Katniss

Auf der Suche nach einem leichten, erfrischenden alltagstauglichen Sommerduft bin ich unerwartet auf das Regal Light Blue gestoßen. Einen direkten Vergleich zum Original EdT kann ich nicht wirklich ziehen, weil ich dieses nie selbst hatte. Aber heute beim Testen im Shop stand dem Vibes das Original EdT und das Intense entgegen.

Alle 3 starten gleich zitrisch wohl mit der immer selben Light Blue Grundformel. Das Vibes fand ich allerdings am interessantesten und insgesamt weiblicher, und habe ich auch spontan mitgenommen.
Die Kopfnote ist ein wunderbar zitrisch frischer, saftiger und angenehm süßer Pfirsich. So süß wie man ihn gerne essen mag. Aber nicht so süß, dass man den Duft als sehr süß bezeichnen kann.

Man kann sich mit dem Duft auf Capri am Meer sehen, aber auch auf einer öffentlichen Toilette zb. in der Gastronomie. Er erinnert tatsächlich daran. Diesen Geruch, bzw. einen sehr ähnlichen habe ich tatsächlich schon auf den WC’s gerochen. Das kommt vom Apfel, der ja auch in WC Raum Sprays und Putzmittel Beliebtheit gefunden hat. Wobei aber das Parfum im Vergleich dazu elegant ist und auf die Haut gehört.

Ich sehe mich mit diesem leichten, frischen, zitrisch fruchtigen, Blumig-Holzig-Moschus Duft auf Capri am Meer im italienischen Sommerurlaub.

Der grüne Apfel der originalen Formel ist nicht zu über riechen, wirkt aber durch den Pfirsich süßer und etwas fruchtiger, und aromatisch.

Die Kopfnote ist ein wunderbar zitrisch frischer, saftiger und süßer Pfirsich mit unterschwelligen Apfel. Ein grüner Apfel, also tatsächlich Granny Smith. Das Ganze verwebt sich zu einem weichen ausbalancierten Duft mit sanften und dezenten Moschus. Der anfänglich starke Pfirsich und Bergamotte verschmelzen sich schön mit der holzigen Basis. Dazwischen sind vermutlich Rose und Jasmin wie beim Original. Beide kann ich aber nicht klar herausriechen.

Alles in allem kein „Wow Muss ich unbedingt haben Duft“, aber dennoch schön im Sommer im Alltag zu tragen. Angst vor raumerfüllender Überdosierung muss man ebenso wenig haben wie vor zu süßen Obstsalat. Aber es ist durchaus möglich dass nicht jeder an der Apfel-Pfirsich Kombi Gefallen finden kann.

Da haut’s erst mal alles raus was drin ist, erschlägt Dich, und wenn der Alk verflogen ist kommt langsam Ordnung rein. Das ist für mich ein wirklich gutes Parfum. So auch Le Lion.

Anfänglich dachte ich das Parfum kennst du doch schon. Das gibt es in sehr ähnlicher Form bereits. Aber welches?
Shalimar mit dem die Vorgängerkommentare es vergleichen?
Ganz abwegig ist das unter einer sehr analytischen Untersuchung nicht. Der Zitrus Vanille Akkord ist tatsächlich eine (anfängliche) Parallele.
Aber dennoch bringe ich es mit nichts anderes in Verbindung als mit - Prada Amber - von 2004, der ja im Gegensatz zu Shalimar auch auf einer Labdanum/Zistrose/Patch/Vanille Basis besteht wie jetzt Le Lion.

Aber ich finde Le Lion als weniger intensiv, und weicher, und phänomenal, dass ein Blütenakkord im Hause Chanel einmal nicht dominiert, bzw. nicht vorhanden ist.

Als Lederduft empfinde ich ihn nicht. Lederduft ist für mich -Cuir de Russie- , und ganz besonders das Extrait.

Für mich ist das ein vielleicht etwas sanfterer, überarbeitetes, also weicheres Prada Amber, aber nicht unbedingt besser. Beides sind sehr schöne Düfte. Aber wundern tut es mich schon, dass Chanel Jahre später einen so ähnlichen Duft auf den Markt bringt.

Wer Prada Amber liebt, wird sicher auch Le Lion lieben. Es mag vielleicht ein subjektives Empfinden sein, aber an Shalimar erinnert mich persönlich nichts.

