Lois

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1 - 5 von 8
Lois vor 6 Jahren 1
7
Duft
Haut wie ein Panzer
Frisch, angenehm, harmlos. Ich überlege schon lange, was ich zu diesem Duft schreiben könnte, aber da frische Düfte wirklich sehr außergewöhnlich sein müssen, um meine Phantasie zu stimulieren, fühle ich mich einfach… uninspiriert.

Obwohl er schön gemacht ist! Vor allem sehr ausgewogen, ein kühles Blumenbouquet mit fruchtigen Anklängen, gar nicht süß oder klebrig. Die aquatische Frische schiebe ich auf die Orchidee, die das Blumentrio dominiert. Von der Basisnote kommt bei mir nichts an bis auf einen Hauch von Moschus, der aber so dezent ist, dass er auch meiner Einbildungskraft entspringen könnte.

Granhand selbst beschreibt den Duft so:
Scent of a cool and clean sea breeze.
Sitting on a surf board, I make waves on the sea with my legs. I see the bottom of the sea through the waves reflecting the sun. I wonder about the deep ocean although I was just in it. As I climb down the surf board, the coldness enamors my body. I take a short breath and swim into the ocean.

Ich spüre die Sonne nicht genug in dem Duft, um dieses Bild anzunehmen. Für mich fühlt es sich eher so an, als hätte man an einem Tag zwischen Frühling und Sommer bereits ein kurzes Kleid angezogen, obwohl es dafür noch zu kalt ist. Die Tautropfen im Gras fühlen sich eiskalt an und ein Windstoß zieht jede Pore meiner Haut, die sich nach wärmenden Sonnenstrahlen sehnt heraus, um eine harte Gänsehaut zu formen.
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Lois vor 6 Jahren
6
Duft
Bevis, der Wald brennt
Wann immer ich das Wort Lumberjack höre, muss ich an Monty Python‘s Lumberjack-Song denken: He’s a lumberjack and he’s ok, he sleeps all night and he works all day! Geht es euch auch so?

Dieser Duft ist eindeutig für Männer. Und zwar für ältere Männer.
Ich bin eigentlich kein Fan davon, Parfums so deutlich einem Geschlecht zuzuordnen, oder einer Altersgruppe. Ich trage selbst auch gerne ab und zu Parfums, die als Herrenparfums deklariert werden, wie z.B. Dior Homme oder Shams Oud. Und meine Arbeitskollegin sagt ständig zu mir: Du riechst wieder wie eine reiche, alte Frau. Was nicht aus mich zutrifft, nebenbei bemerkt.

Lumberjack ist ein sehr holzig-harziger Duft, der schnell eine stechende Rauchnote bekommt. Für mich wirklich absolut untragbar, und ich will ihn auch nicht an einem Mann riechen, dem ich näherkommen möchte.
Folgende Situation beschreibt den Duft am treffendsten:
Man schwärmt ein bißchen für den einen Professor, der immer so spannende Vorlesungen hält. Er ist schon etwas älter, aber die grauen Strähnen und die Lachfältchen um die Augen stehen ihm unheimlich gut. Er bewegt sich dynamisch und geschmeidig, seine Art zu sprechen ist einnehmend. Und nach und nach kommt man ins Schwärmen, gerne würde man mal mit ihm nach einem Glas Rotwein kuscheln. Die Schwärmerei reicht genau bis zu dem Tag, an dem man das Thema seiner Hausarbeit etwas näher besprechen möchte. Man geht nach der Vorlesung zu ihm ins Büro und merkt plötzlich – der riecht ja … total alt! Igittigitt und Herrjehmineh, was habe ich mir dabei nur gedacht. Die Schwärmerei verfliegt wie Pusteblumensamen im Wind.
Ab heute heißt dieses böse Erwachen für mich der „Lumberjack-Effekt“.
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Lois vor 6 Jahren 2
7.5
Duft
Der Affe erwacht
Jane Goodall ist nicht unbedingt einer meiner Lieblinge von Granhand, da ich Fan von orientalischen oder blumigen Düften bin. Aber ausgiebig getestet wird trotzdem! Denn interessant sind die Parfums von Granhand allemal.

Der Name Jane Goodall ist den meisten wahrscheinlich bekannt. Sie ist eine britische Verhaltensforscherin, die seit den 60er Jahren wie keine andere Erkenntnisse über das Leben der Schimpansen sammelt.

Jede Tierart hat ihren eigenen, unverwechselbaren Geruch. Wer weiß nicht, wie ein Hund oder ein Pferd riecht, und wir können diese Gerüche unter hunderten identifizieren.
Ich weiß, wie andere Menschenaffen, nämlich Orang-Utans riechen. Definitiv anders als Jane Goodall, aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Schimpansen so wie dieses Parfum riechen. Und das ist durchaus positiv und ganz ernst gemeint, ohne den kleinsten Hauch von Ironie.

Die Kopfnote ist rein zitrisch. Auf Bergamotte wird verzichtet, Grapefruit, Zitrone und Tangerine sind fein ausgewogen, sodass keines der drei dominiert. Darunter schimmert es krautig durch, ich habe den Eindruck, dass das Basilikum noch vor der schwarzen Johannisbeere wahrnehmbar ist. Bis hierher ist es ein frischer, herber und bitterer Duft.
Eine kühle Iris löst die zitrischen Noten ab, die im Duftverlauf etwas dumpfer wird.
In der Basis kommt ein bißchen Wärme durch, wahrscheinlich durch den Patchouli, den ich aber nicht deutlich herausriechen kann.

