Highcell

Highcell

Rezensionen
Filtern & sortieren
1 - 5 von 37
Highcell vor 3 Monaten 7 1
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Ein Vergleich auf der Suche nach dem Gral
Wie viele dürften es nun sein, die nach dem "heiligen Gral" der Aventus Batches suchen? Wie viele Euros sind über die Souktheke gerollt - in der Hoffnung auf ein wenig mehr Rauchigkeit oder Haltbarkeit? Proben um Proben, Batches um Batches. Alleine diese Diskussion treibt den Aventus-Kult an. Die Suche nach der Perfektion - früher war alles besser, oder? Die Dupe-Industrie freut es - auf den Spuren der Vergangenheit finden die ein oder anderen Duftzwillinge in die Herzen der alteingesessenen Aventurianer, um die unerreichbare Nostalgie aus deren sehnsüchtigen Herzen zu entlocken.

Und für mich? Ehrlich gesagt: Ich kenne Aventus kaum. Ein Freund hat einen der begehrteren 2019er Batches. Ich selbst habe einen 2022er Batch. Ich bin kein Experte. Meine Reise fing erst beim "Explorer | Montblanc" an, der nun so gar nicht Dupe, sondern maximal eine Inspiration sein möchte.

Aber darum geht's hier nicht. Naja - vielleicht doch ein bisschen. Immerhin möchte ich Euch das anbieten, was ihr wirklich wollt - wenn wir ehrlich sind - wenn Ihr die Rezensionen und Statements durchscrollt, auf der Suche nach Antworten: Wie ist er nun, der "Emperor Extrait (Extrait) | Parfums Vintage" im Vergleich zu seinem Vorbild "Aventus | Creed" ? Lasst uns Tacheles reden.

Vor mir auf dem Schreibtisch, der getränkt ist von der ein oder anderen Probe meiner mittlerweile aus dem Ruder geratenen Liebhaberei, liegen drei Papiere und drei Kosmetiktücher. Jeweils darauf notiert: "Aventus | Creed" , "Club de Nuit Intense Man Limited Edition | Armaf" oder "Emperor Extrait (Extrait) | Parfums Vintage" . Meine kleine, persönliche Ministudie aus N=3. Mehr Studienteilnehmer gab es nicht zur Auswahl. Statistiker unter Euch werden mich rügen, dass diese Studie wenig statistische Power hat. Aber sei's drum. Der Raum riecht nach Aventus. Diese Signifikanz könnte man bereits a-priori feststellen.

Ich sprühe sie auf und bewerte sie, so gut ich kann. Natürlich bin ich alles andere als objektiv. Meine Nase ist nicht all zu fein. Ich bin nur jemand, der sich in der Parfumwelt verloren hat. Das da Ananas drin ist, hätte man mir vorher sagen müssen.

Genug des Vorspiels.

"Aventus | Creed" hat sein schönes, frisches Opening. Mein Batch verläuft gleichbleibend. Okay-frisch, okay-rauchig, okay-grün, okay-alles. Mir fehlt die creed'sche Moschusbasis. Mich hat der Duft nie wirklich umgehauen. Dass er solide ist, verstehe ich. Was ich aber gelernt habe, ist: In der Luft, in der Sillage ist der Duft um Weiten besser, als mit dem Handrücken am Nasenloch.

"Club de Nuit Intense Man Limited Edition | Armaf" hat richtig Wumms!, dafür auch entsprechend leichte Synthetik, die sich im Rahmen hält. Anfangs kurz der klassische Klostein, der verfliegt aber bald. Hier ist viel mehr Rauch wahrnehmbar. Aber eine stets begleitendes "Bitterkeit" - woher, weiß ich nicht. Ist mir aber fast zu viel. Ich hätte mir so sehr Süße und Früchte gewünscht. Manchmal kommt die im "der nächste Tag Drydown". Und auch nur, wenn der Duft im Raum steht.

