Honigmelone

Honigmelone

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1 - 5 von 19
Honigmelone vor 8 Jahren 19 5
6
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Fetter Hochbarock
Der Sommer 2015 hat mir eine Sensibilisierung meiner Nase beschert. Seitdem dosiere ich Düfte vorsichtiger und nehme meine Parfums oft anders wahr. So auch Explosive, den ich vor langer Zeit bei Rossmann im Angebot erworben hatte. Weil mir der Duft langfristig nicht zusagte, hatte ich versucht, meine Flasche Parfumas zu schenken, dann wollte ich sie beim letztjährigen Schrottwichteln loswerden, habe aber schließlich doch CDs verschenkt. Dem Duft wollte ich, bedingt durch meine veränderte Duftwahrnehmung, eine neue Chance geben. Und siehe da: it works!

Explosive startet sehr schön: Aldehydig-frisch-würzig und absolut unisex. Mit der Zeit gewinnt die Rose die Oberhand. Abgerundet wird er mit Amber und Sandelholz. Der Duft ist für mich ein monothematischer Rosenduft, denn die anderen Ingredienzen dienen eher dazu, die Rose zu untermalen. Er ist unsüß, bitter-rauchig und besticht trotz der Schwere durch eine herb-erdige Frische. Das Patchouli ist hier sanft dosiert.

Explosive wirkt tief und dunkel und hat schon etwas Mystisches. Der Duft begleitet nicht, sondern hüllt ein. Er ist wie ein Gruß aus einer anderen Zeit mit 80er-Jahre-Sillage und ebensolcher Haltbarkeit. Eine Uralt-Liebschaft, der, wenn wieder aufgeflammt, eine vergangene Tragik anhaftet. Ich kann mir vorstellen, dass Explosive, gemischt mit Tabakrauch, eine eigenwillige und sehr angenehme Symphonie ergibt. Er erinnert mich zunächst an das Eau de Parfum von Paloma Picasso, irgendwie geht er auch Richtung Opium, im weiteren Verlauf rieche ich dann Ähnlichkeiten mit dem EDT von Narciso Rodriguez. Wäre Explosive eine Farbe, so wäre er dunkles Petrol, sattes Bordeaux oder tiefes Violett, vielleicht noch mit Anthrazit kombiniert. Wäre er Stoff, dann Samt. Wäre er ein Zeitalter, dann fetter Hochbarock. Musikalisch passt er hervorragend zu den frühen Sisters of Mercy, zu dem Weltschmerz der frühen The Cure, zur tragischen Opulenz der Smashing Pumpkins und zu dunkel-düsterem Techno (ja, ich bin der Meinung, den gibt es wirklich).

Die Gelegenheiten, bei denen der Duft tragbar ist, kann ich noch nicht nennen, da ich ihn bisher fast ausschließlich in der kälteren Jahreszeit trage, wenn ich alleine zu Hause bin. Vielleicht sollte ich mit ihm öfter mal unter Leute. Würde ihm bestimmt gefallen. Fetter Hochbarock hin oder her.
5 Antworten
Honigmelone vor 9 Jahren 6 5
5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft
Ich bin ein Weihnachtsplätzchen
Zumindest, wenn ich RLF trage.

Dies ist ein Duft, den ich eher als sanft und liebreizend einstufe und der dadurch bei mir extrem polarisiert. Ich besitze ihn seit zirka 10 Jahren, 40 ml Inhalt waren mal drin, wobei der Flakon noch zur Hälfte gefüllt ist. Also nicht gerade mein Lieblingsduft.

RLF beginnt frisch, zitrisch und fruchtig mit einem cremig-weichen Unterton. Sehr schnell wird er cremig-nussig, Rosenholz kommt gut an mir heraus, der Zimt hält sich dezent im Hintergrund. Haselnuss gibt dem Duft die besondere Note und dominiert, es könnte auch ein Mandel-Nuss-Akkord sein, obwohl Mandel nicht in der Duftpyramide aufgeführt ist. RLF wird mit der Zeit weicher, zur mandeligen Nuss gesellen sich Blumen hinzu. In der Basis empfinde ich ihn süß durch die Vanille, Sandelholz kommt bei mir auch gut zum Vorschein. Ich bin schließlich in eine wohlige, schmeichelnde Süße eingehüllt, die mich an Marzipan erinnert, körpernah ist und bei schweißtreibenden gruppendynamischen Prozessen (Tanzen) nicht stört. Innerhalb des Duftverlaufs erinnert mich RFL zwischendurch etwas an L´Instant Magic, die Basis ist allerdings gänzlich verschieden.

