Kaiserli

Am Anfang war der Sauvage.
Vor einiger Zeit war ich in Rom. Es war schwül, heiß und ich - ganz ohne Parfum - stank nach einem harten Mittag, an dem ich mich von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten quälte, nach Schweiß. Der Vatikan war überfüllt, die zahlreichen Stufen gaben mir den Rest.

Durch Zufall traf ich dann in der Stadt auf eine Parfümerie. Ohne jede Ahnung probierte ich mich durch die Düfte. Keiner gefiel mir so recht.
Doch dann hob ich diese Metallkappe von einem blauen und wertig wirkenden Dior-Flakon.
Ein Sprüher auf den Teststreifen und es war um mich geschehen...
Es war die Erleuchtung.

Sofort kaufte ich den Duft und sprühte mich damit ein. Die Überdosis Ambrox störte mich nicht. Alles war besser als dieser Schweißgeruch, der von der scharfen Frische komplett überdeckt würde.

Am Abend duschte ich dann selbstverständlich und sprühte wieder Dior Sauvage auf. Es passte perfekt zum Restaurantbesuch.

Auch am nächsten Tag zog ich eine Wolke Sauvage hinter mir hier. Genauso wie die unzähligen Tage danach. Dieser Zauberduft schien einfach immer zu passen...

Doch nach und nach fühlte ich mich unwohl mit diesem Duft. Es war keine Freude mehr ihn aufzuspüren, sondern viel mehr eine Routine. Die Schärfe fühlte sich unangenehm an. Die Frische billig.
Aus meinem einzigen Duft, der mir so gut gefallen hatte, war eine langweilige Brühe geworden, die ich nur noch mit Mühe ertrug.
Nein, der Duft gefällt mir nicht mehr.
Neue Düfte mussten her. Keiner überzeugt mich von Anfang an so wie Sauvage es einst tat. Keiner ist -in meinen Augen- so vielseitig einsetzbar wie Sauvage es einst war.
Aber dank Sauvage bin ich ein kleines bisschen in die Tiefe Welt der Parfüms eingetaucht.


Nach einigen Monaten Pause trage ich Sauvage nur noch selten. Aber ich erwische mich oft, wie ich an diesem Flakon schnupper und mich daran erinnere wie ich bei brütender Hitze in Rom meinen ersten Duft lieben lernte...

Vielen Dank dafür, Sauvage.