Kaschima

Kaschima

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1 - 5 von 27
Kaschima vor 9 Jahren 13 2
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Jetzt ist es doch passiert...
Elena hat sich an einem Rosenduft ausgetobt, der nichts, aber auch überhaupt nichts mehr mit dem Duftklassiker Amazone zu tun hat. Weder mit der 73er-, noch mit der 93er-Version. Ich habe beide lange benutzt und habe sie noch immer, weil mir einfach manchmal danach ist.

Rose Amazone ist kein Flanker, sondern ein ganz eigenständiger Duft, der sich nach meinem Duftempfinden eher an die "nachwachsende" Klientel des Luxus-Labels richten dürfte, also die jungen Damen der High-Snobiety. Warum auch immer man bei Hermès dachte, dass es eine gute Idee sei, diesen Duft an "Amazone" zu heften, wird wohl nur die Marketingabteilung beantworten können - oder doch der Meister himself?

Tatsächlich kann ich mir durchaus vorstellen, dass die Phantasie Elenas, der ja nun auch schon die Amazonen der 70er, 80er und 90er Jahre kennt, sich sein eigenes Bild von der neuen, der jüngeren Amazone gemacht und dabei beschlossen hat, dass sie heute mehr wie die Fee auf dem Einhorn daherkommen sollte und nicht mehr so emanzipiert muskulös-würzig wie zuvor. Und das ist zugegebenermaßen wirklich gelungen! Ich war im ersten Augenblick versucht, den fruchtig-grünlichen Rosenduft in die Himbeerbonbonecke zu verdammen, dachte "zu spät - alles schon dagewesen", aber dann hat sich das unscheinbare Röschen doch noch gemausert und Flügel entfaltet. Zum Pegasus hat sich das Einhorn allerdings nicht mehr gewandelt, aber doch mit viel Luft unter den Schwingen.

Die Rose wirkt an keiner Stelle angestaubt oder altbacken-schwülstig, weil sie so fruchtig, zart süß und frisch-säuerlich unterstützt wird. Wer die rote Kombination aus Johannisbeere-Himbeere mag, wird gerne mit aufsteigen und sich den zarten Blütenkranz aufsetzen wollen. Eine sehr junge Amazone kommt dann aus den ersten Morgennebeln angeritten, deren Rosenranken nach und nach einen ganz schwach bitteren Unterton erhalten, der den Eindruck des "noch grün" verstärkt, ja, an geschlossene Knospen denken lässt, was dem Duft erfreulicherweise die fatale Beliebigkeit eines der "rosa Wässerchen" nimmt. Und hier - werde ich auf einmal das Gefühl nicht los, dass es sich überhaupt nicht mehr um "die Amazone", sondern "den Amazonas" handelt, der französisch ja auch einfach Amazone heißt... Monsieur Elena - fühlen Sie sich vielleicht dem Schutz dieser wilden Natur verpflichtet?
Auch das Drydown lässt diese Frage offen: Entweder JCE winkt der jungen Dame hoch zu Ross mit dem Zaunpfahl, dass auch sie mal welken wird oder schickt unsere Nasen gleich nah an eine kurz zuvor noch überschwemmte Stelle in der Nähe des Amazonas-Ufers, von dem der grün-süße Duft welkender Pflanzen emporsteigt... Hier steige ich jedenfalls -trotz bekennendem Hermès-Fan-Dasein - aus!

Wer eine "ernstzunehmende" und zugleich sehr transparente Rose aus den Meisterhänden empfangen mag, dem sei "Rose Ikebana" aus der Hermessence-Reihe empfohlen, die bleibt unverrückbar lebendig, wild und grün!
2 Antworten
Kaschima vor 10 Jahren 10 3
10
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft
Und plözlich wieder Sommer! Das verlängerte Fernweh...
Zu lange nicht im Urlaub gewesen? Oder doch und gerade deshalb süchtig nach mehr Meer?
Wie passend, dass wir Mitte Oktober (!) noch einmal 25°C kriegen! Wenn ja nur das Fernweh nicht wäre... und da fällt mir die Abfüllung von Virgin Island Water in die Hände und sorgt für eine Genießerreise - zumindest zunächst...