Obwohl ich RLF als einen Duft für jeden Tag und eher als gefällig sehe, hat er durchaus seine Berechtigung. Er ist kuschelig und süß, die Sillage ist gut, die Haltbarkeit sehr gut. Keinesfalls ist er penetrant, sondern freundlich, warm und schützend. Er haut nicht auf die Pauke, sondern begleitet und unterstützt. Da ich mit Düften eher vorsichtig bin, wenn ich zum Beispiel einen wichtigen Amtstermin habe oder eine Bekannte, die anfällig für Migräne ist, besuche, ist dann eher RLF angebracht. Letztes Jahr war er mein Weihnachtsduft. Bei einem weihnachtlichen Familientreffen ein, zwei Jahre zuvor hatte ich meine Schwester mit zwei Sprühern unreformuliertem Obsession schon fast narkotisiert (Nachtrag, um Missverständnisse zu vermeiden: Das lag nicht am Duft, sondern an der Sillage!). Weil eine ohnmächtige Schwester mir kein Geschenk überreichen kann, habe ich deshalb letztes Jahr sicherheitshalber zu RLF gegriffen (und ein Geschenk bekommen).

Durch die ganze olfaktorische Harmonie blitzt der Nuss-Mandel-Akkord hervor. Er verleiht RLF das Eigene, Besondere, dieses gewisse Etwas, das ihn nicht abdriften lässt in übergroße Gefallsucht und somit in Beliebigkeit. RLF ist nicht gerade großes Kino oder große Leidenschaft. Nichts ist hier laut, fordernd, verrucht, verraucht, aphrodisierend, obwohl Zimt als klassisches Aphrodisiakum in der Duftpyramide ganz zu Anfang steht. Keine Wildheit! Keine dunklen Seiten! Kein Aufbegehren! Und zwar so was von nicht! Ich weiß, das ist jetzt schwer vorstellbar, wenn Ihr charakterlich ausgewogenere Düfte jenseits des Liebreizes gewohnt seid, aber es ist die bittere Wahrheit. Auf Dauer ist das dann doch etwas schwierig für mich und genau deshalb trage ich RLF eher selten.

RLF ist ein Duft, der mit der Trägerin verschmelzen kann, wenn sie es zulässt. Jedenfalls sollte sie sich auf seine Sanftmut, seine warme, helle, freundliche, liebevolle, nicht aufdringliche Aura einlassen können. Ich schaffe das bisher nur teilweise.
5 Antworten
Honigmelone vor 9 Jahren 9 8
Sternzeichen-Bashing: Ich bin Löwe, Löwe, oh Baby, ich bin Löwe
Als Freundin der gepflegten Untergrund-Unterhaltungsmusik fielen mir, als ich heute Altamir trug, diese Textzeilen von Andreas Doraus „Löwe“ ein. Um hier keine Missverständnisse entstehen zu lassen: Hätte das Lied von irgendeinem anderen Sternzeichen gehandelt, wäre dieses in meiner Überschrift gelandet. In „Löwe“ besingt Herr Dorau eine obszöne und aufdringliche Dame des selbigen Sternzeichens. Herr Dorau hat bei der Dame wirklich nichts zu lachen.

Nichts zu lachen habe ich auch bei Altamir: Er ist kein fröhlicher Duft. Mein erster Eindruck ist „zitrisch-frisch“, dann kommen blumige Noten daher, gefolgt von einer dominanten Orangenblüte. Ein Mindestmaß an Lieblichkeit ist hier Fehlanzeige. Der Duft wird bald recht stechend und reizt meine Nasenschleimhäute. Modrig, süß-säuerlich. So bleibt er, zumindest bei mir. In diesem Stadium empfinde ich Altamir, um den jetzt den Schwenk zu Andreas Dorau zu machen, als obszön und aufdringlich. Ich nehme an, dass dies vielleicht an einer unglückseligen Kombination von Patchouli mit irgendwelchen anderen Ingredienzen liegt. Erklären kann ich es mir nicht, da ich mit den in der Pyramide angegebenen Duftstoffen keine generellen Probleme habe. Angel Eau de Parfum kam ähnlich schlecht an mir raus, außerdem erinnert mich Altamir an Le Male von Jean Paul Gaultier, den mein Nachbar in Überdosierung trug und der ähnlich stechend an ihm roch (seine Partnerin hat manchmal schon die Flasche vor ihm versteckt). Ein anderer Nachbar „duftete“ nach dem Duschen auch so ähnlich, da lag dann im Sommer die halbe Nachbarschaft im Koma.

