Linnea

Linnea

Rezensionen
Linnea vor 5 Jahren 13 6
7
Sillage
7
Haltbarkeit
6.5
Duft
I'm preeeety underwhelmed
Ich bin vom neuen Parfum de Marly nicht begeistert. Ich muss dazu sagen, dass schon von den Duftnoten her - insgesamt zuviel Blume - klar war, dass es nicht MEIN Duft werden wird. Ich habe sogar eine ganze Weile überlegt, ob ich beim Sharing mitmache. Die Neugier überwog dann aber, weil ich Meliora, Delina und auch Safanad klasse finde. Und Herod auch. Mein Urteil ist sicherlich vom Vergleich mit diesen beeinflusst. Ich weiß nicht, ob ein Blindtest sozusagen das gleich ergeben hätte.
Kurzversion: Duftkreation, Haltbarkeit und Sillage überzeugen mich bei Cassili nicht. Den Flakon kenne ich nicht persönlich. Aber der ist wohl ähnlich schnieke wie bei den anderen PdM, die ich im KadeWe mehrfach in der Hand hatte. Wenn einem dieser Stil gefällt.
Der erste Sprüh vom Cassili rief bei mir Enttäuschung hervor: ein fast billig wirkender Frucht-Blumen-Mix. Etwas beliebig. Das mag aber gut und gern meiner ungeübten Nase geschuldet sein. Bei genauem Hinriechen und wenn man es weiß, kann man die Pflaume schon deutlich wahrnehmen. Diese wird erst als Herznote genannt, ist für mich aber gleich beim Aufsprühen da. Die Johannisbeere wird von Rose und Blüten sofort übertönt.
Einen nicht völlig uninteressanten Verlauf gibt es schon. Ich nehme 1-2 Stunden eine gut in den Frühling passende Blumen-Sillage mit etwas Frucht wahr. Im Vergleich zu Delina und Meliora logischerweise weniger frisch-spritzig-säuerlich, sondern eher warm und tief, da Pflaume statt Rhabarber bzw. schwarzer Johannisbeere.
Leider bleibt die Duftwolke nicht wirklich lang. Dass ich nach 1-2 Stunden diese nicht mehr wirklich um mich herum wahrnehme, ist keine Gewöhnung, möchte ich behaupten. Andere Düfte rieche ich durch aus den ganzen Tag.
Auf der Haut bleibt eine äußerst angenehme Vanille-Sandelholz-Tonka-Basis. Diese ist nun ganz klar keine neue revolutionäre Erfindung. Hier ist sie aber schon besonders ausgewogen, also die drei Noten verschmelzen schön-warm, ohne dass sich eine irgendwie hervortun wollen würde.
Die Kritik an mehreren der PdM gibt es, glaub ich, schon, dass sie für Nischenparfüms in der Preisklasse etwas zu mainstreamig daher kommen, zu wenig "besonders" sind. Bei Cassili ist dies meiner Meinung nach der Fall: der Duft und auch die Performance sind nicht schlecht. Der Duft ist aber zu wenig einzigartig, hat einen eher geringen Wiedererkennungswert. Die Pflaume als Fruchtnote ist nicht so super-speziell und hier etwas zu gewollt-gefällig eingebaut, also umrahmt von eben den Blumen und der beschriebenen Basis.
Mir fehlt hier der Pepp.
Ich danke Accolon für die Testmöglichkeit und bin sehr gespannt auf eure Meinungen.
6 Antworten
Linnea vor 5 Jahren 20
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Rote Grütze, keine Mainstream-Grütze. Aber bitte mit Sahne.
Ich habe von Sí fiori diese kleine Probe, die man kostenlos im Netz anfordern konnte, und ich bin gar nicht erfreut, dass sie bald alle ist. Und das bei einem Duft, der schon "Blüten" im Namen trägt. Vielleicht bin ich Blumen und Blüten doch mehr zugetan als ich bisher dachte? Oder was ist da los?
Ich glaube, Essensvergleiche sind hier nicht verboten. Wen die nerven, einfach nicht weiterlesen!
Um zu beschreiben, wie ich den Duft wahrnehme, hilft es nämlich eventuell: Ich muss an Rote Grütze mit Vanillesoße bzw. Vanilleeis mit heißen Beeren + Sahne denken. Und es ist wie bei Dessert essen auch. Ich liebe die Kombination aus süß und säuerlich.

