
“Du riechst wie Depression, aber mit einem Hauch Hoffnung” – Parfümbewertungen auf Parfumo und andere literarische Meisterwerke
Stell dir vor, du wachst morgens auf, der Himmel ist grau, dein Kaffee schmeckt nach verlorenen Träumen und du öffnest Parfumo. Warum? Weil du gestern Nacht um 3:42 Uhr einen Duft entdeckt hast, der „nach bitterer Mandarine und gebrochenem Selbstbewusstsein“ riechen soll. Die Rezensionen dazu? Ein Drama, geschrieben von jemandem der mittlerweile mehr Zeit mit seiner Nase verbringt als mit seinem Therapeuten.
Willkommen in der Parallelwelt der Parfümbewertungen oder wie es Parfumo liebevoll nennt Rezensionen und Statements(Schreibfaule sind ebenfalls herzlich willkommen). Ein Ort zwischen Genie und Wahnsinn, einer wundersamen Welt, wo Duftnoten tanzen wie betrunkene Philosophiestudenten auf einem glitschigen Seifenteppich und jeder Sprühstoß ein Abgrund der Existenz offenbart.
Wenn du dachtest, Parfümbewertungen seien objektiv wie ein Mathematiktest, dann herzlichen Glückwunsch…du glaubst wahrscheinlich auch noch an Weihnachtsmann und Osterhase, die Gerechtigkeit und dass dein(e) Ex dich zurücknimmt.
Während andere soziale Netzwerke mit Urlaubsbildern, Katzenvideos und toxischer Positivität glänzen, ist Parfumo ein Ort für Menschen, die sich freiwillig Düfte antun, die „nach innerer Leere“ riechen und das dann als „introspektiv“ bewerten. Parfum ist kein Hobby, Parfum ist passiv-aggressive Kunst.
Wer das hier liest, ist also entweder Parfümliebhaber, Soziopath oder Germanistikstudent mit Nasenfetisch…oder einfach alles zusammen. Niemand ist hier normal. Und genau deshalb ist es großartig.
Der Duft der Illusion oder Warum du Unrecht hast, obwohl du recht hast
Subjektivität ist der dunkle Lord der Duftbewertung. Du kannst zehn Leute das gleiche Parfum schnüffeln lassen, und du bekommst elf Meinungen, inkl. der von Tante Elfriede, die aus dem Nebenzimmer ruft: „Riecht nach Kloreiniger!“
Ein Duft, der für dich „Sommer, Sonne, nackte Haut auf warmem Sand“ schreit, ist für jemand anderen „ein feuchter Waschlappen in einer Seniorenresidenz“. Und beide haben recht. Willkommen in der Hölle der Relativität.
Der eine sagt: “Dieses Parfüm riecht wie ein regennasser Friedhof.”
Die andere: “Endlich der Duft meiner Kindheit…sonntags in Omas Garten mit Kirschtorte.”
Gleiches Parfüm, gleicher Batch, gleiche Hauttemperatur aber unterschiedliches Trauma.
Subjektivität ist einfach der Elefant im Raum, der sich mit Oud eingerieben hat und darauf wartet, dass du endlich zugibst, dass du keine Ahnung hast, was du da eigentlich riechst. Aber keine Sorge…niemand weiß es wirklich, denn irgendwie schnüffeln wir alle hier im Dunkeln.
Der große Duft des kleinen Ichs oder Individualität als Ausrede
Individualität ist ein kleines Universum, denn eine Nase ist kein neutrales Organ. Sie ist ein kleines, zickiges Biest, das heute vielleicht Vanille liebt und morgen bei der gleichen Note mit einem Nasenkrampf reagiert.
Der eine schwärmt: „Ein Gourmandtraum mit sinnlicher Tiefe.“
Der andere röchelt: „Wie ein altes Dessert, das man aus der Mülltonne gefischt hat.“
Parfum ist wie Tinder für deine Nase…du weißt nie, ob’s die grosse Liebe wird oder ein olfaktorischer One-Night-Stand mit Reue und Augenzucken.
„Dieses Parfüm BIN ich“, schreiben sie.
Was sie meinen: „Ich hoffe, wenn ich das trage, merkt niemand, wie sehr ich mich selbst verloren habe.“
Parfüm ist Identität in ml. Es ist unser Versuch, der Welt zu sagen: „Ich bin einzigartig! Bitte beachte mich!“ In Wahrheit riechen wir alle nach dem gleichen synthetischen Moschus mit einem Hauch von Midlife-Crisis. Aber hey…die Geschichte, die wir uns dabei erzählen, ist individuell. Und das ist entweder wunderschön, sehr tragisch oder beides.
