10 Jahre bei Parfumo – Vom Entdecken, Horizont Erweitern und Loslassen
Vielen von euch wird es genauso ergangen sein: Auf der Suche nach Inspirationen für neue Parfums, bzw. um überhaupt richtig in das Thema einzusteigen, landet man bei Parfumo und das Rabbit Hole öffnet sich. Mit 25 hatte ich anfangs nur sehr wenig Bezug zum Thema, wollte aber ein paar Düfte für mich finden, um Abwechslung zu haben. Dank der Beratung im Forum fand ich so zunächst La Nuit de L'Homme und Égoïste, welcher für eine Weile quasi meine Signatur war. Timbuktu und Serge noire waren meine ersten Nischen-Düfte. Mit der Zeit wuchs das Budget, das Interesse, viel zu testen, und somit das Wissen über verschiedenste Noten, Duftstoffe und Genres.
Anhand von Gerüchen, die ich aus dem Alltag kenne – z.B. von Hygieneartikeln, aus der Natur oder in der Küche –, wusste ich, was mich interessieren könnte: Zitrusfrüchte, Minze, Basilikum, Lavendel, der Duft des Waldes oder von frisch geschnittenem Holz, Gewürze, wie Zimt, Kardamom, Pfeffer und Wacholderbeere, Ingwer, Tee (besonders Earl Grey), eine frische Meeresbrise – all das habe ich schon vor dieser Reise hier geliebt. Labdanum, Benzoe, Weihrauch, Patchouli, Oud, Leder, Rose, Jasmin, Rosengeranie und anderes kamen hinzu. Schnell wurde mir klar, dass ich gar keinen Signatur-Duft haben möchte, sondern nach Jahreszeit, Anlass und Stimmung entscheide, was ich gerade tragen möchte.
Ähnlich wie bei Musik oder Orten verknüpfe ich manche Parfums mit Lebensphasen und Personen. Wie sonst auch im Leben zeigt sich, dass es neben den Konstanten immer auch Veränderungen gibt: Der Geschmack verändert sich und man entdeckt Neues. So erging es mir etwa mit Rosen-Düften, von denen ich einige ganz bewusst testete, um besser Bescheid zu wissen. Portrait of a Lady und Thirty Three waren (und sind gewissermaßen) dabei zwei ganz große Offenbarungen, sowie später Epic Woman. Doch das Abschiednehmen gehört ebenfalls dazu. Irgendwann hatte ich weniger Lust auf Rose und die ersten beiden zogen wieder aus. Das Loslassen kann sich wehmütig anfühlen, aber ich verstehe es auch als eine Art der Dankbarkeit, eine schöne Zeit gehabt zu haben.
Dafür wuchs mein Interesse an Patchouli und Weihrauch. Coromandel hat von Anfang an eine magische Wirkung bei mir entfaltet, Patchouli Noisette besondere, natürliche Qualitäten aufgezeigt; durch Zefiro verstand ich, dass Weihrauch auch ohne sakrale Assoziationen möglich ist und Tiger's Nest überzeugte mich durch seine Tiefe. (Den Flakon kaufte ich mir in Florenz im Sommer 2020. So leer erlebt man die Stadt in dieser Jahreszeit wohl kaum noch einmal.) Vetiver, wie in Sycomore, Timbuktu und Itasca (vor der Reformulierung) verwendet, lernte ich genauso schätzen.
Was bleibt, sind viele Erkenntnisse und auch bestimmte Parfums. Bei Fars denke ich mir immer: Dieser Duft verkörpert mich irgendwie. Die Gegensätze, die bei genauerer Betrachtung deutlicher werden, letztendlich dennoch harmonisch zueinander finden und die Wärme, die in ihm wohnt. Die Liste ließe sich natürlich noch fortsetzen... Was ich trage, trage ich in erster Linie für mich. Wahrgenommen zu werden, ist nichtsdestotrotz etwas, dass jeder Mensch in gewissem Maße braucht. Ein gutes Parfum ist eben ein gutes Accessoire, welches das Gesamtbild abrundet – aber eben nur das Äußere. Ich bin kein anderer Mensch durch Parfumo, aber ich kann mein Leben olfaktorisch vielfältiger genießen dank dieser tollen Inspirationsquelle und der vielen begeisterten und liebevollen Personen, die hier aktiv sind.
Und Fars ist ein großartiger Duft.
Ich würde mich freuen, wenn du auch schreibst, was dir nach 10 Jahren durch den Kopf geht.