Imel

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1 - 5 von 44
Imel vor 12 Jahren
7.5
Haltbarkeit
6
Duft
Etwas grob gewoben Gewogenes
Es steigt merkwürdig unluftig von meinem Arm empor, mit einer großräumigen Portion aller oben angeführten Innereien; dick, leicht süßlich und schwergewichtig lasten die Noten im Raum.
Die angegeben Ingredienzien sind von Beginn an auszumachen, sofern man von ihnen weiß, denn gut durchwebt ist dieser Duft. Zwar rauh und kantig, schreit dennoch kein Akkord unnötig laut oder plärrend um die Ecken; wenngleich der Duft durchdringend und mit lärmend geschwollener Brust daher kommt.
Drinnen bettet sich eine würzige, hell scharfe Koriandernote, an leise aber dunkle Patchouli und Weihrauchtöne. Das Labdanumharz mitsamt Ambra bemüht sich hier all diesen Noten Kissen und Decke zugleich zu sein, es umschließt sie sozusagen und macht sie träge und wohlig warm beginnt Ambra del Nepal.
Dreckige, teerige Akzente des Ambers durchwandern diese würzig narkotische Wolke und an dieser eigentümliche Weise eines Duftes finde ich Gefallen.

Der Koriander nimmt dem Duft etwas von seiner Schwerfälligkeit, nicht das er mittelbar leichter würde, aber die pfeffrige Schärfe gibt dem Duft einen rauchigen, vielleicht sogar schwebenden Charakter. Dieses zerstrittene Duftbild findet sich gut in die brummenden Töne des Labdanum wieder und die Idee an sich, empfinde ich beinahe als innovativ.
Jedoch, es scheint mir alles ungehörig viel zu sein, viel Koriander, viel Amber und Labdanum und viel zu viel von zu viel Rest den man dazwischen noch ausmachen vermag.

Im weiteren Verlauf verfeinert sich der Duft mit einigen honigearteten Noten, er wird süßer aber noch schwerer, beinahe plump ist er nun. Amba del Nepal verhält sich leider etwas unbeholfen mit so viel olfaktorischer Last, es zieht ihn an jeder Ecke talwärts; so beginnt sich der Duft schon nach kurzer Zeit zu setzen, oder besser, er beginnt anzusetzten.

Nunmehr quillt eine schokoladenartige Patchouli, mitsamt Weihrauchgezeter unter einem Wanst von Labdanum hervor. Der Weihrauch ist hier nicht ätherisch sondern schwer lastend und von tiefen würzigen Tönen verhangen. Die Noten sind immer schwieriger zu vernehmen, alles verschwimmt ineinander; tauchen einzelne Aspekte hervor, so werden sie bald darauf wieder verschluckt.
So läuft Ambra del Nepal, nach einer halben Stunde Duftverlauf in sich zusamenn zu einem Pudding-Ambrabastard.

Man kann bei diesem Duft nicht von Kopf, Herz und Basis sprechen, daher kann man auch diesen Kommentar zu lesen beginnen wo immer man will. Es ist ein Konglumerat wobei im Kopf der Koriander und der Amber, im Herzen das Labdanumharz und in der Basis das Patchouli maßgebend sind.
Im Grunde bin ich gar kein großer Liebhaber solcher überbordernder Düfte, diesen hier mag ich irgendwie doch ein wenig, er hat etwas schwerfälliges an sich, er ist einfach und sogar unbeholfen, beleibt und dabei beinahe dekadent ist er, grob und kratzig, innen unheimlich weich und wohlig.
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Imel vor 12 Jahren
10
Haltbarkeit
9
Duft
Mutter Jazz hat breite Arme
Les Zazous (Swing Jugend), "Les zazous étaient un courant de mode de la France des années 1940. Il s'agissait de jeunes gens reconnaissables à leurs vêtements anglais ou américains, et affichant leur amour du jazz."
Als großer Jazzliebhaber habe ich also einiges von diesem Duft abverlangt.
Die Duft kommt, frohen Erwartungen entsprechend, liebevoll aufbereitet daher.
Ein Geäst aus Blumen und Früchten ragt empor, alsbald blühen warme Noten auf. Der Lavendel also. So ästhetisch ätherisch und beswingt in Szene gesetzt, der Dandy mal schreitend mal tanzend. Mal gelassen, mal affektiert, aber immer kokettierend.
Les Zazous groovet.
Der Duft ist gleichzeitig ein Seufzer wie ein Jauchzer. Ein Hüpfer und ein langsamer Walzer.

