Icus00n

Preis und Verfügbarkeit lassen diesen Duft sofort aus den sonstigen Amouage EdP's herausragen. Für diesen Preis bekommt man durchaus eine gute Grundausstattung an qualitativ hochwertigen Parfums. Vielleicht war das sogar ein Hintergedanke bei der Entwicklung, um den Preis zu rechtfertigen, aber zumindest passt es zu meiner Einleitung, denn ich glaube Beloved Man vereint mehre vertraute Düftnuancen (gepaart mit etwas kreativer Freiheit) und schafft eine über die Zeit sich verändernde neue Kompositon.

Vor dem ersten Sprühstoss war ich schon etwas aufgeregt, man weiß ja nie was einem in die Nase steigen wird und dann noch zu diesem Preis. Nach einem für einen Amouage in den ersten paar Sekunden untypischen Start (nicht so laut und krachend wie bei den meisten sondern eher gedämpft und flach), nimmt Beloved Man an Fülle zu. Gleichzeitig setzt bei mir eine Gewisse Beruhigung ein... JA, es ist ein Amouage, die DNA ist unverkennbar vorhanden. Im Kopf erkenne ich, trotz der süsslich-zitrischen Noten, parallelen zu Jubilation XXV nur ohne Oud und Weihrauch, mmmh sehr angenehm. Doch die Duftentwicklung ist bei weitem noch nicht abgeschlossen, denn jetzt blüht BM, im wahrsten Sinne des Wortes, so richtig auf. Die Herznote öffnet sich fuchtig, frisch, hell aber nicht grell und seifig.Hier habe ich den Eindruck das Teile von Reflection Man zur Geltung kommen, nur nicht so süss und in Intensität etwas zurückgenommen. Holz und Würze geben dem ganzen noch eine schöne Wärme die auch bis zum Schluss gehalten wird. Richtig lecker ist in dieser Phase die fruchtig/würzige Kaugumminote. Auf der Haut hält die Herznote ca. eine Stunde und auf Kleidung max 2-3h. Man brauch meiner Meinung nach keine Angst davor haben, dass der Duft nach Blumenstrauss riecht, wie vielleicht Geranie und Jasmin vermuten lassen. Zum Ausklang der Komposition erwartet mich etwas pudrig, wachsige (Iris) Noten gepaart mit Holz und Moschus. Hier wird Beloved Man auch eher zum Skinscent. Leider gefällt mir das Ende des Duftes nicht so gut - Es ist mir persönlich zu feminin und langweilig. Doch irgendwie kommt mir es bekannt vor, ich bin mir nur nicht genau sicher was es ist und nenne es erst ein mal X (vielleicht hat ja jemand anderes einen guten Vergleich für den Drydown).

Alles ist wirklich gut "geblendet" und hochwertig. Geschmeidige Übergänge von Kopf über Herz zu Basisnote. Wobei Kopf und Herznote meine Favoriten sind und ich die olifaktorische "Explosion" von Kopf zu Herz grandios finde.
Sillage und Projektion sind zu Beginn durchaus ordentlich, lassen aber nach und werden eher zum Skinscent/Kuschelduft, was durchaus Intention sein wird, in Anbetracht des Namens.
Ein bisschen mehr "Uniqueness" und Eigenständigkeit hätte ich dann doch erwaret, anstatt einfach Jubilation XXV+Reflection Man+X DNA als ein neuer Duft zu interpretieren, aber vielleicht liegt für einige ja der Reiz in der Kombination.

Vielen Dank an Andreas09 für die Abfüllung!!!
.

Nachtrag 05.12.2013:
Ich muss meine Bewertung von 80% auf 70% senken.
Grund dafür ist einfach die schlechte Haltbarkeit besonders bei kühleren Temperaturen (wie ich beim momentanen Wetter gut beobachten kann).

Wir erinnern uns: Memoir Man stand ja eine ganze Weile auf Platz 1... bis der nächste Hype kam.
Zu viel Hype schadet einem Duft auf lange Sicht finde ich. Die erweckten Erwartungen werden oft nicht erfüllt und man kann sich dem Duft nicht komplett assoziationsfrei, bedingt durch die vielen Kommentare etc. , nähern. Als ich MM das erste mal getestet habe war ich enttäuscht. Es roch komplett anders als ich es erwartet habe. Zu grün, überhaupt nicht dunkel, ungewohnt anders, aber nichts besonderes irgendwie. Ich konnte nix mit diesem Amouage anfangen worauf ich ihm 60% gab. Ich kann also die negativen Kommentare vor mir nachvollziehen. Ja, ja Dont believe the Hype.

But times are changing.
Fast ein Jahr später habe ich nun, mit dem nötigen Abstand, einen neuen Testdurchlauf gestartet. Memoir Man startet als grüner frischer Duft und dem Vibe von frisch geschnittenem Gras. Hmm, also mit der Kopfnote kann ich mich immer noch nicht anfreunden. Ein Teil der Frische wird wohl auch auf die Minze zurückzuführen sein. Danach wird MM süßer, das Gras weicht dem Absinth. Durchaus nett aber dieser grüne Absinth-Akkord haut mich immer noch nicht vom Hocker und tritt nach ca 30-60 min in den Hintergrund und wird schwächer. Ab dem Punkt beginnt Memoir Man bei mir auf einmal seinen Zauber zu entfalten. Was für ein geiler Dry Down *sabber* und ich frage mich im nachhinein "War ich bekloppt beim damaligen Testen oder einfach zu ungeduldig oder unerfahren?" What ever. Leichte vanillige Süße mit Amber, ein Hauch von Absinth. Nichts ist dunkel oder hart eher weich mit leichter Würze, einem Hauch von weissem weichen Leder und dezenter feiner Weihrauch - alles perfekt verwoben, nichts stört oder zu laut. Zum Glück für mich bleibt MM so bis zum Ende. Keine Ahnung was mit mir los ist, aber das Zeug vermittelt einen sinnlich Aspekt der schon fast als sexy zu bezeichnen ist. Das hatte ich bisher noch nie bei einem Männerparfum erlebt. Wie Apicius auch könnte ich mir den Duft ebenfalls an einer Frau vorstellen. Strange...

