Hyazinthe

Der Start zeigt mir eine klassische Seife, würzig, von Zesten beherrscht, ernst, harsch, Vetiver scheint durch. ich erwarte einen klassischen Chypre. Koriander sowie Ylang könnte höchstens die Hintergrundmusik bedienen. Eine Spur Süsse könnte von dem Ylang stammen.
Nach fast einer halben Stunde kommt der Auftritt der Nelke, Nelkenseife, Ich assoziiere eine ältere herrschaftliche Dame in Schwarz, gleichwohl nähert sich das Blumige vorsichtig, sodass ich des Duftes noch nicht müde bin. Das Harsche wird milder, die Süsse des Myrrhenbaumes mit seinem warmen erdhaften, balsamischen Duft wird nun immer stärker, und mir wird bewusst, dass dieser schon früh den Duft gestützt hat, denn sonst hätte ich nicht von vornherein den Duft gemocht. Wäre er mir zu streng und harsch gewesen. Offenbar spielen da auch die Rose und der Jasmin eine tragende Rolle, ohne sie einzeln wahrzunehmen, denn alle Düfte, die ich mag, haben die Rose in sich.
Ernst bleibt er, würzig, manchmal blitzt etwas Leder auf, aber auch etwas Schokolade, mag das von dem Patchouli kommen? Zitroniges Gras, Vetiver wahrscheinlich, hält Frische und verbündet sich mit dem Würzigen. Die Blumen tanzen im Hintergrund, durchbrechen die etwas steifen männlichen Reihen. Die Gewürznelke hat sich zurückgenommen, bereit, mit den Anderen zu verschmelzen, was letztlich zu einem warmen würzigen, leicht blumigen, immer balsamischer werdenden, etwas orientalischen Duft führt, der absolut von beiden Geschlechtern gut zu tragen ist. Tatsächlich, sehr wandlungsfähig, bei jedem Tragen zeigt er sich etwas von einem anderen Gesicht, einer anderen Perspektive, was für mich seine hohe Qualität zeigt.
Hier ist nichts chemisch, synthetisch, es riecht sehr nach natürlichen hochwertigen Zutaten. Ein klassischer, sehr erwachsener Duft, der Reife der tragenden Person voraussetzt.
Wie Verbene empfinde ich den Duft dunkelgrün, vielleicht mit braunen Einschlüssen, oder auch dunkles Gold. Brokat. Abendstimmung. Stille. Ernst, tatsächlich wie alte Gemälde. Und doch ist da das Heitere, wie ein Augenaufschlag aus dichten Wimpern, ein Lächeln, das mich an Manukahonig denken lässt. Auf meine Haut aufgetragen.

Tagelang war der Himmel grau, die Luft feucht und kalt, vom November ging es in den Dezember. Licht fehlte, die graue Decke hing lastend über der Stadt. Die Menschen hasteten gebeugt und in sich gekehrt ihres Weges.
Dann, eines Morgens war der Himmel plötzlich hell, mit einer fluffigen weissen Schicht bedeckt, durch die eine winterliche Sonne weich und verschwommen ihr milchiges Licht fallen lies. Staunend stand ich da, schaute in dieses flimmernde Schauspiel, konnte meinen Blick nicht mehr von diesem Himmel lassen, es war, als hätte eine Fee ihren Zauberstab geschwungen und man müsste noch die Silbersprenkel sehen, die ihm entfleucht waren. Wie mit Gaze oder feinster Seide bedeckt war der Himmel, durch den die Milch des Winterlichtes streute.
Der Lärm um mich war plötzlich verstummt, und mitten in der Stadt glaubte ich mich an einem Märchenort, meinte feine zarte Klänge zu hören aus weiter Ferne, einen Moment stand alles still.

Es gibt Momente, die sind so überraschend in ihrer Schönheit, dass man kurzzeitig aus Raum und Zeit katapultiert wird. So erging es mir, als ich diesen Duft das erste Mal erlebte. Dieses flimmernde Licht, diese Feinheit, Zartheit und trotzdem Kraft, die Kühle, die auf einer warmen Schicht ruht. Ich mag den Duft gar nicht auseinandernehmen, obwohl ich die zitrischen Anklänge wahrnehme, die wunderbaren Blumen, die so leicht und flirrend sind, kaum süß vielleicht durch die Iris, und doch gehalten auf diesem warmen Bett von hochwertigstem Oud, Sandel, Moschus, Puder und Ambra.

Die Farben sind für mich helles violett, rosa, silber, weiss und creme, und als Basis alle Töne von Violett, Gold und Blau.
Als Musik, die für mich die Stimmung repräsentiert, fällt mir Grieg´s Peer Gynt Suite No 1 ein.

Ich habe eine Freundin den Duft probieren lassen, sie war so überrascht, ein Aaah kam als sie ihre Nase von der Hand nahm, sie war bezaubert. Ich kann nur meine Bewunderung ausdrücken für dieses Kunstwerk, und danke dafür, dass ich es erleben darf.