Normalerweise fahre ich ja auf ausdrucksstarke Düfte ab. Bei Altamir kann ich Haltbarkeit und Sillage allerdings nur bemängeln. Denn beide sind zu meinem Leidwesen sehr gut, soll heißen, ich bin stundenlang in eine Wolke stechender Penetranz gehüllt. Diese Wolke wird in der Basis zwar eher zum Wölkchen, dadurch wird der Duft aber nicht besser (ich habe dieses Wölkchen jetzt mal mäßig erfolgreich mit Catalyst überdieselt). Mehr als zwei Sprüher dürften selbst bei denjenigen, an denen Altamir besser rauskommt als bei mir, was sicherlich nicht allzu schwierig ist, zu viel sein.

Ich empfinde Altamir an mir, wahrscheinlich durch meine Assoziation mit meinen Nachbarn, als extrem unweiblich, er erscheint mir nicht wie ein liebevoll komponiertes Parfum, sondern wie ein billig zusammengeschustertes Rasierwasser. Da ich weiß, dass Angel EDP an anderen weitaus besser rauskommt als bei mir, und zwar ohne stechende Note, gehe ich davon aus, dass dies bei Altamir auch der Fall ist. Deswegen möchte ich hier keine Bewertung abgeben.

Auf jeden Fall lastet Altamir schwer auf meiner empfindsamen Seele. Positive Assoziationen sind daher zunächst Fehlanzeige. Obwohl: Andreas Doraus „Löwe“ hat eine schöne Melodie, seine Konzerte sind super und sein Techniker ist zum Anbeißen. Geht doch!
8 Antworten
Honigmelone vor 9 Jahren 12 8
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Grunge, kein Schlager
Man muss das Rad nicht ständig neu erfinden. Manchmal hilft es einfach, etwas Altes mit der Gegenwart zu verbinden und dann zu schauen, was dabei rauskommt. So geschehen mit Catalyst von Halston. Dank Pluto habe ich hier etwas vergessen Geglaubtes wieder aufgetrieben. Generell: Der Duft, den ich nie besessen habe, kommt mir irgendwie bekannt vor. Der Gutste hat ja schon immerhin 21 Jahre auf dem Buckel und ich bin auch schon zum x-ten Mal 25. Verwundert und etwas abgeschreckt durch die hiesigen Kommentare, da er als schwierig und kantig bezeichnet wurde, von Medusas Tochter sogar als krass, habe ich mir irgendwann endlich ein Herz gefasst und ihn getestet. Und er schmiegt sich an mich wie eine zweite Haut. Klasse. Als krass, schwierig und kantig würde ich ihn jetzt nicht bezeichnen. An mir ist er ein dicht gewebter, wärmender Duftschal mit einem Ticken Süße, grün, fruchtig durch Bergamotte und Pfirsich. Weitere Ingredienzen herauszuschnuppern fällt mir schwer, den Duft sehe ich eher als Gesamtkunstwerk, das mit der Zeit holzig-blumig wird. Die Basis entfaltet sich recht süß. Catalyst ist ein schwerer, komplexer, opulenter Duft, der sich nicht zurücknimmt. Mit grauem Himmel und stürmischem Herbstwetter harmoniert er bestens.

Für mich ist er extrem weiblich und wirkt sich – in Maßen dosiert, versteht sich – sicherlich positiv auf die Umwelt aus. Entfernt erinnert er mich an Femme von Rochas. Catalyst beinhaltet dieses dezente Maß an Unangepasstheit, das eine Person ausmachen kann, wenn sie ihre Eigenwilligkeit durch das Tragen eines Duftes preisgeben will. Dadurch ist er nicht immer gefällig, was ihn natürlich umso interessanter macht. Kein Duft also, mit dem man in der Masse untergeht. Das muss man erst mal wollen. Denn Sillage und Haltbarkeit sind gut.

