Judithz

Ich kann mich, erschreckenderweise, nicht mehr ansatzweise daran erinnern, wo und warum ich mir diesen Duft vor rund 6 Jahren gekauft habe. Beim besten Willen, ich erinnere mich weder an das Testen, noch an das Kaufen...

Jedenfalls hatte ich diesen Duft irgendwann, und habe ihn so geliebt, dass ich mich gnadenlos damit eingenebelt habe. Geerntet habe ich Kommentare wie "Nuttendiesel" und "fantastischer, hochwertiger Duft". Tatsächlich hat eine damals 74-jährige Nachbarin (Chamade-Freundin, durch und durch) sich den Duft von ihren Kirchenfreundinnen und mir zum Geburtstag gewünscht, ich hab ihn dann besorgt:-)

Ich liebe den Duft nach wie vor, allerdings verwende ich ihn inzwischen einfach sehr sparsam, denn er ist wirklich sehr durchdringend.

Bei keinem anderen Duft habe ich bisher die Kombination einer solchen TROPISCHEN Leichtigkeit/Transparenz/Frische mit westeuropäischem Ernst erlebt. Atlantikküste im Winter, mit leiser Jasmin-Cocos-Edelblüten-Brise...

Zum ersten Mal bin ich von einem Guerlain-Duft richtig enttäuscht.

Ich mag nicht alle Guerlain-Düfte, einige sind mir aber zumindest so unsympathisch, dass ich mich mit ihnen zanken könnte; ich brauche auch nicht unbedingt die störenden Seitenhiebe, die bei meinen Lieblingen teilweise zeitweilig durchkommen: trotzdem bin ich ein echter Guerlain-Fan.

Dieser Duft ist für mich ein schon fast verflogener neuer Yves-Rocher- oder Bodyshop-Duft (und damit möchte ich Y.R. und B. jetzt NICHT niedermachen. Aber die haben einen ganz anderen Anspruch).

Zusätzlich hat der Duft auch nur eine meiner Meinung nach langweilige Duftentwicklung - er wird nach und nach weicher und schwächer, macht keine Abstecher oder Haltepausen: mehr kann ich hier nicht reininterpretieren.

Was die bisherigen Kommentare hier anbelangt, kann ich die nur begrenzt nachvollziehen. Prinzessin? Für mich riecht dieser Duft so niedlich-langweilig-harmlos, dass er eher zu einem 7-jährigen braven Mädchen passen würde.

Ich habe nichts gegen "harmlose" Düfte, aber auch "harmlos" kann Tiefe haben, wie "Pure Gold" von Montale (obwohl man die beiden Düfte nicht direkt miteinander vergleichen kann). Aber diesen Duft finde ich einfach nur langweilig nett. 7-jähriges Mädchen, das eine Prinzessin aus dem Bilderbuch ausmalt.

Vor 25 Jahren bekam ich von einem Freund ein kleines glänzendes rosa Satin-Beutelchen mit einem ältlichen Fläschchen mit bräunlicher Flüssigkeit... - das war DER ultimative Duft schlechthin.

Er habe es aus Turin, erklärte der Freund, von älteren Leuten, die in einer Parfumerie auch alte Schätzchen verkaufen würden.
Der Duft war wohl aus den 50ern, oder noch älter. Es waren leider nur 7,5 oder 10 ml (damals hab ich auf Mengenangaben nicht geachtet, und den Flakon hab ich später ärgerlicherweise auf einem Antikmarkt verkauft).

Nie habe ich davor oder danach einen Duft erlebt, der diesem Duft nur ansatzweise nahe kam.

Damals gab es kein Internet, und ich bin tatsächlich nach Paris gefahren, als das Fläschchen leer war (für eine Studentin damals kostspielig, das kann man sich heute kaum noch vorstellen). Dort gab es einen Schiaparelli-Shop, schwarz-rosa, der mir eine damals aktuelle Version verkauft hat(für eine Studentin damals viel zu teuer). Die hat mir auch gefallen, aber längst nicht sooooo. Die ganz, ganz dunkle Weichheit war weg.

