Karli

Karli

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1 - 5 von 27
Karli vor 7 Jahren 2 2
9
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
5
Duft
Nische, ohne Chance auf Mainstream oder Sorry Bremen
Dieser Duft gehört in die Zeit meiner frühen Parfumophase, einer Zeit, in der preisgünstige Anschaffungen meinen Dufthorizont erweitern sollten und ich auf alles ansprang, was nicht schnell genug verduften konnte. Mittlerweile haben sich bei mir die Wogen geglättet und ich weiß wonach mir die Nase juckt. Entsprechend wird nur noch gezielt und selten blind gekauft.

Black Silver war so ein Blindkauf! Einfach mal >Nische< bei Ebay eingegeben und vorsortiert nach >den günstigsten Preis zuerstSorfortkauf< und Bezahlung mit PayPal möglich... Also nicht lang nachgedacht, sondern stracks gekauft.

Verschickt wurde der Duft aus Bremen, von einem privaten Anbieter - in Luftpolsterfolie verpackt und bestens verschnürt, aber ohne Originalkarton. Es schien kein Parfumo gewesen zu sein, denn zusätzliche Proben lagen nicht bei (smile) .

Richtig schwer war der Flakon. Das Glas war so dick, man hatte richtig was in den Händen. Durchschauen (auch bei Gegenlicht) war unmöglich, aber durch Schütteln konnte man ahnen, dass noch ne Menge drin ist.

Also freudig losgesprüht – erstmal nur in die Luft.

>Spritzig, hell, stechend, metallisch, opulent, raumgreifend und sehr synthetisch< so würde ich den Duft beschreiben. Eher was für Männer (weil nicht lieblich blumig) und für die helle Jahreszeit. Eine Duftkomposition dieser Art kannte ich noch nicht (habe ich aber bis heute auch kein zweites Mal gefunden).

Nische ja, aber keine hochklassige (hatte ich das wirklich erwartet?). Ich behaupte auch, dass jeder der solche Düfte als Nischenduft auf den Markt schmeißt, nicht unbedingt glaubt, aus der Nische herauszukommen und in den Mainstream zu wechseln.

Und da der Duft eingestellt wurde, hat es mit dem Mainstream offensichtlich auch nicht geklappt.

Zugutehalten muss man Black Silver, dass er den ganzen Tag auf der Haut hielt. Auf Stoff war die Wirkung noch deutlicher, da musste ich die Klamotten waschen, um den Duft loszuwerden. Anlässe wären für mich offenes, weites Gelände gewesen oder Umstände, in denen man nur alle 2 Tage nachsprühen kann.

Nein, ich möchte den Duft nicht verreißen, wirklich nicht. Wer sich wie ich damals ganz neu mit Düften beschäftigt und feine Nuancen nicht herausschnuppern kann oder möchte, hätte hier ein sehr preisgünstiges, aber großartiges Haltbarkeits- und Sillagemonster erwerben können. Wer aber bereits 5 Minuten länger in der Duftwelt unterwegs ist und darüber hinaus seine Nase und seine Mitmenschen liebt, wird Black Silver nicht wirklich vermissen. Ich tue es jedenfalls nicht.

Ich habe den Duft ein einziges Mal aufgetragen und dann entsorgt.

Sorry Bremen!
2 Antworten
Karli vor 8 Jahren 20 3
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
10
Duft
Was wäre...
Was wäre Sand ohne Männchen?
Was wäre Blut ohne Wurst?
Was wäre Not ohne Unterkunft?
Was wäre Golf ohne Strom?
Was wäre Käse ohne Füße?
Was wäre Neu ohne Gier?
Was wäre Gras ohne Narbe?
Was wäre Wind ohne Mühle?
Was wäre Heu ohne Schnupfen?
Was wäre Donner ohne Balken?
Was wäre Bier ohne Bauch?
Was wäre Zucker ohne Guß?
Was wäre Gold ohne Zahn?
Was wäre Kapital ohne Vergehen?
Was wäre Rock ohne Zipfel?
Was wäre Höhe ohne Punkt?
Was wäre Licht ohne Einfall?
Was wäre Schnaps ohne Drossel?
Was wäre Schall ohne Platte?
Was wäre Rausch ohne Gift?
Was wäre Lid ohne Strich?
Was wäre Arsch ohne Kalt?
Was wäre Wasser ohne Schaden?
Was wäre Dort ohne Mund?
Was wäre Hoch ohne Zeit?
Was wäre Blau ohne Mann?
Was wäre Herz ohne Klopfen?
Was wäre Über ohne Zieher?
Was wäre Klang ohne Farbe?
Was wäre Haar ohne Spalterei?
Was wäre Punkt ohne Landung?
Was wäre Mai ohne Käfer?
Was wäre Tief ohne Druck?
Was wäre Jugend ohne Herberge?
Was wäre Regel ohne Werk?
Was wäre Edel ohne Stahl?
Was wäre Karli ohne Kyoto? Traurig