Virgin? - Wie Virgin Collada? Oder doch eine Jungfer? Island Water? Ja! Aber eins weiß ich schon jetzt: Weder mit den britischen, noch den amerikanischen Virgin Islands hat dieser Duft in seiner Herznote zu tun!
Denn er ist nicht "Schnuppertauchen im Pool", keine "Kinderanimation nach Altersgruppen", kein "Begrüßungscocktail und Gratis Früchtekorb" auf dem Zimmer mit Meerblick, auch dann nicht, wenn das Hotel so etwas exklusives wie "Resort" im Namen trägt oder "Beachcomber" heißt. Denn auf DER Insel gibt es keine süßen Disneyland-Piraten, und überhaupt genau Null Hotels! Und wo wir schon dabei sind: Wirklich karibisch, ist er auch nicht! Dieser Duft entspringt Asien! Die genaue Insel kenne ich nicht, aber die Dufteindrücke habe ich alle dort gesammelt.

Kopfnote
15:00
Zitrusexplosion: Mandarinchen im vollen Saft und mit der göttlich aromatischen Frische einer wirklichen, guten, reifen und frisch gepflückten Limette. Eine leicht bittere Bergamotte stützt das sofort ab.
Sehr milde, etwas buttrige Süße, wie in Kompott oder der Füllung für Apfelkuchen, unterlegt die zitrische Note, könnte ein Fünkchen Kokos oder Vanille sein, nehme aber an, dass das schon vom Ylang-Ylang herrührt und es nur durch die Mischung etwas kokosartig erscheint.

15:06
Die zitrisch-frische Kopfnote verändert sich schnell, wird grün-blumiger.
Viel zu schnell! Schade, ein Duft zum drin baden, gute Laune, fast albernes Prickeln wie bei einem Sommercocktail.

Herznote:
15:07
Etwas ätherisch-bitterere Noten übernehmen, Verbene oder die grünen Blätter der Bergamotte, aber noch immer mit Limettenschale darüber. Tatsächlich erhält der Duft nun eine exotische Note, die seinem Namen alle Ehre macht.
Hellgrüner Bambus und schwach geräuchertes Holz, vielleicht etwas angekohltes Teak und mit Gewürznelken parfümiertes Sandelholz treten hinzu, allerdings nur so schwach, dass der Duft mehr Volumen erhält.
Süßer, flatterhafter Jasmin verliert sich etwas im Ylang-Ylang(-Öl) und Anklänge von warmem Moschus mischen bereits mit.
Ein olivgrünes Samtarmband mit glitzernden hellgrünen und neongelben Pailletten darauf legt sich sanft auf meinen Arm.

15:20
Grüne Ruhe unter Palmen, die Zeit scheint gerade stehengeblieben.
Südchina und eine Insel in Thailand tauchen auf, kein Lüftchen regt sich.
Eine verblasste Gewürznelkenwolke balinesischer Bidis hängt irgendwo in der Ferne.
Das Samtarmband wirkt nun leicht benutzt, wie ein schon getragenes T-Shirt.
Seele baumeln lassen. Selbst das Buch fällt mir aus der Hand. Entspannung pur.

16:10
Duft wird etwas herber, die Süße tritt zurück oder wandelt sich in trockene Süße, mehr wie von getrocknetem Gras oder wie die krisp getrockneten Palmwedel, die das Dach der Strandbar bedecken.
Eintritt in deren Schatten, aber die Sonne noch auf den mit Kokosöl eingeölten Beinen...
Sie ist gewandert, bescheint jetzt die Gläser und Früchte, auch Mandarine und Limette sind dabei, merke, dass ich mich gern auf den Weg machen würde und laufe die lange geschwungene Wasserlinie entlang, kleine warme Wellen umspülen meine Zehen, waschen den weißen Sand dazwischen ab...
Das ist die schönste, leichteste, transparenteste Phase bei Virgin Island Water!

17:10
Traumwandlerisch sicher, wie behütet vom Moschus, gehe ich zu meiner Hütte. Jemand hat Räucherstäbchen angezündet und mir eine Fackel vor den Eingang gesteckt. Ich binde mir einen Sarong um und setze mich vor die Hütte.
Am Strand vor mir ein paar einzelne Figuren, die sich noch nicht vom feinen Nebel der Gischt trennen mögen.
Geselle mich dazu - ganz zuhause in meinem Duft, eine gefüllte Kokosnuss macht die Runde, jemand zündet ein Lagerfeuer an. Meine Haut ist noch sonnenwarm und fühlt sich samtig an, als der aufkommende Abendwind darüber streicht.