Eine warme, beinahe zu süßliche Note von Sandelholz und Ambra wird Bett einer weichen Rose. Diese Blume wälzt sich dort mit dem Lavendel im Lacken und lümmelt danach noch ein bisschen drauf herum während der Lavendel schon eingeschlafen ist. Nur noch sein leiser Atem am Arm ist zu spüren. Irgendwann nickt sie dann ein und träumt von Ambra und Vanille, er von viel Sandelholz und einem Hauch Vetiver. Leider ist sie nie wieder aufgewacht.
So träumen sie gemeinsam ewig weiter.

Zurück zum Eigentlichen. Die Aura dieses Duftes ist in seinem Fond am schönsten.
Eine leichte Süße, zärtlich bedrängt von holzigen Nuancen des Sandelholz bewegt sich wiegend mit dem Ambra im Arm und fegen fast den kleinen Vetiver vom Parkett. Schaut man jedoch genau hin bringt der ein wenig mürben Charme in die Runde. Er ist die kleine runzlig Frau in der Ecke über die alle schmunzeln.
Die Bigband spielt nicht mehr, Ella Fitzgerald ist heißer und das beglückte Publikum drollt sich von dannen. Was bleibt ist ein leerer Parkettsaal mit einem älteren Putzmann mit einer Pfeife im Mund der von Lebensfreude, Lust und Übermut, von Leichtlebigkeit träumt.
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Imel vor 12 Jahren 3
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
7
Duft
Von stampelden Waldmännchen
Es war eines Tages den ich wie immer, so naiv wie möglich begonnen, als eine Horde exquisiter Neuerscheinungen sich den Weg zu Parfumo bahnte. Allen voran tosende Kommentare, Hymnen und Wundergesänge. Und in dieser Unmenge an Düften, da ist es schwer irgendwo einen Anfang zu finden. Da selbst die Pröbchen bei ALzD ungemein teuer sind, habe ich mich zunächst nur an einen einzelnen Versuch gewagt und mich dabei selbstredent gegen die ganzen Gourmands entschieden; der Frühling stand auf nackten Füßen und frisch und fröhlich sollt es sein.

Ich errinnere mich nur noch, das die Erwartung groß, die Freunde gewaltig und es früher Morgen war, der Jasmintee zog und die Bäume fingen an sich zu regen.

Nio von XerJoff beginnt sehr saftig mit Bergamotte und Neroli, beide klar erkennbar, geben sie sich äußerst potent aber mitsamt der Würze ergießt sich ein stimmiges Ganzes in meine Nase. Fast opulent, großartig die Kopfnote. Die würzigen Akzente der Bitter-Orange werden gestützt, das lässt die zitrischen Aspekte der Ingredienzen nicht zu laut und grell werden. Vorallem riecht es lecker, ich möchte sagen, süffig, mehr ist nicht zu sagen.

Im Übergang zur Herznote wird der Duft trockener, er lockert sich auf und verliert an Üppigkeit. Teilweise meine ich etwas blumiges zu riechen, nur ganz leicht und schüchtern. Dagegen wird der Pfeffer immer stärker, immer mehr drängt er sich an die Luft und von nun an verliert der Duft mehr und mehr an Kraft und Fülle. Er wird regelrecht nüchtern, trocken und farblos. Der Kardamom versucht hier den Pfeffer etwas aufzufangen und ist zudem tragend für den Übergang von der Kopfnote hin zu immer mehr Pfeffer. Irgendwann ist nur noch Pfeffer zu riechen, rosa Pfeffer, versteht sich. Wir bewegen uns jedoch auch schon Richtung Basis, denn das zappeln und kratzen der Pfeffernote beginnt sich langsam dunkel einzufärben.

