Lillie

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Lillie vor 2 Jahren 37 6
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Duft
Der Duft von Süßwasser
Wenn ich die Rezensionen oder Statements zum 90er Jahre Meisterwerk, zum ersten seiner Art, L'Eau d'Issey (Achtung, Wortspiel für: Odyssee...) hier so durchlese, werde ich ein bisschen traurig. Wehmütig, weil die Vokabeln, die benutzt werden, um dieses "Wesen" zu beschrieben oft so gleichförmig sind, Frisch, liest man da oft. Frische. Kühle, Strenge, Kaltheit... keine normale Kälte sondern dieses harte, Stählerne, das wird vermittelt. Das alles macht mich ein bisschen betroffen. Ich erinnere mich noch ganz genau, wie und wann ich diesen Duft das erste Mal roch. Meine Eltern waren damals schon geschieden, ich muss so um die 16 gewesen sein, einmal die Woche übernachtete ich bei Papa, der mit seiner damaligen Freundin, nun schon lange Frau, in der Stadt lebte, sie war Lehrerin. Sie versorgte mich immer mal wieder mit Luxusproben von Kosmetik oder Düften, die ich mir nicht leisten konnte und dieses Probefläschchen bekam ich mit den Worten: das trägt meine Kollegin Frau Soundso, da riecht das ganze Lehrerzimmer danach, ich ertrage diesen Duft aber nicht, probiere doch du mal. (Sie trug Youth Dew zu der Zeit!) Ich war ja höflich und wollte die Luft also nicht "verpesten" und probierte es erst wieder zuhause auf dem Land angekommen (ich lebte bei Mama und ihrem neuen Mann). Ich sprühte es auf und ich war geradezu schockiert, narkotisiert, umgehauen, aber auf die gute Art! Das roch nach etwas, was ich noch nie gerochen hatte! Nach süßen Blumen (Lilie, Tuberose, Freesie), nach Sommer (Nelke, Rose, Pfingstrose, Seereose! Stellt euch vor! ), nach "dem Geruch von Wasser", irgendwie kühl und gleichzeitig auch irgendwie, wie von der Sonne gewärmte Haut. Ich wartete (und sparte) lange, bis ich mir das erste Fläschchen zulegte. Es muss nach dem Abi gewesen sein, und seitdem war er immer wieder on-off in meiner olfaktorischen Welt zuhause. In den 2000ern wiederentdeckt und spätestens seitdem ein moderner Klassiker.
Die Hauptakkorde die ich wahrnehme sind Lilie, ich liebe Lilie, man kann es meinem Namen fast entnehmen... :-) da bin ich also nicht neutral, dann aber auch dieses was damals so neuartig war, das Gurkige, die Melonennote, die kam ja erst in den frühen 80ern/90ern überhaupt aus der Aromachemie in die Parfumwelt - obwohl hier Calone nicht gelistet ist. Eine leichte transparente Honignote, wie dünnflüssiger Nektar, der Duft von Wasser, das richtiggehend mineralisch wirkende Salz wurde im Parfum ja erst viel später modern, ich mag es auch sehr (vgl. L'Eau d'Issey Pure!!) aber hier ist es nicht vorhanden. Hier stehen wir unter einem Wasserfall aus Süßwasser. Ein Hauch von Meer vielleicht, aber nicht das Salz auf der Haut.
Im Fond ist das Sandelholz warm und sanft, der Moschus macht es so streichelweich und die Sillage, die frisch nach dem Aufspühen größer ist, wird gut-durchschnittlich, aber die Haltbarkeit des EdT (das EdP ist tatsächlich ein anderer Duft, verwandt aber anders) ist sehr gut.
Ich möchte es nicht mehr missen in meiner Sammlung. Fragil und stark. Nixenwesen, Wassergeister im Sommerblumenmeer...
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Lillie vor 2 Jahren 21 4
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Duft
Immer wieder ... oder mein Angel d' Or im Wind
Dier Duft polarisiert, ich habe einige Kommentare und Statements hier gelesen, zugegebenermaßen nicht alle Rezensionen, ich wollte mich auch nicht noch in letzter Minute beeinflussen lassen, bevor ich dies hier niederschreibe. Aber ich habe mit großem Erstaunen festgestellt, wie sehr dieser goldene Likör doch polarisiert, wer hätte es gedacht. Die einen riechen obstige Schokolade, die nächsten riechen muffiges Haarspray.

Im Jahr 2006, als dieser Duft erschien, erblickte ein Likör das Licht der Welt. er heißt Angel d'Or. Goldener Engel.
"Das Anbaugebiet der Orangen, die für den Likör verwendet werden, ist das Tal von Sóller auf Mallorca, ein traditionelles Orangenanbaugebiet. Hier werden schon seit Jahrhunderten Orangen angebaut, die im milden mallorquinischen Klima hervorragend gedeihen. Sóller verfügt mit dem Ortsteil Port de Sóller über einen direkten Zugang zum Mittelmeer.
Hauptbestandteil der Angel-d’Or-Rezeptur sind Orangen- und Orangenschalen-Destillate." (Quelle: Wikipedia).

