Inedito
Ineditos Blog
vor 1 Jahr - 16.03.2023
16 22

Parfumzimmer in Italien - Mit DALL-E zum perfekten Profilbild

Mit dem Wechsel der Jahreszeiten packt mich immer eine wiederkehrende Lust auf Veränderung. Im Herbst werden Kerzen in jeder Ecke der Wohnung platziert und warme Düfte angeschafft, im Frühling darf beides wieder im Schrank verschwinden. Fenster auf, Sonne rein, frischer Wind.

Während ich letztens also meine Sammlung umorganisierte und auf meinem Profil herumschwirrte, fiel meiner Veränderungslust mein Profilbild auf – wie öde! Nach gut zwei Jahren musste ein neues Bildchen her. Da ich hier zur Minderheit derjenigen zu gehören scheine, die weder Katze noch Garten haben, fiel eine Nahaufnahme meiner Mieze oder der allerneust geschlüpften Rosenknospe weg. Ein Bild von mir selbst? Naserümpfend nein!

Gut also, dass ich bei meinem Nebenjob von Jüngern des Silicon Valley umgeben bin und daher alle möglichen Ausgeburten der Nerdwelt mitbekomme. Ob ich will oder nicht. Und obwohl ich ChatGPT oder DALL-E nicht für den Advent einer neuen Zeitrechnung halte, in der AI uns Arbeit abnimmt und den Arsch abwischt, sind sie doch ganz nette Spielzeuge.

Vor einer Weile gab es dazu ja zwei lesenswerte Blogs von Don, wie DALL-E mit dem Thema Düfte umgeht und was das überhaupt für eine Kiste ist. Hier eine Erklärung von ChatGPT, der mitunter launischen Schwester aus demselben Elternhaus:

„DALL-E ist ein von OpenAI entwickeltes künstliches Intelligenzmodell, das eine Kombination aus Computer Vision und Natural Language Processing verwendet, um digitale Bilder aus textuellen Beschreibungen zu generieren. [...] Das DALL-E-Modell kann eine Vielzahl von Bildern von Grund auf basierend auf textuellen Eingaben erstellen. Es kann beispielsweise Bilder von imaginären Kreaturen, Objekten und Szenen generieren, indem es deskriptive Texte interpretiert. [...] DALL-E verwendet eine neuronale Netzwerkarchitektur, die der des GPT-3-Sprachmodells ähnelt, jedoch mit einer anderen Eingabe- und Ausgabeaufforderung. Das Modell wurde an einem großen Datensatz von Bildern und textuellen Beschreibungen trainiert, um zu lernen, wie man Bilder generiert, die bestimmten textuellen Vorgaben entsprechen.“

Also: Testen wir das Ding und schauen wir mal, ob ein nettes neues Parfumo-Profilbild bei rauskommt.

Frage: Was stelle ich mir vor?

Antwort: Mein Traumhaus, genauer: der Ort, an dem meine Duftsammlung präsentiert ist. Ein Ankleidezimmer mit Schränken aus poliertem Edelholz, hier und da eine Lederablage und natürlich feinster Marmor. Ich betone Traum.

Eine erste, möglichst spezifische Anweisung für die Bildmaschine (Prompt):

A collection of fine fragrances, similar to Chanel and Dior in design, in warm colors, neatly organized on a rectangular marble plate on top of a mid-century modern sideboard in a contemporary apartment.

Ergebnis:

Schonmal nicht schlecht. Mir gefallen die warmen Farben der Düfte, allerdings sind die Flakons nicht chanelig genug. Ich wollte etwas simples, ein Flakon wie Bleu de Chanel (Eau de Parfum)Bleu de Chanel Eau de Parfum oder Ambre NuitAmbre Nuit. Außerdem ist das Tablett nicht Marmor, sondern liegt auf Marmor.

Zweiter Versuch:

A collection of fine fragrances, of minimalist design, in warm colors, neatly organized on a marble plate on top of a wooden sideboard, amidst mid-century modern furniture in a suite of an elegant boutique hotel.

Schon besser! Mir gefallen die Farben, das unterschiedliche, aber stimmige Design der Flakons und die umgebende Möbelei. Leider nicht symmetrisch und die Düfte wirken fast verloren in der Ecke.

