LaPerleNoire

Lange Zeit trug meine Mutter diesen Duft, weshalb er für mich nicht in Frage kam, er war mir zu stark, zu erwachsen, zu Mama. Mittlerweile sind einige Jahre vergangen und ich assoziiere Casmir nicht mehr automatisch mit ihr, sodass ich, als ich kürzlich über einen Flakon im Souk stieß spontan zugeschlagen habe. Ich hatte auf einmal regelrecht "Sehnsucht" nach dem Duft, der mir als Kind und Jugendliche stets vertraut war und ein heimeliges Gefühl vermittelte. Ich konnte es schlicht kaum erwarten ihn wieder in den Händen zu halten.

Als ich ihn dann gestern auftrug umhüllte mich zu allererst eine (zugegebenermaßen recht synthetische) Pfirsich-Note. Im ersten Moment war ich etwas enttäuscht und fragte mich, ob er in meiner Erinnerung doch besser war als in der Realität (seiner Erinnerung kann man schließlich nicht immer ganz trauen).
Deutlich schöner wurde er glücklicherweise im Drydown, der zwar ein bisschen wie Backvanille anmutet, trotzdem aber noch die Kurve zu einer eleganten Vanille kriegt ;)
Ich kann die gelisteten floralen Noten (außer die Maiglöckchen) nicht deutlich herausriechen, für mich überwiegt ein insgesamt gourmandiger Eindruck, der an Vanille-Plunder erinnert. Amber rundet die Komposition ab und obwohl sie an Gebäck erinnert wirkt sie nicht zu "essbar".
Zu meiner Freude sind auch keine Weihnachtsgebäck-Noten (Zimt, Nelken etc.) vertreten, was ich persönlich überhaupt nicht mag.

Vielleicht würde man Casmir mittlerweile eine Vintage-DNA zusprechen, er hat für mich trotzdem nichts altbackenes, "Oma-haftes".
Eine sparsame Dosierung ist dennoch stark zu empfehlen, Haltbarkeit und Sillage sind wahnsinnig gut - wenn man es aus Versehen also mal übertreibt hat er deutliches Nerv-Potenzial :D

Dass "Ylang in Gold (Eau de Parfum) | M. Micallef" sein Duftzwilling sei, kann ich bestätigen. Beim direkten Vergleich teilen sie den gleichen Duftcharakter während Ylang in Gold jedoch deutlich floraler ist und Casmir in die Richtung Patisserie geht. Liebhaber des einen könnten den anderen auf jeden Fall auch mögen.

Selbstverständlich spielt die Nostalgie, die beim Schnuppern in mir hochsteigt keine unbedeutende Rolle in meiner Bewertung - scheinbar scheiden sich nämlich die Geister bei diesem Duft.
Nichtsdestotrotz ein toller süßewarmer Orientale für Liebhaber dieser Richtung, einfach ein Klassiker würde ich sagen.
Ich habe jedenfalls den richtigen Zeitpunkt gefunden, ihn wieder bei mir einziehen zu lassen um ein bisschen in Erinnerungen zu schwelgen. Ein echter Wohlfühlduft eben :)

Vielleicht einer der Düfte die einfach missverstanden werden.. zugegeben - in die Familie der Un-Jardin-Reihe passt er meiner Meinung nach nicht.
Zu Hermès hingegen schon - ein sehr eleganter Duft, der nie aufdringlich und dennoch einzigartig ist. Ich habe mich schlagartig verliebt !
Synthetik muss man hingegen mögen, sonst wird man hier nicht glücklich. Definitiv ist er nicht grün, kräuterig, zitrisch wie seine Geschwister.
Erinnert an Urlaub, vor dem Strandbesuch noch kurz zum Café um die Ecke, davor einen Duft aufgelegt. Nach dem Baden ist das Salz auf der Haut getrocknet, mit Spuren des morgendlich aufgetragenen Parfums. Irgendwie ein lived-in Duft, der riecht als wäre er schon so lange auf der Haut, dass er ein Teil von ihr geworden ist. Ein stark ausgeprägter Haut-Akkord also.
Die Haltbarkeit ist bei mir recht gut, 6-8 h ist er deutlich wahrnehmbar und projiziert auch ordentlich. Absolut unisex, ich trage ihn als Frau selbst und würde ihn gerne an einem Mann riechen.
Die Meinungen über schwüle, schweißähnliche Noten kann ich zwar nachvollziehen, ich empfinde aber gerade das als sexy. Und damit kein falscher Eindruck entsteht - wenn ich sage Sommer und Urlaub rede ich nicht von Kokos und weißen Blüten. Hier findet sich keine Sonnenlotion.
Eher ein Sommerduft für Leute die unkonventionelle (vielleicht ein bisschen seltsame) Düfte mögen. Nach einem von Salzwasser morscher, feuchter Holzsteg, Seegras und Noten von feine Blüten. Wie von Hermès gewohnt ist dieser Steg aber ein Luxussteg - elegant und teuer ;)
Wenn ich so drüber nachdenke passt die Assoziation mit Venedig doch recht gut..

