Jumi
Jumis Blog
vor 8 Jahren - 18.09.2016
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5 Jahre Parfumo und der wahre Sinn des Sammelns

Ja, genau heute vor 5 Jahren habe ich mich hier angemeldet. Zunächst als passive Leserin, zwischendurch auch gar nicht anwesend, doch mittlerweile auch mit “Wort und Schrift” dabei :) Viele neue Dufterfahrungen und -eindrücke konnte ich in dieser Zeit dank Euch machen. Dafür und für Eure Großzügigkeit, Herzlichkeit, Hilfsbereitschaft und noch andere Sachen möchte ich mich bei Euch bedanken. Später mehr dazu. Zunächst möchte ich mit Euch, liebe Parfumo-Leute, meine Freude teilen. Bei mir ist gerade jeder Tag wie Weihnachten oder Geburtstag. Ich darf nämlich jeden Tag ein kleines Geschenk “auspacken”, sprich ein kleines Duft-Schätzchen testen (naja, fast jeden Tag, sonst hätte ich ja keine Zeit für meine Lieblingsdüfte). Nein, ich habe keine Riesen-Sammlung geerbt oder eine Parfumerie ausgeraubt – der Schatz befand sich all die Jahre unter meiner Nase und ich habe ihn nicht als solchen wahrgenommen! Ich lese so gerne Eure Blogs über Euren “Werdegang” in der Duftwelt, dass ich jetzt auch meine Story erzählen wollte. Wem es zuviel sein sollte, kann zum letzten Absatz überspringen.

...Düfte haben mich schon immer fasziniert. Als Kind mochte ich Küchengerüche, aber auch z.B. den Duft von brennendem Holz, Kerzen, Filzstiften, Baumharz, Büchern und anderen, für mich (klein und naiv :)) damals im Parfum unvorstellbaren Sachen. Herrenparfums fand ich damals auch toll und habe mir als Teenie in der Parfumerie öfters ein klitzekleines bisschen Herrenparfum aufgesprüht. Heimlich, wenn keiner zugeschaut hat, denn es war mir irgendwie peinlich – das war die Zeit bevor CK One kam und der Begriff Unisex zum Alltag der Duftwelt wurde. Aber besonders Kräuter, Gräser, Zitrusse und zarte Blumen haben es mir angetan. Als ich mir damals meine ersten Parfums gekauft habe, war vorprogrammiert in welche Richtung diese laufen würden. Die meiner Meinung nach “schweren, schwülstigen, opulenten, ja, gar stinkigen” Düfte, darunter auch sämtliche Klassiker, habe ich damals schlicht nicht verstanden. Dennoch, als ich die Schönheit der Parfumminiaturen entdeckte und jene zu sammeln anfing, fanden auch “Stinker” ihren Platz in meiner Sammlung. Ich muss ja nicht daran riechen oder sie gar benutzen, dachte ich. Hauptsache der Flakon ist schön. Die Sammler unter uns werden schon wissen, wie schwer es teilweise war an die guten Minis zu gelangen, wie viele Flohmärkte etc. man auf der Suche nach Schätzen durchforsten musste. “Voll, ungeöffnet, versiegelt” - war wie Musik in den Ohren des Sammlers. Dann brach das ebay-Zeitalter aus und meine Sammlung began zu wachsen wie nie zuvor. Irgendwann erreichte ich den Punkt, dass ich nur noch auf der Jagd nach den Vintages, Raritäten und besonderen Schönheiten war. Der eigentliche Duft in einem jeden Flakon hat mich dabei NULL interessiert. Getragen habe ich damals unterschiedliche Düfte nach meinem damaligen Geschmack, die Minis hingegen waren unantastbar.

Dann standen große Änderungen in meinem Leben an: Hochzeit, Geburt des ersten Kindes und der Beschluss nach Kanada auszuwandern. Alles würde ich hinterlassen, doch nicht meine heissgeliebte Sammlung. Verpackt in einige Umzugskartons, hat es die Sammlung größtenteils heil über den Ozean geschafft und... wurde für die nächsten 10 Jahre vergessen. Ok, nicht gerade vergessen, aber keinen Platz mehr in meinem überfüllten Alltag gefunden – das Einleben im neuen Land, Jobwechsel, sämtliche Renovierungen unseres neuen Zuhauses und zwei weitere süsse Kinder... Irgendwann dann traf ich die Entscheidung – jetzt oder nie. Wenn ich jetzt die Sammlung nicht aus ihrem Tiefschlaf holen würde, dann würde sie nie wieder das Tageslicht sehen. Ich began auszupacken... Was mir da entgegenströmte war eine Kakophonie von Düften, viele gekippt, doch die meisten immer noch gut. Da ich seit meinem Parfumo-Start immer wieder Proben und Abfüllungen gekauft habe und zur leidenschaftlichen Testerin wurde konnte ich auch bei meinen Minis dem Testen nicht mehr widerstehen. Genug des Sammelns! Ich wollte hier und jetzt genießen. Zu lange habe ich damit gewartet. Und dank meinem unerwarteten Duftgeschmackwechsel nach der letzten Schwangerschaft habe ich unter meinen Vintages das eine oder andere originale (unreformulierte) Schätzchen für mich entdeckt. Ja-ja, manch früherer “Stinker” erwies sich als wunderschön. Und die Entdeckungsreise geht weiter – ich teste ausgiebig neue wie alte Düfte und werde, wie es aussieht, noch lange damit beschäftigt bleiben, die Sammlung durchzutesten und zu erfassen.

So wurde aus einer Sammlerin eine Genießerin. Erst jetzt machte das ganze Sammeln Sinn – der Düfte und nicht nur des Glases wegen. Nicht nur mit dem Auge, sondern auch mit der Nase bewundern. Diese späte Einsicht habe ich Euch, meine Lieben, zu verdanken. Eure Kommentare und Statements, fantasievolle, poetische, witzige, sachliche, abschweifende, berührende, absurde, traurige, persönliche, informative, begeisterte, enttäuschte, immer so verschieden, aber allesamt UNVERZICHTBAR, brachten mich dazu, meine Einstellung zu ändern und das “geruchslose Sammeln” aufzugeben. Meinen Dufthorizont zu erweitern, neue Vorlieben zu finden und denen keine Grenzen zu setzen. Und dafür danke ich Euch allen! In diesem Sinne: sammelt, verschwendet, traut Euch, probiert Neues, macht Fehler, ändert Eure Meinung (oder auch nicht), schwimmt mit oder gegen den Strom, aber bleibt mir (und den anderen) in Eurer Diversität erhalten und genießt das Leben in vollen Zügen, mit allen euch gegebenen Sinnen, jetzt und heute! Cheers!

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