Ignorabilis

Ignorabilis

Rezensionen
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1 - 5 von 21
Ignorabilis vor 1 Jahr 19 3
6
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
8
Duft
Wie schön bist du, ...
... wenn du so sanft in der Luft liegst. Nicht triefend schwer. Nicht ganz benebelt vom dunklen Johannisbeer-Likör, den du maßlos in dich reinkippst, bis du torkelnd und wankend jeden in deiner Umgebung an deiner Zurechnungsfähigkeit zweifeln lässt.
Sondern, wenn du ganz leicht und samtig, cremig, fein umherfliegst. Wie beflügelt nach kurzem Nippen am Glas, wenn das dunkelsüße Aroma am Gaumen seine volle Wirkung entfaltet und einen nur ein bisschen wohlig wärmer werden lässt.
Wie schön bist du, wenn du zart vorbeiziehst, in deiner Leichtigkeit doch selbstbewusst. Nicht aufdringlich und stur den widerspenstigen Jasmin die Krallen ausfahren lässt. Jedem, der dir in die Quere kommt, das Gesicht zerkratzt, sodass er den Rest des Tages wehmütig bibbernd in Kopfschmerz verbringt.
Sondern, wenn du in subtiler Dominanz ganz ohne Gewalt jeden im Raum nur mit einem gekonnt eingesetzten Zwinkern elegant entwaffnest. Wenn du als verspielte Femme Fatale mit deinem orangigen Prickeln Köpfe verdrehst.
Wie schön bist du, wenn du treu begleitend all jene Vorzüge betonst, die nicht unentdeckt bleiben dürfen. Nicht als ordinäre Maske jede Unsicherheit hinter Wolken zu verstecken versuchst und dich in deiner Penetranz als Masche enttarnst.
Sondern, wenn du jeden Schritt sicher auf reifer Vanille und Blüten bettest, sodass niemanden ein Hauch an Zweifel daran beschleicht, dass dieser Weg nicht deiner sei.
Wie schön bist du ... korrekt dosiert auf weicher Haut.
Nie wollte ich dich mögen, aber doch ... so schön bist du.
3 Antworten
Ignorabilis vor 2 Jahren 5 2
8
Flakon
3
Sillage
4
Haltbarkeit
7
Duft
Adieu, L'Eau!
Heute darf ich dich verabschieden. Ziemlich genau vor zwei Jahren – ganz zu Beginn meiner Duftreise – fand eine kleine Abfüllung von dir den Weg in meine Hände. Wie ich dich damals empfand, weiß ich noch genau, da ich doch recht schnell eine Rezension auf einer anderen Parfum-Webseite verfasste.

Damals schrieb ich über dich:
Ein schöner Duft. Sehr sauber und zart. Ein süßer und leicht fruchtiger Blumenduft, der definitiv vielen gefallen wird (zumindest, wenn ihn jemand riechen kann). Leider ist die Haltbarkeit sehr schwach. Auf dem Papier konnte ich ihn schon nach zwanzig Minuten nicht mehr riechen. Obwohl er nicht viel kostet, denke ich nicht, dass er sich lohnt, da es sehr ähnliche Düfte mit einer besseren Haltbarkeit und Sillage gibt.

Ein paar Wochen später fügte ich der Rezension etwas hinzu:
Ich habe mir die Body Lotion gekauft. Vielleicht schaffe ich es damit, den Duft etwas haltbarer zu machen. Wünscht mir Glück!

Und noch ein paar Wochen später aktualisierte ich die Rezension ein letztes Mal:
Ich habe nun einen 40ml Flakon gekauft zu einem tollen Preis und bin ehrlich gesagt wirklich glücklich, diesen Duft im Home Office zu tragen. Außerdem ist mein Freund ein großer Fan davon, er beschrieb ihn als "Hübsch, aber einzigartig hübsch". Ich schätze, dieses mal hat Jimmy Choo gewonnen haha!

Seitdem ist viel Zeit vergangen. Dieser Duft wurde erst zu meinem kleinen geheimen Frühlingsschatz. Er war ganz unkompliziert und da er nach wenigen Stunden ohnehin nicht mehr wahnehmbar war, fiel es mir nicht schwer, mich für ihn zu entscheiden. Durch ihn lernte ich, dass Pfingstrosen überhaupt nicht wie Rosen riechen und wie sehr ich den Duft von Pfingstrosen mag. An ihm probierte ich mich an Tipps und Tricks zur längeren Haltbarkeit von Düften aus und feierte hier mal größere und mal kleinere Erfolge.
Mit der Zeit wuchs jedoch meine Sammlung, meine "Getestet"-Liste und damit auch mein Dufthorizont und die Tage, an denen ich die kurzen Dates mit ihm genoss, wurden seltener. Viel seltener. Bis er irgendwann auf der "Aufbrauchen"-Liste landete, die mich daran erinnern sollte, ihn doch wenigstens ein kleines bisschen häufiger zu tragen.

