Farbenspiele – die Welt der Düfte als Farbklang?

Von der Schönheit und dem Unmöglichen, sich mitzuteilen.



Wir tauchen die Welt in Rosa oder sie erscheint uns trist und grau. Wir bevorzugen jenseits der Moden eine bestimmte Farbe bei der Kleidung und haben gelernt, dass Rot eine Pulsbeschleunigung durch Freude oder Furcht auslösen kann. Wir kleiden Kleinkinder in Pastelltöne und joggen in Leuchtfarben durch den Park. Kurz: Unsere Welt ist farbig und wir reagieren darauf emotional. Unser Sinneseindruck bestimmt unser Gefühl, er löst Zuneigung, Schrecken, Ablehnung und viele andere Zwischentöne der Befindlichkeit aus.



Hier bei parfumo stelle ich immer wieder fest, dass Düften ein bestimmter Farbklang zugeordnet wird. Blau steht für Frische, Kühle oder Härte. Lila für Schwere und eine gewisse Süße, Weiß für Reinheit und Luftigkeit – ich denke, ihr wisst, wovon ich spreche. Hoffe ich zumindest. Doch davon später.



Wir versuchen, einen Sinneseindruck der einen Kategorie – das Riechen – mit einem Sinneseindruck einer anderen Kategorie – dem Sehen, Spüren, Schmecken oder Hören – zu präzisieren. Versuchen, eine Emotion einzufangen und ein Bild zu zeichnen von dem, was wir erleben, wenn wir einem Duft begegnen. Neben komplexen Bildern – beispielsweise Blumenwiese, Meeresrauschen oder Waldlichtung – bemühen wir uns, gemeinsame Erfahrungsbereiche einzubeziehen, Klänge, Geschmack oder eben Farben zu nennen, die wir mit einem Geruch assoziieren.



Warum tun wir das? Klar, weil wir bei parfumo keine Geruchsproben zum Selberschnuppern einstellen können;) – aber auch, weil wir wissen, wie subjektiv wir unsere Welt erleben und dass für den einen oft Weiß ist, was dem anderen Schwarz erscheint. Weil wir spüren, dass Kommunikation – und da besonders über Gefühle und Sinneseindrücke – ein schwieriges Gebiet ist.



Nicht nur fühlen und verarbeiten wir alle unterschiedlich, auch Kommunikation mittels Sprache ist nur eine vage Verabredung: Wir lernen, uns beispielsweise unter "Auto" ein fahrbares Etwas aus Metall und Kunststoff vorzustellen, das Lärm verursacht und stinkt. Es ist aber auch etwas, das Vergnügen bereiten kann: Schnell durch die Landschaft gleiten, im Regen bietet es trockenen Transfer und man kann darin mit dem Liebsten knutschen.



Was sich aber jeder unter dem Begriff "Auto" vorstellt, wenn das Wort in einer Unterhaltung fällt, ist komplett unbestimmbar. Farbe, Modell, Zustand – alles offen. Wenn wir also schon bei so einfachen und konkreten Dingen wie Auto oder Mantel, wie Suppe oder Pflanze nur im Ungefähren beschreiben können, was der andere sich vorstellen möge – dann kann ermessen werden, wie schwierig es ist, komplexere Formen oder gar Eindrücke, also Abstraktes zu beschreiben. Wir bedienen uns dabei aller Sinne, weil wir wissen (oder zumindest ahnen), wie ungenau unsere Sprache vermittelt, was wir meinen, erleben, sehen oder eben auch riechen.



Und so sprechen wir nicht nur blumig und klangvoll, sondern auch in schillernden Farben von dem, was uns alle berührt: dem Duft eines Parfums und der Welt dahinter, die sich uns individuell eröffnet.



Wir wissen, dass wir im Grunde unverstanden bleiben werden, weil niemand dieselben Sinneseindrücke haben wird. Aber wir wissen auch, dass es eine Annäherung geben kann. Wissen, dass der andere uns in unsere Assoziationen folgt und unsere Worte mit eigenen Bildern, mit seinen Sinneswahrnehmungen, mit seinen Gefühlen und Haltungen füllt.



Wir entwerfen ein Bild, das doch erst in den Augen des Anderen entsteht. Wenn er (oder sie) uns folgt, folgt er unserer Bewegung – wenn er (oder sie) auch nicht den genauen Inhalt erfasst, erfassen kann. Und das genügt uns schon für ein Gefühl des miteinander Teilens, das in dem Wort Mitteilung wunderbar eingefangen ist.



Wir sind begleitet und in unserem Bemühen, zu teilen gut im Anderen aufgehoben. Deshalb "funktioniert" Kommunikation besser als sie es eigentlich vermag. Sie eint in dem Bemühen, den anderen zu berühren. Wir fühlen uns verstanden trotz und gerade in dem Wissen, dass Verstehen in letzter Konsequenz unmöglich ist. Und so erscheint uns unsere Welt wieder in ein weiches rosa Licht des im-Anderen-aufgehoben-seins getaucht. Und riecht sie nicht herrlich nach (hier Lieblingsduft eigener Wahl einsetzen)?



4 Antworten

Weitere Artikel von Lilibeth