Wo es spritzig grün begann wird es nunmehr dunkler, erdig, wie sollt es anders sein. Zwar riecht man von den angegeben Basisnoten noch nichts konkretes aber brummend und knarzend kündigt sie sich an. Drin schwingt auch ein leichte Süße mit, die ich nicht ganz zuzuorden vermag, sie ist eigentlich kein konkreter Aspekt des Duftes, eher Unterbau, um Nio nicht allzu mager daherwanken lassen.
Vor allem wird es nun holzig, erdig und es bleibt grün, jedoch nicht gleich dem dunkelgrün komplexer Patchoulidüfte, auch nicht das dunkelgrün wie es bei Guerlains Vetiver zu riechen ist und auch kein mossig blaugetauchtes dunkelgrünes Grey Flanel. Allein auf holziger Basis getragen ist es ein trockenes aber samtenes grün, vielleicht ein Pastell-Dunkelgrün. Zwar strömt von der Basis auch eine balsamische Wärme aus; weniger eine Wärme von Glut und Amberdüften, sondern eine Wärme von Wasserdampf. Jedoch bleibt der saftlos-holzige Charakter.
Über all dem ist im übrigen immer noch der Pfeffer zu riechen, selbst so spät ist der Duft trocken und kristallien. Es scheint mir als könne sich die Basis noch nicht zur Ruhe setzten, obwohl alles danach drängt, zwirbelt raschelnd die Würze des rosa Pfeffer durchs Unterholz. Einerseits könnte man das als innovativ empfinden, mir geht es gehörig auf den Sack.
Zudem ist es einfach fad, ich meine hier hätten noch gut ein oder zwei Noten Platz gehabt.
Wie sich Nio ausläuft, verläuft er sich nur tiefer im Unterholz, der Schritt wird langsamer, die Beine kürzer und irgendwann verschwindet er im Erdreich.
Später, an eben dieser Stelle ranken sich einige saftige Vetiverhalme am Zedernbaum empor.

Im großen und ganzen ist Nio leider nichtssagend. Von diesem Duft bleibt einfach nichts hängen und man hätte mehr daraus machen können. Trotzdem er gut zusammengestellt ist; man spürt auch deutlich die handwerkliche Qualität und die Duftstoffe sind riechbar natürlich und hochwertig. Ich mag jetzt nicht über Luxusmarken lamentieren aber so hochwertig diese Düfte sein mögen, ein ELdO-Duft, ein Harris oder Tauer waren mir stets ein größeres Vergnügen.

Ich möchte an dieser Stelle nocheinma Pfeffer sagen.
Pfeffer.
3 Antworten
Imel vor 13 Jahren 13 5
Revolution von Lisa Kirk
Da ist man bemüht der Tage, gelangweilter Abendstunden, vor allem sorglos, aus dem Wege zu gehen da begegnet man den Machenschaften sogenannter Exzentriker die wie mir scheint, die Kunst nicht mehr an sich selbst ausleben können.
Ich glaube Revolution ist auf einer Suche entstanden.
So erzählt es auch Lisa Kirk, ihre Suche nach dem Geruch der Revolution.
Man selbst, dem Verständnis im Subtext der Namensgebung nachjagend, verfängt sich mit dem Duft nicht in Bildern romantischer Politabenteuer zum Kampfe um die Freiheit aller noch verläuft er sich in dumpfe Parolenhymnik oder Straßenpolemik.
Ulrich Langs Revolution muss spektakulär und vor allem atmen (be)raubend beschrieben werden. Der Duft ist ein Beispiel vom im Vorbeischlendern, mitgerissener künstlerischer Genialität, an Perversion und groteskem Wahnsinn. So eröffnet die Kopfnote ein tiefes Loch, gewaltigem Ekels auffüllend, erworben aus dem Unverständnis zweier sich selbst verlachender Emotionen. Zum einen Ekel, zum anderen bizarres Staunen, widerspiegelnd in der Vorstellung meiner eigenen Grimasse. Eine olfaktorische Fratze sieht sich langsam über mein Gesicht in meine Nase hinein und umwindet mein Gehirn mir einer völlig neuen Erfahrung verspiegelter Gerüche die sich selbst zu parodieren und zu inszenieren wissen. Revolution ist nichts weiter als Theater. So wie auch alles was vorher war und was nach Revolution kommt. Deshalb muss man der Sache mit Humor auf den Grund gehen.
Ich denke ich bin soeben, just in diesem Moment, der dekadenten Übelkeit nicht weniger verfallen als manch ein anderer der gerade A*Men testet, oder Le Male oder irgendeinen der Geniestreiche von Etat Libre d'Orange antestet.

