KaMeisen

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KaMeisen vor 5 Monaten 31 7
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Duft
Duftkönig oder Forenkrieger?
Aventus ist ein Duft, der die Parfumwelt regelmäßig in eine tiefe philosophische Sinnkrise stürzt, Pärchen entzweit und in dunklen Foren leidenschaftlicher debattiert wird, als die Frage nach der flachen Erde, oder ob wir wirklich schon auf dem Mond waren.

Was also ist Aventus ? Ein Parfum? Ein Statement? Ein Lebensgefühl? Oder eine Wissenschaft, die längst als Studiengang anerkannt werden sollte?

Man könnte meinen, es handle sich um eine simple Duftmischung aus Ananas, Apfel, Eichenmoos und Moschus. Doch das wäre so, als würde man behaupten, Wein sei einfach nur vergorener Traubensaft.
Denn eigentlich ist Aventus ein Mysterium…ein Duft, der sich fast wie ein Chamäleon verhält. Mal fruchtig, mal rauchig, mal göttlich, mal enttäuschend…je nachdem, aus welchem Batch dein Flakon stammt.

Die göttliche Komposition (zumindest bei Batch 11Z01)

Lass uns für einen Moment so tun, als würde es nur einen Aventus geben und nicht eine unendliche Anzahl von Varianten, die in endlosen Diskussionen stetig auseinandergenommen und zerrissen werden.

Aventus begrüßt dich mit Ananas, begleitet von Bergamotte und einem grünen Apfel, der durch die Johannisbeere noch säuerlicher erscheint.
Die Herznote wirft dir erstmal ein Stück Birke entgegen, die dem ganzen eine gewisse Holzigkeit verleiht, die aber durch Patchouli aufgefangen wird und weich erscheinen lässt.
In der Basis kommt diese süß-erdige Basis zum Vorschein Moschus, Eichenmoos Ambra und eine Spur Vanille.
Durch den fließenden Übergang im wirklich perfektionierten Duftverlauf, kommt eine gewisse Rauchigkeit zum Vorschein und genau diese macht Aventus so einzigartig.

Rauchig oder nicht…die Batch-Apokalypse

Während normale Menschen Parfum nach Dufterlebnis, Haltbarkeit und Sillage bewerten, betreten Aventus-Träger völlig andere Dimension: die der Batch-Nummern.

Stell dir vor, du hast gerade einen Haufen Geld für 100ml Aventus hingelegt, freust dich endlich im exklusiven Club der Duftkönige aufgenommen worden zu sein und postest deine neuste Errungenschaft im Parfumo Ticker.
Doch dann fragt plötzlich jemand: „…welchen Batch hast du eigentlich?“

Unbeirrt und voller Freude springst du zu deinem Parfumschrank und postest den Code…und dann…geht ein tiefes Raunen durch den Ticker, du hast nämlich aus “Versehen“ einen “schlechten“ Batch erwischt DU bist nämlich ein Opfer der modernen Reformulierungen geworden, die laut Experten im Creed-Kult wie ein schleichendes Gift wirken.
- Batch 17R01? „Tja, ganz okay, aber nicht mehr das, was es mal war…“
- Batch 21N01? „Mein Beileid. Sie haben den Duft getötet.“
- Batch F001520? „Oh mein Gott, sofort verkaufen F-Batches sind eine absolute Katastrophe!“

Es gibt Fanatiker die Batch-Listen mit NASA-ähnlicher Präzision betreiben.
Plastik- oder Metalldeckel, schwarzes oder durchsichtiges Logo…sie beten zum Creed-Gott, dass sie einen Aventus besitzen der einem würdig ist…jenen, der perfekt zwischen Fruchtigkeit und Rauchigkeit ausbalanciert ist.

Aventus…ein Schatten seiner selbst?

Creed-Veteranen die Aventus 2010 gekauft haben, als die Luft noch sauber war und die Birke noch glühte, schwören darauf, dass Aventus heute nicht mehr das ist was es einmal war.
Denn „Früher war halt alles besser“, murmeln sie mit tränenerstickter Stimme in dunklen Foren und WhatsApp-Gruppen. „Die Ananas war reifer, der Rauch intensiver, der Moschus männlicher!“

Und während du da sitzt, mit deinem „minderwertigen“ F001520 Batch von 2023, duftend wie ein frischer Fruchtcocktail, anstatt wie ein halbverbrannter Parfumkrieger, fragst du dich natürlich: „Ist das wirklich Aventus , oder wurde ich betrogen?“

Jetzt mal im Ernst

Aventus ist kein Mysterium, keine Sekte und vor allem keine niemals endende Reise durch Batch-Datenbanken und Ticker-Diskussionen.
Für viele ist der aktuelle Aventus ein Blender, ein Impostor, eine billige Kopie des goldenen Originals von 2011.

