Hordak

Hordak

Rezensionen
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1 - 5 von 39
Hordak vor 9 Jahren 12 7
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Tuberös
In letzter Zeit rieche ich mich vermehrt durch viele der klassischen Damendüfte. Wie sich einige, die meinen Geschmack vielleicht schon kennen denken können, konzentiere ich mich dabei zuerst auf die Zeitperiode der 70er und 80er Jahre. Ähnlich wie mit meinen Lieblingsherrendüften, ist die Chance, dort einen für mich wohlriechenden Duft blind zu kaufen recht hoch. Und ich lerne jede Menge neuer Noten kennen, von denen ich viele aufgrund meiner bisherigen Fixierung auf Herrenparfums noch nicht kannte.

Während dieser olfaktorischen Odyssee, ist mir eine Note besonders in der Nase haften geblieben. Die Tuberose!
Fleischig, cremig, schwülstig und schwer. Wer hätte es gedacht? Sie ist sofort zu einer meiner Lieblingsnoten avanciert. Der Duft, der mich in Bezug auf diese Note sofort verführen konnte, war Balenciagas Michelle. Hier ist die Tuberose das Fleisch, welches das Skelett der restlichen Noten schmückt. Sie dominiert bis zum Ende.

Nun kommt endlich der Wendepunkt zu Richard James Savile Row. Hier ist die Tuberose auch recht deutlich zu erkennen, von Anfang bis zum wohligen Ende. Im Gegensatz zu Balenicagas bombastischen Michelle, bildet sie hier nicht das Fleisch, sondern das Skelett, auf dem Muskeln aus Patchouli, Sehnen aus Lavendel, Bindegewebe aus leicht süsslichem Wildleder, und ein nach Sandelholz duftendes Blutgefässystem lagern. Der fleischliche Aspekt, welche die Tuberose als Hauptnote oft hat, fehlt hier. In Savile Row sorgt sie für einen cremigen und wundervollen floralen Effekt, welcher den aus verschiedenen Gewebe bestehenden Körperschichten eine elegante und symmetrische Form gibt. Ich bin begeistert! Ein orientalischer Duft, der sich in seiner Aura in Nähe zu Tiffanys Herrenklassiker, Yves Saint Laurents Opium pour Homme, oder Aramis JHL bewegt.

Leider ist die Produktion eingestellt, eine Feststellung, die ich viel zu oft in meinen Kritiken machen muss, aber hier, oh Wunder, hat der Herr der Düfte, bzw Richard James mich scheinbar erhört. Im amerikanischen Basenotes Forum wurde schon vor einiger Zeit angekündigt, daß seine Duftlinie wieder aufersteht. So gut es geht, unverändert in derselben visuellen Form des schönen, handschmeichlerischen Flakons, und hoffentlich auch im olfaktorischen Sinne.

Zum Preis kann ich leider nichts sagen. Haltbarkeit und Sillage sind in meiner alten Version, welche ich hier stolz in den Händen halte, sehr gut.

Freunde orientalischer, floraler und natürlich eigenständiger Düfte sollten einen Test wagen. Es wird sich lohnen.
7 Antworten
Hordak vor 9 Jahren 3 2
7.5
Flakon
7.5
Sillage
5
Haltbarkeit
9
Duft
Ein Colt für alle Fälle
Achtung: Werbung und Danksagung

Mein geschätzter Kollege und Bruder Yatagan, der mich wohl am meisten hier in der Community beeinflusst und mein Wissen erweitert hat, machte mich durch seinen Kommentar damals auf Sienna aufmerksam, und da ich Blindkäufen seit jeher nicht abgeneigt war, bestellte ich blind und mir wurden die Augen geöffnet.