Zum Duft selbst der er trotzdem nie ein anderer war.
Die Kopfnote eröffnet sich triefend von dreckigem Urschleim übelster Gerüche. Ich nehme hier vor allem den Geruch eines eingesessenen Raucherzimmers wahr, durchsetzt mit dem Mief alten Schweißes, unterlegt mit viel Zibet und viel Leder. Dazu den von Kankuro empfohlenen viel Weihrauch was dem ganzen ein wenig die herb feuchte anbiedernde Art nimmt und den Duft rauer und trockener erscheinen lässt. Die hölzernen Komponenten sind wie alle Bestandteile des Duftes schwer herauszufiltern doch aber besonders im späteren Duftverlauf zu erkennen. Ich persönlich würde auf Zedernholz tippen.
Ist die Kopfnote noch durchtränkt von Intensität so verliert die sich langsam und sehr gleichmäßig. Auch die Entwicklung vollführt keine Schleifen und Kehrwendungen sondern durchzieht zielstrebig den anvisierten Abklang. Dazwischen passiert nicht viel. Deshalb reicht es den Duft zweigeteilt zu umschreiben. Einmal seinen Beginn, einmal seinen Abklang. Die Herznote und alles was dazwischen liegt ist ein sich verschiebendes Gemenge.
Den Fond nehme ich, anders als Kankuro vor allem durch trockene Hölzer wahr, eine typische Vetivernote vermisse ich eher. Zugeben muss ich an dieser Stelle das ich enttäuscht bin je länger sich der Duft auf meiner Haut entwickelt. Er gibt wenig neues Preis und wirken manche Dufte besonders in ihrer Geradlinigkeit schön, so kann man das von Revolution nicht behaupten. Revolution ist nicht schön außer man ist empfänglich für die Ästhetik des Hässlich. Ecos Abhandlung darüber ist sehr angenehm zu lesen und zu betrachten. Hier als nur zur Empfehlung.
Nur ganz langsam quetscht sich eine Moschusnote mit ins Bild, haucht dem Duft etwas Lebendigkeit ein, hat er von Anfang an irgendwie morbide und tot gewirkt. Glücklicherweise hat man bei diesem Duft auf übermäßigen Patchouli verzichtet, er wäre kein Denkmal an die Revolution sondern ein Grabmal geworden.
Zum Ende hin wird es dann regelrecht nett.
Animalisch ist der Duft die Entwicklung durchweg aber hin oder her, der Duft ist nicht attraktiv noch hat er Brunftfaktor. Er ist zwar Tier aber nicht Hengst.
Insgesamt ist das Gesamtbild außerordentlich homogen und liebevoll zusammengeflickt. Obwohl dieses ganze Gebilde kahl und fahl wirkt ist es doch äußerst komplex und mannigfaltig und man lernt dem Ekel für die Faszination zu überstehen.

Man spürt wie Revolution unter dem Joch der Selbstdarstellung leidet auch wenn er zum Ende hin ein wenig an sich rütteln lässt und ein wenig schwächelt. Gerade deswegen ist er wohl authentisch. Der Duft strahlt Ruhe und Coolness, gleichzeitig Angst und Beschämung aus. Ich vermag es nicht den Geruch in Worte zu fassen, zu stark erzeugt der Duft Bilder und Emotionen. Ich denke auch nicht, dass sich der Duft auf diese Art erfassen lässt, er erklärt sich eher in Bildern.

Manchmal sehe ich nur einen vor langer Zeit verlassenen Raum vor mir, nur in den Ecken stehen noch vergessene für unbrauchbar und belastend empfundene Dinge. Reste die langsam verfaulen und im Anblick ihrer den Ekel verlorener Zeit wiederkäuen. Als Kind habe ich im Dorf gelebt und bin auf Abenteuersuche in alte verlassene Villen geschlichen. Diese Häuser sind von innen nicht schöner als von außen aber sie lassen einem Kind die Räume sich in seiner Fantasie auszutoben.
Manchmal wenn ich an meinen Handgelenk schnuppere erinnere ich mich an alte Kriegsfilme in denen die Kameraführung noch charmant und die Bildqualität noch sachlich ungeschönt war, in denen Soldaten blutend in einer Baracken liegen, draußen die Salven der Sturmgewehre zu vernehmen sind und man den Menschen als Tier sieht wie er vom Brüllen anderer Tiere umgeben über dem Boden kriecht.
Manchmal verlangt der Duft seinen Tribut, als Kultwerk das er sein möchte und ich erlebe Herrn Ernesto Guevara wie er irgendwo im Dschungel zwischen Affen und all den Tieren in einem Erdloch sitzt, zu eng für all die verschwitzen Männer mit ihren Bärten und Kalaschnikows auf dem Rücken. Und wie er da so steht vor einer Landkarte und über Pläne schwadroniert.
Einige Bilder vermisse ich auch. Revolution darzustellen gelang Lisa Kirk auf Einseitige Art und Weise und sie wollte sicher nicht alle Vielfalt betrachten und hat uns mit „Revolution“ einen Ausschnitt gewährt.