Na immerhin eine Antwort habe ich gefunden!
3 Antworten
Karli vor 9 Jahren 20 9
Leinensäcke aus Sri Lanka
Während ich hungrig in mein Butterbrot beiße, sehe ich den Staub im faden Licht der Mittagssonne über den Dielenboden tanzen. Draußen ist es hell und ich höre Schwalben wie sie hoch über uns nach Mücken und Fliegen haschen - frei und grenzenlos! In Gedanken bin ich bei ihnen und jage mit ihnen durch die Luft.
Wo sie wohl im Winter waren, diese kleine Kunstflieger? Im Winter, wenn es hier bei uns kalt und ungemütlich ist, wenn die Finger steif sind und die Arbeit doppelt schwer. Vielleicht waren sie ja dabei, als die großen Schiffe in Afrika und Asien mit allen möglichen Gütern beladen wurden. Vielleicht haben sie zugeschaut, wie Säcke und Kisten in diesen riesigen schwimmenden Kisten verschwanden. Säcke und Kisten, die wir hier in Hamburg per Flaschenzug und Muskelkraft bis hinauf in die 4 Etage ziehen müssen. Baumwolle ist dabei, Kakao, Kaffee, Tee und Gewürze aller Art und aus aller Herren Länder.

Hamburg, das Tor zur Welt! Die Schwalben werden davon nichts wissen - aber ich erlebe es jeden Tag.

Meine Pause ist um, so zumindest gibt es mir mein Vorarbeiter zu verstehen. Die schwachen Glühlampen werden wieder eingeschaltet und die Sackkarren aus der Ecke geholt. Ein letzter Schluck kalter Tee aus der Blechkanne und weiter geht’s. Mit ausgebeulten Hosen und verschlissenen Schuhen schlendere ich mit meinen 3 Kumpels zurück zum großen Balkon. Unten dümpelt ein Kutter, vollbeladen mit Leinensäcken und großen Kisten. Ein Matrose ruft uns zu, er habe Gewürze geladen, die sollen bei uns erst einmal untergebracht werden.
Als er die Ladeluke auf Deck öffnet strömt mir gleich ein herrlicher würziger Duft entgegen. Ich lasse das Seil des Flaschenzugs herunter und 2 Matrosen vom Kutter befestigen sie an der ersten Palette. Ich fang an zu zählen und entdecke auf den ersten Blick mindestens 15 dieser Paletten. Na dann mal los! Mit 3 Mann betätigen wir die Kurbel am Flaschenzug und holen eine Palette nach der anderen ein. Am Ende sind es genau 22 Stück, vollgepackt mit 100kg Leinensäcken auf denen „Sri Lanka“ steht. Mein Vorarbeiter regelt das mit den Papieren, so bleibt mir der wahre Inhalt verborgen. Aber dafür darf ich etwas verschnaufen.

Der ganze Speicher duftet nach kräftig-krautigen Gewürzen. Alles wirkt zwar grün wie frisch gepflückt, aber dennoch dunkel. Gewürze wie zu Weihnachten erkenne ich nicht, eher irgendwie trocken, wie ich sie bei meinem italienischen Nachbarn vernehme, wenn ich an seinem offenen Küchenfenster vorbeigehe. Alles sehr intensiv, ausdrucksstark und raumfüllend. Ich bin ganz fasziniert.

Mein Vorarbeiter sieht mich und winkt mir zu. Drei große Säcke müssen heute noch weiter an einen Händler in Altona, und wenn ich die Sache nach Feierabend erledige, dürfte ich mir 2 volle Hände aus der Lieferung abschöpfen. Ich zögere nicht eine Sekunde.

Der Arbeitstag vergeht wie im Flug, die 3 Säcke sind ebenfalls schnell ausgeliefert und mit einem kleinen Baumwollbeutel voller Kräuter trete ich den Heimweg an. Menschen, die an mir vorbeigehen, drehen sich nach mir um. Ich merke, dass sie den Duft meinen und bin richtig stolz.
Auch die Begrüßung zuhause fällt heute fröhlicher aus. Meine Frau drückt mich und fragt mich was das für Kräuter sind? Ich habe keine Ahnung, gebe ich ehrlich zu. Dennoch sind wir beide sehr dankbar für diesen besonderen Schatz und verstauen ihn einem großen Holzkästchen im Küchenschrank.