Ich schnuppere, also bin ich (verstört) oder Was dein Gemütszustand dir sagen will
Es ist Montagmorgen, dein Chef hat dich angeschrien, deine Katze hat auf deine Sneaker gekotzt und du sprühst dir einen Hauch Dior Homme auf und plötzlich riecht er nach Depression mit einem Hauch von kaltem Metall.
Am Freitagabend, mit drei Gin Tonics intus und 50 unbeantworteten Nachrichten im Dating-Chat, ist derselbe Duft „ein sündiger, intellektueller Orga***us“.
Der Duft hat sich nicht verändert. Du schon…das nennt man glaub ich Reife…oder emotionale Instabilität, die Grenze ist fließend.
Wetter, Hormone und kosmische Ungerechtigkeit oder Wie die Tagesform deine Sinne trübt
Willkommen in der Welt der Geruchshalluzinationen. Dein Gehirn entscheidet spontan, ob dein neues Nischenparfum ein Meisterwerk oder eine olfaktorische Beleidigung ist. Warum? Weil dein Gemütszustand heute zwischen Heulkrampf und Hoffnungsschimmer schwankt. Und das Parfum? Das ist einfach nur da und leidet mit.
Heute…leichter Nieselregen, drei Stunden Schlaf und ein riesengroßer Pickel auf der Stirn. Dein geliebter Amouage Interlude riecht plötzlich wie brennende Autoreifen auf einem orientalischen Basar.
Morgen…Sonnenschein, Kompliment von der Kollegin…du fühlst dich wie ein Halbgott. Interlude? Reines Elixier aus den Tränen phönizischer Götter.
Deine Körperchemie spielt mit dir, wie eine launische Operndiva, die beschließt, heute lieber Punkrock zu singen.
Wie ein Duft dein ganzes Leben ruiniert oder Die Vergangenheit stinkt
Ein Spritzer eines bestimmten Duftes und…bämmm bist du wieder 16, stehst auf dem Schulfest, total verknallt, schwitzend und irgendjemand hat Joop! Homme getragen. Du hast nie herausgefunden wer. Aber jetzt? Jetzt triggert dieser Duft ein inneres Drama das selbst Netflix ablehnen würde:
„Der Duft der Unerfülltheit - Season 3“.
Anders gesagt: Wir bewerten nicht den Duft…wir bewerten unser inneres Kino und oft ist es ein irgendein Arthouse-Horrorfilm mit französischem Subtext.
„Ich trug ihn beim ersten Date mit meinem Ex. Jetzt kann ich ihn nie wieder riechen.“
„Er roch nach ihr…nach der, die mich verließ. Ich hasse ihn. Ich liebe ihn.“
„Ich trage ihn nur, wenn ich mit mir selbst ins Gericht gehe.“
Duft ist Erinnerung, Trauma, Therapie. Eigentlich ist Parfumo nicht nur eine Bewertungsplattform…es ist irgendwie auch eine kleine Gruppentherapie…nur mit Flakons. Jeder Spritzer ist ein Flashback, jeder Kommentar ein offenes Tagebuch und irgendwo, zwischen den Zeilen über „animalische Basisnoten“ und „überdosiertem Moschus“, findet man Geschichten, die oftmals ehrlicher sind als viele viele große Biografien.
Parfumo - Der kollektive Wahnsinn in Sternchenform
Parfumo ist ein großartiger Ort. Hier treffen sich Geruchsästheten, Duftpoeten und Menschen mit zu viel Freizeit. Die Bewertungen reichen von analytisch bis apokalyptisch:
„Riecht wie das Leder eines römischen Centurio, aber nach der Schlacht.“
„Wie ein Nachtspaziergang durch die Träume eines melancholischen Roboters.“ oder „Wie das Gefühl, wenn deine Seele die Schnauze voll hat.“
Du bist ja immer noch hier oder Warum du trotzdem weiterliest
Du liest weiter.
Du bewertest selbst.
Du schreibst: „Frisch. Grün. Hoffnungsvoll. Wie ein Neuanfang nach dem Weltuntergang.“ Und jemand kommentiert: „Danke. Das hat mich berührt.“
Und du merkst…Duft ist Sprache, denn Parfumo ist das Tagebuch der Unsichtbaren und du bist ein Teil davon.
