Lilith

Nachdem mich Anfang der Woche die Mutter eines Schülers, ein Hand vor ihre Augen haltend, gefragt hat, ob ich vor dem Unterricht an einer defekten Ampel als Schülerlotsin unterwegs war - ich trug ein fast neonfarbiges Oberteil mit passenden Ballerinas - war klar: "Neon" werde ich als ersten Duft aus dem Roadswanderpaket testen.

Mit Neon assoziiere ich leuchtende Farben und Helligkeit, eine Signalwirkung, aber auch manchmal etwas Provozierendes.

Also los und einen ordentlichen Sprühstoß auf meinen linken Unterarm.
Den Duft kenn ich: riecht im ersten Moment eindeutig wie "Cašmir". Komisch, denn die Duftpyramiden sind maximal ähnlich.
Zur Kontrolle also Cašmir auf den rechten Arm.
Tatsächlich sind beide Düfte fast identisch. "Neon" ist nicht ganz so opulent, und die Sillage viel schwächer, aber doch identisch.

Nach etwa 15 Minuten kamen mir die ersten Zweifel. Irgendetwas ist da anders!
Man hätte bei mir einen ausgeprägten Hospitalismus diagnostizieren können, weil ich ständig abwechselnd im 10-Sekundentakt am linken und am rechten Arm schnuppern musste.

Es ist die Basis, die sich unterscheidet, nachdem sich der Duft voll entwickelt hat.
"Neon" fehlt die süße vanillige Note, die bei "Cašmir" so ausgeprägt ist. Statt dessen ist bei Neon der Drydown nicht so orientalisch, sondern ehr in Richtung hölzern. Es ist die Iris, die sich von der Herznote bis in die Basis hält und deutlich zu riechen ist.

"Neon" ist definitiv das kleine, etwas schwachbrüstige Double zu "Cašmir".

Was die Sillage und Haltbarkeit angeht ist "Neon" unterlegen, aber immer noch stark und sehr haltbar. Beide konnte ich am nächsten Morgen noch wahrnehmen. Lecker!

Ein toller Duft für alle, die den schwülstigen Chopard mögen, aber eine Lightvariante bevorzugen. L'Eau de Cašmir.

Der Name "Neon" ist echt irreführend. Ich hätte hier keinen süßlich pudrigen Duft mit leichter Blumenuntermalung erwartet, sondern ehr ein kühleres und frischeres Parfum. Ehr schrill und provozierend als weich und süß.

30 Eau d'Hiver? Eigentlich Printemps!

Der Duft beginnt sehr zitrisch, wobei die Grapefruit dominiert und die Bergamotte, wie bei vielen Parfums, wohl nur der Fixierung in der Kopfnote dient.
Schnell entwickelt sich die Endnote: Apfel, Birke (genau der Birkenduft, den man auch in Cerrutis Image Femme findet) und Pfeffer. Dabei bleibt es dann auch.
Ich hätte mir in der Basis gerne einen Hauch Vetiver gewünscht, der dem Ganzen hätte eine leichte Erdigkeit geben können. So bleibt der Duft ein bisschen zu "lieb".

Winterduft? Nein!
Für mich ist 30 Eau d'Hiver ehr ein Frühlings- oder Sommerduft, den ich vielleicht noch bis in einen lauen Herbst tragen würde. Für einen Winterduft ist er mir viel zu sanft und auch zu eindimensional.

Alles in Allem ein gut gemachtes Parfum, dem leider das Besondere fehlt.

Hätte ich diesen Duft blind getestet und ihn einem Land zuordnen müssen, hätte ich sofort Japan gewählt.

Der erste Eindruck ist begeisternd!
Man nimmt sofort eine herrliche helle Teenote gepaart mir einer zitrischen Nuance wahr, die ich in der Duftpyramide nicht finden kann. Bald darauf kommt eine sehr zarte Blütennote zum Vorschein. Ob es die Kirschblüte oder das Alpenveilchen ist, kann ich nicht sagen, sie bleibt jedoch ganz dezent im Hintergrund.
Die Vanillenote im Drydown ist wie die Blüten nur sehr leicht wahrnehmbar.
Vetiver, Eichenmoos, Lorbeer? Man braucht Geduld, wenn man auf eine herbe krautige Note wartet. Sie braucht auf meiner Haut lange, sich zu entwickeln, ist aber da.
Was für mich bleibt, ist der Eindruck von einer Tasse grünem Tee, ehr als von weißem, mit einem Schuss Zitrone und einem Hauch Vanillezucker, mitten in einem asiatischen Garten.

Auf mich wirkt 57 Tokyo Spring beruhigend, aber auch irgendwie belebend. Ich denke, das liegt an der Mischung aus den sowohl blumigen und vanillig-weichen, als auch grünen und leicht krautigen Bestandteilen. Ein wirklich gut komponiertes Parfum!

Die Haltbarkeit ist sehr ordentlich, auf meiner Haut locker 6-7 Stunden. Leider ist die Silage ein bisschen schwachbrüstig.

Edit: nach fast 10 Stunden ist die leichte Zitrusnote verschwunden, dafür nehme ich eine rauchige Note wahr.

Spätestens jetzt ist 57 Tokyo Spring absolut Unisex!

Als ich die Flasche geöffnet habe, in der sich die flüssigen Pilze befinden, war ich echt erstaunt. Intensiver Pilzgeruch schlug mir entgegen.
Da ich mit einigen Demeter Düften schlechte Erfahrungen gemacht habe, was die Duftentwicklung auf der Haut angeht, hab ich ihn erst mal vorsichtig auf einem Papierstreifen getestet. Definitiv ein erdiger Duft nach frischen Champignons.
Hungergefühle kommen zwar nicht auf, aber ich muss zugeben, es steckt genau das drin, was auf der Flasche steht.
Doch nun zum mutigen Test auf meiner Haut. Ein winziges Tröpfchen auf dem Unterarm entwickelte sich bei mir sehr unangenehm in Richtung Schimmelpilz: muffig, irgendwie nach lange ungelüftetem Keller.
Nur gut, dass dieser Demeter Duft eine sehr kurze Haltbarkeit besitzt und sich sehr schnell rückstandslos abwaschen ließ.
Für mich war das mit großem Abstand der schlimmste Duft, den ich jemals auf der Haut getestet habe.

Wie der Name schon sagt duftet "Beeswax" sehr authentisch nach Bienenwachs.
Ich habe zum Vergleich an einer Weihnachtskerze geschnuppert und muss sagen, dieser Duft ist absolut gelungen.
Ob man ihn als Parfum auf der Haut benutzten sollte? Kann ich für mich ausschließen, aber wenn ich so ein Fläschchen besäße, würde ich "Beeswax" in der Weihnachtszeit gerne als Raumduft nutzen. Haltbar genug ist er, zumindest für einen Demeter Duft.