Hesperidisch im Auftakt, blumig im Herz, würzig, Vetiver holzig und erdig in der Basis. Parfums mit diesen Duftnoten werden empfohlen bei geschäftlichen Terminen bei denen Frau souverän überzeugend sein muss. Nicht zu weiblich riecht, sondern sich in der noch Männerdominierenden Führungsebenen durchsetzen kann. Es strahlt selbstbewusste und starke Souveränität aus. Also ist ein Chypre genau die richtige Wahl. Denn so ist er aufgebaut und charakterisiert.

31, Rue Cambon steht auf Luca Turin‘s Top Ten Liste der Chypre Düfte der riechenswerten Parfums an 1. Stelle.

Ich kenne nur 5 seiner Chypre Liste, aber von diesen ist Rue Cambon zweifelsohne der Beste. Der eleganteste, und auch der modernste davon. Der perfekte Duft für den Job. Nicht unbedingt für den normalen Alltag im Büro in Jeans, aber bei allen schwierigen oder wichtigen Terminen wo man einen positiven und überzeugenden Eindruck hinterlassen muss. Und persönliche Stärke vermittelt. Er ist präsent, aber nicht aufdringlich, denn er ist sehr hochwertig gemacht. Und im Vergleich zu Aromatics Elixier oder Mitsouko ist er modern, aber nicht New Age. Da steckt noch echte, hochwertige französische Parfumkunst dahinter.

Paris am Rande des Abgrunds, das rieche ich heute bei 80 % der Mainstream Düfte des kommerziellen Handels,

Aber nicht bei 31, Rue Cambon.

Das EdP ist die Veredelung des EdT‘s. Zitrisch im Auftakt mit einer sehr leicht würzigen Pfeffernote. Das blumige Herz finde ich nicht zu weiblich, dafür ist es schön trockenstaubig durch die Iris, und pudriger als das EdT. Erdig durch das Patchouli und Vetiver.

Ich habe den Duft schon oft getragen, letzte Woche dachte ich erstmals nach einem langen Tag eine eine leichte Zimtnote wahrgenommen zu haben. Oder spinne ich jetzt?
Das könnte das Labdanum gewesen sein. Es war jedenfalls wunderschön.
An diesem Tag wurde mir wieder in das Bewusstsein geführt, dass Düfte einerseits sehr anpassungsfähig, aber gleichzeitig sehr eigenwillig sind. Machen was sie wollen und immer wieder für Überraschungen gut sind.

Sehr schön finde ich, dass dieser Chypre ohne Fruchtsüsse auskommt. Dass Oliver Polge das Eichenmoos, insbesondere die künstliche Variante durch Vetiver ersetzt hat war gewiss kein Fehler, sondern das beste was er machen konnte.

nach etwa 4 Jahren ist mir eingefallen, dass ich diesen Duft mal testen wollte. Und da ich AlzD direkt vor der Haustüre habe, habe ich mich nun ganz spontan auf den Weg gemacht.

Der Auftakt hatte mich leider etwas enttäuscht. Aber das hatten mich schon sehr viele meiner Lieblingsdüfte.

Also ließ ich erst einmal ein par Minuten verstreichen. Ich hatte mit einer wilden, erotisierenden Bombe a la 1889 Moulin Rouge gerechnet. Aber das ist der Duft keineswegs. Der Beginn ist leicht zitrisch frisch und keinesfalls so süß, oder voluminös und trocken staubig wie Moulin Rouge.

Aber dennoch handelt es sich tatsächlich um einen kosmetische Make-Up Duft, der aber anders ist als Moulin, Lipstick Rose & Co. ist. Im ersten Moment musste ich an eine Ähnlichkeit zu Incarnata denken, wenn auch etwas sanfter. Er liegt jedenfalls näher bei Incarnata als bei Moulin.

Die Kopfnote ist etwas zitrisch und würzig, vielleicht auch etwas krautig. Ambrette zunächst etwas dominant. Aber nach ein par Minuten öffnen sich in der Herznote die pudrigen, kosmetische Hautnuancen, die den Duft ausmachen sollen. Die Ambrette verblasst so langsam. Worüber ich froh bin.

Was den Duft von anderen Make-up Düften unterscheidet ist eine Würzigkeit, die ich oft in Männerdüften rieche, und die auch in dem „Aus Liebe zum Duft“ Parfum zu finden ist. Eigentlich keine Duftnote die ich in dieser Duftkategorie erwartet hätte.