"Emperor Extrait (Extrait) | Parfums Vintage": Ist dem Aventus ungeheuerlich nahe. Ich würde sie kaum unterscheiden, hätte ich meine Teststreifen nicht entsprechend markiert. Der Emperor hat einen Ticken mehr Süße, einen Ticken mehr Fruchtigkeit, nachdem man die anfängliche Alkoholik (dauert unter eine Minute, bis sie verfliegt) übersteht. Rauchigkeit ist da, aber mehr im Hintergrund. Die bitteren Noten sind weitaus weniger präsent. Der Verlauf ist ähnlich wie bei Aventus. Späterhin zeigt er sich süßer und fruchtiger als die beiden anderen. Er ist schön, und da nehme ich das "Besondere" wahr, was ich bei meinem 22er Aventus und CDNILE vermisse.

Das zum direkten Vergleich, liebe Freunde.

Zum Duft selbst: Die Aufmachung ist schön und hochwertig. Der Flakon ist solide, liegt schön in der Hand und ist ansehnlich. Der Sprühkopf wirkt hochwertig, ähnelt den Sprühmengen wie bei aktuellen Creed-Flakons. Der Deckel (schwarz für das Extrait) müsste Kunststoff sein, kein Magnet oder Ähnliches, sondern schlicht und erfüllt seinen Zweck.

Was ich aber nicht unerwähnt lassen möchte: Der Duft war beim Erhalt ungeöffnet bzw. ungesprüht. Und als ich das erste Mal am Sprühkopf roch, war der Drydown oder das, was ich dort roch, zum NIEDERKNIEN! Aventus plus Süße und Fruchtigkeit. Und das blieb irgendwie in meiner Nase hängen. Auch, als der Duft noch einige Stunden ungesprüht in der OVP vor mir stand, meinte ich mir eingebildet zu haben, den Duft noch leicht wahrzunehmen. Ob dies etwas über eine Sillage, Projektion oder Haltbarkeit aussagt, kann ich überhaupt nicht einschätzen. Auch kann ich nicht sagen, ob dieser Duft am Sprühkopf, der wirkliche, endgültige "Drydown am nächsten Tag" ist. Wenn das so ist, überlege ich mir, ob ich mich doch zu einem Signature hinreißen lasse. Hierfür müsste ich ihn länger tragen - und vielleicht folgt noch ein Update hierzu.

Nun ja. Die Suche nach dem heiligen Gral. Wer weiß. Vielleicht findet ihn hier jemand. Oder beim nächsten Versuch, der x-ten Probe. Oder vielleicht auch gar nicht, weil wir uns ja doch an so vielen Details aufhalten, um unsere (meist zu hohen) Erwartungen zu erfüllen. Nach dem Beast, nach dem Brett, nach dem, was wir meinen, wie es früher war, wie es sein sollte, wie es sein müsste - wie es vielleicht niemals sein wird.
1 Antwort
Highcell vor 3 Monaten 1
6
Flakon
7.5
Duft
Erinnerungen an Wald und Holzhütten
Im Opening eröffnet der Duft schön frisch, und sehr bald zeigt sich die Mitte mit ihrem klaren Wald-Thema. Ich weiß nicht, wie Kiefer riecht, aber die Vibes von Bäumen und Kräutern kommen authentisch durch. Der Duft bleibt schlicht, fast minimalistisch.

Der Duft erinnert mich an einen Weiler in Frankreich. An deren Holzhütten. An die Umgebung mitten in der Natur, umringt von Nadelbäumen. An die Stille und die Verbundenheit mit der Natur. Weit weg vom Alltag, von Handys und E-Mails. Fernab vom Lärm und der Erreichbarkeit. Entfernt von der Zivilisation, ihren Geräuschen und Lichtern, ihren Gerüchen und Anforderungen. Sich darauf zu besinnen, was wirklich wichtig ist: im Hier und Jetzt.

Solche Erlebnisse und achtsame Momente kenne ich bei einem Spaziergang durch den Wald. Der Duft schafft es, dieses Thema gut einzufangen. Dafür schätze ich den Duft sehr. Jedoch als Parfum ist es häufig eine andere Geschichte, die sich in der Frage wiederspiegelt: "Interessanter / schöner / kreativer / ... / Duft, aber möchte man so riechen?"