Das wesentliche wurde schon gesagt. In Kurzfassung ist mein Eindruck von Sienna ein durchweg positiver. Leicht würzig, leicht süsslich, leicht ledrig, mit schwer zu fassenden, bzw nicht klar erkennbaren Einzelnoten, was in diesem Falle als Kompliment zu werten ist. Sienna war und ist für mich ein Jack of all Trades, einer auf den Verlass ist, einer den man in jeder Mannschaft, in jeder Bande, in jeder Gemeinschaft von Brüdern haben sollte. Vergleichbare Düfte, im Sinne von Genre und Einsatzgebiet sind vielleicht Hechters Caractere und Aramis' Tuscany per uomo. Sienna steht im Hintergrund, er macht die Dinge die gemacht werden müssen, auch wenn diese Dinge nicht immer glorreich sind. Ohne ihn würden die schillernden Persönlichkeiten keine Gelegenheit haben zu schillern, ohne ihn würde man vielleicht einige Kämpfe überraschenderweise durch Einzelaktionen gewinnen, die Schlacht aber verlieren. Denke ich an Sienna, fällt mir Steve Kerr aus dem Mitte 90er Team der Chicago Bulls ein, fällt mir Wedge Antilles aus "Krieg der Sterne" ein, Luke Skywalkers Flügelmann und Überlebender aller großen Schlachten gegen das Imperium, fällt mir Danny der Tunnelgräber aus "Gesprengte Ketten" ein, der trotz seiner Klaustrophobie tapfer weiter gräbt und es am Ende über die Grenze aus Deutschland zu entkommen schafft.
Kurzum: ein Duft für jede Jahreszeit und jeden Anlass. Sillage und Haltbarkeit sind durchschnittlich aber verlässlich bei mir. Der Standard Crabtree & Evelyn Herrenflakon gefällt mir sehr gut, die Verpackung richtig klasse. Und der Preis lag damals bei richtig günstigen 33 Euro pro 100ml, und er war jeden Cent wert.

Leider wurde er wohl eingestellt, und ich ärgere mich, daß ich damals nicht einen größeren Vorrat angelegt habe, den ich war der Meinung, Sienna würde noch lange existieren. Falsch gedacht, grrrrr!

Dank natürlich auch an Bruder Yatagan. Bisher hat jeder Kommentar, jeder von dir empfohlene Duft, und jede gesendete Duftprobe mich überzeugen können. Spanish Leather von Truefitt & Hill zb, von dem ich einst eine Probe von dir erhalten habe, hat es geschafft die rechte Hand des Königs Antaeus zu werden. Aber das wird ein anderer Kommentar.
2 Antworten
Hordak vor 10 Jahren 13 5
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Arabeske
Mauboussin ist ein altes Pariser Juweliershaus, und dürfte den meisten Menschen erstmal nicht geläufig sein. Genauso verhält es sich mit ihrem Parfumoutput. Hierzulande bei den großen Ketten nicht zu finden, treffen höchstens Sammler und Kenner auf deren kleines aber feines Duftsortiment. Nachdem ich Mauboussin Pour Homme in der EdP Version durch Tip eines englischen Fragrantica Kollegen kennen und schätzen lernen durfte, war es für mich zu verantworten, mit M Generation einen Blindkauf zu wagen.

Der Name könnte abschreckend wirken, denn man könnte vermuten, sie würden sich an eine wie auch immer geratene Generation anbiedern, wobei mir bis heute nicht klar war, wen oder was die titelgebende M Generation repräsentiert.
Durch Recherche für meine Kritik stieß ich auf den Pressetext: "Mauboussin M Generation is a new men's fragrance by the house of Mauboussin which glorifies masculinity and timeless elegance of modern man".
Aha, interessant, blablabla. Doch sollte man sich nicht von dem nichtssagenden Pamphlet abschrecken lassen, denn M Generation ist ein feiner, individueller und für den geringen Preis absolut herausragender neuer Duft, der in der Designerwelt von heute seinesgleichen sucht.

In der Kopfnote begegnet einem Bergamotte, Ingwer, westindischer Lorbeerblätter (bekannt aus den Bay Rum Colognes), Muskatnuss und Sechuan Pfeffer. Dieser Pfeffer dominiert, wenn auch nur kurz den ersten Eindruck, aber er ist weder stechend noch niesreizend, sondern angenehm würzig. In der Herznote kann ich von den angegeben Komponenten vor allem durch Jasmin und etwas Zimt gesüssten Weihrauch wahrnehmen, sehr sphärisch und eigenständig, weder zu sehr an katholischen Weihrauch oder orientalische Vertreter erinnernd. Diese Phase hält sehr lange an und verbindet sich gegen Ende harmonisch mit einem Triumvirat aus Guajak, Zedern- und Sandelholz, welches durch einen Hauch Labdanum nicht zu süss wirkt.