Sollér. Dieser Ort, der als die Wiege des Orangenanbaus in Europa gilt, befindet sich auf der schönen Insel Mallorca. Nicht die Ballermann-Junggesellenabschiedsinsel sondern die Insel im Frühjahr oder im Herbst, die mit den wilden windigen Buchten und rauen Felshängen, die mit den Hainen voller Orangenblüten und Mandelblütenschaumpracht, die mit den grasigen Abhängen hinunter zu den Salinen. Die mit dem grünblauen Meer. Die mit den Palmen und den malerischen Altstadtgassen.

Langer Rede kurzer Sinn: ich habe diesen Duft das erste Mal auf Mallorca gekauft, mitten in Palma in einer großen Parfümerie, mich eingesprüht, den Duft dort erstmals auf der Haut probiert, einen Rabatt bekommen und zugeschlagen. Es war ein warmer Frühlingstag, es war windig, die Luft leicht salzig aber schon warm und ich war im Himmel.

Angel d'Or ist ein Orangenlikör. Orangen gibt es hier dennoch keine. Ich nehme hauptsächlich Aprikose wahr, einen Hauch gelbe Pflaume und etwas Pfirsich, auch kaum Litschi, muss ich sagen, und dann kommt sie, meine geliebte Madonnenlilie. Jasmin natürlich, auch etwas Maiglöcken sind dabei, heller, viskoser Akazienhonig und goldbraune Ambra. Dann Vanille mit einer warmen fast rauchigen, holzigen Tiefe und ein Hauch salziges Vetivergras.
Ich nehme nicht oder kaum wahr: Bergamotte, Moschus, Mandarine. Ich könnte aber schwören, es ist Orangenblüte drin.
Der Mann, mit dem ich auf Mallorca war, nicht nur dieses eine Mal sondern einige Male, der war es nicht, aber der Duft hier ist The One. Nicht der einzige natürlich, ich habe viele Parfumlieben, aber diese hier ist eine, die nicht rostet. Mein goldener Engel.
Er kommt immer wieder, erinnert mich an die Süße des Südens und der unscheinbaren unterschätzten Insel, an leichte windige Sommertage, an Wärme auf der Haut.

Ich bin vermutlich eine der wenigen Personen die hier Scarlett Johansson, trotz ihrer unumstrittenen Schönheit leicht deplatziert findet, in ihrem Spitzenkleid und ihrer Abendfrisur. Die leicht zerzauste sonnengebräunte Giselle Bündchen verkörpert mit ihrem Testimonial das Image, das dieses Parfum bei mir hat, vor meinem geistigen Auge viel eher.




4 Antworten
Lillie vor 2 Jahren 19 6
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Haltbarkeit
9.5
Duft
Gourmand-Chypre
Ich sag es gleich vorweg: das war ein Blindkauf, im TK-Maxx für 24,99 mitgenommen, ich liebe die nostalgischen Flakons von Coudray und brauchte was für die Seele. Las schnell die Noten, gerade ohnehin auf meiner persönlichen Tonka-Welle schwimmend, nahm ich ihn mit.
Hätte es 1935 schon den Begriff "Gourmand" für eine Duftfamilie gegeben, hätte man ihn sicher auf Ambre et Vanille anwenden können, so ist es sicherlich als süßes, pudriges Chypre betrachtet worden. Patchouli, eine staubige trockene Iris und eine fast bittere Orangen- bzw. Bergamottenote rechtfertigen diese Meinung, auch wenn natürlich Eichenmoos oder Cumin (muss immer wieder an Femme denken, wenn auch erst später entstanden) hier nicht vorhanden sind. Der Auftakt hat etwas von Shalimar, da muss ich meinen VorrednderInnen recht geben, und zwar in der Parfum-Version, das dichte, schwere und ölige Shalimar. Im Verlauf tritt sehr schnell die Tonkabohne hervor, diese süß-scharfe Puderbohne mit ihrer Schwester der Vanille, stolziert sie Hand in Hand auf die Bühne, einer Sarah Bernhardt mehr als würdig. (Sie war ein großer Fan des Hauses Edmond Coudray, seinerzeit) .
Ylang-Ylang, Heliotrop und Zimt machen das opulente Bild komplett, es ist ein sehr dichtes EdT, ich kann mir kaum vorstellen wie das EdP oder gar Parfum hierzu duften sollte (Coudray stellt nur EdTs her, daneben diverse Pflegeprodukte). Wenn später messingfarbener Amber und eine goldene, beinahe ölige Moschusnote Raum greifen, weiß man, das hier ist für große Mädchen. Eine Rezensentin schrieb in einem Statement, dass Fans von Nuit d'Ete, dem guten alten Loulou und dem original Sun hier auf ihre Kosten kämen und das kann ich zu 100% unterschreiben. Vielleicht kann ich das blaue Joop noch hinzufügen, eine gewisse Animalik, die damals in der Urversion vorkam, rieche ich auch hier. Ich würde nicht soweit gehen auf Zibet zu tippen, aber irgendwas in der Richtung, eine Andeutung von Pelz ist da. Dieser Duft ist die Urahnin all der genannten und definitiv für den Herbst/Winter eine Kuscheltestung wert. Ich werde meinen Blinkauf definitv behalten, ich möchte die dunkle Oranegentonkavanille mit dem animalischen Unterfell nicht mehr in meiner Sammlung missen. Ungewöhnlich modern, ich musste zweimal hinsehen, dachte ich doch erst beim "Gründungsjahr" 1985 zu lesen! Der Duft stammt aus dem Jahr 1935.
Die Haltbarkeit ist enorm, die Sillage gut und zwei bis 3 Sprüher genügen vollends für eine schöne Wolke heiler Welt, die dieser Tage so rar ist. Aber das Haus Coudray, selber in einer schwierigen Phase entstanden, hat hierfür ein Rezept.

