LaLethe

Hanns Hatt hat ja eine Studie veröffentlicht, die besagt, dass Jasminduftstoffe (u.a. Vertacetal-couer) die GABA-Wirkung im Gehirn bis um das fünffache steigern könnten und damit vergleichbare sedierende und angstlösende Eigenschaften hätten, wie gängige Schlaf- und Beruhigungsmittel. Mäuschen, die diesen Duft inhalierten, wurden schön ruhig und müde.
(http://aktuell.ruhr-uni-bochum.de/pm2010/pm00222.html.de)

Funktioniert diese Aromatherapie auch bei uns? Mit diesem Duft?
Dieses Kätzchen ist schon im Auftakt einer gewissen Schlafzimmerstimmung zuträglich...

Der zuerst streng monothematisch erscheinende Duft eröffnet sich mit einem lauten, üppigen, schwerherben Knall. Er überwältigt einen mit einer unbarmherzig natürlichen Naturgewalt. Dieser Duft stellt eine erwachsene, animalische Jasmin in den Vordergrund.
Die Katze frisst den Träger (und alle um ihn herum) mit Haut und Haaren.
Nach einiger Zeit verschmilzt der Duft aber mit der Haut und das Kätzchen schnurrt balsamisch, weich und wohlig.
Jetzt zeigt er sich ganz und überhaupt nicht schwülstig, wenn auch einen Hauch orientalisch. Man meint sogar Maiglöckchen, und ganz weit aus der Ferne ein bisschen Saubermann-Rose wahrzunehmen.

Dieser Duft ist genau richtig: Erst extrovertiert erotisierend, dann ein Kuschel- und Wohlfühlduft.
Die Sillage bleibt auffällig, nicht die ganze Zeit brüllend, in geschlossenen Räumen aber definitiv andauernd penetrant.
Aber Jasminblüten entfalten ihre volle Schönheit ja sowieso in der Nacht...

Ganz und gar nicht bescheiden, sittsam und rein präsentiert sich mein liebster Veilchenduft.
Er nimmt mich und er hüllt mich ein.

Das Veilchen als Heilpflanze zeigt sich als Willkommensgruß medizinisch, fast scharf. Der erste Eindruck hält aber nicht lange an. Sofort kommen glückliche Erinnerungen an die lilanen, runden, lakritzigen Veilchenpastillen, zusammen mit einer süße Rauchschwade einer guten Zigarre. Vielleicht mit ein bisschen Anis. Nach einigen Minuten legt sich der Duft warm und weich, fast vanillig, ein bisschen pudrig und cremig zur Ruhe.

Der Duft ist laut und leise, elegant und verwegen sexy, modern und erzählt von alten Zeiten.
"Wann wird man je verstehn" sang schon Marlene Dietrich, die diesem Duft -Harry Lehmann und der Berliner Presse zufolge- über Jahre treu gewesen sei.
Ich werde den Duft wohl nicht besser greifen können, als ich ihn oben beschrieben habe.
Also sprühe ich ihn auf und schwelge in Vorstellungen von den großen Bühnen der Welt, der ikonisch-androgynen Marlene, ihrer melancholischen Stimme, Hollywood, Grenzenlosigkeit und Grenzüberschreitung.

Bei einem Berlinbesuch sollte Harry Lehmanns Parfümladen ein Pflichttermin sein. Veilchen steht Mann und Frau und sollte unbedingt getestet werden. Denn schon Paracelus wusste: " Ein Tag (im Frühling) ohne Veilchenduft ist ein verlorener Tag".
Die Sillage ist je nach Dosierung für viele Anlässe denkbar. Die Haltbarkeit der Basis liegt bei mir bei ca. 8h.

Das ist ein intimer, emotionaler Duft.
Er weckt Erinnerungen an selbst Erlebtes, an Gehörtes, an Gelesenes, an Erträumtes. Erst drehen sich meine Gedanken wie im Karussell, ein Feuerwerk aus Assoziationen entzündet sich, die Sonne scheint bernsteinfarben, der Moment wird in Sepia getaucht. Die Musik geht an. Ein Streichorchester mit Kolophonium an den Bögen. Eine Katze rollt sich genüsslich auf das Schafsfell vor dem Kamin. Die erste Mandarine im Jahr. Es ist warm, es ist Weihnachten, nein, eine laue Sommernacht. Die heiligen drei Könige. Gold, Weihrauch und Myrrhe. Eine Predigt, Messdiener. Ist das Religion? Ist das Liebe? Grießbrei mit Butter und Zimt. Der Duft behütet mich. Das Orchester spielt in Moll.

