LiLoZi

Das hat man davon: mal wieder bei Parfumo hereingeschaut und schwupps neue Droge im Sortiment... Vielen Dank an alle - ohne euch wäre ich nie im Leben auf diese Richtung Düfte aus dem Orient gekommen. Da wäre mir definitiv was entgangen.
Der Erstkontakt war ziemlich stechend und kratzig, das in einem Kommentar erwähnte Motoröl habe ich auch deutlich wahrgenommen. Erster Gedanke : " War ja klar, bei dem Preis." Aber wie oft im Leben braucht Gutes seine Zeit. Wenn der Kopf verdunstet ist, wird es großartig! Würzig, warm, sauber und schon recht orientalisch. Tatsächlich ähnlich einer würzigeren Variante von "Felce Azzurra" (Paglieri), wie es jemand von euch beschrieben hat.
Anfangs hatte ich Zweifel, ob ich Qua'eed wirklich unisex finden soll. Obwohl ich immer mal wieder auch Herrendüfte trage. (Calvin Klein, Zino, Lagerfeld, Joop ...) Inzwischen habe ich mich entschieden: das passt!! Außerdem gefällt es mir so unglaublich gut, dass dieser flüssige Traum nicht Mainstream daher kommt, sondern auch seine Kanten hat. Gefällig kann jeder, extravagant muss man sich erlauben können...!!
Augenblicklich gehe ich nicht ohne. Aber Obacht: bei der Dosierung sollte man wohl besser Zurückhaltung üben. Und das sage ich vor allem mir selbst, denn ich liebe es, so richtig zu dieseln. Wenn ich zum Job gehe, reiße ich mich zusammen... Aber jetzt ist Wochenende und da lasse ich es richtig krachen!! Ich bin ein sprechender Raumbedufter in meinem Haus und fühle mich sauwohl in dieser würzigen Wolke!

Als große Freundin von Patchouli habe ich mir vor ein paar Wochen 10 Probe-Abfüllungen von Patchouli-Düften bei einem Anbieter für Nischendüfte bestellt. Schon beim Auspacken der Fläschchen hatte ich etwas in der Nase, was ich gleichzeitig genial gut und ungewöhnlich fand. Jetzt hieß es sich durchschnüffeln um das Wunderzeug zu finden! Patchouli 1969 war's! Sofort bestellt und happy damit! Ich teile die negative Einschätzung der anderen Parfumos überhaupt nicht. Es ist hier meiner Meinung nach gelungen, Patchouli mal einen ganz anderen Rahmen zu geben als man ihn sonst gewohnt ist, nicht süßlich gruftig wie bei Reminescence und anderen. Nichts dagegen, habe selbst schon mit Freude große Mengen davon verbraten. Aber das hier ist anders. Versucht auch überhaupt nicht, so eine Art von Patchouli-Duft zu sein. Hier mischen nicht Vanille, Tonka, Ambra und Konsorten mit. Hier geht's frisch zu, nicht so kuschelig. Eher etwas herb und würzig. Von mir aus beim Aufsprühen etwas medizinisch alkoholisch. Aber das legt sich. Ich finde, die friedlich auf der Wiese tanzenden Hippies mit Blumen im Haar und Joint im Mundwinkel sind wunderbar abgebildet in diesem Parfum. Mich macht es fröhlich! Es hat eine kräftige Sillage und eine sehr gute Haltbarkeit, es begleitet mich tatsächlich durch den ganzen Tag. Das ist sehr angenehm. Man bekommt also etwas geboten für sein Geld. Von dem toll dekorierten Flakon gar nicht zu reden. Dieser Duft fällt auf. Was meine Erfahrung angeht,
bislang nur positiv. Mein Rat: Patchouli- Freunde sollten es probieren. Ich möchte nicht mehr darauf verzichten, auch diesen frischen Patchouli im Bestand zu haben!

Seit längerer Zeit befinde ich mich auf einer Reise in meine olfaktorische Vergangenheit. Sie beginnt in den 70er Jahren mit den Parfums von Oma und Mutter. Dann folgen die 80er mit ersten eigenen Käufen vom Taschengeld. A*Men fällt in die Mitte der 90er, Zeit des Berufseinstiegs.
Angezogen hatte mich damals in der Parfümerie der ungewöhnliche Flakon aus schwarzem Gummi und dem schönen blauen, transparenten Stern.
Vor ein paar Tagen kam dann ein Flakon A*Men hier an und wie jedes Mal war es ein besonderer, sehr spannender Moment, wieder zu riechen, was ich vor Jahrzehnten mal sehr gemocht habe. Schließlich ist die Wahrnehmung nicht mehr die gleiche. Aber wieder einmal wurde ich beileibe nicht enttäuscht!
Die Kopfnote, die relativ lange bleibt und wirkt, hatte ich allerdings nicht so stark, kantig, frisch und kräutrig in Erinnerung. Hier nehme ich besonders Minze wahr. Und Koriander. Der sorgt vermutlich für die etwas irritierende Kantigkeit.
Dann setzt endlich die süße Phase ein, die ich damals so geliebt habe: Karamell, Honig und- damit es nicht zu lieblich wird - erdiges Patchouli. Einfach nur warm und kuschelig.
Nach etwa 10 Stunden waren dann noch eine absolut verblüffend authentische Kaffeenote zu riechen und Vanilliges.
An A*Men schätze ich den gut verfolgbaren Duftverlauf, einzelne Komponenten sind gut herauszuriechen. Es macht Freude, das an sich zu verfolgen. Ich bringe diese Tatsache mit Begriffen wie Ehrlichkeit , Bodenständigkeit und Direktheit in Verbindung. Dieses Parfum schwiemelt und scharwenzelt nicht herum, es zeigt hohe Präsenz und Klarheit und fordert Aufmerksamkeit.
Für mich ist das blaue Sternenwässerchen- jenseits des herben Auftakts- absolut unisex. Für Frauen, die gourmandige Süße suchen, ohne Zuckrigkeit und Püppihaftigkeit.
Damals bin ich häufiger auf dieses geruchliche Meisterwerk angesprochen worden und es wurde auch nachgekauft. Bin gespannt, wie es jetzt - zwanzig Jahre später- ankommt.
Thierry Mugler ist ein mutiger Künstler. Der traute sich was. In seiner Mode, in seinen Kostümen (siehe Madonna) und in seinem Privatleben. Soweit ich das überhaupt überblicken kann, würde ich sagen, dass ebenso die unter seinem Namen lancierten Düfte für damalige Verhältnisse innovativ und - ob ihrer Stärke und Ungewöhnlichkeit - mutig waren. Der Erfolg gibt ihm recht. Davor habe ich Respekt und denke, Mugler-Düfte werden uns noch einige Zeit begleiten und bereichern.

