoch fast gleichzeitig kühle, metallische Anklänge. Ein Gegensatz zum warmen Holz, der gut zur gewählten Thematik Steampunk passt: Vielleicht eine dunkelmetallisch glänzende Bibliotheksleiter oder eine massive, gusseiserne Wendeltreppe? Meinetwegen auch die Bullaugen des dampfbetriebenen Unterseebootes Nautilus. Alles jedoch vorerst nur hautnah wahrnehmbar...
Im „normalen“ Nasenriechabstand zur Haut verbreitet sich währenddessen weiterhin die limettig-würzige Duftwolke. Vor meinem geistigen Auge entsteht das Bild eines wolkenfreien Abendhimmels über einer spätsommerlichen, nadelbaumgesäumten Mittelmeerküste. Das passt irgendwie grade perfekt zur vergangenen Spätsommerwoche...
Das ist schon wieder ein interessanter Gegensatz: Lediglich der Abstand meiner Nase zur bedufteten Hautoberfläche entscheidet darüber, ob ich mich im Inneren einer Unterseeboot-Bibliothek, oder frei unter abendsonnigen Himmel wähne... Ähh, also in meiner Fantasie natürlich - was soll's: ich „splash“ mal nach.
So oder so - meine Sorge, dass die beiden unterschiedlichen Bilder jäh durch die von Erik Kormann angekündigte „ordentliche Dosis“ Cashmeran in Kombination mit Ethyl-Maltol süßlich zerquetscht werden bleibt glücklicherweise unbegründet. All jene, die befürchten die Kormann'sche Steampunk-Interpretation sei diesbezüglich so kompromisslos „überladen“ wie die Version des Herrn Kraft, können beruhigt auf(/ein)-atmen. Ich nehme keine dominierenden Massen von puderig Süßem wahr. Diese opulente Duftinterpretertion passte zwar perfekt zur Vorgabe viktorianische Epoche, war für meine Nase aber nicht dauerhaft tolerabel. All diejenigen, welche also auf eine erdrückende, süß-dreckig-puderige Cashmerannummer hofften, trifft somit natürlich mein tiefstes Beileid. So oder so ;-)
Bitte jetzt nicht falsch verstehen: das Cashmeran bleibt natürlich nicht untätig. Von Anfang an blitzt es hier und da mal auf, um dann oszillierend der Komposition zu einer breiteren, pfeffrig-holzigen Basis zu verhelfen(ich verdächtige in diesem Zusammenhang jedoch auch das ein oder andere Molekül IsoESuper als nicht ganz unbeteiligt).
Was sich hingegen als überraschend schwerwiegend herausstellt, ist die überdimensionierte M24-Mutter, die als Verschluss gewählt wurde. Diese M24-Mutter „gebärt“ nur eine „splash“-Version. Ein Sprühkopf scheint hiermit wohl kaum realisierbar zu sein. Die Massiv-Mutter ergänzt wunderbar den mattgläsernen Flakon- wieder ganz der Thematik Steampunk folgend. Auf dem Flakon selber ist eine historische Tiefsee-Taucherglocke abgebildet. Ein aufgeklebtes Etikett an der Seite deklariert: Viola.
Huch, Viola - ne Geige oder was? Wo?
Auf einmal ist da etwas Jonon-Anmutendes wahrnehmbar... et voilà: viola: Veilchen - nicht ganz so offensichtlich wie Holz und Metall auf der einen oder Meer und Nadelbäume auf der anderen Seite, aber deutlich in meiner Fantasie: Auf einmal ist es da...

Nachtrag 30.09.13:
Ich war heute in der Nähe der Hackischen Höfe und hab daher mal bei Herrn Kormann vorbei gekieckt: er hat mir auf Nachfrage sofort einen passenden Zerstäuber mitgegeben- mal schauen wie sich der Duft gesprüht darstellt. Dann entscheide ich ob ich beim Splashen bleibe oder nicht. Danke für den Tip FrauBlume!

Nachtrag 10.10.13:
Ich bleibe lieber doch beim "Splashen". In diesem Fall ist nämlich gesplashed zu gesprayed wie gehupft zu gesprungen. Und die M-24Mutter-Variante passt mir einfach besser zum Konzept.
Außerdem muß ich dann die Überschrift nicht in "spräy for fantasäy" ändern...
7 Antworten