Karjala

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Karjala vor 5 Jahren 19 2
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Duft
Ein Irrlicht - aber was für eines!
Passiflora ist der lateinische Fachbegriff für Passionsblumen.

"Blume" ist Passiflora nur am Rande, denn die Fruchtnoten dominieren sowohl in der Kopf- als auch in der Herznote deutlich. Selbst die zitrische Komponente und die aquatische Note, auf der die Fruchtnoten schweben, sind präsenter als die Blüten. Aber Passion - ja, da hält der Name, was er verspricht.

Passiflora ist fruchtig und süß, ohne zu quietschen. Zitrone und aquatische Note verhindern erfolgreich ein Abrutschen ins Banalsüße. Er ist sogar edel, aber - und das muss besonders positiv hervorgehoben werden - nicht so edel, dass man sich nie traut, ihn aufzulegen. Manche Düfte sind ein solches Orchester, dass man sie auch nur in der Oper angemessen tragen kann - also dann doch eher selten, selbst als Opernenthusiast. Passiflora hingegen ist kein Duft, der dich morgens vor dem Parfumschrank grübeln lässt, ob du mit ihm nicht doch ein wenig zu dick aufträgst. Denn er hat Klasse, aber subtile Klasse. Seine Stärke geht nicht auf Kosten seiner Femininität; er ist wie eine Eiskunstläuferin - stark und zugleich unsterblich schön.

Passiflora zählt zu den Düften, die nicht nur den Geruchssinn ansprechen, sondern etwas in der Seele bewegen. Mit Passiflora fühle ich mich einfach selbstbewusst. Wenn ich Bestärkung brauche, trage ich ihn auf und schnuppere an meinem Handgelenk - BÄM, da ist sie, die Gewissheit, dass ich alles schaffen kann. Es gibt nur wenige Düfte, die das schaffen.
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Karjala vor 5 Jahren 10 2
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Duft
Der Garten an der Lagune
Schwül ist's am Garten an der Lagune. Der Hochsommer ist vorüber, aber die Wärme hält sich noch spürbar zwischen den Blättern der südlichen Pflanzen, von denen dicke Tropfen des erst vor kurzem vergangenen Regen fallen. Die feuchtwarme Witterung beruhigt die Sinne, alles scheint langsamer; der Gang des Tages, die eigenen Bewegungen, der eigene Atem.

Das verdunstende Regenwasser vermischt die Düfte der umstehenden Pflanzen zu einem harmonischen Potpourri. Es ist schwer, einzelne Noten auszumachen; von den Bäumen dringt ein warmes Wohlgefühl, von den Madonnenlilien und Magnolien ein Hauch von Blumigkeit.

Der Jardin sur la Lagune ist kein von exotischen Früchten strotzendes Tropenparadies, genauso wenig, wie er es scheinen lässt, als ob vom Meer eine frische oder gar eine salzige Brise heranweht. Er ist die Ruhe nach dem Unwetter, in der die Düfte eines tropischen, aber aparten Gartens sich zu einer wohligen Komposition verbinden.

Angenehm ist diese Komposition auf jeden Fall. Aber es fehlt das gewisse Etwas, das dafür sorgt, dass ein Duft "wow" statt "ja, nett" ist. Da er nichts beißendes, stechendes, penetrantes hat, kann man ihn sicher zu jeder Gelegenheit tragen. Aber die anderen Jardins haben mehr Esprit, was man bei der Bewertung berücksichtigen muss.
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Karjala vor 5 Jahren 12 8
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Duft
Harry und Voldemort
Harry Potter und Voldemort waren schon Feinde, bevor Harry überhaupt das Licht der Welt erblickt hatte. Und doch waren ihre Schicksale durch einen sonderlichen Zufall verbunden, ihre Charaktere aufgrund desselben sonderlichen Zufalls erschreckend verwandt.

So auch Thierry Mugler und ich.

...Na gut, dass einer von uns vor der Geburt des anderen einen teuflischen Plan zu dessen Eliminierung geschmiedet hätte, ist dann wohl doch nicht der Fall. Aber andere Parallelen tun sich langsam auf.

Thierry Muglers Düfte stehen mir einfach derart quer, dass ich anfange, mich zu fragen, ob eine uralte Prophezeiung es so will, dass ich keinem seiner Düfte etwas abgewinnen kann. Denn Womanity zählt zusammen mit Angel und Alien zu meiner Duftalbtraum-Trias. Nicht nur sind sie alle äußerst süß, sondern haben neben der argen Süße jeweils eine weitere Eigenschaft, die mir wirklich gar nicht taugt.

Denn für mich riecht Womanity, als rieche ich an etwas Süßem, das angekokelt wurde. Kein Witz. Ich kann leider nicht sagen, auf welchen der Bestandteile des Parfums man das schieben kann, da keine von ihnen für sich besehen für mich nach "verbrannt" riecht. Und doch ist es so. Eine Freundin wiederum meinte, für sie rieche Womanity nach Früchten, die, sagen wir, "ihren Zenit überschritten haben".