Da bin ich mir nicht ganz sicher. Ich würde gerne am Flakon riechen, gerne am Handrücken. Immer wieder die Erinnerungen erleben, um dann wieder davon abzulassen. Doch mir fallen wenige Situationen ein, in denen man wie eine Waldhütte riechen möchte, so schön und kreativ dies in "Deep Forest (Eau de Parfum) | Frama" umgesetzt wurde. Man läuft Gefahr, dadurch altbacken zu wirken.
0 Antworten
Highcell vor 6 Monaten 6 1
7
Flakon
6.5
Duft
Werther's Echte wird zu Altholzraspelei
Im Opening ist der "Althaïr | Parfums de Marly" durchaus sehr gourmandig, eher in Richtung Karamell, Vanille und etwas Schokolade. Bereits da ist er mit etwas Holzigem unterlegt, jedoch im Hintergrund. Er erinnert mich an süß-klebrige Bonbons, ähnlich wie Werther's Echte. Dabei ist er ein klein wenig "pudrig". Er riecht durchaus "gut", macht hier aber nichts Neues, weshalb er mich nicht so richtig überrascht und auch nicht überzeugen möchte. Die Parfums de Marly Signatur ist da - kann jedoch (noch) nichts über Haltbarkeit und Sillage sagen.

Im weiteren Verlauf kommt das hintergründig Holzige mehr und mehr in den Vordergrund, bis er im Mittelfeld bis Drydown letztendlich doch recht pudrig und "alt-holzig" wirkt. Durchaus noch Süß, wechselt sich hier das Gourmand-Thema in Süßholzraspelei, die mich sehr an "Valentino Uomo (2014) (Eau de Toilette) | Valentino" erinnert. Diese mir bekannten Vibes fand ich früher schon auf Dauer eher anstrengend und ist für mich letztendlich "zu viel".

Insgesamt ein solider, qualitativer Winter- und Weihnachtsduft, der durchaus das Zeug dazu hat, anderen zu gefallen, mir selbst aber bald überdrüssig zu werden.
1 Antwort
Highcell vor 9 Monaten 17 3
8
Flakon
8
Haltbarkeit
8
Duft
Ein Direktvergleich zu Oud Wood
Da der Vergleich hier häufig gezogen wird, ich für mich selbst "Oud Wood (Eau de Parfum) | Tom Ford" besitze und nicht unbedingt begeistert von seiner H/S bin, hoffte ich auf eine wirkliche Alternative mit "Carved Oud (Extrait de Parfum) | Thameen". Nachdem ich nun eine Probe habe, konnte ich beide links/rechts am Unterarm auf der Haut testen. Parallel dazu habe ich die Düfte auf einem Kosmetiktuch getestet. Da, wie auch auf Stoff, halten Düfte ohnehin viel länger. Diesen (kurzen und knappen, und unbedingt subjektiven!) Vergleich möchte ich Euch nicht vorenthalten.

"Oud Wood (Eau de Parfum) | Tom Ford" : Ist durchaus "medizinischer", oder "chloriger" im Opening - und wird, zumindest für mich, im weiteren Verlauf weicher, cremiger und weniger würzig als "Carved Oud (Extrait de Parfum) | Thameen". "Oud Wood (Eau de Parfum) | Tom Ford" scheint für mich innerhalb der ersten Stunden mehr auszustrahlen, was an der EdP-Konzentration liegen mag.

