Invein

Invein

Rezensionen
Invein vor 4 Jahren 22 5
4
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Ein wilder Gaul, der gerne aneckt.
Ich gebe es zu: Auch bei mir war es eine Liebe auf den 2. Riecher. Ein kleiner Spritzer aus dem bei meiner PdM Bestellung beigelegten Tester und selbiger verschwand direkt in den Untiefen meiner Parfum-Pröbchen-Box. Ekelhaft...getrocknete Orange, Gewürze...ein wilder Gaul - brrr, stop - absolut nicht mein Fall.

Hatte aber einen zweiten Tester im Büro und probierte ihn dort nochmals sehr vorsichtig. Ein Sprüher - Hü - und ca 30min später prompt ein Kompliment einer Kollegin eingefahren, obwohl ich das social distancing durchaus ernst genommen hab. Projektion und Sillage sind PdM-typisch sehr gut, der Duft ist sehr intensiv. Man riskiert also bei zu vielen Sprühern durchaus vom Pferd geworfen zu werden.

Eine Woche später ist Kalan zu einem meiner Lieblingsdüfte avanciert. Hat man sich an die frisch-fruchtige Würze einmal gewöhnt und die perfekte Sprühmenge herausgefunden, hat man das Wildpferd gezähmt und es lässt sich sehr gut ausreiten. Natürlich kann es vorkommen, dass manche Leute die Nase rümpfen, wenn du auf Kalan galoppierend ins Büro einfällst oder im Hochsommer durch die Ubahn trabst. Den anderen jedoch wird dein Auftreten durchaus imponieren, einige werden das Pferd gar streicheln wollen.

Nach ca 7 Stunden geht ihm dann schließlich langsam die Puste aus, aber das ist okay. Brrr - Auch ich brauche eine Pause. Kalan stelle ich Abends wieder zurück in den Stall, die nächsten Tage wird er dort verbringen, während ich meinen olfaktorischen Muskelkater auskuriere, und mich mit Ponys und Eselchen zufrieden gebe. Doch alle paar Tage traue ich mich wieder, hole ihn raus aus der Koppel - Hü Hott, Hü Hott - und reite mit Kalan der Sonne eines neuen Tages entgegen.

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Einteilung:

Gefälligkeit: 6/10
Gewöhnungsbedürftig. Manche lieben ihn, andere finden ihn (vor allem auf den ersten Riecher) widerlich. Fand ihn anfangs auch viel zu seltsam. Nicht unbedingt ein klassischer Compliment-Getter, auch wenn ich bisher nur positives bis überschwängliches Feedback zum Duft erhalten habe.

Einzigartigkeit: 9/10
Ja, im Drydown nehme ich auch die BR540 Noten wahr, und manchmal erinnert die süßliche Würze ein wenig an Tom Fords Effing Fabulous. Trotzdem ist der Duft sehr eigenständig und einzigartig.

Alltagstauglichkeit: 8/10
Wenn man es mit den Sprühstößen nicht übertreibt ist er durchaus auch Bürotauglich.

Ganzjahrestauglichkeit: 8/10
Ich werde den im F/S genauso tragen wie im H/W. Die Gewürze geben ihm für die kalte Zeit einen weihnachtlichen Touch, während die bittersüße Orange im Frühling und (sparsam aufgetragen) wohl auch im Sommer frische bringt.

Unisex-Rating: 7/10
Finde ihn Unisex, trotzdem tendiert er für mich eher eine spur ins Männliche. Ist aber im Endeffekt sicher Geschmacksache bzw Typfrage.

H/S und Intensität: 8/10
Hält bei mir trotz der Bitterorangen-Noten durchaus ca 8h. Mit 2-3 Sprühern wird man von jedem im Umkreis von 2 Metern stark wahrgenommen. Mit mehr Sprühstößen riskiert man Kopfschmerzen. Ein intensiver Duft.

Verpackung und Flakon: 4/10
Als Designer mit einem Hang zu minimalistischer Ästhetik kann ich den PdM Flakons allgemein nichts abgewinnen, zu sehr erinnern die protzigen Flaschen an pseudo-elitäre Alpha-Male-CEO-Rasierwasser, sowohl was Verpackungsdesign als auch Flakon angeht. Holzhammer-Luxus. Verarbeitung und Material aber immerhin ordentlich.

Für wen?
Mittzwanziger bis Mittvierziger, die gerne polarisieren. Die nicht wie jeder andere riechen und nicht allen gefallen wollen. Kalan ist kein 0815-Duft, den 0815-Menschen in der Disko tragen. Kein Layton, kein Aventus, kein Sauvage, kein 1Million. Trotzdem oder gerade deswegen kommt er zumindest in meinem Umfeld meistens sehr gut an (bin aber kein Großraumdisco- oder Clubgeher). Kalan sticht jedenfalls aus der Masse raus, und hinterlässt Eindruck – (bei mir sehr) oft positiv, manchmal negativ.

Wonach riecht er?
Ich finde er riecht nach nem feuchten Blätterhaufen vor einem Barbershop, in den man getrocknete Blutorangenstücke und Lavendel steckt, und ihn anschließend mit Gewürzen und Kräutern bedeckt. Baccarat Rouge Ähnlichkeit wenn überhaupt nur im Drydown, für mich ein komplett anderer Duft, viel würziger. Kein typischer PdM, wer hier Layton/Herod-DNA erwartet wird enttäuscht werden.

Blindbuy?
In dieser Preiskategorie sind Blindbuys allgemein sehr riskant, bei Kalan umso mehr. Auch wenn einem die Noten oder viele andere PdMs zusagen besser vorher testen, war auch nachdem ich die Noten gelesen habe etwas irritiert beim ersten Schnuppern.
5 Antworten
Invein vor 4 Jahren 8 4
9
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Escobars ausgebrannte Limousine
War ein Blindkauf wegen den tollen Ratings und weil die Tom Fords mir normalerweise doch sehr zusagen. Frisch ausgepackt gleich mal aufs Handgelenk gesprüht und im ersten Moment für absolut widerlich befunden. Im Drydown hat er mich dann aber doch irgendwie, der Tom. Das Suchtpotenzial resultiert vermutlich daraus, dass der Duft - wie Drake bereits angemerkt hat – sehr intensiv nach Kokain riecht (zu intensiv). Dazu kommt herber Rauch und herbes Leder, doch der chemische Koks-Geruch überlagert für mich einfach alles (auch die oft erwähnte Himbeere) und bereitet mir bereits bei 1 Spritzer Kopfschmerzen. Nach zwei Stunden rieche ich nicht nur ausgebrannt, ich fühle mich auch so. Auch wenn ich die Idee des Duftes an sich inzwischen ganz gern mag ist mir das alles dann doch viel zu intensiv/chemisch/rauchig, auf Dauer zu anstrengend und für mich dadurch wohl eher untragbar.

EDIT: Mag ihn inzwischen ganz gerne zum Layern, weil er zarten oder süßen Düften einen maskulinen Kick gibt. Auch allein find ich ihn weniger schlimm, kann inzwischen sogar manchmal die Himbeere wahrnehmen. Aufgewertet +1

EDIT 2: Leder muss man wohl "lernen". Inzwischen mag ich ihn sehr. :)
4 Antworten