Katinka

Ich mach's kurz: Scarlett erinnerte mich sofort an Issey Miyake's L'Eau d'Issey. So stark, dass ich gar nicht fassen kann, dass diese Assoziation bisher noch nicht notiert wurde. Dieser grün-florale, unfassbar helle, aber zugleich auch sehr geheimnisvolle Charakter - ich muss das mal direkt gegenüberstellen. Kurzum: So duftet für mich die stilvolle Seite der 90er Jahre, wo Louis Vuitton-Taschen noch wirklich chique waren und man gern französischen Wein trank oder Kaschmirpullover trug.

5th Avenue war für mich ein Einstieg in die Welt zauberhafter Düfte - sicherlich nicht der schlechteste, aber mitnichten ein besonders subtiler. Und trotzdem funktioniert dieses Parfüm in manchen Augenblicken noch heute für mich: Sicher, es ist unfassbar süß, erinnert mich an Honig und Blütennektar. Und trotzdem ist da auch diese leichte Coolness, die den Duft begleitet - eine äußerst unschuldige, harmlose Version des Manhattan, wie es in unseren jugendlichen Vorstellungen damals wohl gewesen sein muss.
Heute ist mir 5th Avenue ein wenig zu plump, um es ernsthaft zu tragen. Ein Duft, mit welchem ich nicht unbedingt in Verbindung gebracht werden möchte - den ich aber, still und heimlich, trotzdem noch ein wenig ins Herz geschlossen habe. Ein Duft zum Zu-Hause-Entdecken, immer wieder zwischendurch, nach Monaten Vergessenheit, wieder Herauskramen.

Wenn ich mir das Ranking für meinen kleinen, sicherlich streitbaren derzeitigen Lieblingsduft anschaue, dann wird mir ganz weh ums Herz und ich muss ihn dringend ein wenig nach oben korrigieren. Idylle von Guerlain ist ein Parfum, welches mich erst auf den zweiten Blick begeistert hat. Doch von vorn:
Zu Weihnachten erhielt ich eine kleine Duftprobe des damals relativ neu erschienen Parfums. Pflichtbewusst wie ich bin, wollte ich natürlich Testen - auch wenn mir der erste Eindruck wenig zusagte. Idylle roch intensivst nach Maiglöckchen, glockenklar und hell, wenig subtil oder komplex. Ich beschloss, es bei diesem einen Versuch zu belassen.
Schon kurze Zeit später aber konnte ich kaum von meinem Handgelenk ablassen: Der Duft erschloss sich zu einem ganz neuen, äußerst sinnlichen und leicht pudrigen Charakter. Moschus und Patschuli, aber auch Jasmin dürften hierfür vornehmlich verantwortlich zeichnen.
Wie das so geht mit den Lieben auf den zweiten Blick: Sie halten oftmals besonders lang. Inzwischen habe ich bereits meinen zweiten Flakon Idylle in Gebrauch, und derzeit ist noch kein Ende in Sicht. Der erste Spritzer aus der Kopfnote ist noch heute manchmal unerwartet heftig, ein bißchen zuviel Drogerie-Blume für meinen Geschmack. Und trotzdem, sobald die nächsten Akkorde einsetzen, bin ich ganz und gar versöhnt mit diesem zart sinnlichen Duft, welcher für mich völlig unabhängig von Jahreszeit & Anlass funktioniert.

Meine persönliche Geschichte mit Burberry Brit for Woman ist ein wenig ungewöhnlich: Ich habe den Duft zunächst nicht an mir selbst erlebt, sondern an einem jungen Mann. Dieser fand das Parfum im Badezimmer seiner Schwägerin und musste es unbedingt ausprobieren, wovon ich noch nichts wusste. Gesagt, getan. Den gesamten Abend lang hin ein unwiderstehlich köstlicher, gleichsam cooler und eleganter Duft im Äther - very british eben (endlich ein Duft, wo der Name wie die Faust aufs Auge schlägt!) Ich ahnte, was dort im Badezimmer passiert sein musste und vermutete das Schlimmste - denn wenn ich von dem ungefragten Parfumtest wusste, dann war sicherlich auch die Hausdame nicht ahnungslos. Wir beide schwiegen pietätvoll, und ich erlebte an diesem Abend ein Parfum, welches ich danach unbedingt selbst erstehen musste. Heute kommt Burberry Brit nur noch äußerst selten zum Einsatz, ich habe irgendwie ein Problem mit der süßen Mandel...Trotzdem bleibt ein großartiger, ausgewogener und dabei nicht einmal teurer Duft, der sich von deutlich hochpreisigeren Exemplaren wohltuend abhebt.

Daisy Eau So Fresh stieß das erste Mal durch eine eingeklebte Parfumprobe in mein Leben. Vom ersten Moment an war ich begeistert von diesem blumig-frischen, leicht süßen und fruchtigen Duft, welcher so optimal für den nahenden Sommer wirkte. Schon klar: Es gibt tausend Variationen dieses einen Sommerdufts, und je nach Hersteller wirken diese mal mehr, mal weniger gelungen. Daisy Eau So Fresh aber schien dieses gewisse Etwas zu besitzen, welches mich auch nach dem zehnten Mal Schnuppern noch immer in seinen Bann ziehen konnte.

Ich hätte kaum enttäuschter sein können. Die Probe im Geschäft erinnerte mich irgendwann nicht mehr an frische Früchte und Blumen, sondern bald nur noch an eine intensive Süße von Bananen, welche bald nur noch unangenehme Gefühle wachrief. Ich habe so sehr versucht, den Duft zu mögen - es hat nicht mehr funktioniert, überall nur Banane und schwüle Süße, eingebettet in ein wenig oberflächliche Frische.

Weil ich aber hier nicht allein meine eigene Hautchemie beurteilen möchte, bleibe ich dabei: Daisy Eau SO Fresh ist eigentlich ein ganz schön toller Duft. Er weckt Begehrlichkeiten, ich möchte ihn toll finden - und freue mich, wenn ich ihn an anderen Menschen entdecke. Für mich ist er leider doch nicht das Richtige...