Zugegeben - Soleil Blanc stand bestimmt über zwei Jahre unangerührt im Schrank. Warum weiß ich gar nicht genau, irgendwie hatte ich mich an ihm "satt" gerochen.
Nachdem ich die letzen Tage intuitiv mal wieder zu ihm gegriffen habe flammte die alte Liebe unverzüglich wieder auf !
Ich musste mich sofort daran erinnern, dass ich ihn mir 2017 von meinem ersten Gehalt (Nostalgie!) gegönnt habe und damals überrascht war, dass es "so teure" Düfte gibt (Little did i know).
Aber endlich zum Wesentlichen - wie riecht er denn nun?
Die zitrisch, fruchtige Kopfnote (ich meine es ist auch rosa Pfeffer enthalten) ist beim ersten Spähen deutlich wahrnehmbar, verfliegt aber recht schnell. Zurück bleibt cremige, sahnige Kokosnuss, Pistazie, weiche Vanille. Tuberose und Ylang-Ylang sind zugegebenermaßen Noten die ich überhaupt nicht leiden kann und dementsprechend in meinen Parfüms meide. Hier jedoch balancieren sie die warmen und süßen Gourmand-Noten der Basis aus und geben der Kreation etwas luftiges, spritziges.
Auch von süßen Sonnemilch-Kopfschmerz-Kokos und tropischen Blüten bin ich kein Anhänger. Soleil Blanc ist jedoch so edel und elegant gemacht, da weiche sogar ich mal von meinen Prinzipien ab.

Für mich gehört der Duft in Luxushotel, auf gebräunte Haut im weißen Badeanzug (ja ein bisschen wie aus der Rafaello-Werbung ;) ). Ein feiner aber komplexer Sommerduft, der zwar die DNA von Sonnenmilch in sich trägt, jedoch um einiges raffinierter. Die Sillage ist sehr ordentlich, man kann ihn leicht übersprühen und aus ein paar Metern Entfernung die ersten 3-4 Stunden stark wahrnehmen. Insbesondere die Haltbarkeit ist unschlagbar, ich kann ihn nach 12 Stunden auf Kleidung sowie Haut und Haaren noch deutlich riechen, er projiziert beim Bewegen den ganzen Tag.
Ich würde ihn dementsprechend auf keinen Fall als leichten Sommer freshie bezeichnen. Dennoch gelingt es Tom Ford hier einen Duft sommerlicher Unbeschwertheit zu kreieren, der sich durch seine Raffinesse von anderen seiner Art abhebt. Absolut edel, cremig und elegant. Ich trage ihn übrigens auch in anderen Jahreszeiten, da ich ihn sehr wandelbar finde.
Zwar ist Soleil Blanc als unisex ausgewiesen, ich empfinde ihn aber deutlich feminin.

Nach dieser ganzen Schwärmerei jetzt doch noch zwei negative Punkte:
- Obwohl ich den Flakon als wirklich gelungen und luxuriös empfinde, finde ich es ein Unding, dass der Name des Duftes auf einem (bei mir auch noch schief aufgeklebtem) Sticker bedruckt ist. Mein Aufkleber löst sich zudem langsam ab. Der Deckel besitzt oben eine Metall-Platte mit perforiertem TF-Logo, also drängt sich wirklich die Frage auf : Wäre das nicht auf dem Flakon selbst auch möglich gewesen ? Angesichts des nicht günstigen Preises wirkt das leider etwas billig und unschön.


- Zudem habe ich das Gefühl, dass mir der Duft extrem schnell "angekippt" ist. Klar, mittlerweile habe ich ihn 3 Jahre und da kann das passieren, die Farbe des Juices wurde aber bereits ein halbes Jahr nach dem Kauf dunkelgelb (vorher transparent). Zudem ist er unmittelbar nach dem Aufsprühen scharf, die zitrische Kopfnote hat sich definitiv verändert und riecht vergoren.
Glücklicherweise ist der Drydown unverändert, sodass ich nach etwa 15 Minuten keinen Unterschied zu Früher bemerken kann. Ich werde ihn also weiterhin tragen, habe dieses Phänomen jedoch vermehrt in Reviews über den Duft gelesen. Ich bin also wohl nicht die Einzige, die diese Erfahrung gemacht habe. Sehr enttäuschend, ich habe deutlich ältere Düfte und so etwas ist mir noch nie passiert. Kann natürlich immer ein Montagsprodukt gewesen sein wer weiß.

Alles in Allem eine meiner liebsten Wiederentdeckungen in der eigenen Sammlung, die sicherlich wieder häufiger aufgelegt wird.

Ich schließe mich den Meinungen an, dass eine ganz frisch aufgeschnittene Grapefruit in die Nase weht, wobei einerseits der spritzige zitrische Saft sowie die bittere weiße Haut der Frucht wahrnehmbar sind.
Sehr authentischer Zitrusduft für mich ist zwar "nur" die Grapefruit wahrnehmbar, dennoch spannend indem Duft der Frucht sich ja auch aus verschiedenen Komponenten zusammensetzt.
Überhaupt nicht WC-Reiniger zitronenfrisch, sondern herb, simpel und dennoch wirkungsvoll. Kein billig riechendes Fruchtwässerchen.
Hat sich zu einem Alltagsliebling gemausert, wenn ich im Mittagstief dahinsieche - mit einem Spritzer bin ich wach und belebt, wirkt wie eine erfrischende Dusche und macht erstaunlich gute Laune.
Haltbarkeit - naja.. wie so oft bei solchen freshies nichts dolles ABER bei dem Preis (40ml/16€ und es gibt noch weitere Größen) reißt einem das Nachsprühen kein Loch in den Geldbeutel.
Kann für mich auf jeden Fall qualitativ mit den anderen Düften von Jo Malone mithalten (deren Haltbarkeit ist ja leider auch nicht berauschend).
Der Flakon ist ebenfalls hochwertig, schön schlicht mit einem sehr feinen Zerstäuber. Die 40 ml kamen zudem in einer kleinen Box zum aufklappen, wirklich hübsch und edel.

Alles in Allem gefällt mir dieser lineare, saubere Duft sehr gut, besonders an Tagen in denen ich auf komplexeres keine Lust habe. well done Zara !