Noch nach Monaten, immer dann wenn wir das Kästchen öffnen und ein paar Kräuter entnehmen, durchströmt unser kleines Zimmer ein holzig, würziger und krautiger Duft. Frisch und grün, aber auch dunkel, schwer und etwas mystisch. Wenn wir dann noch Stunden das Zimmer erneut betreten, ist die Kraft immer noch wahrnehmbar, unverändert und sehr deutlich. Selbst am nächsten Tag ist der Duft nicht gänzlich verschwunden. Die Faszination wie am ersten Tag ist geblieben.

Mittlerweile sind sämtliche Säcke aus unserem Lager verschwunden und andere Gerüche haben Einzug gehalten. Gerüche und Düfte so abwechslungsreich wie die Welt auf der wir leben.
Ein wenig Zeit und Erinnerungen durfte ich dennoch festhalten: Zuhause in meinem Holzkästchen. Erinnerungen an einen warmen Sommertag, an jagende Schwalben, an Leinensäcken aus Sri Lanka, an neugierig schauende Menschen auf der Straße und einem fröhlichen und dankbaren Abend mit meiner Frau.

Was ein Duft doch so alles bewirken kann.
9 Antworten
Karli vor 9 Jahren 4
5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Regentropfen
Unlängst stand ich abends mit meinem Auto unter einer Straßenlaterne. Ich hatte den Wagen abgestellt und las einen Bericht, den ich für einen bevorstehenden Termin noch einmal verinnerlichen wollte. Es regnete und große Regentropfen fielen vom Himmel. Sie fielen direkt auf das Papier und tauchten die getroffenen Buchstaben in gedämpftes Licht. Für den Bruchteil einer Sekunde war ich irritiert. Doch dann bemerkte ich, dass die Regentropfen natürlich nur auf die Windschutzscheiben fielen und von dort ihre Schatten warfen. Von Zeit zu Zeit ging der Scheibenwischer darüber und machte Platz für neue Tropfen. Ich war ganz fasziniert und mit meinen Gedanken schon lange nicht mehr bei meinem Bericht.

Heute trage ich Hot Water Night von Davidoff. Und obgleich ich weiß, dass ich mir den Duft aufgesprüht habe, werde ich das Gefühl nicht los, dass er nicht wirklich bei mir ankommt, mich nicht wirklich berührt. Es ist hier wie mit den Regentropfen, sie fallen, werfen ihre Schatten, erreichen einen aber doch nicht.

Und irgendwann werden sie weggewischt.

Hot Water Night gehört eigentlich in die Winterzeit und duftet warm und behaglich. Der Duft hat nichts Aufdringliches, Brennendes oder Störendes und ist dabei viel ausgeglichener als sein älterer Bruder Hot Water. Ich nehme dunkle Früchte und orientalische Gewürze wahr, die sich in den ca. 8 Stunden Anwesenheit kaum verändern. Auch finde ich, dass der Zusatz Night im Namen wunderbar passt, denn er zaubert die dazugehörigen Bilder in den Kopf. Ich denke an lange kalte Nächte, eingeschneite Häuser, dicke Wollpullover und Kerzenschein. Aber leider sind diese Bilder nur oberflächlich, detailarm und leblos - es passiert nichts!

Und dann werden sie weggewischt, wie Regentropfen auf der Windschutzscheibe.

Ich hab mich gefragt warum bei Hot Water Night der Funke nicht überspringt und ich glaube für mich die Antwort gefunden zu haben: Dem Duft fehlt es an Tiefe, an Sättigung, an Reife und an Kraft. So schön die Komposition und Zusammensetzung auch sein mag, es wurde vergessen dem Duft Leben einzuhauchen damit er eindringen, sich eingraben, verwurzeln und festkrallen kann. Eigentlich schade, denn der Duft ist schöner als leblose Bilder oder weggewischte Regentropfen.

Übrigens, als ich von meinem Termin zurück zum Auto ging, hatte es aufgehört zu regnen!
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Karli vor 9 Jahren 3 1
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
7
Duft
Pastorale
Einleitung: Wer eine umfangreiche Duftbeschreibung erwartet, wird beim Lesen der folgenden Zeilen enttäuscht werden. Die folgende Geschichte lag handgeschrieben in einem alten Buch, das ich auf einem Flohmarkt gekauft habe. Ich finde sie passt 100% zu diesem Duft.
___

Ich liege mit ausgebreitenden Armen Mitten auf einer Wiese und schaue in den Himmel. Um mich herum summt und brummt es, aber das stört nicht. Ich spüre die warme Junisonne auf meinem Gesicht und sehe den weißen Wolken zu, wie sie lautlos über mich hinwegziehen. Ein warmer Wind weht über die Wiese und bewegt die vielen Wildblumen, die hier zu hunderten wachsen. Alles ist friedlich und in völliger Harmonie.

