Kleannor

Kleannor

Rezensionen
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1 - 5 von 10
Kleannor vor 4 Jahren 13 1
9
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
Das Gefühl der Geborgenheit
Meinen ersten Duft von Jovoy erstand ich als Abfüllung, weil mein damals bevorzugter YouTuber ihn ständig erwähnte. Es war „Psychedelique“ und ich fand ihn zunächst wirklich grässlich. „Les Jeux sont fait“, den ich etwa zur gleichen Zeit erstand, war da schon sehr viel verträglicher. Und dennoch: Die Herbheit, mit der er startet, ließ mich frühzeitig Abstand nehmen. Angeregt aber durch andere, die seinen Drydown appetitlich fanden, bekam er noch eine Chance.
Die anfängliche Herbheit galt es zunächst immer noch zu überwinden. (Ich bin mir inzwischen sicher, dass das die Angelikawurzel ist.) Aber ich fand sie zunehmend attraktiv und reizvoll, allerdings auch sehr maskulin. (Allen Damen, die den Duft benutzen, ein aufrichtiges Kompliment!) Aber was dann kommt, dieses Tabakaroma + Rum/Gin: Nein, das riecht nicht nach Kneipe. Ich habe lange gebraucht, um darauf zu kommen, an was ich da erinnert werde: Ich bin vor einigen Jahren mit einem alten Plattbodenboot auf dem Jsselmeer gefahren und da gab es diesen magischen Moment, an dem ich unter Deck saß und der geballte Geruch alten warmen Holzes mich überströmte. Diesen Moment – und das damit verbundene Gefühl der Geborgenheit – habe ich bei „Les jeux sont faits“ wiedergefunden. Inzwischen ist er zu meinem Signaturduft geworden.
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Kleannor vor 5 Jahren 3
2
Sillage
2
Haltbarkeit
1
Duft
Schlapper Orientale
Als ich diese Probe bekam, war mir Ajmal überhaupt kein Begriff. Die Suche danach ergab, dass es es ein vormals indisches Unternehmen ist, das im Jahr 1951 von Ajmal Ali gegründet wurde. Mitte der 1970ger-Jahre verlagerte er dieses Unternehmen nach Dubai. 2004 wurde nach eigener Aussage noch einmal ordentlich Geld in die Hand genommen, um eine moderne Fabrikation entstehen zu lassen, die sich an europäischen Standards orientiert.

Leider muss ich sagen, dass das – in negativem Sinn – auch für Aristocrat gilt. Es ist ein flacher, glanzloser, verwechselbarer Mainstreamstoff, den man aus arabischen Ländern nicht gewohnt ist. Das Wort „Duft“ will mir nur schwer über die Lippen bzw. in die Tastatur, denn Aristocrat duftet nicht. Schon gar nicht fruchtig-zitrisch, sondern es riecht eher chemisch.

Riechen wir mal rein:

Es beginnt – laut Duftpyramide – mit Bergamotte, Wassermelone und Limette. Wenn denn überhaupt etwas herauszuriechen ist, ist es die Wassermelone. Bergamotte und Limette entziehen sich meiner Nase. Über Wassermelone als zentralem Duftstoff hat sich ja schon Luca Turin kritisch ausgelassen; aber selbst dabei haben Givenchy (Insense Ultramarine) und Diptyque (Jardin Clos) mehr herausgeholt.