Als sie diesen ihren Eindruck aussprach, fragte ich mich, wie es sein könne, dass ein und derselbe Duft für zwei Menschen so grundlegend unterschiedlich riecht. Wobei, das fragt man sich ständig. Womanity-Liebhaber fragen sich beim Lesen dieser Zeilen zweifellos, wie ich ihn nur so schlecht finden kann. Und wirklich: Mir ist es auch ein Rätsel, was bei meiner Geruchswahrnehmung los ist, dass ich mich mit Thierry Mugler einfach nicht anfreunden kann - egal, welche seiner Kreationen ich probiere.

Wobei, mit ihm als Person verbindet mich dann wohl doch eine Eigenschaft. Seine Parfums spalten schließlich die Gemüter - und meine Kommentare zu seinen Parfums tun anscheinend dasselbe. Irgendeine Ähnlichkeit ist also doch vorhanden.

Wer von uns beiden nun aber Harry und wer Voldemort ist, sei dem Leser überlassen. ;-)
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Karjala vor 5 Jahren 33 7
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Duft
Alltagsduft - aber ist das nun gut oder schlecht?
Als Kommentator soll man vorrangig den Duft kommentieren, und nicht andere Kommentare. Im Fall von Ma Vie inspirierten mich aber tatsächlich meine Vorredner zu dem, was ich über den Duft sagen möchte.

Viele sagen, Ma Vie sei der ultimative Alltagsduft, gewöhnlich, nichts besonderes. Das stimmt. Viele meinen es wahrscheinlich im negativen Sinne - ich möchte allerdings ergänzen, dass ich in manchen Situationen für jeden, der einen "Alltagsduft" trägt, sehr dankbar bin.

Auf der Arbeit zum Beispiel, wo man mehrere Stunden am Tag mit verschiedenen Menschen auf relativ engem Raum verbringt. Es sei denn, man ist Jäger, aber davon, im Wald zu arbeiten, kann ich zur Zeit nur träumen.

Kehren wir also gedanklich zurück ins Büro (nur kurz, keine Angst). Ergötzen wir uns da am fünfzigjährigen Chef, der uns mit Moschus- und Amberwässerchen, in denen er anscheinend gebadet hat, erschlägt? Oder an der jungen Kollegin, die eine meterlange Zuckerwattewolke hinter sich herträgt? Tendenziell eher nicht. Wie man an meinen Beispielen merkt: Männlein wie Weiblein jeden Alters rücken teilweise ihrem Umfeld einfach zu sehr auf die Pelle. Und das geht auch mit Düften.

Mit Ma Vie besteht diese Gefahr nicht. Er ist süß, aber nicht pappig. Er ist vielleicht sogar mädchenhaft, aber nicht kindisch. Wer einen Duft für den großen Auftritt sucht, ist mit Ma Vie freilig schlecht beraten. Aber seien wir ehrlich: Wie oft im Jahr legt man große Auftritte hin? Und wie oft möchte man seiner Umgebung angenehm auffallen, sie aber nicht mit offensiv zur Schau gestellter Einzigartigkeit erschlagen?

Ich kann jedenfalls sagen: Ma Vie ist ein perfekter Duft für die Arbeit. Das klingt erstmal traurig. Aber wenn man genauer drüber nachdenkt, ist es das eigentlich nicht.
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Karjala vor 5 Jahren 4 2
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3
Duft
Komma, aber
Eins muss man Ari lassen. Dieser Duft hält, was er verspricht. Insofern dürfte ich ihm also eigentlich keine so schlechte Note geben. Warum er meiner Meinung nach hält was er verspricht und ich ihn dennoch nicht besser bewerten kann, sei deshalb näher erläutert.

Die Düfte, die durch Sänger, Schauspieler o.ä. vermarktet werden, haben als Zielgruppe wohl zu allererst die Fans des zugehörigen Stars. Wie lässt sich also die Zielgruppe von Ariana Grande beschreiben? Weiblich, zwischen 11 und 18 Jahre alt. Und für die, die sich jetzt beschweren wollen, dass sie 22-jährige Ariana-Fans kennen oder zwischen 11 und 18 Jahre alt sind, aber Ariana nicht mögen: Darauf will ich nicht hinaus. Worauf ich hinaus will, ist die Mehrheit der Fans von Ariana Grande.

Und zu der beschriebenen Zielgruppe passt der Duft wie die Faust aufs Auge. Soll heißen: Er ist zuckrig-süß. Wer es mag. Aber ich kann Zuckerwatte-Düfte einfach nicht leiden. Es gibt zwar Düfte, die penetranter sind oder mir auf andere Weise negativer auffallen. Aber an einer erwachsenen Frau kann ich mir den Duft nicht vorstellen, so jugendlich und unerfahren wirkt er.

Als Einstieg für sehr junge Parfumenthusiastinnen taugt Ari sicher, aber mit zunehmender Erfahrung in der Welt der Düfte sollte der Wechsel zu komplexeren Düften stattfinden.
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