Doch FÜR MICH zählt am Ende nur eins:
Kämpfe dich nicht durch unzählige Forenbeiträge, denn solange du dich fühlst, als wärst du ein König…dann bist du es auch.

Ich liebe meinen Aventus so wie er ist und jeden weiteren der da noch kommen mag…in diesem Sinne, machts gut…wir lesen uns im Ticker.


Ps. Satire ist nicht so deins? Tut mir echt leid…dann probiers doch mal mit Dior Homme Parfum (2024)
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KaMeisen vor 5 Monaten 7 1
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Duft
Kurzgeschichten aus dem Hundert-Morgen-Wald
Es war ein sonniger Morgen im Hundert-Morgen-Wald und Winnie Puuh wachte mit einem unstillbaren Verlangen nach Honig auf. Nun war das war an sich nichts Ungewöhnliches…ungewöhnlich war jedoch, dass sein Lieblingshonigtopf leer war.
„Oh, wie schade“ murmelte Puuh und kratzte sich nachdenklich an seinem runden Bauch. „Vielleicht hat ja Ferkel eine kleine Nascherei gebraucht.“
In diesem Moment wehte eine seltsame, fast schon unverschämt köstliche Duftwolke durch das Fenster. Doch irgendetwas war anders, das war kein gewöhnlicher Honigduft, nicht so wie der bekannte Duft aus eben seinem Lieblingshonigtopf.
Puuh folgte der Spur, die ihn mitten durch den Wald führte, an I-Aahs etwas windschiefem Häuschen vorbei und weiter bis zum großen Baum, unter dem Rabbit gerade seine Karotten zählte.
„Mein lieber Puuh, du riechst ja heute ganz anders also sonst“, bemerkte Rabbit.
„Ich rieche gar nicht, Rabbit. Ich bin selbst auf der Suche “ sagte Puuh mit detektivischem Ernst und tappte weiter.
Je weiter er lief, desto intensiver wurde der Duft. Erst Lavendel mit einem sanften Zitronenkribbeln, dann eine warme, fast schon hypnotisierende Süße aus Zimt und Jasmin, die Puuhs Tatzen leicht zittern ließ. Und schließlich und schließlich ein dunkler, aber verführerischer Unterton von Vanille und Tabak…ein Duft, den Puuh noch nie zuvor in seiner kleinen Bärennase hatte.

…und plötzlich stand Tigger vor ihm

Ein über alle Maßen zufriedener, in sich ruhender, fast aristokratisch dreinblickender Tigger, der genüsslich eine goldene Flasche in den Pfoten hielt.
„Was hast du denn da?“ fragte Puuh neugierig. „…das sieht aber nicht wie ein Honigtopf aus.“
Tigger grinste verschmitzt. „Oh, das? Das ist ein Parfum und kommt aus Italien, mein lieber alter Honigbär…ein ganz feines Wässerchen.“
Puuh blinzelte. „Aber es riecht so nach Honig…und nach…nach allem, was ich liebe!“
Tigger zwinkerte. „Ganz genau, alter Freund. Stell dir deinen besten Honig vor, gemischt mit Zitronen und Gewürzen aus fernen Ländern. Dann füge noch eine Prise Vanille und Tabak hinzu. Nicht zu viel nur gerade so, dass du dich ein kleines bisschen wie ein Bär mit einem Weingut in der Toskana fühlst.“ Puuh schloss die Augen und atmete tief ein…sein Magen knurrte leise. „Darf ich mal probieren?“ fragte er zaghaft.
Tigger lachte. „Mein lieber Puuh, das kannst du nicht probieren, aber mit einem Spritzer auf deinem Fell wirst du der eleganteste Bär des Hundert-Morgen-Waldes sein.“

Winnie Puuh, einst nur ein einfacher Honigliebhaber entdeckte an diesem Tag, dass es Honig in vielen Formen gibt. Manche kann man essen und manche kann man eben tragen.