Nächster Versuch:

A collection of fine fragrances, of minimalist design, in warm colours, neatly organized on a marble plate on top of a wooden sideboard in a mid-century modern dressing room.

Na hallo, Jackpot! Hier stimmt für mich alles: die warmen Farben (tolles Braun und Gold), die edlen Hölzer der Möbel, ein wirklich toll gemusterter Marmor, die simplen Flakons. Besonders schön ist die bernsteinfarbene Flüssigkeit im linken Duft, der neben einem etwas surrealen Stück Stein steht.

Profilbild gefunden …

… oder auch nicht! Denn nach ein paar Tagen war mir diese warme, goldene, fast sirupfarbige Szene etwas zu dicht für den nahen Frühling. Ich wollte doch frischen Wind und Sonne und so. Nicht warmes Einkuscheln in meinem ach so exquisiten Ankleidezimmer.

Also eine zweite Runde, diesmal ans Meer. Welches? Egal, sagen wir Italien. Und es geht ins Badezimmer, auch wenn meine Düfte dort eigentlich nicht lagern. Aber stellen wir uns vor, es ist das zweite Badezimmer der Villa, nur für Düfte bestimmt, ohne Duschdampf und direktes Sonnenlicht. Ich bin ja reich, ne.

Prompt:

A symmetric display of luxurious fragrances of minimalist design in a bright marble bathroom, overlooking the Mediterranean sea and the coast of Italy.

Interessant! Die Flakons sind so lala und sehen mehr nach Bodylotion aus, aber die Szene ist gar nicht schlecht. Sehr bright und mit viel Marmor, transportiert mich eher nach Griechenland als nach Italien. Ein Tick zu hell für mich, daher schaue ich mal, was DALL-E noch so kann.

Als Ergebnis erhält man eine Auswahl von vier Bildern, davon lassen sich die Bilder individuell bearbeiten oder nach Variationen fragen – letzteres führt mitunter zu abstrakteren Bildern.

Da mir die Badbilder alle doch recht kalt wirken, geht es zurück ins Ankleidezimmer. Dieses hat nun ein Fenster, juhu! Next try:

A symmetric collection of warm fragrances of minimalist design in a luxurious dressing room made of polished woods and leather, overlooking the Mediterranean sea and the coast of Italy at sunset.

Dieser Prompt hat es in sich und liefert mir wirklich tolle Bilder. Der Sonnenuntergang scheint für die richtige Stimmung zu sorgen.

Während hier die Düfte etwas surreal wirken (was ich mag!), wirkt das Zimmer mit den Möbeln wirklich realistisch. Wie eine Ferienwohnung, sehr elegant, das Bild ist auf der Shortlist!

Ein zweites Bild gefällt mir ganz gut, allerdings jage ich es noch durch einen Variationen-Durchlauf und erhalte das:

Wieder anders, Realismus weg. Aber toll! Warme Farben, ein stilvoller (Parfum?-)Schrank mit schöner Beleuchtung, der Blick aus dem Fenster. Der Begriff „golden hour“ passt hier wirklich wie AI-Arsch auf Eimer. Eigentlich könnte ich zufrieden sein, aber ich spiele noch etwas weiter.

Und dann passiert es: Das Profilbild ist da!

A symmetric collection of warm fragrances of minimalist design in a luxurious dressing room made of polished woods and leather, overlooking the Mediterranean sea and the coast of Italy at sunset, lifelike.

Der Zusatz lifelike hat hier etwas ausgespuckt, was ich so gar nicht lebensecht finde, aber genau deswegen so wunderschön. Ein Parfum-Zimmerchen, das direkt ins Meer überzugehen scheint, ein offenes Fenster in die Welt, am Abend, in schönsten Farben. Die Flakons sind minimalistisch, haben wieder ein eher surreales Inneres und der Marmor ist weg. Popel- und pickelhaft ragt mir ein Knopfgriff entgegen, doch der stört mich ganz und gar nicht.

Ich spüre die Meeresbrise und die abendliche Kälte nach einem warmen Tag und freue mich über dieses neue Profilbild. Wenn die Sonne weg ist, ist es vielleicht zu kalt und ich mach die Fenster zu. Vorerst lasse ich sie offen und schaue aufs Meer.

Aktualisiert am 16.03.2023 - 08:31 Uhr
16 Antworten