Florenz hat so einiges zu bieten was Düfte angeht, auch viele unbekannte, wie diese Marke. Davon habe ich den Homo novus und Primavera getestet. Beide finde ich sehr schön und gelungen, allerdings fand ich diesen fast noch schöner. Aber ich glaube, es ist etwas Stimmungssache. Da ich unschlüssig war, hab ich andere gefragt, und jeder meinte, Primavera sei der passendere, der schönere. Okay.
Aber wie duftet er nun?
An der Flasche nehme ich erst etwas Frisches wahr, eine sanfte Zitrone, die tatsächlich auch auf der Haut als erstes erscheint. Schnell gesellt sich die Orange dazu, aber auch etwas Grünes, das aber eher als Unterbau erscheint. Das gefällt mir schon äusserst gut. Orange ist oft so ein Angstgegner von mir, aber es gibt Düfte, wo das weder nach Orangensaft noch Allzweckreiniger riecht, bspw. "el cielo sobre la plaza de Oriente", allerdings ist die Orange dort wesentlich zitrischer und ziemlich present und frisch. Aber eben nicht mit diesen negativen Assoziationen behaftet.
Bei Primavera kommt die Orange sanft und süß, aber nicht bonbonhaft, denn schon nach wenigen Minuten gesellen sich die Blumen dazu, wobei ich meine, die honigartige Süße des Ginsters am meisten zu erhaschen. Die anderen Blumen kann ich nicht einzeln identifizieren. Allerdings ist der Duft jetzt schon recht süß. Normalerweise wäre an dieser Stelle für mich Schluss, denn Loukhoum auf meiner Haut kann ich nicht ertragen. Es gibt Frauen, die das gut tragen können, aber ich bin nicht der Typ, und mir gefällt es auch nicht. Einen Moment hab ich befürchtet, es könnte in diese Richtung gehen, denn Heliotrop, Jamin u.a. können mir schnell zuviel werden.
Doch dann bekommt er noch den Dreh, und obwohl das Süße durch Amber und Benzoe unterstützt wird, ist da eine feine Pudrigkeit, die das Ganze auflockert, und es wird gehalten durch holzige Anklänge, ohne wirklich holzig zu werden, was m.M. nach nicht gepasst hätte.
Patchouli kann ich nicht wirklich herausriechen, aber ich kann mir vorstellen, dass er als Fond mit dazu beiträgt, dass der Duft nicht ins Süssigkeitensegment abdriftet.

Ich bin über mich selbst erstaunt, dass ich diesen Duft doch sehr mag, aber jetzt in der nasskalten Jahreszeit ist er ein wirklicher Hautschmeichler, warm und rund, ein Lächeln mit vollen Lippen und rosigen Wangen, sehr weiblich. An einem Mann kann ich mir den schwer vorstellen, aber wer weiss....Ich bilde mir tatsächlich eine ganz feine rauchige Anmutung ein, die auf einer Männerhaut vielleicht stärker rauskommen könnte.
Bei der Überlegung, mit welcher Richtung, mit welchen anderen Düften man Primavera vergleichen könnte, fielen mir kurz einige der Düfte von Frau Mecheri ein. Allerdings waren die mir immer zu dicht, schwer, dick, i.wie zu opulent. Primavera hat mehr Luftigkeit, trägt sich für mich leichter, und hat trotzdem eine runde volle Weiblichkeit.

Der Duft wird übers Tragen immer sanfter, etwas pudriger, behält seine warme Süße. Für mich ein Herbst- und Winterduft, der lange auf der Haut hält. Sparsam verwendet, kann man ihn für sich selbst geniessen, üppig aufgetragen wird man aber gut wahrgenommen.

...ein schöner eleganter Duft. Mit einer gewissen Frische, fruchtigblumiger Helligkeit. Er hiess damals Champagne, und wie Champagner sprudelte er auch für mich. Ich habe ihn nicht besessen, aber wenn es möglich war, sprühte ich ihn mir gerne mal auf.
Dann wurde er reformuliert, und Name geändert, und er war nicht mehr so schön.
Nun habe ich ihn wieder im Geschäft probiert, und in Erinnerung schwelgend, habe ich ihn nicht nur auf die Hand, sondern auch auf den Jackenärmel gesprüht. Ein schwerer Fehler, denn schon nach wenigen Minuten entfaltete sich dort ein schwerer, synthetischer Duft, der nur noch entfernt an das frühere Champagne erinnert. Und dieser hält und ist sehr präsent. Leider, da die Jacke im Flur hängt, erreicht er mich bei jedem Vorbeigehen, aufdringlich, viel zu schwer und synthetisch. Ich habe es jetzt nicht mehr ausgehalten, und den Ärmel gewaschen. Tja, manchmal muss man das Vergangene als vergangen akzeptieren und loslassen! Das Zurückschauen kann üble Folgen haben.

Startet für mich eindeutig männlich, der Eukalyptus ist hier führend, gerne hätte ich noch etwas mehr von dem Ingwer genossen. Die erste halbe Stunde ist er mir eindeutig auf der männlichen Seite, dann taucht immer mehr Süße auf. Ob das die genannten Blumen sind, nicht auszumachen. Allerdings wird es zunehmend blumiger, aber auch eine bonbonhafte Süße kommt dazu. Das scheint insgesamt in die neue Männerrichtung zu gehen, die ich seit einiger Zeit vermehrt süßer wahrnehme. Eigentlich habe ich da nichts dagegen, doch so richtig ausgewogen fühlt es sich nicht an. Schade, dass der Ingwer und Eukalyptus nicht dageblieben ist, das würde mir persönlich diese bonbonhafte Süße etwas erträglicher machen.
Ich finde ihn nicht schlecht gelungen, aber auch etwas langweilig, etwas soft, da hätte mir eine kleine Kante gut getan. Könnte auch Richtung Kurkdjian gehen (wegduck).
Könnte mir den für einen sonnigen Samstagnachmittag im Garten mit Tee und Kuchen vorstellen. Also ein Tag wie heute. (Der Kuchen war schon mittags alle....)