Später habe ich in Deutschland ein EdP gekauft, es war ähnlich wie das aus Paris, es roch allerdings noch etwas mehr nach Honig.

Als meine Tochter drei war, hat sie den Flakon auf den Boden fallen lassen. Das Parfum sickerte in alle Ritzen, es roch noch tagelang. Und hat mich genervt, irgendwann. Ich habe es nicht nachgekauft.

Inzwischen denke ich manchmal daran. Nie wieder hatte ich dieses "der Duft schlechthin"-Gefühl. Es ist vielleicht wie mir der ersten wirklich "großen Liebe".

Nun, es wird Zeit zu prüfen, ob noch was draus werden könnte, auch nach der langen Zeit, und nachdem man sich verändert hat..., der Duft (der ja sowieso nicht mehr so weich und sexy ist)..., und ich...

Nun, da ich immer mehr lerne, einzelne Düfte zu differenzieren, muss ich sagen, dass Shalimar den größten Beitrag dazu geleistet hat, dass ich einen Duft über Stunden "als Ganzes" auf mich wirken lasse.

Shalimar gehört schon länger zu meinen "Basics", tatsächlich hat der Duft es so weit gebracht, obwohl ich einen Parfumerie-Teststreifen davon sofort in den Mülleimer werfen würde.

Kennengelernt habe ich den Duft als sehr weich, sehr tief, bei einem Mann. Mir auf die Haut gesprüht verschlug es mir den Atem - Mottenkugeln, Mottenpapier, Oma, Staub, Benzin. Ich dachte, dass es vielleicht an meiner Haut liegt, ekelhaft, das Zeug.
Nach rund einer Stunde war Shalimar nur noch wunderbar, und es wandelt sich über Stunden.

Inzwischen kann ich den Mottenkugel-Anfangsekel nicht mehr so recht nachvollziehen, allerdings würde ich Shalimar auch nicht tragen, wenn die Anfangsnote bestehen bliebe.
Ich trage Shalimar erst in der Öffentlichkeit, wenn rund eine Stunde vorüber ist. Dann allerdings bin ich ziemlich schmerzfrei, was den "Anlass" betrifft. Ich trage es Sommer wie Winter, bei der Arbeit wie am Abend, einfach immer, wenn mir nach "kaltblau, weich, Strenge, Vanille und Rost" ist.

Nun, in meinem Alter (47) läuft Einiges an Zeitgeist an einem vorbei, und ich wäre auf diesen Duft auch nicht gekommen, wenn mein Sohn (12) mich nicht in einen Hollister-Shop gezogen hätte.

Ok, "big bang theorie", "two and a half men", grünliche, dunkelrot abgesetzte, messingbeschlagene Stufen im Laden halfen mir auf die Sprünge, die Musik war zu laut, es war zu dunkel, um die Farben wirklich zu beurteilen, ok, dann hatte ich es auch erkannt, den Vogel, und überhaupt.

Ich dachte nur: die armen Leute, die da ganztags arbeiten müssen. Es riecht ganz gut, die Musik mag ganz nett sein - aber so viele Stunden ist die Lautstärke anstrengend, man verliert das Gefühl für Tageszeiten, und ob die Bezahlung so gut ist?

"Socal" mag ich. Wie schon unten beschrieben, ist es nicht der anspruchsvollste Duft, aber er ist alltagstauglich, weich, frisch und angenehm.
Eine großartige Duftentwicklung nehme ich nicht wahr. Aber ich freue mich, dass mein Sohn den ganzen Abend immer wieder an seinem Duft schnuppert, und sich begeistert. Und den Duft wie ein Heiligtum in seinen Händen hält. Düfte waren lange vergessen für ihn. Als er sehr klein war ( 2 - 3 Jahre), hat er sich monatelang abends vor dem Schlafengehen die Hände parfumiert, mit "Coco" und "Opium". Vielleicht kann Socal da anknüpfen...

Ich selbst werde mich auch den einen oder anderen Tag damit einsprühen, ganz sicher.