Der Duft ist einer dem ein Kommentar würdig erscheint aber nicht viel nützt denn eine Vorstellung von ihm zu schaffen ist sehr schwer. Auch nach Kankuros beeindruckend passender Darlegung war ich absolut überrascht und hätte etwas völlig anderes erwartet.
Der Duft ist übrigens nicht tragbar und als Geruch gewöhnlich als Parfum ungewöhnlich.
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Imel vor 13 Jahren 6 5
10
Haltbarkeit
7
Duft
Poe
Oud Immortel eröffnet sich sehr krautig und kampferartig. Die Ähnlichkeit zu Byredos Baudelaire ist verblüffend wenn auch differenziert mit beiden umgegangen werden muss. Sie tragen vorsätzlich die gleiche Handschrift. Oud Immortel ist jedoch weniger fruchtig. Die Wacholderbeere ist durch zitrische Anklänge ersetzt und lässt eine eher pseudofruchtige Note zu. Der Weihrauch ist dominanter im Kopf, schwillt dann jedoch schnell ab und gibt mitsamt zum blumig hinlaufendem Kardamom einen guten und gelungenen Übergang zur Herznote. Schnell wird der Duft rund und glatt. Ein Gigant von Patchouli dominiert die Herznote, eingegraben und auswuchernd über einem zarten Hauch Rosenduft. Ich habe keinerlei Ahnung wie brasilianisches Rosenholz riecht, aber orientiert man sich am Blütenduft, so erklärt sich einem die stämmige Feingliedrigkeit dieses Duftes, elegant ertragen und getragen von einer Rose. Oud Immortel ist unisexier als Baudelaire. Das sagt einem eigentlich schon der Vergleich beider Duftpyramiden, trotzdem ist er nicht nur eine verweiblichte Variante. Was Baudelaire fehlt ist die der Düsternis entflohenen Eleganz. Eine Grazie die Oud Immortel mit sich führt. Vielleicht hätte man den Duft Poe nennen sollen.
Papyrus scheint in beider Düfte Anwendung zu finden. Leider weiß ich nicht wie es riecht. Wer beide Düfte vergleicht bekommt womöglich eine Ahnung davon oder probiert noch einmal Guillaumes Papyrusinterpretation.
Oud Immortel ist ein sich sehr schnell entwickelnder Duft. Ehe man sich versieht hat man die Basisnote vor der Nase. Aber wie für Byredo typisch, öffnen sich in der Basis keine neuen Türen sondern tasten sich nur langsam aus einer Öffnung heraus die man schon mit der Kopfnote einsehen konnte. Wahrscheinlich fehlt es dem einen oder anderen hier an Flexibilität und Spontaneität. Dem Duft aber fehlt nichts. Er ist gleichmäßig abgerundet aber nicht abgekantet. Er hat jedoch keine unangenehmen Tücken, dafür leider aber auch keine Überraschungen.
Wenn ich die Basisnote zu beschreiben hätte wie hier dann würde ich sie einfach nur „Moos“ nennen. Nun ist das nicht sehr einfallsreich, nicht nur weil es gleich vor „Tabakblatt“ schon dasteht sondern auch langweilig daherkommt und schnell ausgelatscht ist. Genau, mehr wollt ich auch nicht sagen. Die Basis ist ein Duft, modrig holzig, wie trocken herb zugleich. Mehr als die beiden angegeben Duftnoten lässt der Duft leider nicht erahnen. Und das Oud ist mehr erwartet als erahnt. Nichtsdestotrotz hat der Fond eine kühle Lebendigkeit.
Als Oud Interpretation ist er nicht weniger Interessant wie Accord Oud, wenngleich gefälliger. Dieser Duft, „Oud Unsterblich“, ist eher Begleiter als Träger von Agarholz, Accord Oud ist weniger ein Schrei kreativer Perspektive als Immortel Oud ein Klagehauch: „Kauf mich!“. Als Paar sind beide Düfte also innovativ; der eine unzeitgemäß mit Hang zur Melodramatik, dabei Kunstwerk und der andere eine langweiligere Fassung Baudelaire die sich dafür aber verkaufen lässt. Also, wer es bis jetzt verpasst hat an den Blumen des Bösen zu schnuppern der darf mit Oud Immortel noch einmal. Und wem erstere zu muffig rochen, der gehe dahin und kaufe sich Blanche oder irgend einen anderen Scheiß oder probiere Oud Immortel.
5 Antworten
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