In meinem Kopf entsteht ein edler Palast, arabesk verziert, mitten im feinsten goldenen Wüstensand stehend. Ein eindeutig orientalischer Duft, aber ein zurückhaltender, eleganter Vertreter seiner Art. Eher ein weiser alter Imam, als ein protziger Scheich.

Sillage und Haltbarkeit sind für ein Eau de Parfum ordentlich, etwas über dem Durchschnitt. Preislich im Schnitt etwa bei 40 Euro für 100ml.

Der Flacon wird die Gemüter spalten, und auch ich war zuerst nicht sicher ob ich ihn schätzen lernen würde. Der leicht spiegelnde und zwischen Beige und Silber oszillierende Effekt ist beeindruckend. Die Form wird viele an das Burj Al Arab Hotel in Dubai erinnern, mich hat es zuerst vor allem an diverse Insekten und deren Kokons erinnert, mittlerweile aber hat mich die Form überzeugt.

Fazit: Ein aktueller Mainstream/Designerduft der mich nicht nur überzeugt, sondern den ich nun in meine ständige Kaufrotation eingebunden habe? Ja, so etwas soll es geben. Ich kann jedem, der sich für orientalische Düfte begeistert und mal etwas abseits der derzeitigen Douglas Top 10 kennen lernen will, nur raten einen Blindkauf zu wagen. Vielleicht noch nicht ganz in der Amouage Liga, aber ich behaupte er kann ganz oben mitspielen.
5 Antworten
Hordak vor 11 Jahren 11 3
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Erdalnostalgie
Ich habe schon oft meine Bewunderung für das beinahe völlig vom Radar verschwundene Haus Jaques Bogart ausgedrückt, und kann es hier wieder tun:
Mit Witness (ich kann es mir nicht verkneifen, ich alter Fips Asmussen!) wurde ich Zeuge des perfekten Nostalgieduftes für die kalten Jahreszeiten.

Ich bin mir recht sicher, daß die oben angegebene Duftpyramide ein paar Lücken enthält, denn die zweite dominierende Note neben dem sich durch den ganzen Duftverlauf ziehenden Zimt, ist die Balsamtanne.
Schaut man auf Fragrantica die Duftpyramide an, erschlägt einen mal wieder die Notenvielfalt, aber wie ich in vielen Kritiken bisher immer verkünden konnte, ist das bei den 70er bis 90er Klassikern kein Problem. Auch hier fügt sich alles zu einer Gestalt zusammen. Eine Gestalt die mich auf meine erste Assoziation bringt, als ich den Duft das erste Mal testen durfte. Diese Gestalt meiner Assoziation ist mein Vater, der mit Schuhbürsten, diversen Lappen und einer großen Menge Schuhcreme und Schuhpolitur diverser Farben und Marken, primär aber der Marke Erdal, seine schwarzen Lederschuhe pflegt.
Leder ist kein Teil dieses Duftes, aber diese spezielle Schuhcreme Akkord lässt mich daran denken. Es ist eine gute Erinnerung, und ich hoffe daß keiner, der sich unter Schuhcreme nichts vorstellen kann oder sie gar als abschreckend empfindet, sich davon abhalten lässt den Duft zu testen.

Die zweite Assoziation kommt durch die wunderschöne Balsamtanne und den Flacon, der mich unweigerlich an einen Weihnachtsbaum erinnert. Dunkelgrün und ein feines Braun, so riecht die frischgehackte Tanne, unter welcher bald würziges Gebäck liegen wird!
Der Duft ist nun auch schon wieder 21 Jahre alt, und heutzutage würde kaum ein Haus darauf setzen, so einen Duft auf den Markt zu bringen. Dies soll allerdings nicht bedeuten, daß der Duft nicht mehr in die Zeit passt. Einige mögen argwöhnen, meine nostalgischen Erinnerungen würden mich den Duft verklären lassen, aber ich widerspreche. Ich habe den Duft zuerst vor ungefähr vier Jahren gerochen, und er hat mich damals umgehauen und tut es heute, nachdem ich viele weitere Düfte kennen lernen durfte, noch genauso. Am ehesten erinnern tut er einen, neben dem leider auch eingestellten KL Homme von Lagerfeld, an einen meiner wenigen Nischendüfte, Noir von Reminiscence. Den finde ich auch genial, am im Direktvergleich gewinnt Witness. Ein ganz großartiger Duft!
Allen Nischenfreunden und Leuten, welche denken, Düfte müssten viel kosten und dürften nicht von schnöden Designern stammen, sollten unbedingt testen wenn sie können. Er ist es wert.

