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Kellners Blog
vor 7 Jahren - 26.04.2017
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Signaturduft

Seit geraumer Zeit mache ich mir Gedanken über meinen Signaturduft. Was ist ein Signaturduft? Ein Duft, der mich ausmacht, der mich beschreibt, der zu mir passt, der mit mir in Verbindung gebracht wird, nach dem ich rieche? Ein Duft, der wie eine Unterschrift ist, der diese Bedeutung für mich und für andere hat. Ein Duft also, der Ausdruck und Identifikation bietet.

Nur...welcher Duft soll es sein? Nix mit Kokos. Das ist ja wie kleine Kringel als i-Punkte. Geht gar nicht. Was kommt in Frage? Bei jedem neuen Duft schwingt sie mit, die Frage: ist das mein Signaturduft. Nicht irgendein Favorit, sondern der Eine.

Je weiter ich in die weiter Parfumwelt eintauche, desto mehr merke ich, dass ich mir keinen Signaturduft aussuchen kann. Ein Signaturduft wird kein Duft sein, der mir besonders gut gefällt; davon gib es viele. Auch kein Duft mit einer hohen Bewertung oder mit coolen Besprechnungen. Das ist es alles nicht. Ich erwarte mehr, ein kleines, besonderes, einzigartiges Quentchen mehr.

Was will ich denn dann? Ich erwarte so etwas wie Selbstverständlichkeit. Vor einiger Zeit habe ich geheiratet und einen neuen Namen angenommen. Und das hat dazu geführt, dass ich auch eine neue Unterschrift benutzen musste. Die Unterschrift ging nicht mehr so nebenbei. Dabei musste ich mich konzentrieren. Die neue Unterschrift war nicht mehr meine ureigenste Unterschrift. Gleichzeitig reden und den Namenszug auf ein Blatt Papier werfen ging nicht mehr (geht auch heute noch nicht richtig).

Jetzt wird es langsam konkret. Es geht nicht um ein tolles, beeindruckendes Parfum. Es geht um Bei-sich-sein, um Wohlfühen, um Sich-zuhause-fühlen. Der Duft soll eine Verbindung zu meiner inneren Welt herstellen. Es geht um das Gefühl: Das ist richtig. Es soll mein Innerstes nach Außen kehren.

Das will ich: ich rieche den Duft und alles in mir sagt: Ja!.

Ich nehme den Flakon in die Hand und es fühlt sich so glatt und gewohnt an wie ein Kiesel, den ich schon seit Jahren in meiner Hosentasche umhertrage.

Wenn ich gefragt werde, welches Parfum ich trage, dann soll der Name gut und selbstverständlich sei.

Ich will doch nichts Unmögliches?

In den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts, also quasi in meinen 20ern, da hatte ich so einen Duft, der ein Ausdruck von mir war. Da gab es einen tief empfundenen Wunsch nach diesem einen Duft. Dieser Duft ist ein warmes glänzendes Statment. Für mich. Über mich. Wer mich kennt, der weiß, dass ich Ébène von Balmain meine.

Nein, das passt heute nicht mehr. Zugegebenermaßen: wenn die Bude brennen würde, dann würde ich alles Lebendige retten und meine Flasche Ébène. Die ist mir heilig. Aber heute ist eine andere Zeit.

Ich ahne schon ein wenig, was mein Signaturduft im neuen Jahrtausend werde könnte, der Duft zu dem ich sagen kann: Das ist mein Duft! Das soll sein, wie nach Hause kommen. Solange wir das aber unter uns noch nicht geklärt haben, wird mein Statement Ébène sein.

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