18:00
Die Herznote bleibt fest eingestellt, ich rieche nur noch schwach süßliches, mit Kokos parfümiertes Holz und ähnlich wie von Räucherwerk fängt mein Kopf an zu rebellieren, meine Geschmacksnerven fühlen sich besetzt. Die Romantik ist fast schlagartig vorbei.
Ob ein Cocktail zu viel oder mein empfindlicher Magen, mir wird leicht übel. (So ähnlich wie von Milcheiweißgeruch, der sich beim Würstchen erhitzen einstellt...) Irgendwie leicht schwummerig oder, um bei den Duftvergleichen zu bleiben, wie bei billigen Sandelholzräucherstäbchen, die das bei mir auch hervorrufen können.)

Ich gehe lieber mal im warmen Meer baden..., irgendeine Art Erfrischung muss her, sonst fühle ich mich gefangen in diesem Duft, denn parfümiert fühle ich mich jetzt und dabei würde ich doch gerne was vom Duft des Palmenwaldes wahrnehmen, dessen Zweige hoch über mir anfangen zu rauschen.
Das Bad hilft nicht! Ich dufte nach wie vor nach Ylang und Sandelholz-Kokos. Das Dumme: diesem Duft fehlt nun die Tiefe! Ich möchte in Chili beißen...
Nein, morgen nur frische Cocktails! Keine Cocosdrinks, kein Hawain Tropic für die Haut. Ich glaube, ich brauche etwas Abstand...

19:00 Keine Veränderungen in der Duftnote, aber die Projektion hat deutlich abgenommen.
21:30 Zitrisches ist noch wahrzunehmen und noch immer dieser Cremeduft.
2:33 Auf meiner Haut liegt ein schwacher Film von VIW

Vielleicht mal wieder an einem regnerischen Frühlingstag? Sozusagen erst den Gute-Laune-Frische-Kick und dann eine fürsorgliche Samtstola für den kalten Nacken? Nun, für etwas Fernwehunterstützung auch ganz gut jetzt im Herbst geeignet!
.
Nachtrag:
Nein, für mich auch an keinem Frühlingstag. Ich habe Kopfschmerzen! Wie schade!
Aber das Kopfkino hat trotzdem toll funktioniert! Start und Herznote sind wirklich "traumhaft", ab Übergang in die Basisnote verliert sich dieser Reiz, die Transparenz wird zu einem eher kühlen Film. Bei mir sehr gute Haltbarkeit.
3 Antworten
Kaschima vor 10 Jahren 4 1
7.5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
6
Duft
Ambitious Amber? Statt Alhambra nur Illa d'A Toxa (La Toja)
Nur ein kurzes Statement. Da ich drei Düfte von L. O. zur Testauswahl bekommen habe, hier nun -allerdings noch unter dem Eindruck des köstlichen Alkemi- meine Naseninspiration zu Alambar.

Zugegeben der Auftakt hat auch Kuschelfaktor, wahrscheinlich durch den Kakao und die (zurückhaltende) Vanille.
Aber auf meiner Haut fließen vor allem die Bergamotte und der Zimt zu einer eher altmodisch-oberflächlichen (fast lavendeligen) Version des ehedem bekannten Wässerchens (bei uns wurden auch gerne die kleinen Gästeseifen als Mitbringsel verschenkt) aus der vergangenen Badeortgröße La Toja zusammen.
Nach ca. 10 Minuten ist diese, wenn auch angestaubte, so doch mit freundlichen Einsprengseln versehene Reminiszenz verflogen. Auf meiner Haut liegt nun kalter Amber, völlig ausgebremst durch den leicht metallischen Zimt und will sich nicht mit mir verbinden.
Eine großartige nasridische Kulisse wie die Alhambra, die mir sofort, sowohl als Wortspiel zu Alambar, wie auch wegen des "spanisch-maurischen" Duftes, in den Sinn kam, verblasst, schrumpft zu einem EDC-Flaköngchen.
Der Ausklang wirkt sogar leicht säuerlich (aber nur ganz wenig!) und der Amber schafft es nach wie vor nicht, den Zimt zu überholen. In diesem Fall finde ich die mäßige Sillage eher von Vorteil...