Es hat Jahrzehnte gedauert, bis ich wusste, dass Patchouli als Komponente darüber entscheidet, ob ich ein Parfum liebe oder nicht. Seit dem habe ich auch immer mindestens einen Duft vorrätig, in dem Patchouli die Hauptrolle spielt.
Patchouli von Honore Payan habe ich durch Zufall in einer winzigen Boutique in einem hübschen Örtchen in der Normandie entdeckt. Als erstes überzeugte der moderate Preis. Doch bald schon überzeugte die Komposition ganz und gar.
Patchouli ist über den gesamten Duftverlauf natürlich in der Hauptsache ganz präsent. Allerdings entwickeln die Begleiter in den einzelnen Phasen den Duft von einer gewissen Herbheit, Kräutrigkeit und Frische schon in der Herznote in Richtung Weichheit und Wärme. Denn dann tritt Sandelholz mit hinzu. Die Basis ist angenehm kuschelig und leicht gourmandig durch abrundende Vanille.
Das schönste Kompliment bekam ich für den Duft vor einem Supermarkt, weiß Gott kein romantischer Ort. Ein Herr ging hinter mir her und dann kam "Sie riechen aber gut!". Er wirkte nicht wie ein Mann, der laufend Damen Komplimente macht, es brach eher aus ihm hervor. Es hat mich jedenfalls gefreut.
Das Parfum möchte ich Liebhabern und Liebhaberinnen von Patchouli gern empfehlen und ans Herz legen. Es ist meiner Meinung nach von hoher Qualität und kann sehr gut mit anderen Herstellern mithalten. Zu nennen wäre hier Patchouli von Reminiscence, was ich im Auftakt etwas herb finde, was aber durch lange Haltbarkeit und eine sehr schöne Basis verfügt. Patchouli von Les Senteurs Gourmandes ist ganz nett, aber mir fehlen Tiefe und Wärme.
Außerdem möchte ich eine Lanze für ein kleines Unternehmen wie Honore Payan brechen. Es existiert seit 1854 in Grasse als familiär geführtes Unternehmen. Sympathisch finde ich, dass man hier wenig in Werbung und aufwändige Flakons investiert, sondern in hochwertige Parfümeurskunst. So habe ich zwar kein Kunstwerk als Flakon auf der Kommode stehen, aber einen Duft, der überzeugt und viel Freude macht. Außerdem noch den großen Konzernen ein kleines Schnippchen geschlagen.
Bei Honore Payan kann man bequem im Online Shop bestellen, das müsste eigentlich auch ohne Französischkenntnisse klappen. 100 Milliliter kosten 35 Euro, dazu kommen 13,90 Porto. Das ist viel. Aber in der Summe betrachtet, ein guter Deal.
Und eine wunderbare Patchouli-Erfahrung! Nur Mut!

Der Blick auf das Etikett des schlichten Flakons verrät schon einmal etwas darüber, was British Rose NICHT ist. Wir sehen eine lebensnahe Abbildung einer Blüte auf schwarzem Grund. Keine naive Malerei in Pastell.
Der Duft ist KEINE pastellige romantisierte Darstellung des Rosenduftes, wie man ihn pinkgewandeten kleinen Mädchen oder Omis mit Lilastich im grauen Haar und rosa Lippenstift zuordnen würde. Da ist nichts Lieblich-niedliches oder Putzig-pudriges.
British Rose ist frisch, klar und eher herb. Ich rieche Beeren, die gar nicht drin sind. Vielleicht ist es der Pfirsich, ein nicht allzu reifer.
Das Parfüm ist nah an der Natur gestaltet, wirkt wie an einem Bukett Gartenrosen geschnuppert. Angenehm frisch, wach, fast sportlich.
British Rose beschwört in meinem Kopf keine prachtvollen englischen Gärten á la Sissinghurst herauf, aber es ist ein ordentlicher, angenehmer, nicht besonders süßlicher Rosenduft, den ich zwischendurch gerne trage.
Die Haltbarkeit würde ich auf vier bis fünf Stunden einschätzen, die Sillage ist für andere deutlich wahrnehmbar. Das Preis-Leistungsverhältnis ist stimmig.

Apropos: ich finde es ganz gut und richtig , dass auch solche Produkte hier Raum bekommen. Mich fasziniert auch manches im höherpreisigen Bereich. Aber Geldbeutel sind eben unterschiedlich gefüllt. Man kann auch unter 200 Euro Spaß und Freude haben und gaaanz wichtig: ziemlich gut riechen... ;-)