Die Welt der Dinge – zwischen Konsum und Verzicht liegen Möglichkeiten


Ich streune durch die Strassen, ziehe um die Häuser und schlage mich durch die Felder, die das Leben in meinen Weg stellt – gelegentlich umweht von einem Duft, der meinen Sinnen schmeichelt, in meiner Erinnerung verbleibt und mein Hier- und Dort-Sein markiert.


Soweit die metaphorische Umschreibung. Die realistische Darstellung sieht so aus:


Ich greife während eines eher anstrengenden Shopping-Nachmittags mit dem Freund zu einem der schönen Flakons eines meiner Lieblings-Dufthäuser, dessen Inhalt ich noch nicht kenne.
Doch weil meine Sammlung an Düften im Laufe meines Erwachsenenlebens beträchtlich angewachsen ist und meine Lieblingsnoten weitestgehend abgedeckt sind, bleibt vieles unbeeindruckend.


Ein Nachteil des Älter-Seins ist ja, das man vieles an irdischen Gütern bereits besitzt oder ausreichend genossen hat. Streife ich mit meinem Freund durch Läden mit schönen Dingen, zeigen wir uns gegenseitig, was uns gefällt, was unsere Aufmerksamkeit erregt, wir betrachten und berühren das eine oder andere und nach einer Weile fällt der Satz, bei dem Erlösung und Begrenzung in eines fallen:
Wir brauchen nichts.
Wir haben alles, von dem wir denken, dass wir es haben sollten.


Wir können unbeschwert durch neuen Besitz (denn aller Besitz stellt auch neue Aufgaben) nachhause gehen. Aber es entfallen auch die schönen Momente, wenn man endlich sein eigen nennen kann, worauf man lange hingefiebert und -gearbeitet hat. Es entfällt die Möglichkeit des einfachen Trostes in prekärer Lage ebenso wie die Euphorie, wenn Rares oder Dinge zu einem besonders günstigen Preis entdeckt werden konnten. Es entfällt die Freude des Erwerbs (denn es ist der Erwerb, der uns triggert, nicht der Besitz), der Dopaminspiegel bleibt ungerührt, kein seelisches Hoch erhellt den Alltag.


Ein wenig anders verhält es sich mit Düften, die ich auf diesen Entdeckungstouren kennenlerne: Begeistert mich einer davon, kehre ich wieder für einen zweiten Test und fällt auch dieser aus in Richtung „Will ich haben“, bleiben mir mehrere Möglichkeiten:
Ich kaufe einen regulären Flakon,
ich lasse mir eine Probe abfüllen, bzw. erhalte ein Pröbchen oder
ich suche hier im Souk nach dem Duft als Abfüllung oder Tausch oder Restflakonfüllung.


Und gerade die letzten beiden Möglichkeiten scheinen mir ein guter Kompromiss zu sein zwischen noblem, rational wohl begründetem Verzicht und dem Vergnügen an etwas Neuem, einem Zugewinn in meinem Leben. Und so endet dieser Blogbeitrag mit einem kleinen Dank an das Forum hier und all die Mitglieder, die meine Duftwelt erweitern :)



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