Von Ferne höre ich leises Flötenspiel und die fröhlichen Klänge einer Laute. Ich höre Stimmen von Mädchen wie sie zu den Melodien singen, ich höre heitere Gespräche und Kinder fröhlichen Lachen. Ich gehöre auch zu diesen fröhlichen Menschen, wollte aber für einen Augenblick allein in den Himmel schauen und meinem Schöpfer danken, dass er uns einen so wunderschönen Tag bereitet hat.
Dort wo die anderen singen und spielen stehen große Tische im Schatten der Bäume. Es wurden Bänke und Decken aus dem nahegelegenen Dorf herbeigeschafft, um hier ein Sommerfest zu feiern. Bunte Bänder hängen in den Bäumen, die Tische sind mit Blumen und Blüten geschmückt und überall gibt es frisches Brot, Fleisch, Käse, Butter und Schmalz. Der beste Wein wurde für diesen Tag aufgehoben und jeder hat sich fein gemacht. Die Mädchen tragen hübsche Kleider und weiße Schürzen, die Jungs helle Hosen und weiße Hemden. Die Großmütter und Mütter haben ihre Sonntagskleider an und bereiten gerade das Abendbrot zu. Die Großväter und Väter sitzen zusammen, rauchen Pfeife und erzählen sich alte Geschichten.

Gegenüber von unserem Sommerfestplatz, kurz hinter der Wiese, liegt unser Dorfsee. Dort wo sonst die Wäsche gewaschen wird, spielen Kinder im Wasser und kühlen sich ab. Ich höre Hunde aufgeregt bellen und nach geworfenen Stöckern jagen. Boote schaukeln am Ufer und erholen sich vom heutigen Fischfang. Der See leuchtet, blitzt und blinkt, und obgleich die Fische von den spielenden Kindern verschreckt sein müssten, sieht man sie von Zeit zu Zeit an der Oberfläche, um nach Mücken und Fliegen zu schnappen. Einen solchen Sommerabend haben wir bei all der Mühe die das Leben auf dem Dorf mit sich bringt lange vermisst. Wir genießen jeden Augenblick.

So langsam geht die Sonne hinter dem nahegelegenen Wald unter. Das Abendbrot war herzhaft und der Wein hebt noch einmal die Stimmung. Die ersten Fackeln und Kerzen werden entzündet und werfen die Gesellschaft in ein wunderschönes und warmes Licht. Holzbohlen und Bretter werden herangeschafft und auf dem Boden so angeordnet, dass sie eine große Fläche ergeben. Und dann spielt die Musik zum Tanz auf, fröhliche, heitere Musik die alle sofort aufspringen lässt. Wie hübsch die jungen Mädchen doch sind, wie adrett die jungen Burschen aussehen und wie fein sie mit einander tanzen. Es ist eine Freude ihnen dabei zuzuschauen. Wieder wird gesungen und gelacht, und niemand schaut teilnahmslos zu.

Die Musik spielt noch einige Zeit auf, aber dann wird es doch Zeit den Tag zu beschließen. Die ersten Fackeln verlöschen bereits und so mancher Bub und so manches Mädel ist auf Mutters Schoß eingeschlafen. Aber niemand weckt sie, die kräftigen Burschen nehmen sie behutsam auf den Arm und tragen sie ins Dorf. Die Musik verstummt, die wenigen Sachen werden zusammengenommen und leise begeben sich alle auf den Weg in ihre Häuser. Alles ist friedlich, kein Streit, kein lautes Wort, keine Träne. Die Fackeln verlöschen.

Der Mond steht voll am Himmel und die Sterne friedlich um ihn herum. Aus dem Wald hört man die Eule rufen und aus allen Ecken und Winkeln begleiten sie Grillen dazu. Über uns jagen Fledermäuse lautlos nach Motten. Auf dem See tanzen tausende Mücken und am Waldrand hunderte Glühwürmchen. Der Wind weht leise über die Felder, die langsam zur Ernte heranreifen. Wenige Wochen noch, dann ist Erntezeit und der Sommer vorbei.

Aber heute war Sommer, heute war Heiterkeit, heute war Frohsinn, heute war Friede und Einssein mit allen. Den heutigen Tag hatte uns der Herrgott geschenkt und dafür sind wir ihm von Herzen dankbar.

__

Amber ist ein Duft, voller Leichtigkeit, Frohsinn, Unbeschwertheit. Man findet nichts Unangenehmes, Hartes oder Widerspenstiges, keine Ecken, keine Kanten. Ein üppige Blumenwiese ohne zu erdrücken und eine Frische die einen umschmeichelt. Ein Sommerduft für sie und ihn. Wenn er doch nur länger halten würde, aber er ist so schnell vergangen wie ein Festtag in einem langen Sommer.
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