Derart berührt von der Probe dieses Duftes, testeten dann auch meine Freunde den Duft. Interessanterweise entwickelt sich der Duft auf unserer Haut in eine deutlich andere Richtung.
Während bei mir ein durchweg geschmeidiger, verbindlicher, balsamischer Eindruck aus sanftem Mandarinensaft, samtiger Vanille und einem lieblichen Weihrauch entsteht,
bildet sich auf der anderen Haut eine dominante herbe Explosion aus zunächst barscher Bergamotte, dann würzigem, harzigen, animalischem, herausforderndem und aphrodisierendem. Auch hier nimmt man klar den Weihrauch wahr. Gewürze , Vanille und Harz geben im Kraft. Wie ein wildes Tier erscheint der Duft auf einmal. Mit Pauken und Trompeten, unbändig und stark.
Auf der nächsten Haut entwickelt sich dann aber ein trockener, staubiger Eindruck. Bergamotte, Harz und Patchouli scheinen sich gegenseitig zu binden, der Weihrauch ist fahl, es bleibt ein müder Muff. Asche, das Feuerwerk scheint nie gewesen.

Ein Duft, den man also testen sollte. Tragbar sicher für beide Geschlechter. Wird von meinen Freunden eher winterlich wahrgenommen. Ich habe ihn in Sommertagen getestet und für abendtauglich befunden (und als wohlige Einschlafhilfe).
Die Haltbarkeit des Kopfes ist eher im Minutenbereich, Herz und Basis bleiben sicher für einige Stunden, Weihrauch und Vanille halten noch sehr lange an der Kleidung und an den Haaren.

Mal ehrlich: Wer mag denn keinen Mojito? Oder ist einer netten Karaffe Sangria abgeneigt? Niemand.
Und wer würde behaupten, der kühle Mojito aus der netten Bar von nebenan muss den Olymp der ausgefeiltesten und edelsten Gaumenfreunden erklimmen ? Eben. Auch niemand.
Und so verhält es sich mit diesem Duft.
Er ist unkompliziert, er schafft eine angenehme Atmosphäre, er geht immer, ist niemals zu viel und ist schlicht und einfach eine gute Mischung. Wäre dieser Duft ein Mensch, dann wäre er ein voller Sympathieträger. Jemand zum Pferdestehlen, bei dem man gerne ist. Den man seinen Eltern vorstellt und dessen Versicherungsverträge man unterschreibt. Wie eine Komödie, familientauglich. Ein richtig guter Pop-Song. Nicht kapriziös, Keine Ballade.

Wenn ich gute Laune habe (oder brauche) sprühe ich den Duft gerne.
Gleich zu Beginn erhellt sich die Stimmung durch viel süß-zitrisches- (Orange, Mandarine, Grapefruit, Limette, Zitrone) und etwas malzigem- durch blumige Noten bekommt das ganze mehr Eleganz: Jasmin und Rose sind klar zu erkennen und bleiben ca. 3-4h wahrnehmbar. Damit es nicht langweilig wird, wird ein dezenter Bruch durch herbe, frische Minze beigemischt. Aquatische Elemente geben dem ganzen eine gewisse Verbindlichkeit.
Morgens aufgesprüht, bleibt bis zum Abend nur noch ein warmer und wohliger, sanfter Zedernholzgeruch.
Die Haltbarkeit ist für einen frischen leichten Duft außergewöhnlich lange. Die Umgebung fühlt sich nicht so leicht belästigt. Ich trage ihn meistens beruflich, aber auch in meiner Freizeit oder beim Sport.

Manchmal sind die einfachsten Dinge die Schwersten. Ein großes Lob an ein gelungenes Wässerchen.

"Urlaub in der Normandie. Irgendwann im Frühling. Es ist nachmittag, gerade hat es geregnet. Die Luft ist noch feucht. Helles Licht strahlt durch die grauen Wollen. Ein Spaziergang am Strand, links und rechts steile Klippen, in der Ferne eine alte Abtei. Der Ort hat viel gesehen. Die Flut kommt. Sie setzen sich in den Sand und warten auf den Abend."

Der erste Eindruck beim sprühen ist rau, kalt, würzig und zugleich süßlich-zitrisch, die Zitrusfrüchte und Lavendel sind zu gleichen Teilen wahrnehmbar. Nach ein paar Minuten legt sich der Duft. Es riecht sauber, es riecht lecker, es riecht nach Natur (ein bisschen grün vielleicht). Veilchen und Muskat kommen deutlich hervor und lassen den Duft weicher werden, die Kanten der immer stärker werdenden Lederbasis werden dadurch abgerundet.
Die Haltbarkeit des Duftes ist leider mittelmäßig- nach 3-4h ist nur noch eine warme, anschmiegsame Patchoulibasis wahrnehmbar. Diese bleibt dann allerdings bis zum Abend.

Ich hatte diesen Duft blind gekauft, da mir der Flakon so gut gefiel- der Duft war für meinen Partner gedacht, der sich besonders über wertige Flakons mit edler Holzkappe freut. Er trägt ihn gerne und regelmäßig.
Das Design verspricht einen cleanen Tagesduft, und genau das ist erfüllt. Der Duft ist nicht aufdringlich und wirkt gepflegt, über eine Überdosierung muss man sich wenig sorgen machen.
Ob im Beruf oder in der Freizeit ist man mit diesem Duft "gut angezogen".
Tragbar ist der Duft sowohl für Herren, als auch für taffe Damen.