6 Antworten
Lillie vor 3 Jahren 16 4
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Flakon
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Sillage
7
Haltbarkeit
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Duft
Life is better at the beach
Endlich heute das La Vie est Belle Soleil Cristal ausprobiert. Und es ist wirklich schön. Eine sommerliche Version des Originals, weniger süß, sogar leicht salzig (ich ziehe es J'adore in Joy vor, es geht leicht in die Richtung von Olympéa Intense aber es ist sanfter) und sehr Ylang-Ylang-betont. Die Mandarine gibt ihm einen frischen Touch und die Vanille ist tropisch und der gesamte Eindruck ist strandig, aber auf elegante Weise. Ich würde sagen, ich mag das noch mehr als LVEB la Vie en Rose, das bis jetzt mein LVEB-Favorit war. Das Patchouli des Originals ist sanft wahrnehmbar und richtig angenehm verwirklicht.
Wer Womanity vermisst, sollte Soleil Cristal mindestens einmal versuchen. Schön!!
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Lillie vor 3 Jahren 11
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Sillage
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Haltbarkeit
8
Duft
So real - Surreal
Man kann ja nicht so richtig bummeln, streunen, strawanzen, also, das heißt, man kann schon, aber nicht in den Kaufhäusern und Parfumerien. Und da ich heute ohnehin auch noch ein paar Kurzwaren (was für ein schön altmodisches Wort!) gebraucht habe, bin ich mal zum größeren Dorgeriemarkt gefahren, der anders als mein kleiner Markt hier in der Nähe auch eine etwas breitere (Drogerie-) Parfumauswahl hat.
Also habe ich mal geschaut was alles neu da ist (nicht wirklich viel, ein neuer Laura, in rosa und ein neuer weiß/gelber La Rive) was alles im Aus- oder Abverkauf ist (einiges von Betty Barclay) und was sie sonst so da haben.
Da sehe ich Cheap and Chic-Reihe, alle nur je in 30 ml und ganz unten im Regal. I love love und So real herabgesetzt im Preis, die Olivia nicht. Ich teste als die beiden blauen und kenne I love love eigentlich, es erinnert mich immer an Light Blue oder Desigual Fresh, nice, aber ich hab sowas in der Art schon, also weiter zum "So Real".

Surreal, so erscheint mir schon der Flacon, unsymmetrisch, das zwinkernde Auge, der bunte Glasflacon, ich finde die nicht geschmacklos, ich finde sie witzig und sie haben Mut zur Selbstironie. Die vielen kleinen Symbole, ich bin direkt an einen fröhlichen Picasso oder einen verschmitzten Dalí erinnert.
Spanien, Italien, Leichtigkeit, Urlaub, Dolce Vita und Zitonenblütenduft, ich bin gerade schon wieder auf einer kleinen Reise in meinem Kopf.

Aufgesprüht, frisch und zitrisch aber leicht fruchtiger als der I love love, ohne ein Obstsalat zu werden, wir bleiben hier ein Erfrischungswässerchen, sehr italienisch-belebend und voller Frohsinn. Die Johannisbeere hats mir besonders angetan. Später etwas blütiger, duftig, Pfingstrose aber dezent, mein lieber Jasmin, frisch und grün, ein paar leichte Hölzer, ein bisschen Eichenmoos im Fond, wieso denn auch nicht? Das harmoniert ganz wunderbar mit der Bitterorange.

So real, ich nenne es Surreal... denn ich kann eine kleine Flucht gebrauchen aus dem Alltag... das ist ein frischer hellgelber Sonnenstrahl am blauen Vorfrühlingshimmel, ein rosa Wölkchen und eine Brise Zuversicht, Mut und Optimismus, die mir da entgegenweht. Gekauft.
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