Jane Goodall hat keine animalische Noten, sondern einfach eine sehr spezielle, unverwechselbare Eigenart. Frisch-herb, bitter, krautig, waldig und ein wenig warm. Genauso stelle ich mir den Körpergeruch eines Schimpansen vor. Es wird Zeit für einen Besuch im Zoo, um das zu überprüfen. Oder für einen Trip direkt in den afrikanischen Regenwald!
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Lois vor 6 Jahren 3 1
9.5
Duft
Trockenheit hat einen Namen
Manche Düfte schaffen es, andere als nur die olfakatorischen Sinneseindrücke zu vermitteln. Finn Juhl ist einer davon, er ist: trocken. Knochentrocken. Trocken wie ein Wüstenwind. Trocken, dass es knackt wie ausgedorrtes Holz. Ich liebe trockene Düfte und bin schon lange auf der Suche nach dem idealen Holzduft.

In der Kopfnote dominiert eine grüne, aber fruchtige Feige. Die Holznoten dringen bereits durch und ergänzen die Feige perfekt, die dadurch keine Klebrigkeit oder übermäßige Süße entwickeln kann. Gleichzeitig erweckt die Feige das Holz und gibt ihm zusammen mit der Bergamotte eine organische Lebendigkeit.
Die Herznote bleibt sehr dezent im Hintergrund, das Holz gewinnt durch sie Tiefe und Wärme.
Im weiteren Duftverlauf klingen alle Komponenten langsam ab, eine ganz leicht rauchige Note dringt durch und das Holz wird trockener und trockener und trockener…

Die erste Filiale von Granhand hat in Bukchon eröffnet, einem nach wie vor bewohnten und sehr gut instandgehaltenen Stadtviertel von Seoul, in dem es nur die traditionellen koreanischen Hanokhäuser gibt. Finn Juhl passt perfekt in die engen Gässchen, die von verzierten Mäuerchen, geschnitzten Holzbalken, Torbögen und massiven Holztüren gesäumt werden.

Als ich das Probenpäckchen bekommen habe, fragte mich der Angestellte, welcher mein Lieblingsduft sei. Ich nannte ohne Zögern Finn Juhl. Er schenkte mir zu den Pröbchen noch ein Duftsäckchen, welches seit mittlerweile sechs Monaten meine Pullover im Schrank beduftet und mir täglich gute Laune macht.
Den Angestellten hat es nicht verwundert, dass mir Finn Juhl so gut gefällt. Dieser Duft wurde von Chanel ausgewählt, um bei der Seoul Fashion Week den Catwalk mit Duftkerzen zu säumen.

Finn Juhl ist wie viele Düfte von Granhand nach einer realen Person benannt. Finn Juhl war ein dänischer Designer, der das skandinavische Design maßgeblich geprägt hat. Insbesondere seine Stühle sind weltweit bekannt. Sie zeichnen sich durch organisch geschwungene und handschmeichlerisch abgerundete Rahmen mit bequemen Ledersitzflächen aus. Sie sind – genau wie der Duft – ganz nach meinem Geschmack.
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Lois vor 6 Jahren
7.5
Duft
Grüße aus der Sommerdecke
Nun wird es bald Winter sein. Und was kann es schöneres geben, um das Frösteln zu vertreiben, als einen olfaktorischen Kurztrip in den August zu unternehmen. Ester Dean, komm an meine Seite, ich brauche dich dafür! Ein paar Tropfen aufs Handgelenk und…

Ich stehe vor meinem Kleiderschrank und möchte mal wieder ein bißchen aufräumen. Alles wird rausgeholt, auch aus der hintersten Ecke. Plötzlich habe ich sie in der Hand, die Sommerdecke! Wann habe ich sie das letzte Mal benutzt? Eigentlich sollte ich sie mal gründlich durchwaschen, überall Flecken, Sand und Gräser...
Erinnerungen an das letzte Mal, als ich mit meinen Freunden im Sommer im Park gewesen bin. Was haben wir dort gemacht? Da muss ich gar nicht nachdenken, sondern einfach nur riechen!

Wir haben am Nachmittag auf einer großen Wiese gesessen. Meine Freundin hat mal wieder zu viel von diesem quietschig frischen sauber-grapefruit-blumigen Sommerduft aufgetragen… aber egal, ich sitze nicht direkt neben ihr. Außerdem rieche ich meine leckere neue Sonnencreme und den Zweig vom Johannisbeerbusch, den ich auf dem Weg gepflückt und eingesteckt habe.
Die Sonne hat die Wiese sehr gut durchgewärmt, das Gras fängt an einigen Stellen sogar schon an, etwas einzutrocknen. Ich schwitze leicht, aber die Wärme ist so angenehm! Ich nicke kurz ein und träume von üppigen, wogenden Glockenblumen, die im Wind schaukeln.

Langsam geht die Sonne unter. Die Herrenrunde, die neben uns gegrillt hat, räumt langsam auf. Auch ich rolle meine Decke zusammen und fahre durch den lauen Abend heim.
Nun liegt die Sommerdecke bei mir im Schrank uns hat alle diese Gerüche gespeichert. Vergessen ist die Absicht, die Decke zu waschen, diesen Duft möchte man festhalten!

Et voilà, das ist Ester Dean!
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