Jung - alt - unialt
Inspiriert durch meinen eigenen Kommentar zu einem Blogeintrag von Sleppy94 (wenngleich ihr Thema ein anderes war) stellte ich fest, dass die Thematik „wie sollen/dürfen/können jüngere Frauen riechen, und wie ältere Frauen“ mich nicht losließ. Ich möchte daher meine Gedanken zum Thema etwas ausführlicher darstellen. Ich schreibe übrigens explizit „Frauen“ und nicht „Männer“, weil die Thematik sich in der Regel auf Frauen bezieht. So lässt eine Youtuberin ein oder mehrere Männer an Frauendüften schnuppern und fragt ebendiese Männer, ob sie diesen Duft eher einer jungen oder einer älteren Frau zuordnen würden. Frauen und Männer treffen diese Kategorisierung bei der Einordnung von männlichen Düften seltener, zumindest meiner Erfahrung nach. Da mag mich mein Eindruck aber auch täuschen.
Was bedeutet nun die Aussage, zu welchem Alter ein Duft passt? Was ist eigentlich mit jünger und mit älter gemeint? Jung bis max. 25? Neulich meinte jemand in einem Video, „an einer älteren Frau so ab 30“. Aha, wo bitte ordne ich mich dann mit meinen fast 60 Jahren ein? Gehöre ich zur Kategorie „Oma-Düfte“, welche in der Regel nicht positiv besetzt sind, sondern mit negativen Attributen wie muffig assoziiert werden?
Ältere Frauen werden häufig mit durchaus positiv gemeinten Zuschreibungen wie „selbstbewusst“, „sich ihrer Ausstrahlung und Sexualität bewusst“, „mit beiden Beinen im Leben stehend“, „mit Stil“ versehen, was offenbar jüngeren Frauen abgesprochen wird. Klar, macht das Alter etwas mit uns, lässt uns reifen und im günstigsten Fall zu zufriedenen, in sich ruhenden und selbstbewussten Menschen werden. Schaut man sich jedoch in der Geschichte um, gab es ganze Generationen von prüden, keuschen, gehemmten Frauen (Männern), die auch im Alter nicht zu den eben genannten selbstbewussten Persönlichkeiten geworden sind. Genauso gibt es junge Menschen, die gut geerdet sind und wissen, wer sie sind und für wen oder was sie einstehen. Unabhängig davon – wer sagt denn, welche Duftrichtungen für Selbstbewusstsein stehen und welche nicht? Nun kann man einwerfen, dass ja auch in männlich und weiblich eingeteilt wird, wobei sich in Bezug auf das Geschlecht ja inzwischen zumindest auch „unisex“ etabliert hat und einige Parfumreihen mittlerweile fast ausschließlich „unisex“ herstellen. Gibt es so etwas wie „unialter“? Gibt es überhaupt ein Wort dafür? Alterslos bedeutet eher jung geblieben, das trifft es nicht. Hmm. Ich habe meiner Mutter neulich einige Abfüllungen von mir geschenkt und sie war begeistert. Zwei der Düfte haben bei ihr (80 Jahre alt) schon Einzug gefunden. Da muss ich nicht mit 4711 oder Nonchalance ankommen (gibt es das noch…?)
Ich glaube, dass sich Geschmäcker im Laufe der Zeit verändern können. Sleppy94 hat einen sehr interessanten Blogbeitrag zur Parfumhistorie geschrieben. Parfums unterliegen meiner Meinung nach Trends und Veränderungen. Ich habe mir neulich einen Jean Louis Scherrer Chypre-Duft als Abfüllung bestellt, den ich als sehr junge Frau getragen habe. Als ich ihn jetzt wieder testete, hat es mich geschüttelt. Furchtbar. Ich glaube auch nicht, dass viele Frauen von heute auf diese Düfte stehen. Es gibt aus meiner Sicht einen Zeitgeist. Und jung und alt?
Ich möchte mit diesem Blog ein wenig Sensibilität im Umgang mit den Kategorisierungen schaffen, zumal auch Parfumo diese Kategorie führt.