Parfum Workshop mit Auphorie
Ende Mai und noch immer keine Urlaubspläne für den Sommer!
Da erreicht mich ein Newsletter aus Malaysia, von Auphorie. Die sagenumwobenen Parfümeure hinter dem exzentrischen Miyako. Sie halten einen 2-tägigen Workshop Ende August in Paris ab zum Thema orientalische Parfums. Manchmal hat die Globalisierung auch ihr Gutes, denke ich mir - und buche spontan. In Paris war ich auch schon länger nicht mehr...
Am Samstag Vormittag ging es dann los, in einer für private Veranstaltungen und Workshops liebevoll hergerichteten Pariser Altbauwohnung zwischen der Oper und dem Palais Royal. Ausgehend von der chinesischen Tradition des Räucherwerks spannen Eugene und sein Bruder Emrys einen Bogen über die chinesischen Kaiserdynastien und deren Duftvorlieben. So war das Räucherwerk der frühen Dynastien recht kräutrig, mich an indische Currys erinnernd – nix Hippie-Patchouli Süßliches! Im Lauf der Jahrhunderte werden die Zusammensetzungen der Räucherstäbchen holziger und komplexer, auch ein wenig blumiger. Viel Gewürznelke, Zimt, Agarholz, Sandelholz, Jasmin….
Das erste flüssige Parfum kommt erst spät auf, im 18. Jhdt. Zu diesem Zeitpunkt entwickeln sich auch globale Handelsrouten und Kolonialmächte, sodass diese Hölzer und Gewürze zunehmend in der westlichen Welt zum Einsatz kommen. Und unweigerlich irgendwann auch in Parfums.
Am Nachmittag des ersten Tags machen wir uns an die 23 Rohstoffe/Duftmoleküle/Öle, die Eugene und Emrys mitgebracht haben. Zusätzlich zu dem schon erwähnten Zimt sowie der Gewürznelke gibt es u.a. 2 Rosenvariationen, 2 Jasminvariationen, das unumgängliche Oud (verzichtbar für meine Nase), Weihrauch (hallo Sonntagsmesse), Moschus und auch Exotischeres (für mich) wie Cis-Hedion (Liebe auf den ersten Schnüffler), Ambergris (vegan….), Osmanthus (für mich arg ledrig, für die anderen Teilnehmerinnen nur marmeladig-fruchtig), Chen-Pi („aged mandarin peel“) oder auch ein traumhaft cremiges Mysore Sandelholz.
Wir riechen alle Inhaltstoffe und bewerten sie in einer Tabelle je nachdem wie sie für uns riechen. Also Cremig, Kräutrig, Grün, Zitrisch, Animalisch, Blumig, Holzig etc.
Danach schreiten wir zu den Harmonien. Also eine Kombination jener Duftstoffe, die wir für uns ähnlich bewertet haben. Cis-Hedion riecht z.B. traumhaft mit Jasmin und Gewürznelke. Jasmin dazu macht sich auch nicht schlecht. Ambergris bringt die Rose so richtig zum strahlen. Wir stellen ein hübsches Bouquet aus all unseren Teststreifen zusammen. Das wird dann am nächsten Tag der Ausgangspunkt für das jeweilige Parfum. Eugene und Emrys bringen uns auf immer neue Kombinationen und Varianten, die Hirne rauchen schon. Gut, dass jetzt Feierabend ist und wir in eine äußerst laue Pariser Sommernacht entlassen werden.
Am nächsten Tag beginnt das große Mischen. In kleinen Tröpfchen setzen wir unsere Basis-, Herz- und Kopfnote zusammen. Ich erwische irrtümlich das Bergamottöl, meine Komposition riecht plötzlich nach Orangen Nimm2. Eugene beruhigt, das gibt sich wieder, wenn die Basis steht. Und auf der Haut riecht es auch schlussendlich anders als auf dem Papierstreifen. Ich bin mittlerweile dem Sandelholz völlig verfallen, mehr noch als meiner ursprünglichen Idee mit dem Hedion, der Nelke und dem Jasmin. Die siamesischen Zwillinge Vanillin und Kumarin dürfen auch mitmachen. Ambergris sowieso, weil „Hallo Exotik“. Eugene empfiehlt auch noch einen Tropfen Zimt. In der Tat wird dadurch mein Gebräu irgendwie „austariert“. Und einen Tropfen Iso E Super.
In Summe landen von den 23 möglichen Duftstoffen 17 in meinem Säftchen!
Nachdem die Formeln dann grundsätzlich stehen, müssen sie auf 3ml Duftöl „aufgeblasen“ werden, bevor der Alkohol hinzukommt und jeder einen 10ml Spray abfüllt. Als erstes verdopple ich die Basis, dann in Relation die Herznote und zuletzt natürlich auch meine Chen-Pi Kopfnote. Auch hier kommt uns die Erfahrung von Eugene und Emrys zu Gute, die eindeutig schneller als wir die Schlussrechnung beherrschen…..
Zuletzt benennen wir unsere Kreationen, schnuppern sie gegenseitig und stellen sie den anderen vor. Am spannendsten ist hier die Tatsache, dass 8 Teilnehmerinnen völlig unterschiedliche Düfte kreiert haben, ausgehend von genau denselben 23 Inhaltsstoffen!
Meinen Duft habe ich Palais Royal benannt, in Anlehnung an den Austragungsort (und an Colette und Jean Cocteau, die sich dort herum getrieben haben????) Es ist ein orientalisches Parfum in der französischen Tradition (und definitiv ohne Oud!), sehr plüschig, cremig, sandelholzig. Dafür mit einer sehr wahrnehmbaren Zibetnote (es war heiss, ich hab mich vertan….)
Also Vintage Jicky trifft auf Bois des Iles unter Weglassung der Aldehyde und des Lavendels. Meine 10ml werde ich hüten wie man früher sein einziges kostbares Parfum nur für spezielle Anlässe gehütet, geschätzt und getragen hat.
Und wenn es eine Fortsetzung gibt, fliege ich sehr gerne nach Kuala Lumpur!