Es ist alles eine große, stinkende Lüge…und das ist aber auch okay
Wenn du also das nächste Mal eine Parfümbewertung liest und denkst: „Hä? Was haben die denn geschnuppert?“ dann atme tief durch (möglichst nicht aus der Flasche) und erinnere dich: Du bist einzigartig. Deine Nase ist dein Orakel. Deine Erinnerung dein Fluch.
Und der Duft? Ein flüchtiger Hauch auf deiner Haut, der deine Seele berührt oder dich in eine olfaktorische Hölle katapultiert.
Also sprüh, lache, weine, wüte und dann vergib eine 10…einfach weil du’s kannst.

Das Statement oder Der Raum zwischen Reim, Rausch und Realitätsverlust
Ein Klassiker: „Zuerst Leder, dann Blut, danach dunkle Schokolade, etwas nasser Karton und dann… dieser göttliche Moment: gerösteter Fenchel auf zerbröseltem Weihrauch.“
Wirklich? Fenchel?
Manche beschreiben einen Duft, als hätten sie ihn mit Sherlock Holmes und dem jungen dArtagnan gemeinsam destilliert. Andere wiederum tippen nur: „Bäh. Stinkt.“ 0,0…Weltuntergangsstimmung.
Und in der Mitte…wir…verwirrt, fasziniert, emotional manipuliert, 97 Tabs offen, YouTube-Review im Hintergrund, Kreditkarte gezückt, dabei ein Sprühtest am linken Handgelenk und der Gedanke: „Vielleicht sollte ich einfach mal aufhören zu riechen.“
Die Rezension oder Parfumo-Literatur am Rande des Wahnsinns
Manche schreiben: „Riecht wie Ziegenkäse auf heißem Asphalt. 2,0.“
Andere: „Stellen Sie sich vor: ein viktorianischer Friedhof, Nebel wallt durch knorrige Äste, irgendwo spielt ein Kind Geige, und ein Mönch verbrennt Lavendel in einer alten Blechdose. So riecht dieses Parfüm.“
Und dann gibt es die, die eine ganze Kurzgeschichte verfassen, inklusive moralischem Dilemma, tragischem Ende und Twist: „Er verließ mich…ich trug Bleu de Chanel. Jetzt trage ich Molecule 01…endlich bin ich frei.“
Und dann kommen sie, sicher und absolut unwiderruflich…die Top-Kommentare…die Psychogramme jeder Rezension.
“Ich trug ihn bei meiner Scheidung. Jetzt kann ich nicht mehr ohne.”
“Er riecht wie meine beste Freundin, nur ohne Liebe.”
“Dieser Duft hat mir mehr gegeben als meine Ex.”
“Ich würde ihn auf mein Testament sprühen.”
Die Grenze zwischen Parfümkritik und tiefenpsychologischer Beichte ist fließend. Duft ist Therapie. Kostenlos. Außer du kaufst den Duft…dann kostet es schnell mal 300 Euro.
Aber hey: Für den Preis kannst du riechen wie eine Erinnerung an besseren S*x oder wie eine ausgebrannte Hollywood-Diva in einem verregneten Hotelzimmer.
Duftduelle oder Die Kommentarspalte als Schlachtfeld
Manche Diskussionen auf Parfumo erinnern an mittelalterliche Turniere…nur mit mehr Bitterkeit.
DupeDiva99: „Ich finde, das Parfum ist viel zu süß. Ein Kindergeburtstag mit Zuckerwatte und Magenverstimmung.“
Zino1899: „Wie kann man das sagen? Dieses Parfum ist Kunst. Das ist Haute Parfumerie, keine Kirmes!“
SillageSoldier91: „Ich trage es nur splitternackt im Wald. Es entfaltet sich dort besonders gut.“
Und plötzlich eskaliert es: Der Algorithmus streikt, Duftdiktatur macht sich breit, irgendjemand erwähnt Stalin (warum auch immer), und am Ende vergleicht jemand „Fahrenheit“ mit einem brennenden Karottenfeld.
Spätestens jetzt ist es keine Rezension mehr…das ist Parfumkrieg, denn Parfumo ist ein Ort, an dem Literatur und Neurosen Händchen halten.
Und was lernen wir daraus? Nichts. Absolut gar nichts. Denn Parfumo-Bewertungen sind keine objektiven Kaufempfehlungen. Sie sind Momentaufnahmen menschlicher Existenz. Sie sind das, was passiert, wenn Leute mit überentwickeltem Geruchssinn und zu viel Freizeit auf ein digitales Notizbuch treffen.
Du liest sie, lachst, weinst, bestellst blind ein Parfüm für 280 Euro und…du hasst es. Zwei Wochen später liebst du es. Drei Wochen später trägst du es nie wieder.
