Kattugla

Kattugla

Rezensionen
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1 - 5 von 7
Kattugla vor 5 Jahren 2 2
6
Sillage
8
Haltbarkeit
5.5
Duft
Lolita
Ich hatte heute ein Pröbchen von Iris de Nuit im frischen Heeley-Paket von EN drin - und ohne den Kommentar von Goldie zu kennen, kam ich auf genau die gleichen Assoziationen. Mädchenduft, Raumspray, eindimensional.
Ich würde in der Wirkung nach einer halben bis einer Stunde allenfalls noch einen gewissen Lolita-Charme unterstellen, da die Ambra das Ganze schon sehr sinnlich und fast ein bisschen lasziv macht - aber ansonsten ist mir der Duft auch zu simpel.
Was ich an den Heeley-Düften mag, ist ja im Grunde die klare Aussage, aber hier erreicht sie mich nicht, obwohl ich das Anliegen verstehe.
2 Antworten
Kattugla vor 5 Jahren 11 1
9
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Joni Mitchell in der Blockhütte
So langsam stellt sich heraus, dass ich offenkundig eine Schwäche für Heeley-Düfte habe: ich mag die klare Ansage, die Variationen über das Hauptthema, wo immer etwas Unerwartetes mitspielt... da ist einfach kein Gedöns dran. Und der Rest ist gekonnt.
Vetiver Veritas betritt die Arena wie ein Holzfäller: formatfüllend steht er in der Blockhüttentür, strahlt über das ganze Gesicht, bringt einen halben Wald mit und poltert ein lautes "MOIN!". Und dann setzt er sich zu dir an den Tisch und beginnt, dir leise Geschichten zu erzählen, ihr tauscht euch über leckere Kochrezepte aus, lauscht zusammen "Mingus" von Joni Mitchell...

Ich mag diesen klaren Vetiver-Duft. Ich habe lange nach einer für mich tragbaren Variante des Themas gesucht und sie hier gefunden. Für mich nicht so altbacken-männlich wie Guerlains Klassiker, sondern runder, klarer, kommunikativer. Vetiver ist hier sehr prominent, bekommt aber Schliff durch eine für mich ziemlich überraschende Färbung: Lavendelblätter. Nicht den sonst üblichen Duftvierkant aus den Einschlafhilfen, sondern die feine, balsamische Süsse zerriebener Lavendelblätter - das ist toll! Die Minze merke ich kaum, auch die Grapefruit der Basis nicht, dafür klingt der Duft bei mir aus wie warmes, angekohltes Holz - nicht rauchig, sondern tief und dunkel. Und das auch noch nach einen langen Arbeitstag nach 9 Stunden.

Ich habe hier meinen zweiten Volltreffer gefunden, der Flakon kommt gleich neben "Cardinal" ins Regal.

[edit] für 50ml EdP finde ich 130,-€ dennoch ziemlich sportlich.
1 Antwort
Kattugla vor 5 Jahren 1
9
Sillage
9
Haltbarkeit
5.5
Duft
abgerutschter Klassiker
Ich liebe ja den grünen Klassiker von Guerlain heiss und innig - nicht unbedingt an mir, eher so generell. Vetiver mag ich einfach.
Also war ich voller Hoffnung, im Duft von Josier etwas gefunden zu haben, womit ich eher schonmal selbst in freier Wildbahn herumlaufen würde. Dank Greeni07 und einer Abfüllung konnte ich das jetzt ausgiebig testen.

Auf meiner Haut startet der Duft mit grüner Grapefruit. Nicht so sehr mit der Frucht selbst, eher mit dem, was mir in die Nase steigt, wenn ich die Schale reibe - eine feine, klare Frische, die nicht zu aufdringlich ist und auf der Haut auch nicht ins Säuerliche abrutscht, das verspricht mehr. Ich freue mich auf Krautiges, Holziges.
Zeder und Pfeffer nehmen sich mein geliebtes Vetiver an die Hand, betreten mit einer Fanfare die Arena und könnten...
...tun sie nicht.

Genau dann, wenn der Duft wirklich grün, klar und charakterstark werden könnte, drängt sich da was sehr Kitschiges in den Vordergrund - ich habe Veilchen im Verdacht. Meine Oma hatte auf ihrem Toilettentisch im Schlafzimmer (genau, dieses Spiegeltriptychon aus den 50ern, Gelsenkirchener Barock) Veilchenduftöl, gleich neben dem Fläschchen 4711, das fiel mir spontan ein.

Ich bekomme diese Assoziation auch nicht mehr raus aus dem Bukett. Immer, wenn sich der Duft anschickt, doch noch den Dreh zu dem zu kriegen, was die Pyramide in der Basis verspricht, hechelt wieder der Parfumkobold heran, apportiert zum Dutzendsten Mal den kitschigen Veilchenstrauss, strahlt mich an und erwartet, dafür endlich gelobt zu werden. Nee.