Heute ist die Geschichte zu Ende und wenn ich heute eine Rezension verfassen müsste, würde ich schreiben:
Dieser Duft ist ein schüchterner Frühlingsanfang. Er erinnert mich an diese Zeit im Jahr, wenn die ersten Blümchen aus der Erde sprießen, während immer noch eine kalte Brise weht. Genau an diese Zeit, in der man spürt, dass der Frühling kommt und plötzlich die Sehnsucht nach Draußen in einem wach wird. Der Duft beginnt angenehm zitrisch bis die Pfingstrose auf fruchtiger Basis hervorkommt. Alles stets begleitet von einem kühlen Schleier, der den Duft auch wunderbar als schöne Abkühlung im Sommer tragbar macht. Dieser Duft bleibt im Verlauf ganz bei dir. Wie eine Erinnerung, ist er plötzlich da und verweht dann wieder, bis er aufgefrischt wird. Er füllt keine Räume, er kündigt sich nicht groß an. Er ist weder komplex, noch ein Meisterwerk, aber er erhellt die Laune und das kann manchmal auch schon genug sein.

Dieser Duft zieht nicht wieder bei mir ein, aber für den Beginn meiner Duftreise war er ganz perfekt. Adieu, L'Eau!
2 Antworten
Ignorabilis vor 3 Jahren 9
4
Flakon
9
Sillage
8
Haltbarkeit
6.5
Duft
Wenn 'Aura' in Rente geht
Der erste Eindruck von Ambassador for Women ist fruchtig-cremig. Im gesamten Duftverlauf sticht keine einzelne Note für mich hervor, sondern sind es viel mehr verschiedene Dufteindrücke, die ineinander fließen. Das cremig Süße, das blumig untermalt und von Zartgrünem angestupst wird.
Der Vergleich zu meinem geliebten Aura von Mugler kam auch mir direkt in den Sinn. Die Wissenschaft hat gezeigt, dass im Alter Persönlichkeitseigenschaften wie Extraversion und Offenheit zurückgehen. Ganz im Gegensatz zur Gewissenhaftigkeit und sozialen Verträglichkeit, die im Alter nochmal deutlich ansteigen.
Ein bisschen stelle ich mir Aura so vor, wenn sie in Rente geht. Glücklich blickt sie auf ihre wilden Jahre zurück und erzählt immer wieder stolz davon, wie sie als mysteriöse Femme Fatale allen den Kopf verdreht hat und vor keiner Konfrontation zurückgeschreckt ist. Heute ist sie etwas konservativer geworden, nimmt auch mehr Rücksicht. Wo Aura sich gegen alles sträubt und ohne Rücksicht auf Verluste ihr Ding durchzieht, ist Ambassador einfach verträglicher. Er versucht nicht mutig zu sein oder etwas zu beweisen und hat dennoch Charakter. Ein schöner cremiger Duft, den man gerne an anderen riecht, der sich zu jedem Anlass eignet und auf den man sich auch in Sachen Haltbarkeit verlassen kann.
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Ignorabilis vor 3 Jahren 12 3
10
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Elegantgraues Understatement
Diesen Duft zu beschreiben, ist ein wenig als würde man nach einer Wolke greifen wollen.
Lange habe ich gebraucht, um eine Meinung zu Pure Musc zu entwickeln und wenn ich ehrlich bin, habe ich vor allem lange gebraucht, um mir zu erlauben, diese potentiell auch wieder zu ändern.

Wenn ich ihn trage, ist da vordergründig nichts, nur ein Gefühl, irgendwie umgeben zu sein. Ganz weich ist er. Will man ihn gezielt riechen, weicht er aus. Geduldig muss man sein mit ihm und ihn von selbst kommen lassen. Immer wieder sagt er dann auch freundlich Hallo. Oder eher gesagt, streichelt er einen zart über die Wange und lächelt dabei gedankenverloren.