Haltbarkeit könnte vielleicht etwas besser sein auf meiner Haut, auf Kleidung rieche ich es noch 2-3 Tage später.
Ein Sprüher in der Brust-Hals Gegend reicht mir und unstreicht die Ergiebigkeit.Sillage ist gut und keinesfalls nuklear der Preis für 50ml aber schon.
Der Flakon ist wirklich hübsch obwohl das Schwarz zu diesem Duft nicht paßt.

So kanns gehen von I dont care zu I love it (bis auf die Kopfnote) darum auch nicht die volle Punktzahl.

Blutorange hört sich Super an und die Kommentare sind fast alle positiv also Blind-Buy einer großzügigen 30ml Abfüllung vor über 6 Monaten. Nun der Kommi.

Kopfnote genial frisch - sensationell authentisch - natürlich. So riecht eine Blutorange. Qualität pur.

Die Herznote wird holziger und der Duft beginnt mich an Orangenschale zu erinnern (nach ca. 5-10 min). OS wird bitterer, fast so als wenn man auf einer Kumquat rumbeißt.

Dann kommt die Katastrophe. Fast nichts ist mehr von der Blutorange zu riechen.
Ich nehme hauptsächlich nur noch bitter, holzig + x wahr (ich tippe mal laienhaft auf Geranium oder ambrierte Hölzer, bin mir aber keinesfalls sicher). Ein penetranter Duftakkord der den anfänglichen Zauber zerstört und bei mir Kopfschmerzen auslöst. An anderen kann ich den Duft ab dem Zeitpunkt auch nicht mehr leiden, so kann ich die Hautchemie definitiv ausschliessen.

Es fing so gut an und ich hätte Orange Sanguine so gerne gemocht, aber meine Nase macht mir leider einen Strich durch die Rechnung.

Haltbarkeit ist gut, die Sillage mittel bis gut.
Die Unisexeinteilung geht in Ordnung, wobei ich dennoch leicht Vorteile für die Damenwelt sehe.

Was? Nur vier Kommentare zu diesem leckeren Tropfen?
Hier kommt Nummer fünf!!!

Der Auftakt erinnert mich etwas an Jubilation XXV mit seiner süsslich edlen Oudnote, nur ohne dessen majestätische Fruchtigkeit in der Kopfnote. Medizinische Assoziationen wie bei der "Attention Whore" Duro bleiben aus.
Lange bleibt das Oud allerdings nicht lange bei/an mir.

Sofort XXV auf den anderen Arm geträufelt und im direkten Vergleich zeigt sich die Schokolade, welche ich sonst ohne den Kontrast beider Parfums nicht erkannt hätte, da sie so dezent eingearbeitet wurde. Aber keine Angst man riecht nicht wie ein Schokoweihnachtsmann und auch nicht so penetrant süß wie bei Black Afghano. In der Herznote ist zudem etwas Zimt zu erahnen, was Pardon in Verbindung mit dem Hauch von Schoki eine angenehme Wärme verleiht und ihn zu einen schönen Herbst/Winterduft macht.

Mit der Zeit wird Pardon holziger und damit eher männliche Träger ansprechen.
Mir gefällt die Holznote und sein drumherum.
Im Großen und Ganzen findet hier mehr Duftentwicklung statt und mehr Noten sind erkennbar als bei BA (hat zwei Gesichter) und Duro (ziemlich linear). Ist man bei der Basis angekommen (nach ca. 2h) ist hier allerdings auch Schluss mit einer weiteren Veränderung.

Haltbarkeit und Sillage sind gut.

Für mich ist Pardon der oppulentere Vertreter seiner Duftbrüder.

...und er trägt Lederhandschuhe anstelle der aus Latex.

Oh ja, hier haben wir es eindeutig mit der medizinischen Variante von Oud zu tun. Markant, langanhaltend und relativ linear - obwohl ich doch einen Duftverlauf erkennen kann. Von fast nur Oud über Oud/Leder (nach 60min) zu Leder/holzig (nach 5h), wobei das Leder durch die Ouddominanz schon fast wieder subtil wirkt. Auch wenn der Doc den Raum schon wieder verlassen hat, bleibt der ätherische Charme einer Arztpraxis.

Duro is durchaus eine interessante Komposition, aber warum will man nach OP riechen? Kein Plan.

Barney Stinson (aus How I Met Your Mother) würde diesen Duft bestimmt verwenden um Frauen aufzureissen, während er sich als Mediziner ausgibt.
Auch Komplimente a la "Du erinnerst mich an meine letzte Wurzelbehandlung" sind durchaus denkbar.

Wenn schon Oud von Nasomatto dann doch bitte "Pardon".

Diagnose: 70% und ab ins Bettchen.

Nachtrag: da die Krankenkasse nicht einspringt ist der Hausbesuch auch nicht gerade günstig :)