"Naxos | XerJoff" kommt mit einer spritzigen Mischung aus Bergamotte, Zitrone und Lavendel daher, gefolgt von einer warmwürzigem Note aus Honig und Zimt die ebenfalls sofort präsent ist.
Die Basis aus Tabak, Vanille und Tonkabohne verleiht dem Duft eine extrem sinnliche Tiefe und cremige Süße.
Naxos ist kraftvoll, verführerisch und perfekt für jeden der süße und warme Düfte mag…und das nicht nur im Winter.
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KaMeisen vor 5 Monaten 28 4
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Haltbarkeit
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Duft
Letztens kam Zino zu Besuch
Die 80er waren eine Ära in der Aftershave noch mutig und Männerparfum markant war.
Und was soll ich sagen…Zino Eau de Toilette ist genau so ein Duft. Ein Parfum, das aus einer Zeit stammt, in der ein Mann nicht nach frischer Meeresbrise oder Winnie Puhs Honigtopf riechen wollte, sondern nach purer, unverfälschter Männlichkeit. Also holen wir einen verstaubten Anzug aus dem Schrank, ziehen uns den Samtkragen glatt und begeben uns auf eine Reise mit Lavendel, Rosen und einer gehörigen Portion Süßholzraspelei.

Letztens kam völlig überraschend Zino zu Besuch. Wir kannten uns bis dahin nur vom sehen. Stets ein flüchtiger Blick im Vorübergehen, ein kleiner Gruß, das wars. Und dann plötzlich klingelt es an der Tür.
Als ich öffne stand er einfach da und sofort schlug mir eine Barbershop-Duftwand entgegen. Man könnte es auch mit Opas alten dunklen Kleiderschrank vergleichen. Eine Ladung frisch gestärkter Hemden aus einem Schrank, der jahrzehntelang mit Lavendelsäckchen gefüllt war.

Zino ist ein Gentleman, Smoking mit Samtkragen und offener Fliege. Die Schuhe etwas verstaubt und die Haare leicht zerzaust. Er trägt eine Rose im Knopfloch! Doch diese Rose ist nicht zart, sie ist dunkel, balsamisch und leicht verwelkt, denn er hat bereits einen ausgedehnten Abend im Dunst schwerer Zigarren und Cognac überstanden.

In meinem Kamin lodert bereits ein Feuer, das den Raum in eine tiefe Wärme und Holzigkeit taucht. Wir setzen uns in weiche, lederne Ohrensessel und beginnen über vergangene Zeiten zu reden.
Nach jeder Menge Süßholzraspelei lege ich eine Jazzplatte auf und die Pfeifen werden gestopft.
Das Feuer ist schon ziemlich heruntergebrannt und leicht rauchige und erdige Noten verbinden sich mit dem Vanillearoma des Pfeifentabaks.

Zino geht erst im Morgengrauen, nach einer wirklich langen Nacht…er wirkt nicht müde sondern glücklich, denn wir sind nun ziemlich beste Freunde.

Zino Eau de Toilette ist ein Freund, der polarisiert. Wer den Charme vergangener Jahrzehnte liebt und Parfum nicht als beiläufiges Accessoire, sondern als Statement versteht, wird hier vielleicht auch einen ziemlich besten Freund finden. Einer, der einen nicht so schnell verlässt, im positiven wie im negativen Sinne. Die Haltbarkeit ist Beeindruckend und die Ausstrahlung ist Intensiv genug um sicherzustellen, dass man auch nach Stunden noch wahrgenommen wird.

Für diejenigen, die einen klassischen, tiefen, holzig-würzigen Duft mit echtem Charakter suchen, ist Zino unschlagbarer Kandidat…auch preislich.

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KaMeisen vor 6 Monaten 14 3
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Duft
Bin ich oder bin ich nicht…der Spiegel meiner Seele
Es gibt Düfte die man trägt und es gibt Düfte die einen tragen und Reflection Man gehört für mich zur zweiten Kategorie…es ist nicht nur einfach ein alltäglicher Duft, sondern eine Reflexion meiner selbst.
Die Art von Duft, den man nicht nur einfach trägt, sondern sich auch seiner Umgebung offenbart.

Ich habe lange nach diesem einen Duft gesucht, diesen einen, der mehr als eine bloße Komposition aus irgendwelchen Duftnoten ist. Nach einem Duft, der das Abbild meines Inneren reflektiert…vielschichtig, wandelbar und doch mit einer offenen Klarheit und Transparenz

Beim ersten Sprühstoss vermittelt Reflection Man sofort eine absolute Reinheit und Sauberkeit. Rosmarin und Pfeffer sind im völligen Einklang mit Neroli und Iris. Ylang-Ylang verleiht dem Duft eine reichhaltige blumige Note.

Könnt ihr euch vorstellen wie es ist, wenn man an einem Frühlingsmorgen frisch geduscht auf einer Terrasse steht und steht, wie die Morgensonne ihr Licht auf spiegelglattes Wasser legt, eingehüllt von zartem Blütenduft?
Es ist die Illusion des Greifbaren, der Versuch, das Licht festzuhalten…im Wasser, klar und transparent.