"Carved Oud (Extrait de Parfum) | Thameen" besitzt grundlegend die gleiche DNA wie "Oud Wood (Eau de Parfum) | Tom Ford". Ich muss zugeben, dass man in der Luft nur mit einer sehr feinen Nase den Unterschied bemerken würde - und ganz ehrlich, wer "dort draußen" (außerhalb der Parfumbubble) würde hier die Unterschiede bemerken oder sich überhaupt dafür interessieren? Jener Unterschied wäre möglicherweise auch auf die Hautchemie zurückzuführen, und weniger von einer deutlichen Abweichung der Inhaltsstoffe / der DNA. Aber da wir hier in jener Bubble sind, die es nun mal sehr genau nimmt, hier meine Eindrücke: "Carved Oud (Extrait de Parfum) | Thameen" ist durchaus würziger, mit mehr Hang zum orientalischen Bereich. Das heißt konkret: mehr gewürzlastig, dadurch "härter" oder etwas pointierter, einen kleinen Ticken weniger süß, während "Oud Wood (Eau de Parfum) | Tom Ford" die besagte Sanftheit und Cremigkeit hat und insgesamt runder, also weniger scharfe Spitzen hat (bis auf das cholorig/medizinische Opening). Von der Projektion bin ich eher enttäuscht, was vermutlich - wie oben erwähnt - an der höheren Parfümölkonzentration (Extrait de Parfum) liegen könnte. Allerdings bemerke ich kaum Unterschiede bei der Haltbarkeit - zumindest auf der Haut. Auf dem Kosmetiktuch halten beide gut.

Fazit: "Carved Oud (Extrait de Parfum) | Thameen" ist eine wunderbare Alternative, die durch den vergleichsweise ebenfalls hohen Preis nicht unbedingt so attraktiv ist wie der bekannte Casus "Armaf - CDNI vs. Creed - Aventus". Die Ähnlichkeit ist nicht zu bestreiten und in der Luft vermutlich kaum zu unterscheiden. Wer ein Freund von Zahlen ist, dem würde ich eine 85%-ige Übereinstimmung der beiden anbieten. Durch die runde Cremigkeit hat "Oud Wood (Eau de Parfum) | Tom Ford" für mich etwas mehr Stimmigkeit und Magie.

Je nach dem, wie weit man ausdifferenzieren möchte, könnte man natürlich auch behaupten, dass trotz der Deckungsgleichheit beider Düfte der "Carved Oud (Extrait de Parfum) | Thameen" als eigenständiger Duft hervorgehen könnte. Ab wann man das behaupten möchte, darf jeder für sich selbst entscheiden.
3 Antworten
Highcell vor 1 Jahr 7
7
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Der für mich beste Rosenduft
Die Rose ist hier besonders prominent und durchgehend im Vordergrund. Hier wird ihre Schönheit in den Fokus gestellt, während sich die begleitenden Noten im Hintergrund sammeln und die Protagonistin lediglich ergänzen. Man bemerkt gleich die Qualität und Natürlichkeit des Inhaltstoffes, und auch, weshalb das Dufthaus stolz darauf ist: Matière Première baut die Rosen auf ihrer eigenen Farm an.

Der Duft wirkt nicht sonderlich komplex, sondern sehr fokussiert auf die Rose. Ich erlebe kaum einen Duftverlauf, sondern eine Stabilität des Themas. Sehr subtil kommt etwas süßes, pfeffriges und cremiges hinzu, vielleicht auch einen kleinen Hauch Leder, etwas leicht Grünes. Radical Rose ist zu jeder Zeit frisch - auch im Drydown - und ist für mich ein wunderbarer Frühlingsduft, wenn nach einem langen Winter die ersten Blüten wieder blühen. Ich sehe da ein französisches Städchen, etwas sehr Lebensbejahendes. Ein neuer Anfang.

Der Duft ist trotz des blumigen Fokus nicht zu feminin, nicht klar maskulin, sondern wahrhaftig 50:50 unisex. Er ist weich und hell, freundlich, frisch und schön. Er hat eine super Haltbarkeit (11Uhr vormittags aufgetragen, jetzt 01 Uhr nachts) noch gut wahrnehmbar auf Haut und Kleidung (insg. 5 Sprühstöße). Die Sillage dürfte ebenfalls in diesem Bereich sein.

Für den verhältnismäßig moderaten Preis eines Nischenparfums bekommst du hier eine wirklich höchstqualitative Rose, die modern und sehr gut tragbar ist. Der Duft ist kein Brett, kein Biest, kein Dosenöffner, sondern in einem Satz zusammenzufassen:

Einfach schön.
Für mich persönlich der Rosenduft schlechthin.
0 Antworten
1 - 5 von 37