Lilye

Ja was soll ich sagen, ich mag Tom Ford Düfte.

Leider.

Denn die Preisgestaltung und die Haltbarkeit lassen oft zu wünschen übrig. Deswegen besitze ich auch nur Lost Cherry und Black Orchid als Flakon und ein paar Andere immer wieder im Wechsel als Abfüllung oder Probe.

Soleil Brûlant also. Tom Ford scheint die Sonne ja zu mögen, ist nicht der erste Duft der bei ihm „Soleil“ im Namen trägt. Ich bin nicht wirklich ein Fan davon, wenn Parfümhäuser versuchen, eines ihrer Parfums immer wieder neu zu erfinden oder eine Art Kollektion daraus machen, da oft die Düfte dann doch irgendwie immer wie das Original, nur mit ner zusätzlichen Note riechen. I don’t like that.
Jedoch ist hier nur die Bergamotte gleich wie in Soleil Blanc und auch so erkenne ich nicht wirklich Parallelen. Ein eigenständiger Duft sozusagen.

Kommen wir zum Opening. Das erste, das ich wahrnehme, ist der Pfeffer und die Mandarine. Viel Pfeffer. Fast schon zu viel, aber grade die Kurve noch gekratzt durch die süße Mandarine. Tatsächlich hatte ich etwas ganz anderes durch das Flakondesign und den Namen erwartet, eher in Richtung "Scandal | Jean Paul Gaultier" durch den Honig und die Zitrusfrucht, mehr Gourmand sozusagen. Dem ist aber Anfangs nicht so.
Nach einer halben Stunde kommt gut Weihrauch und Honig zum Vorschein, der leicht beißende Pfeffergeruch ist dann schon verflogen. Ab da geht er dann auch eher in die erwartete Gourmand-Richtung. Sonnencreme rieche ich dabei gar nicht heraus, aber ich benutze auch immer eher tropisch-duftende Sonnencremes.

Im Ganzen ein netter Duft, ich mag die Kombination aus Weihrauch und Honig, wie z.B. bei "Oud de Carthage | Boucheron" , von daher finde ich ihn durchaus tragbar und angenehm.
Die Haltbarkeit finde ich auch besser gelungen als bei manch anderen Tom Ford Parfüms, jedoch ist der Duft definitiv nicht raumfüllend.
Ob er bei mir jedoch im Flakon einziehen wird? Wahrscheinlich eher nicht, dafür ist er mir einfach zu teuer, da bleibe ich erstmal bei meiner Abfüllung.

Eigentlich bin ich nicht so der Fan von Rosenparfums. Irgendwo drin versteckt gerne, die Mischung macht’s, aber normalerweise schenke ich Proben von Rosenparfums immer meiner Mama. Eigentlich.

Eigentlich ist die Rose trotzdem meine Lieblingsblume, ich trage sie sogar als Tattoo. Komisch, ich weiß, aber der Duft der frischen Rose ist für mich einfach ein Anderer als in den meisten Parfums. Eigentlich.

Und eigentlich hatte ich die Abfüllung für meine Mutter bestellt, das mache ich manchmal gerne, wie zum Beispiel "L'eau À la Rose | Maison Francis Kurkdjian" oder "Crystal Flowers | Montale" , zwei ihrer Favoriten. Eigentlich.

Ihr könnt wahrscheinlich schon ahnen, wie diese Review endet.

Bevor ich die Abfüllungen meiner Mama schenke, gönne ich mir immer einen Probeschnüffler. Portrait of a Lady also, meine ersten Assoziationen dazu sind Damen aus der Zeit Barock, beim Stillsitzen um gemalt zu werden. Portrait of a Lady eben.
Und so sprühte ich mir das gute Stück auf.

Eigentlich würde jetzt der Part kommen, in dem ich mir denke, „Ja, typisch Rosenparfüm, genau richtig für Mama“.
Der kam aber nicht.

Portrait of a Lady ist für mich eben nicht der normale klassische Rosenduft, sondern viel mehr. Eine erwachsene Rose, die abgebrochen wurde und einmal schön in Weihrauch gebadet und mit Pfeffer, Nelke und Patchouli paniert wurde. Erwachsen und mysteriös, floral aber mit dem gewissen Punch.

Eigentlich dennoch ein Rosenduft.
Eigentlich.

Ja, daran musste ich wirklich denken, als ich Sundazed das erste Mal gerochen habe. Freibad Anfang 2000, schön am Kiosk die Menükarte von Langnese studieren und dann doch wie gewohnt ein Capri Eis für eine Mark.

Sundazed ist nicht der gewöhnliche Sommer-Sonnencreme Duft, auch kein Piña Colada mit Kokos, sondern eine süße Limonade, die erfrischt. Im Opening dominieren für mich hier die Mandarine und Zitrone, später gesellen sich Neroli und die Zuckerwatte hinzu.
Durch die Zitrusfrüchte können natürlich Assoziationen mit WC-Reinigern hervorgerufen werden, mich persönlich erinnert dieser Duft aber nicht daran, da ich hier eher die Mandarine und Zuckerwatte herrausrieche, als die Zitrone.
Ein guter Vergleichsduft für Sundazed ist meiner Meinung nach Sun Song von Louis Vuitton. Für mich persönlich riechen die Beiden nahezu identisch, Byredo aber etwas süßer durch die Zuckerwatte und Sun Song dafür herber.