Dann legen sich diese anfänglich reine Noten langsam und die Basis enthüllt sich, langsam aber stetig. Die klaren, sauberen und floralen Noten wandeln sich in warme Hölzer, erdige Akzente, aber nichts Lautes, nichts Absolutes. Es ist eine Präsenz, die zugleich existiert und nicht existiert, die einen umarmt und doch entgleitet. Denn der Beginn der Duftreise bleibt stets präsent, so dass die Sauberkeit im gesamten Verlauf erhalten bleibt.

Und hier offenbart Reflection Man seine wahre Natur: Ein Spiegel des Widerspruchs. So sanft und sauber er scheint, so sehr weckt er eine innere Unruhe, die stets durch den weichen, holzigen Drydown aufgefangen wird.

So stellt sich am Schluss die Frage: Ist es der Duft den ich wahrnehme, oder ist es das Ich was dort zum Vorschein kommt?

Der Duft entfaltet sich wie das Innerste meiner Seele. Er ist ein Stück Identität die ich nach draußen trage und der Welt zeige. Ich selbst bin einzigartig und doch bin ich der eine Mensch unter vielen. Reflection Man ist das Spiegelbild meines Ichs…unfassbar, aber dennoch da.

Bin ich ich? Oder bin ich nur eine Reflexion von dem, was andere in mir sehen?

Ich habe lange nach einem Duft gesucht, den der Ich sein kann. Ich wusste nicht, wie er heißen würde, ich wusste nur, dass ich ihn erkennen würde wenn ich ihn rieche. Und jetzt endlich, habe ich ihn gefunden.

Und so schließe diesen Text mit den Worten meines Statements:

Eine lange Reise hat mich zu dir geführt. Du bist unglaublich und absolut wundervoll…einfach perfekt.

Danke, dass es dich gibt
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KaMeisen vor 6 Monaten 24 7
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Duft
Der Fluxkompensator…
…der das Reisen durch die Zeit erst möglich macht.

Joop! Homme Eau de Toilette ist für mich mehr als nur ein Parfüm – es ist eine Zeitmaschine. Ich erinnere mich noch genau daran, als ich 1991 einen 75ml Flakon mit passendem Duschgel zum Geburtstag bekommen habe. Mit 15 Jahren war das ein großer Moment: mein erstes Männerparfum. Ich war Mega Pubertär und hatte plötzlich ein Gefühl von Reife und Selbstbewusstsein. Joop! Homme Eau de Toilette hat mich damals überallhin begleitet…egal ob Schule, Party oder einfach nur Treffen mit Freunden. Es war mein unverkennbares Markenzeichen…vor allem hatte ich es immer dabei, konnte ja sein, dass ich plötzlich nicht mehr genug danach „dufte“…ich fühlte mich total Cool.

Der Duft ist halt ein Klassiker: intensiv, warm und süß…einfach unvergesslich.
Die Kombination aus würzigen, blumigen und holzigen Noten hatte etwas Magisches. Für mich war es immer ein Duft, der Präsenz zeigt, laut, aufdringlich, einfach ein Statement…hey, hier bin ich.
Nach und nach geriet er so ein bisschen in Vergessenheit…bis zu jenem schicksalhaften Tag, als ich Parfumo entdeckte und der Parfumwahnsinn in mein Leben einzog. Immer wieder war Joop und die damit verbundenen Erinnerungen ein Thema im Ticker .

Dann die Idee…

Silvester 24/25, haben wir eine 90er-Jahre-Party gefeiert und natürlich habe ich mir dafür extra wieder Joop! Homme Eau de Toilette gekauft, wenn auch nur 30ml.
Als ich es aufgetragen habe, war es, als würde ich eine Zeitreise in meine Jugend machen. Ja, Joop ist extrem synthetisch geworden, trotz allem hat der Duft und die dazu passende Musik sofort Erinnerungen geweckt, vor allem an das besondere Lebensgefühl der 90er.

Joop! Homme Eau de Toilette ist also nicht nur ein Parfüm, sondern ein Stück Lebensgeschichte…eben eine Zeitmaschine.
Es ist der Duft einer Ära, der vor allem Nostalgie schafft.
Für alle, die wie ich eine enge Verbindung zu den 90ern haben, kann ich nur sagen: Holt es euch und lasst euch von den Erinnerungen tragen!

…und jetzt: aufwachen und willkommen Zurück in der Zukunft
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