In der Herz- und Basisnote soll Moschus stecken. Rieche ich nicht – und ich bin nicht erkältet zum Zeitpunkt, da ich diese Zeilen schreibe. Auch mit dem Oud ist so gegeizt worden, dass ich den Eindruck gewinne, es ist in die Duftpyramide gesetzt worden, damit Aristocrat als Duft aus dem Orient klassifiziert werden kann.
War es etwa Rücksichtnahme auf europäische Nasen, die ja gelegentlich Probleme mit Oud haben? Oder war es die Orientierung am europäischen Markt und dessen vermeintlichen Duftvorlieben, um einen Fuß in die Tür des umkämpften Marktes zu bekommen. Mit Aristocrat wird das jedoch nicht klappen. Ein so schlapper orientalischer Duft ist mir bislang noch unter die Nase gekommen.
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Kleannor vor 5 Jahren 2
9
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
9
Duft
Eigentlich mag ich keine Iris...
… dachte ich. Ich erinnere mich daran, wie ich erstmals die Dior-Homme-Palette in einer Amsterdamer Parfümerie durchging. Dass sich bei Dior Homme so viele Menschen, darunter auch mein Lieblings-YouTuber Sebastian von Smelling Great Fragrance Reviews, vor Begeisterung überschlugen, das war mir gänzlich unbegreiflich. Und doch: Es zog mich immer wieder zu diesem schlichten, edlen, magischen Flakon hin. Irgendwann hatte meine Nase diesen etwas rauen, vornehmen Geruch kapiert, akzeptiert und tatsächlich für sehr, sehr gut befunden.
Im direkten Vergleich entschied ich mich dann für die Intense-Version.
Das hätte der Beginn einer wunderbaren Liebe werden können, wenn meine Haut DHI nicht einfach so wegschlucken würde. Weder Sillage noch Haltbarkeit, die andere so würdigen, sind bei mir überzeugend. Wie schade! Im Moment hilft da nur drastische Überdosierung und häufiges Nachlegen.
Vielleicht lernt meine Haut wie vor Monaten meine Nase, wie sie mit einem solchen Duft umzugehen hat.
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Kleannor vor 5 Jahren 8 1
9
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Zu dunkel?
Chiaroscuro wird in der Malerei vor allem der Barockzeit ein Gestaltungsmittel genannt, das über Hell-Dunkel-Kontraste zu Ausdruckstiefe gelangt.

Auf die Duftwelt übertragen passt der Begriff aber genauso gut. Besonders ausgeprägt finde ich ihn bei Just Rock.

Entworfen hat ihn Nathalie Lorson, die als in Grasse geborene Parfümeurin gute Voraussetzungen hatte, eine gute Nase zu entwickeln; sie schuf schon so Leckerchen wie Encre Noir und Bentley Intense. Auch mit Just Rock ist ihr ein unverwechselbarer Duft gelungen.

Zunächst rollt erst einmal viel Dunkles an in Form einer geballten Ladung Weihrauch, die durch schwarzes Patchouli abgerundet wird. Erst nach einiger Zeit hellt sich der Duft auf unnachahmliche Weise auf: Ist es die Vanille, die da etwas Süßes, geradezu Fruchtiges, Frisches über den dunklen Weihrauchteppich schiebt? Die Duftpyramide gibt nicht viel Erhellendes her; ein Indiz dafür, dass sich die Parfümeure nicht wirklich in ihre Karten sehen lassen. Wie auch immer: Ich liebe den Duft wegen dieses delikaten Kontrastes.

Dabei kann Just Rock locker mit Düften aus Nischenhäusern wie Laboratorio Olfattivo mithalten. Deren Nerotic kam mir letztens unter die Nase. Ich fand ihn Just Rock durchaus ähnlich, auch wenn in Nerotics Duftpyramide Weihrauch nicht ausdrücklich erwähnt, aber auf „rauchige Noten“ verwiesen wird. Sillage und Haltbarkeit empfand ich bei Just Rock genauso gut, vielleicht sogar noch etwas besser.

Leider steht Just Rock bei meiner Lebensgefährtin auf dem Index. In ihrem Beisein darf ich den Duft nicht tragen. Zu rauchig, zu dunkel!
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Kleannor vor 5 Jahren 3 1
4
Duft
Tristes Trussardi
In den 80gern war das schwarze Trussardi Uomo einer meiner Lieblingsdüfte. Danach verlor ich die Marke aus den Augen.

Da schien es mir eine gute Gelegenheit, die alte, glückliche Beziehung mit Trussardi Red, das mir heute in einer Parfümerie als Probe mitgegeben wurde, wieder aufzugreifen. Aber welch eine Enttäuschung: TR präsentiert ein undefinierbares Geruchsknäuel, das unterm Strich konzeptlos wirkt, eher nach dem Motto „Was haben wir noch an Ingredienzien da? Was haben wir noch nicht kombiniert? Lass es uns zusammenkloppen.“

Ich habe keine Ahnung, welche Käuferschichten man mit diesem Gebräu kriegen wollte; TR riecht zwar irgendwie angenehm, aber man hat diese Art von chemisch anmutendem Gemisch schon so oft (so oder so ähnlich) gerochen, dass man sich gelangweilt abwendet. Am interessantesten ist noch die Duftpyramide, aber wo sollen Muskat, Leder und Patchouli sein?

Meine alte Liebe scheint endgültig verloren.
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