Die Grundstimmung von Catalyst ist tief und dunkel. Er wirkt auf mich tröstlich und irgendwie passend. Je nach dem, von welchem Blickwinkel aus man dieses Machwerk betrachtet, ist es zeitlos, wenn nicht sogar modern. 1993 wurde Catalyst auf den Markt geworfen, im selben Jahr, als Nirvana „In Utero“ veröffentlichten. Zu dieser Musik passt Catalyst weitaus besser als zur gerade omnipräsenten Helene Fischer. Aber in Zeiten seichter Schlagermusik, diverser neueröffneter Shopping Center (wir haben hier in Stuttgart gleich zwei auf einmal bekommen, ich warte schon sehnlichst auf das nächste) und gehirnauffressender Fernsehsendungen ist Catalyst sicherlich ein Duft, der seine Berechtigung hat.
8 Antworten
Honigmelone vor 9 Jahren 6 5
10
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft
Honigmelone, mit Sternenwasser beträufelt
Eau de Star legte ich mir zu, als es neu auf dem Markt war, das war im Sommer 2007. Ich löste meinen Breuninger-Geburtstagsgutschein für diesen Duft ein. Fortan trug ich ihn gerne und mit Stolz. Er war damals ein Novum: Orientalisch, allerdings nicht zu schwer, sondern fruchtig-frisch und mit Aqua-Noten, die dem Duft eine gewisse Leichtigkeit geben. Der Flakon ist super: dreieckig, in der Flüssigkeit ist ein blauer Plastikstern eingebettet. Für mich als Liebhaberin starker, aussagekräftiger Parfums ein Duft, den ich dauernd tragen konnte. Nur an sehr heißen Tagen habe ich davon abgesehen. Lange Zeit trug ich ihn als Ganzjahresorientalen. Selbst für die Trauerfeier meines Vaters im November 2007 hatte ich mich mit diesem Duft quasi „geschützt“. Meine Umwelt nahm Eau de Star an mir meist positiv war, ich wurde öfter darauf angesprochen. Zwei Kolleginnen, denen der Duft an mir sehr gut gefiel, schenkte ich Duft-Proben. Eine von ihnen meinte, ich dufte erotisch. Das ist ja schon mal was.

Der Duft startet zitrisch und scharf mit einer dunklen Tiefe, letzteres dürfte schon das Patchouli sein. Dann kommen fruchtige Komponenten hinzu, bei denen eine Wassermelone dabei sein könnte. Mit der Zeit wird der Duft durch Vanille weicher und milder. Die Patchouli-Note ist von Anfang an recht dominant, aber so, dass sie an mir noch gut rauskommt. Bei Angel, Eau de Parfum, dem Patchouli-Klopfer schlechthin, kommt diese Komponente sehr übellaunig und nervig auf meiner Haut zum Vorschein. Eau de Star entfaltet sich auf meiner Haut zunächst herb-zitrisch Richtung Unisex. Eine gewisse vanillige Süße mit einer Gourmandnote dringt in der Basis durch, gepaart mit zitrisch-fruchtigen Elementen und Patchouli; mich erinnert das an Zitronen-Eis mit Vanille. Die Haltbarkeit des Sternenwassers ist sehr gut. Zwei Sprüher reichen, um einen ordentlichen Duftschleier hinzubekommen. Trotz seiner Aussagekraft drängt es sich nicht in den Vordergrund.

Nach längerer Abstinenz habe ich Eau de Star gestern und heute wieder aufgelegt. Mein 50-ml-Flakon ist schließlich fast leer und es stellt sich für mich die Frage, ob ich mir den Duft wieder zulegen soll. Er ist inzwischen schwer zu bekommen. Denn kaum war er auf dem Markt, wurde er auch schon wieder weggenommen. Angeblich war Herr Mugler mit dieser Kreation nicht zufrieden, vielleicht haben einfach die Verkaufszahlen nicht gestimmt. Eau de Star empfinde ich seit längerem durch den scharfen und zitrischen Anfang als unharmonisch. Mich stört das deswegen, weil ich in letzter Zeit eher zu „weicheren“ Düften neige. Allerdings wird diese Disharmonie mit der Zeit schwächer, die Basis hingegen empfinde ich schon fast als versöhnlich. Wenn ich direkt an meiner Haut rieche, begeistert mich die Patchouli-Note, wobei ich vor einiger Zeit diesen Geruch im direkten Hauttest an mir nicht mochte. Hänge ich nicht ständig mit meiner Nase an meiner parfümierten Haut, nehme ich den Duft um mich herum zwar als präsent, aber auch als überaus angenehm wahr.

Hin- und hergerissen von meinen in letzter Zeit widersprüchlichen Empfindungen bin ich mir nicht sicher, ob ich mir den Duft wieder zulegen soll. Das Sternenwasser kommt alles andere als langweilig daher. Sicherlich gibt es komplexere Düfte, aber die Mischung aus zitrisch-fruchtiger Schärfe, tiefgründigem Patchouli sowie Vanille ist sehr reizvoll und zeigt eine gewisse Polarität in Eau de Star auf. Gerade wegen dieses olfaktorischen Spannungsbogens ist der Duft nicht für jede Person geeignet. Wenn der Duft aber passt, ist er zu vielen Gelegenheiten tragbar und ein echter Allrounder. Schöne Sache, das!
5 Antworten
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