Es beginnt hier fruchtig-säuerlich und nimmt einen sehr schönen angenehmen Verlauf über total erträgliche Blüten zu einer warm-pudrigen Basis. Für meinen Geschmack könnten die Früchte präsenter bleiben zu Ungunsten der "Fiori", da ist der Name schon Programm. Ich rieche aber einfach nie nur Blumen / Blüten, weil diese sogleich eingebettet werden in Moschus-Vanille. Ich habe (noch) nicht viele Vergleiche, aber ich hatte bisher den Eindruck, dass in so einem Fall nicht selten dann Patchouli mitmischt, was den Duft beliebig machen kann. Weil das eben so oft so kreiert wird. Selbstredend sind Moschus und Vanille in der Basis keine neue Erfindung und das Ganze ist hier nicht total "unique". Aber wer diese Noten gerne mag - so wie ich - wird Sí fiori gut finden. Und manch einer mag ja Patchouli generell nicht.
Der Moschus fungiert als Weichzeichner, ist hier meiner Meinung nach nicht sonderlich animalisch und keineswegs aufdringlich doll, bringt dabei aber doch ein bisschen Sexyness mit rein.

Nicht weil Parfums de Marly das Maß aller Dinge sind, eher weil klare Parallelen in den Duftnoten vorhanden sind, will ich Sí fiori mit Meliora vergleichen. Und weil ich die beschriebene "volle Beerenschale mit VanilleMoschussahne" da so hilfreich fand als Beschreibung (Quellenangabe: das Meliora-Statement von Freebird1968). Ich finde bei Sí fiori ist sie weniger voll, dafür ist mehr Sahne drauf. Der Armani-Duft ist - da stimme ich zu - alltags/büro-tauglicher, da zurückhaltender und sanfter, Haltbarkeit und Sillage sind dabei ordentlich.

Ich bin für layern mit Meliora, Mischverhältnis je nachdem, ob's mehr Früchte oder mehr Vanille-Sahne sein soll in der jeweiligen Situation bzw. nach Lust und Laune.

Wer gar nicht so'n Früchtchen ist, dem sei Sí fiori ganz für sich fürn Test ausdrücklich empfohlen.
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Linnea vor 5 Jahren 5
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Süß - (trocken-herbes) Gras
Ab und zu finde ich es eine lustige interessante Überlegung, wer einen bestimmten Duft wohl jemals als Signatur-Duft für sich entdecken könnte. Gerade bei so recht speziellen Düften wie Vétyver Haïti. Ich stelle mir in dem Fall eine Garten- und Landschaftsbau-Studierende vor, die für ihr Fach brennt, oder einen Kleingärtner, der seine kleine grüne Oase liebt, und sich beim Dorthin-träumen im Büro olfaktorische Unterstützung holt.

Der Duft ist speziell, aber nicht unschön. Durch das puristische ist er niemals anstrengend oder auch nur das kleinste bisschen Kopfweh-auslösend. Ich finde ihn definitiv unisex, völlig alterslos und passend für Frühling, Sommer, Frühherbst. Apropos, im Sommer kann man von dieser Kopfnote wohl nicht genug bekommen: Sie ist sehr frisch und spritzig, herrlich zitronig, ohne jegliche Reinigungsmittel-Assoziation. Leider, finde ich, ist sie super-kurz, schnell verflogen. Es geht sogleich ins grün-erdige über. Ich denke an gemähte Wiese. Aber wenn das abgeschnittene Gras schon ein Weilchen in der Sonne getrocknet ist. Und dazu hat besagter Kleingärtner ein kleines Beet ein bisschen umgegraben. Das riecht ja keineswegs schlecht, sondern irgendwie natürlich. Bodenständig. Haha... Wortspiel "Boden..." Einen großartig spannenden Verlauf hat der Duft meiner Meinung nach nicht.

Der Duft hat auch was trockenes, was mich an Düne erinnert. Wenn man da so zum Strand will und durch Vegetation durchgehen muss.
Ich finde, man riecht, dass Vetiver eine Duftnote ist, die tatsächlich aus einer Pflanze bzw. Wurzel gewonnen wird. Vétyver Haïti hat für mich etwas sehr natürliches. Die Bezeichnung Süßgras find ich absolut berechtigt, denn eine ganz besondere Süßlichkeit nehme ich deutlich wahr, neben aller klar vorhandenen Herbheit und Erdigkeit.
Das Zedernholz, das die Basis wunderbar-warm abrundet, wirkt vertraut. Wenngleich ich den Geruch von Zedernholz so bewusst zuletzt in der Grundschule gerochen haben dürfte, als wir Webrahmen selbst gebaut haben, aus eben diesem Holz. Ich fand den Geruch so gut, dass ich das irgendwie bis heute nicht vergessen habe.

Apropos Basis. Ich frage mich noch, ob es wohl eine gute Idee sein könnte, den Vétyver Haïti mit "Decadence" (Marc Jacobs) zu layern, damit dieser weniger süß-anstrengend wird. Der hat ja nämlich Vetiver in der Basisnote.

Vétyver Haïti ist nun nicht unbedingt ein Kaufkandidat oder der große Komplimentefänger, aber meine Abfüllung werde ich aufbrauchen (vielen Dank dafür an "Supi"!). Logischerweise ist der Duft für jeden testenswert, der wissen möchte, wie Vetiver riecht. Das Süßgras ist hier als Hauptakteur toll umrahmt, so dass ein durchaus tragbarer Duft entstanden ist. Für ab und zu.
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