Das interessante ist aber, dass ich diese leichte Würzigkeit nur direkt auf der Haut wahrnehme, aber nicht in meiner Sillage.
Sie wird zwar schwächer, durchzieht aber den Duftverlauf. Aber bitte nicht denken, dass es sich um einen würzigen Duft handelt. Es ist nur eine leichte Brise.

Wer eine Art Moulin Rouge oder Lipstick Rose erwartet wird sicher enttäuscht sein, aber wer ein besseres Incarnata möchte ist hier sehr gut bedient.
Incarnata hat eine tolle Herznote, entwickelt sich aber im weiteren Verlauf dann nicht mehr gut.

Rouge Assassin hingegen wird schöner, ist eher leise und zurückhaltend, und eignet sich für den Alltag. Ein Überdosierungsstop ist eingebaut. Während die Bomben dann eher Abendparfums für entsprechende Anlässe sind und mit Bedacht gewählt werden sollten. Mit Rouge Assassin kann sich die Geschäftsfrau bei Terminen sehen lassen und hinterlässt mit einem eleganten und seriösen, luxuriösen Duft einen nachhaltigen Eindruck.

Nicht raumergreifend, aber unverkennbar präsent. Ich finde ihn toll und habe mit Rouge Assassin nach 4 Jahren wieder meinen ersten Duft gekauft.

Putain des Palaces habe ich unter dem Thema Make up / Puder / Lippenstift auf einer englischen Seite gefunden. Er wurde mit Incarnata, Lipstick Rose, Moulin Rouge und aber auch YSL Paris verglichen.
Und ich finde, er reiht sich sehr schön in diese Linie ein. Allerdings sehe ich keine Verbindung zu einer Edelhure oder Palastnutte. Erotisierend ja, aber nicht in Verbindung mit der Prostitution und Sex. Da ist ein Moulin Rouge ein ganz anderes Kaliber und weit mächtiger, und der wird aber dem Künstlermillieu, den Revue-u. Theater Diven zugeschrieben.
Also Putain des Palaces ist ein sehr gut tragbarer, dezent fruchtig, blumig süss-pudriger Duft mit Tiefgründigkeit, Ein anfänglich starker Duft und aphrodiesierend, aber nicht extrem raumergreifend.

Ingwer wie auch die animalische Noten sind in der Kopfnote wahrnehmbar, aber nur weil ich weis, dass sie drin sind. Und das ist auch gut so. Also praktisch nicht störend. Nach dem Maiglöckchen muss ich suchen, und das ist noch besser. Das kann ich absolut nicht wahrnehmen, und den Duft von Maiglöckchen kenne ich seit meiner Kindheit. Im Wald als Blume mag ich sie sehr gerne, an mir selbst allerdings nicht.

Leder, habe ich in Düften auch schon in sehr viel stärkerer Form gerochen, auch das ist wie auch das Amber nur ein minimalistisch gehaltener Unterton, den ich vermutlich auch nicht erkennen könnte, wenn ich nicht davon wüsste.
Der Duft ist nicht Zuckersüss, aber dass die Süsse aus ausschliesslich von der Mandarine, dem Veilchen und der Rose kommt, kann ich mir nicht vorstellen und schliesse ich völlig aus. Ich glaube es ist auch Vanille mit drin.

Putain des Palaces ist ein sehr schöner Duft. Trotz Reispuder und Veilchen nicht ganz so pudrig wie Moulin Rouge oder Lipstick Rose, aber passt sehr gut dazu.
ELDO selbst, bzw. AlzD beschreibt ihn so:

"Die pudrigen Akzente erinnern an die durch Lippenstift gefärbten Lippen, die seidige Spitze, die ihren Körper notdürftig bedeckt. Bittersüße Mandel steht für bittersüße Momente und offeriert zarte Lederanleihen, ein sündiges Geheimnis eines Boudoirs, in welchem eine Frau aus ihrem Körper Kapital schlägt."

Also alle die LR und Moulin Rouge & Co. lieben, sollten Putain nicht ganz ausser Acht lassen und ihn zumindest einmal ausgiebig testen. Duschen, einsprühen, den ganzen Tag mit ihm verbringen.
Das hatte ich gemacht, und ich finde ihn toll und er durfte bei mir einziehen.