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Mamues Blog
vor 3 Jahren - 11.07.2021
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Ein Jahr Parfumo

Nun habe ich es auch geschafft - ein Jahr Parfumo!

Wie habe ich mich vor einem Jahr gefühlt? Als blutige „Schnüffeleinsteigerin“, die eigentlich nur in „gefällt“ und „gefällt nicht“ zu unterscheiden vermochte? Hatte ich Erwartungen und wenn ja, welche?

Ja, ich hatte Wünsche. Ich hoffte, ich würde mein Näschen schulen können, wenn ich mich nur ausreichend mit Düften beschäftigen würde. Ich dachte, nach spätestens einem Jahr auch so tolle Kommentare wie so viele andere schreiben zu können. Ich würde viele Duftkomponenten erkennen und einzelne Kompositionen analysieren können. Und heute? Heute ist meine Nase genauso gut oder „schlecht“ wie vor einem Jahr. Ich würde nach wie vor kaum Duftanteile erkennen können, wenn ich nicht zuvor die Duftpyramide studiert hätte. Mich beschleicht aber manchmal das Gefühl, dass die Pyramiden durchaus die Kommentare beeinflussen. Schaut man sich beispielsweise die Kommis von Nasomatto an, tauchen nicht so viele Ingredienzen in den Beiträgen auf, wie bei Kommis zu Düften mit Duftpyramide. Benennt ein Parfumo eine Duftrichtung, wird sie von anderen aufgegriffen und bei einem Namen, welcher „Musk“ beinhaltet, ist es nicht schwierig, auf Moschus zu schließen. Nein, ich glaube durchaus, dass es Menschen gibt, die differenzierter riechen können als ich. Aber deswegen macht es mir nicht weniger Spaß.

Die Erwartungen haben sich also nicht erfüllt. Warum ist Parfumo trotzdem wichtig für mich? Ich könnte dazu jetzt sehr differenzierte Antworten geben, welche mir aber in ihrer Gänze zu persönlich sind für dieses Forum. Dennoch ein paar Gedanken zu meiner neuen „Leidenschaft“. Ich bin seit einem Jahr nicht mehr ohne Parfum aus dem Haus gegangen. Das war einfach so, mir war danach. Allerdings - komischerweise – habe ich bislang nur für mein allererstes bewusstes Parfum „Vanille West Indies“ viele Komplimente bekommen. Möglicherweise, weil man mich bis dahin nicht mit Parfum in Verbindung gebracht hatte. Seitdem höre ich zwar manchmal „du riechst immer so gut“, aber niemand hat nach dem Namen eines Parfums gefragt oder ein besonderes Kompliment gegeben. (Wie kriegt ihr das immer hin – mit den Komplimenten, riechen die Düfte an euch anders, oder habt ihr aufmerksamere Freunde/Bekannte/Kollegen?) Letztlich geht es aber ja genau darum nicht. Das ist nettes Beiwerk, mehr aber auch nicht. Es geht um mich und meine Wahrnehmung, mein Wohlgefühl.

Ich habe im letzten Jahr gelernt, dass abgespeicherte Grundsätze aus meiner Jugend und früheren Zeiten nicht mehr stimmen. Ich dachte immer, „ich mag kein süß“, und schon gar keine Orientalen. Das ist heute anders. Nicht auf den ersten Schnüff, aber mit Muße und auch einem gewissen Gewöhnungsprozess, gewinnen manche Düfte und andere verlieren. Zudem habe ich Neues kennengelernt. OUD, was ist das? Ich musste viel googeln und konnte dem ganzen Hype zunächst nichts, aber auch gar nichts, abgewinnen. Inzwischen ist Oud manchmal als Zubettgehduft genau das Richtige. Und tatsächlich möchte ich behaupten, dass ich Oud heute erkenne! Und das mit meinem Näschen.

Ich habe heute einige Flakons, wie schön, dass man Abfüllungen verkaufen kann. Sonst hätte mich meine neue Leidenschaft - trotz der Corona-Sparsamkeit - wohl in den Ruin getrieben. Ganz zu schweigen von all den Abfüllungen, welche ich getestet habe. Mein erster Blog ging u.a. um die Beliebigkeit und Austauschbarkeit von Düften. Das stimmt für mich heute nur noch zum Teil. Ich habe gemerkt, dass ich zig Abfüllungen testen kann und dann – WUFF! Da ist dann der Moment, in dem ein neuer Duft direkt ins Herz geht. Es ist Lebensqualität – wie ein gutes Essen. Ich bin nun schon etwas älter, lege immer noch sehr viel Wert auf Ästhetik, aber Werte verändern sich. Möglicherweise habe ich früher mehr im „Außen“ gelebt, als heute. Düfte sind für mich nur ein wenig fürs „Außen“, mehr für mein "Innen". Klar, ich muss nicht den Mega-Wummser im Büro tragen, will ich auch gar nicht. Manchmal komme ich aber nach der Arbeit nach Hause und sprühe und sprühe und sprühe. LOVE IT! Zubettgehdüfte bahnen sich zudem ihren Weg.

So geht es mir nach einem Jahr. Meine ursprünglichen Erwartungen, möglicherweise auch Ansprüche an mich, sind ad acta gelegt. Gut so. Jetzt ist Genuss angesagt und „gefällt“ oder „gefällt nicht“ reicht völlig.

Aktualisiert am 20.03.2023 - 16:59 Uhr
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