Der Versuch war nett, Herr Josier, aber mich haben Sie nicht überzeugen können. ;-)
0 Antworten
Kattugla vor 5 Jahren 22 4
8
Sillage
10
Haltbarkeit
9.5
Duft
Wundertüte
Ich hatte vor etlichen Jahren mal längere Zeit mit Schmuck und Edelsteinen zu tun, auch da haben mich immer die Besonderen, nicht Alltäglichen interessiert, wenn es sowas gibt, halt die "Nischenjuwelen". ;-)
Einer der Steine, die ich damals (und heute noch) besonders mochte, war der Iolith: ein tiefdunkelblaues kleines Wunder, das seine Einzigartigkeit daher bezieht, dass - dreht man den geschliffenen Stein um 90° gegen die Lichtbrechungsachse - es plötzlich wasserklar, grau und durchsichtig aussieht. Alles Blau weg. Aus einem anderen Winkel geguckt: alles wieder blau.
PRs Patchouly hat mich fast sofort an diesen Stein erinnert. Nicht so sehr wegen der Farbe (der Duft ist für mich eher ein warmes Orange bis Kupferfarben), sondern wegen des "Schillerns" der Komponenten.

Ich (bekennender Patchouli-Fan) war wegen meiner durchwachsenen Erfahrung mit Etros Variante des Themas vorgewarnt und auch hier waren die ersten Sekunden nach dem Aufsprühen voll mit beissender Erdigkeit, die nichts, aber auch garnichts vom esoterisch angehauchten Duft in meiner Erinnerung hat.
Das bleibt aber nicht so, denn sehr schnell umhüllt sich die Erde mit Wärme und Süsse - ich hatte beim ersten Mal schnuppern sogar Bourbon-Vanille vermutet - und das bleibt auch so.

Bis sich die Geruchsnerven (das soll ja über'n Tag mal vorkommen, so im richtigen Leben) zwischendurch mit etwas anderem beschäftigen müssen. Zum Beispiel mit der Pizza auf dem Tisch, mit dem Weichspüler im Pullover des Gegenübers, mit dem gerade im Wald gefundenen Steinpilz...
...wusch! - und schon blinzelt "Patchouly" und wechselt seine Gestalt. Mal wird die ambrige Süsse dominant, dann drängt sich der Namensgeber wieder in den Vordergrund, auch blütige Noten meine ich schon wahrgenommen zu haben (genauer: Schwertlilie) - es ist einfach zum Irrewerden. Immer wenn ich glaube, den Duft jetzt aber endlich erwischt zu haben, ist er wieder ein anderer. Spannend!
Ich nehme da keinen linearen Duftverlauf wahr, sondern eben ein edelsteiniges Schillern, das sich nach acht bis neun Stunden zwar in Richtung süss-warm einpendelt, aber immernoch vorhanden ist.

Ich danke Greeni07 ganz herzlich für die Abfüllung, das hat sich wirklich gelohnt. :-)
4 Antworten
Kattugla vor 5 Jahren 9 4
8
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
9.5
Duft
wie ein Wasserfall aus Seide
Ich staune ja gelegentlich beim Lesen der Kommentare, wohin in die Welt es die hier Versammelten so alles verschlagen hat. Ich war in meinem (doch schon etwas längeren) Leben noch nie weiter südlich als in Ulm, daher muss ich bei blumigen und bunten mediterranen Assoziationen leider passen.
Trotzdem findet Vicolo Fiori einen Schlüssel bei mir, setzt sich einfach so über meine Abneigung gegen blumigfruchtigen Mädchenkram hinweg, rauscht mandarinig-lecker heran und setzt sich dann ganz vorsichtig, um leise, aber konsequent einen grün- und apricotfarbenen, kühlen Wasserfall aus blütenbestickter Seide auszubreiten.
Das ist einer von den wenigen Düften, in die ich mich gerne einwickeln möchte. Rundherum.

Dabei hatte ich damit überhaupt nicht gerechnet.

Ich habe das Pröbchen - zusammen mit drei anderen Etros - eingepackt bekommen, als ich "Patchouly" erstand. Und ersteres erstmal eine ganze Weile - weil es nicht das war, was ich haben wollte - mit Nichtachtung gestraft.
So ist das eben mit der Erwartungshaltung, sie macht auch schonmal blind für die Schätze abseits des Weges.

Ich hab noch immer nicht genau raus, was genau es jetzt ist, das Vicolo Fiori für mich so unwiderstehlich macht. Der Duft beginnt zunächst sehr laut mit Mandarine, die ist jedoch nur da, um mich zu überlisten, denn sonst hätte die zarte und eigenwillige Hauptdarstellerin bei mir kaum eine Chance. Die Mandarine wird sehr schnell leise und macht mit einem Knicks Platz für Madame. Ich mag an ihr Melone, die erschnuppere ich auch, Pfirsich (da kommt vermutlich die zarte Apricotassoziation des Duftes her) ebenso, die Auswahl der Blüten dürfte kein Quentchen süsser oder rosiger sein, sie ist genau richtig.
Nach einer Weile wird der Duft ein wenig'"vierkantig" (ich weiss nicht, wie ich da sonst beschreiben sollte, vielleicht verstehen mich ja manche, Lavendel ist für mich z.B. der Inbegriff des olfaktorischen Vierkants) - das passt aber ganz gut, denn sonst würde der seidige Eindruck ohne Kontrapunkt einfach davonflattern.
Die Sillage bleibt recht körpernah, das passt aber, denn der Duft lädt ein. Das tut er auch noch - wärmer und weniger blütig - nach ca. 7 Stunden.

Fazit: Vicolo Fiori hätte ich mir - rein nach der Pyramide - weder gekauft noch gezielt abfüllen lassen. Mir wäre ein kleiner Schatz entgangen.
4 Antworten
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