Sillage und Haltbarkeit sind etwas besser als gut, ich würde hier je 80% vergeben. Der Flacon hat etwas kitschiges, aber aufgrund der Farben kann ich ihm doch etwas abgewinnen. Zeitlos ist er allerdings nicht.
Der Duft ist immer noch zu völlig akzeptablen Preisen zum Beispiel im amerikanischen Ebay zu ergattern, ein Aufpreis von 10 Euro Versand sind zu verschmerzen. Auf zum Kauf!
3 Antworten
Hordak vor 11 Jahren 15 7
10
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Dracula
Die erste Assoziation beim Riechen dieses feinen Duftes war "Graf", und zwar nicht der unsägliche glatzköpfige Graf, oder der geniale aber leicht wirre Graf Zahl, sondern der bekannte, und stilsichere Graf Dracula. Am besten verkörpert von Christopher Lee.

Warum diese Assoziation? Das zu beschreiben wird schwer, aber ich versuche mein Bestes. Wie viele der älteren, nicht mehr hergestellten Düfte der 80er und ersten Hälfte der 90er, ist auch Ungaros "Pour L'Homme" ein Gesamtkunstwerk, in dem sich mehrere Noten zu einer Gestalt vereinigen, bei welcher sich dann diese einzelnen Noten nur noch schwer identifizieren lassen. Zwei andere gute Beispiele für solche Düfte, die diesem hier in ihrer Aura und in einigen Noten sehr ähneln sind Chanels "Antaeus", mein Lieblingsduft, sowie Carons "Le Troisieme Homme". Gemeinsame Komponenten, die man mit Mühe erkennen kann, sind Lavendel, Rose, Nelke beziehungsweise Landnelke (Geranie) und Jasmin, welche alle drei Düfte sehr üppig und schwer, trotzdem aber elegant wirken lassen.

Was diese drei Düfte ebenfalls eint, ist meine Vorstellung, daß so Graf Dracula riechen würde, käme er einem denn nahe genug an den Hals. Ein komplexer, rubinroter, auf sexy schmutzige Art französischer Duft, der garantiert in Gothic Kreisen gut ankommen würde, obwohl er kein Patchouli besitzt.

Solche Designer Düfte gibt es heute einfach nur noch selten, diese Kombination von Noten ebenso. Das ist einfach out, was es für mich interessanter macht. "Pour L'Homme" ist übrigens Teil des Ungaro Triumvirats, gefolgt von den dann Ungaro II und III betitelten Düften. Jeder für sich ist genial, Nummer III wird noch hergestellt und ist ein kleiner Geheimtipp für Rosen und Alkohol Freunde, von diesen dreien ist aber der Erste eindeutig mein Favorit in seiner Komplexität. Sillage ist sehr stark, sie folgt einem wie ein langer schwarzer Umhang, und man kann sich mit diesem Duft als Graf fühlen, und sich den Hälsen schöner Frauen gerne nähern, ohne schmierig zu wirken. Der Duft wird seine Wirkung nicht verfehlen!

Flacon ist auch zeitlos schön, alle drei Ungaros haben dieselbe Flacon Form aber jeweils unterschiedliche Farben. Dieser hier ist aus dunkelrotem Glas, dunkelgrün marmorierter Kappe und goldenen Verzierungsleisten. Gefällt mir sehr gut! Einziger Kritikpunkt, und selten habe ich mich so darüber gewundert, ist die schlechte Haltbarkeit. Nach knapp 3 bis 4 Stunden ist kaum noch etwas zu bemerken, obwohl einen der Duft gerade in der Kopfnote mit seiner Stärke fast überwältigt.

Bei Ebay in Deutschland sowie Italien, Spanien und Frankreich ist der Duft noch erhältlich. Freunde der beiden genannten Düfte können bedenkenlos blind zugreifen.

Ungaro hat einen neuen Duft im Programm namens "For Him", und als ich die Noten las, war ich interessiert und sogar einiger Hoffnung, daß dabei etwas Gutes rauskommen könnte. Als ich den Flacon sah, musste ich mich übergeben und die Hoffnung schwand. Hoffen wir, daß "For Him" in punkto Komplexität und Wohlgeruch seinem Ahnen alle Ehre macht.
7 Antworten
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