Von der Haltbarkeit her bin ich ein kleines bisschen enttäuscht, maximal 5 Stunden ist er bei mir wirklich wahrnehmbar, danach muss ich nachlegen. Die Sillage ist dafür ganz ordentlich.

Wer Lust auf einen fruchtigen, süßen, aber auch spritzigen Sommerduft hat, sollte Sundazed unbedingt mal testen. Alles in allem ein Gute-Laune-Duft.

Wir befinden uns im Jahr 2014. Ich befinde mich in einem H&M Shop und entdecke eine neue Reihe Bodysprays und Parfüms, Darling Deep hieß die Reihe, um genauer zu sein. Ich sprühte etwas vom Tester des lilanen Bodysprays auf mein Handgelenk und schnüffelte. Wow, dachte ich mir, riecht erstaunlich gut für ein Bodyspray einer Modekette, so erwachsen und gar nicht „günstig“. Ich nahm es mit und brauchte die 200ml über die nächsten zwei Jahre vollständig auf, auch wenn die letzten 10ml leider schon gekippt waren. Das war‘s, dachte ich mir, nie wieder werde ich diesen tollen Duft riechen können.

Wir befinden uns jetzt wieder im Jahr 2021, mal wieder auf der Suche nach neuen Parfüm-Entdeckungen. Und da fiel es mir wie ein Geistesblitz ein. Was ist eigentlich aus meinem geliebten H&M Bodyspray geworden und wie hieß es denn gleich noch? Dank Google Farb-Bilder Suche (die Flasche war lila) konnte ich den Namen des Sprays von 2014 tatsächlich ausfindig machen und stieß sogar auf eine einzige Webseite mit einem gelisteten Dupe dafür - Manifesto von YSL. Keine Bewertungen oder Reviews, nur dieser eine Dupe Vorschlag und die Noten.

Normalerweise wäre ich an dieser Stelle sofort in die Stadt gefahren und hätte das Parfüm getestet, aber ja, Corona.
Irgendwie war ich im April anscheinend auch nicht die Einzige, die sich Manifesto kaufen wollte, ich habe es lediglich auf nur einer Webseite vorrätig gefunden. Unsicher, ob es nicht vielleicht eingestellt wurde, klickte ich dann doch den Kaufen-Button. Falls es mir nicht gefallen würde, kann ich es auch immernoch wieder verkaufen.

Nun ja, ein paar Tage später war es dann auch schon angekommen, ich packte das Parfüm aus und hielt kurz inne. Lange hatte ich den Duft des besagten Bodysprays gesucht, doch nie etwas Vergleichbares gefunden.
Ich drückte den Sprühkopf zweimal.

Du bist es. Der Duft den ich so geliebt hab, nur noch etwas feiner und edler. Schwarze Johannisbeere trifft auf weiße Blüten trifft auf Vanille. Eine interessante Kombi, die funktioniert. Edel und leicht pudrig, aber trotzdem fruchtig und frisch.
Nie hätte ich gedacht, dass das Bodyspray eigentlich ein Dupe für ein YSL Parfüm war und umso glücklicher bin ich, dass ich endlich diesen Duft wieder tragen kann.

Beachwalk war der erste Duft, der mich in die Welt der Nischen-Düfte einlud. Ein bisschen, wie der erste Freund/-in. Bis dato war Juicy Couture mein täglicher Begleiter, oder mal das ein oder andere Parfüm aus der Drogerie oder der türkisen Parfümkette. An besagtem Tag jedoch, in einem besagten Kaufhaus in München, erblickte ich den Flakon in der Parfümabteilung.

„Beach Walk“ also, da bin ich ja mal gespannt, das kann doch nicht so riechen. Bei Parfüms gibt es doch nur blumig oder herb ?
Ja, das dachte ich tatsächlich...
Ich sprühte etwas auf mein Handgelenk und noch bevor ich den Flakon abstellte, kam sie. Die Meeresbrise, der Sand, die Sonne. 2002 in Miami Beach, am Strand Sandburgen bauen und Limonade trinken. Gekauft.

Beach Walk ist ein wirklich schöner, cremiger Sommerduft, nicht zu aufdringlich aber schon mit dem gewissen Etwas. Erinnert an eine Mischung aus leichter Sonnencreme, Kokosnuss, Meer und Sonne. Ich sage immer, wenn man den Strand in eine Flasche stecken müsste, wäre es diese.
Für mich aber leider auch nur ein absoluter Sommerduft, an kalten Tagen verliert er irgendwie seinen Charme.
Aber für die heißen Tage im Jahr genau das, wonach ich riechen möchte und was ich riechen möchte.