Für mich hat dieser Duft wenig Entwicklung. Von Beginn bis Ende ist das blumigweiße Herz präsent. Die Weißblütler wirken hier nicht schwer, sondern ganz entspannt und fein. Diese wiederum sind umgeben von einer voluminösen Moschuswolke. Die Sillage ist moderat, die Projektion eher schwach. Die Haltbarkeit empfinde ich vor allem auf Kleidung sogar als ganz gut, auf der Haut kann ich sie nicht so recht einschätzen.

Dieser Duft ist elegant und kuschelig zugleich. Aber auch schwer zu deuten für mich, weswegen ich keine emotionale Bindung aufbauen konnte, obwohl ich retrospektiv doch häufig zu ihm gegriffen habe. Vor allem für produktive Tage, an denen man viel unter Menschen ist und seine To Do-Listen abarbeitet, mochte ich ihn. Ein perfekter Büroduft.
Nun ist die großzügige Abfüllung leer. Ein Nachkauf ist vorerst nicht geplant, aber wer weiß ... man sieht sich ja bekanntlich immer zwei mal im Leben.
3 Antworten
Ignorabilis vor 3 Jahren 22 3
6
Flakon
7
Sillage
6
Haltbarkeit
8
Duft
Welches Badezimmer? Wo ist die Kirsche?
Mmmh, das ist mal eine Überraschung!

Und eine weitere Erinnerung, sich auf die "Ähnlich"-Vorschläge nicht immer zu verlassen. "Le Bain" von Joop hatte ich schon quasi abgeschrieben, als ich damals sah, dass er dem "Vanilla" von Bettina Barty ähnlich sein soll. Letzterer ist für mich einer der kratzigsten Düfte, der für mich irgendwie nur für weihnachtliche Geschenkboxen mit ebenso kratzigem Golddraht und kleinen Engelchenfiguren steht und mich damals sofort bereuen ließ, ihn mir so optimistisch aufgesprüht zu haben.

Heute stand ich wieder vor der bescheidenen Auswahl derselben Drogerie und entdeckte mitten im freudigen Testen der bunten Cheapies Joop Le Bain. Auf dem Teststreifen roch ich eine unbestimmte würzige Süße, was mich zweifeln ließ, ob sich nicht ein paar der Düfte zuvor mittlerweile auf meiner Maske vermischt hatten. Ich beschloss, ihn mir aufzusprühen und verließ den Laden wieder.

An der frischen Luft roch ich erneut und meine Befürchtungen lösten sich direkt in Luft auf. Mich begrüßte eine würzige Orangenblüten-Vanille mit Aldehyde-Anklängen. Bei Vintage-Düften bin ich sehr vorsichtig, aber der hier holte mich irgendwie ab. Im Laufe der nächsten Stunden, klebte ich immer wieder mit der Nase am Handrücken. Nach dem Auftakt kam eine angenehme Säure dazu. Die Vanille bekam einen Schluck Kirschwasser, irgendwo im Hintergrund winkte Marzipan. Ein dunkler wintersüßer Gourmand, definitiv!

In den Noten suche ich hier vergeblich nach der Kirsche und den Mandeln, dabei könnte ich schwören, dass ich sie rieche. Tatsächlich kam bei mir nach einer Stunde eine ganz starke Assoziation mit Rouge Smoking von BDK auf. Und auch im direkten Vergleich finde ich sie ähnlich.
Le Bain hat die präsentere Vanille und eine elegantere, reifere Attitude, während Rouge Smoking im direkten Vergleich mehr Fokus auf die süße Amaretto-Kirsche legt und ein bisschen sorgloser, fast leichtsinnig wirkt. Aber für mich sind sie dennoch irgendwie verwandt – Geht das nur mir so?

Wie dem auch sei, Le Bain macht Lust auf mehr ... oder besser gesagt Lust auf "öfter, aber in Maßen". Dieser Duft ist so dicht, dass er wohl schnell überdosiert werden kann. Nichtsdestotrotz absolut tragbar und bei richtiger Dosierung und kalten Temperaturen bestimmt ein Traum. Die Haltbarkeit würde ich als mittelmäßig einstufen. Nach sechs Stunden rieche ich ihn noch, aber er verabschiedet sich bereits. Ich kann nur erahnen, wie intensiv er einst gewesen sein mag.

Üblicherweise rezensiere ich Düfte erst nach ausgiebigem Testen, also seht diese Rezension vielleicht weniger als detailliertes endgültiges Duftfazit, sondern mehr als Inspiration, so manchem unscheinbaren Duft doch eine Chance zu geben. :)
Der hier wird definitiv im Winter nochmal getestet. Ich freue mich schon darauf!
3 Antworten
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