Schade, sehr schade - aber vielleicht auf eurer Haut ganz anders?
Im übrigen, je mehr ich darüber nachschnuppere, desto männlicher erscheint mir der Dufteindruck. Ich werde meine Einordnung noch dahingehend ändern.
1 Antwort
Kaschima vor 10 Jahren 12 6
7.5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
8
Duft
Frau nehme... - man auch ;-) - ein wenig Charme der Hippie-Ära und den "guten alten Orient"
Hier nun die Beantwortung der Frage, was trage ich zu diesem süffigen Dufterlebnis:

Süffig? Ja! Alkemi ist ein Cocktail! Es ist Zauberlust, Liebestrank, Weisheit und der Vorbote auf ein Stück persönliches Glück, universell, aber nur deins, oft geträumt, aber nur in diesem Moment geboren!
Anfangs wie nur der Cocktail bei einer -bei DER Verabredung- schmecken kann, denn alter dunkelbrauner Zuckerrohrlikör aus noch älteren Fässern, mit einem Schuss süßlich-schwerem Marsala brechen das Eis... Das Funkeln der Kerzen bricht sich braun-golden in den erlesenen Gläsern und die Amber-Augen über deren Rand glitzern zurück... Doch frische Zeder betont die Lust am Erzählen, am Wachbleiben, am Lauschen...

Die Damen:
schwarzes Maxikleid, vorzugsweise etwas "cool-schlabberig", aber auf jeden Fall schmal, sehr schmal! An den Füßen die feinsten Flip-Flops, auch "Zehentreter" genannt (warum, will sich mir nicht erschließen, schließlich trete ich ja niemanden damit auf die Zehen), die üppig orientalisch verziert ausfallen dürfen, aber definitiv aus Leder sein sollten. Vielleicht transportieren sie sogar noch den Duft des Sandelholzes aus der gleichen indischen Transportkiste? Eine Stola aus feinstem Kaschmir-Seidengemisch, natürlich mit wunderschönem Paisley-Muster, die mit der hereinbrechenden Nacht verführerisch um die Schulter gelegt wird, während sie in der Dämmerung noch als "wehendes Accessoires" die physische Verlängerung der Duftschleppe abgibt. Gäbe es Scheherazade nicht schon, hier käme die bourgeoise Version der Jahres 2014, und doch zeitlos, einfach, klassisch, wunderschön! Ihr Schmuck ist ihre bronzefarbene Haut und ihr Duft!

Die Herren:
Nein, nicht mit Aladins Schnabelschuhen und der schwarzen Pumphose der Reitervölker! Ein bisschen Wüste darf es aber sein - ein weites Hemd, vielleicht weiß, vielleicht beige, fast offen über der Jeans und ein weiches, helles Musselintuch oder -schal locker um den Hals geschlungen. Die Farbe der Augen werden vom Schal reflektiert...
Die Füße von feinen, beigen Lederslippern nur wenig bedeckt, fast barfuß, aber nur fast...

Wenn sich die beiden setzen und dem warmen Wind zuhören, dann webt sich der Duft der hölzernen Tiegel und irdenen Gefäße aus dem Bazar dazu. Weihrauch und Myrrhe, Amber, Vanille und ein schwerer süßer Blütenduft driften vorbei, so klar, so eigen, als habe ein Händler gerade nach und nach seine Schätze enthüllt, so wie er es schon vor tausend Jahren getan haben mag...
Was bleibt, ist eine warme Umarmung aus geschliffen zartem Sandelholz, so zart wie die Hand- und Fußgelenke der Liebenden. Ein süßlicher Klang, gemalt mit Vanille und Patchouli, ein Blütenkranz über der Holztür, die Schuhe davor...
Der Zauber einer Nacht auf Haut, kostbar, reich, sinnlich, intim, ganz wie es die Trägerin oder der Träger es sich wünschten.
6 Antworten
Kaschima vor 10 Jahren 18 4
10
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
9
Duft
Mit der Nase an der Dachrinne...
Das möchte ich schon lange mal wieder... Den exklusiven Duft eines verbotenen Daches in mich einsaugen...