Und du schreibst dein eigenes Statement.
„Riecht wie mein Leben: chaotisch, unausgegoren, irgendwie traurig, aber faszinierend.“
Eine glatte 10
ACHTUNG!!! Dieser Text riecht nach Ironie mit einem “Hauch“ von Wahrheit. Für Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Psychotherapeuten oder Ihren Duftberater.
Keine Zeit für Anerkennungsgeschwurbsel - ich muß den zweiten Teil lesen - sofort!
Das ist ja auch das Tolle an Parfum: Volle Bandbreite!
Und nichtmal die Midlifecrisis ist eindeutig definierbar, denn wann die Mitte des Lebens war, wissen wir erst wenn es zuende ist. Hoch die Tassen!
Dankeschön, hab mich abgeholt gefühlt.
Wir lernen schon was draus: die gesamte Psychopatie kann man ja auch weglassen und sich eine handvoll schöne Düfte zulegen die im langweiligsten Sinne einfach angenehm duften auch für unsere Mitmenschen. Das ist jetzt aber der absolute Horror jeden Parfumos hier oder?
Aaah nur eine handvoll und dann auch von gewöhnlichen Mainstream Parfums für jedermann HORROR
Mein Lieblingssatz: „Ich trage es nur splitternackt im Wald.“ Falls mal wieder gefragt wird, für welche Situationen andere ein Parfum haben. Danke für diese neue Kategorie. 😂
An der Tanne, die ihre Zweige in den Himmel streckt
Da kommt der Meisenmann geflogen
Und er zeigt uns allen seinen Nachwuchs
Sie krakeelen laut in ihrem Nest
Die Frau Meise gibt den Kindern Würmer
Doch für den Mann da bleibt kein Rest!
Sei nicht traurig kleiner Meisenmann
Dass für dich nichts übrig bleiben kann
Deine Kinder haben Hunger, sie wollen essen
Das darf man nicht vergessen”
Da hast du voll meinen Nerv getroffen, sehr schön geschriebener Blog, lieber Meisenmann ;)
Für mich ist Parfum genau das, was du da so wundervoll beschreibst. Emotion und Inspiration… und oft ne ordentliche Dosis Humor und (selbst) Ironie.Viel mehr, als nur zusammengewürfelte Duftnoten mit welchen man sich olfaktorisch kleidet.
Abseits davon, bin ich sowieso nicht im stande Düfte fachlich zu bewerten ;)
Herzlich schöne Zitate, welche du mal wieder gesammelt hast!
Ich freu´ mich am meisten auf die Gratis-Krise. Endlich mal wieder ne Krise mit Duft.
Herrrrrlich:-))
Genau so ist es. Aber amüsant zu lesen. 👍
Dein Schreibstil ist fantastisch. Humorvoll verpackt. Da steckt so viel Wahrheit drin.
Die Nase ist fürwahr ein zickiges Biest.
Mein möglicherweise einfach gestricktes Hirn kann die Note Ziegenkäse eher einordnen als:
,, In einer Vollmondnacht gewonnener Sternentau''.
Als Duftpoetin zieh ich den Hut 😉
Aaaaah Ich sterbe gleich
Bist du zuweilen mit Worten XD
Der erste Blog, der mir nicht weniger als v i e r gekreischte „HAH“!´s entlockt
Da staunt der Vogel, und der Nachbar wundert sich (bin grad im Garten)
@KaMeisen …! Ich glaub, du bist heut zu lang im Kappa - Teich geschwommen XD XD XD XD
Wieder so ein mega guter Text...wie viel Arbeit fließt da bitte rein? Habe ich sehr gerne gelesen, gelacht und heftig genickt. Es ist so lustig und gleichzeitig so wahr. Ein Forum voller Verrückter, im Moment wäre ich nirgendwo lieber als hier 😄
Ich habe selbst schon unzählige olfaktorische Krisen durchlebt, mir ist also nichts fremd von dem, was du so treffend und mit einer ordentlichen Prise Ironie beschrieben hast. 😉
...und immer her mit der
Gratis-Krise 😄
Das ist es! Ich BIN mein angebrochener Platinum Égoïste in 78 ml.
Lieben Dank, K., für dir sonntägliche (Ich weiß, ich weiß. Der Herr kann nur noch alle 14 Tage abliefern!) Kolumne zum Kaffee.
P.s.: Gerade dem verlassenen Mann, der BDC trug und nun Molecule 01, will ich sagen: Es war nicht deine Schuld.