...wie als 9-Jährige: Mit unserer Straßengang die Dächer eines verlassenen Industriekomplexes erklimmen und heimlich die neuen Mieter, unter anderem eine Ballettschule, von oben bestaunen. Wir liegen alle mit angehaltener Luft nebeneinander im verwitterten Dreck dieser aufgefalteten Zickzack-Dächer und starren nach unten, durch noch schmutzigere Glasoberlichter, die im Sommer natürlich geöffnet waren und so die Geheimnisse der Nutzung darunter preisgaben. Dieses voyeuristische Treiben haben wir fast einen Sommer lang durchgehalten und sozusagen zum Sport oder einer Art Mutprobe erhoben. Aufgeschürfte Knie, vom missglückten Sprung wieder hinunter, inklusive.

Aber schließlich wurden wir wohl zu sehr die "Kings"! Unsere mittlerweile saloppe Art die Sprünge zwischen Berg und Tal der Industriedächer zu vollführen war aufgefallen. Längst hatten wir aufgehört mit schlechtem Gewissen dort herum zu pirschen und betrachteten das Dach nur als Verlängerung unseres Straßenspielplatzes, entsprechend laut polterten wir also rum - bis die Ballettmeisterin mit einem Blick zu uns nach oben und einem erhobenen Zeigefinger, so lang wie ein Stock, uns kreischend stoppte! Da schlotterten die Knie plötzlich wieder..., was, wenn sie einen von uns kannte...? Unsere Wohnungen und damit Eltern waren nicht weit entfernt... Und das eine oder andere Fenster hatte wahrscheinlich schon einen Sprung abgekriegt...

Ja, nicht alle Dächer sind für alle da... Aber auf mich üben sie einen Reiz aus, sie sind die Berge für die Stadt: Endlich mal den "Überblick" kriegen. Straßenschluchten hinter sich lassen, Horizont atmen, eine andere Perspektive erleben.

Nun, es ist nicht eindeutig der "grüne" Horizont, den ich im Jardin sur le Toit rieche, sondern genau diese Mischung aus schmutzig, staubigem Regen auf erwärmter Teerpappe, Moos in der Dachrinne und Flechten auf ausgebrochenen Backsteinen, den wilden Blumen, die ebenfalls den Weg aufs Dach gefunden haben. Dazwischen vermeine ich eine (erdig-aquatische) Pfütze auszumachen... in der sich der Himmel spiegelt. Ein heimliches Dachstillleben.

13:25 Kopfnote:
Zitrisch bitter, zugleich etwas lieblich - wilde Rosenblüte und Bergamotte (steht aber nicht in der Duftpyramide)?
Sofortige Wandlung zu reifem Obst: Birne im grünen Grasbeet, die etwas angetrocknete, sämige erste Scheibe einer Wassermelone ist auf dem Gartenkompost gelandet, daneben ein abgeknabberter Apfelkrotzen, aber eine voll erblühte Magnolie übernimmt diesen speziellen Duft und verwandelt ihn ins Blumige.
Möglicherweise frisch geschnittenes grünes Holz (eher als Gras) tritt hinzu, hält mit herben Säften dagegen. Der Versuch einen Flitzebogen aus einem biegsamen Holundertrieb zu "schnitzen" kommt mir in den Sinn. (Nur Haselnuss funktioniert richtig gut ;-) )
13:30 Wilde Rose nimmt zu, Komponenten beginnen sich zusammenzufügen, Früchte und Blumen werden zur weichen (nicht süßen) Mitte des Duftes.
13:45 (Nicht pfeffriges) Basilikum und schon leicht verrottendes Gras erzeugen eine sehr naturnahe Basis darunter. Schwer zu beschreiben ohne, sagen wir mal "drastisch" zu werden, was dem Duft aber nicht schadet, sondern ganz im Gegenteil, ihn wirklich positiv heraushebt. Er besitzt ein gutes Volumen, obschon er keinen wirklichen Verlauf zeigt.

Perspektivwechsel: Es ist ein wenig, als säße man auf einem dicken Ballen gemähter Kräuterwiese, wenn man Glück hat, hoch oben in den Vogesen oder den Alpen und schaute auf den fernen Dunst über einer Stadt.

Nachtrag: Da ich den Duft schon oft getragen habe, weiß ich, dass er bei mir leider nur ca. 3 Stunden deutlich wahrnehmbar hält. Sollte ich ihn mal großzügiger aufsprühen, werde ich hier eine etwaige Verlängerung der Haltbarkeit nachtragen.
4 Antworten
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