Maravilhas

Maravilhas

Rezensionen
Maravilhas vor 10 Jahren 16 3
10
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Ein sanfter Traum
Seit einigen Wochen lerne ich viel über den Geruch natürlicher Ingredienzien bzw. deren synthetischer Äquivalente in Parfums und nehme die Informationen (Erscheinungsjahr, Parfumeur, Duftbestandteile) zu einem Duft mit viel größerem Interesse und Bewusstsein auf als zu der Zeit, in der ich meine ersten Eau de Toilettes besaß. Möge die derzeitige Phase lange anhalten, ich genieße sie sehr.

Wenn ich mir die Umverpackung von Prada Infusion d'Iris Absolue anschaue, fällt mir auf, dass die wesentlichen Duftbestandteile und ihre Herkunft aufgedruckt wurden. Das vermittelt eine gewisse Informations-Transparenz. Auf manchen Fotos wirkt der Flakon so, als hätte man ihn von innen angestrichen. Der Inhalt wirkt in natura nicht so einheitlich mit dem Flakon verbunden und hat eine bernstein-braune Farbe. Stilmittel des Flakons sind das goldfarbene Prada-Etikett mit den vier symbolisierten Achterknoten des Hauses Savoyen und die ziselierte Verschlusskappe in gleicher Farbe. Das gefällt mir sehr gut. Stimmigkeit ergibt sich auch in einer völlig anderen Hinsicht: Ich achte bei einem Duft sehr gerne auf den Bezug zum Chinesischen Horoskop, auf der einen Seite die Flakon- und Umverpackungsgestaltung und den Duft selbst, auf der anderen Seite das Tierkreiszeichen und die Wandlungsphase des jeweiligen Jahres betreffend. Dass das Absolue im Drachenjahr erschienen ist, wird in der Farbe der Umverpackung, einem hellen Grün, und dem Gold des Flakons treffend widergespiegelt - auch wenn der Jade-Stein ein kräftigeres Grün aufweist.

Wie nehme ich den Duft wahr? Die Iriswurzel ist für mich über den gesamten Duftverlauf bis in die Basis zentral erkennbar und den gesamten Dufteindruck bestimmend. Einzigartig, markant, besonders, dabei keineswegs penetrant oder stechend. Ich meine, ihr anmerken zu können, dass sie eine gewisse Zeit im dunklen, kühlen, aber nährenden Erdreich verbracht hat. Im Kontakt mit Mutter Erde hat sie die Fähigkeit, Lebenskraft in sich zu sammeln, genutzt und einem Teil ihrer selbst zu Leben und Wachstum verholfen, so dass er von Luft und Sonnenlicht genährt werden kann. Die Essenz wirkt ungemein sanft, balsamisch und kann sich bestimmt ausgleichend und klärend auf die Stimmung auswirken. Es ist für mich deutlich zu riechen, dass die das Duftgeschehen bestimmende Iriswurzel von etwas Harzigem begleitet wird. Wir wollen es auf das Harz des Pistazienbaums zurückführen, dessen ursprünglichen Geruch ich nicht kenne. Das Mastixharz mag seinen Anteil daran haben, dass sich das Absolue nicht im allzu Leichten, Ätherischen verliert. Es verleiht ihm Wärme und ein bodenständiges Gerüst. Ein Blick auf das Dufttyp-Tortendiagramm überrascht mich, weil Pudrigkeit in meiner Wahrnehmung beim Absolue kein in dem Maße hervorstechendes Merkmal ist, wie es mir zum Beispiel bei Guerlain Habit Rouge, Tom Ford Noir (Eau de Toilette) und natürlich auch bei der EdT- und EdP-Version von Infusion d'Iris aufgefallen ist.

Einige Stunden nach dem Auftragen geschieht etwas Wunderbares: Duftbezogen legt sich nun ein Schalter um. Während die Iriswurzel im bisherigen linearen, ruhigen Duftverlauf bestimmend war, gewinnt nun eine liebliche, nicht zu süße Vanillenote die Oberhand und wird von der rudimentär noch vorhandenen Iris dabei assistiert, ihrer/m TrägerIn ein olfaktorisches Vergnügen zu bereiten. Die Basis ist für meine Nase ein Traum. Wenn in diesem Stadium die beiden Ingredienzien miteinander zu einer wunderbaren Einheit verschmelzen, wird der Duft überaus sinnlich. Von diesem Ausklang möchte ich ab und zu in den Schlaf begleitet werden.

Das Absolue ist meines Erachtens ein zurückhaltender, feiner Duft, was seiner Beständigkeit und Intensität im Nahbereich der Haut keinen Abbruch tut. In meiner Vorstellung ist es ein Duft für die ruhigen Momente im Leben, in denen wir uns mit all unseren Sinnen auf das subtil Schöne konzentrieren können, vornehmlich am Morgen oder am Abend, wenn die akustischen und visuellen Reize zurückgenommen sind. Alleine oder zusammen mit dem geliebten Menschen, dem wir gerne nah sind. Ein Duft, der meines Erachtens dafür geeignet ist, eine achtsame Haltung zu begleiten. Eine Aura und Zeit der ruhigen Besinnung unterstützend, vielleicht auch der Klärung und des Neubeginns. Ich trage ihn übrigens aufgrund der ausgeprägten Harzigkeit lieber bei kühleren Temperaturen. Die limitierte Auflage macht das Absolue exklusiv und weckt sicherlich das Besitzenwollen, wenn es denn gefällt. Je nach persönlicher Vorliebe für eine Duftrichtung oder den Einsatzwunsch kann ihm natürlich der eine oder andere Schwachpunkt zugeschrieben werden, etwa die gemäßigte Sillage, die aber im Kontrast zu manchen zitrischen 'Sommerdüften' alles andere als zu schwach ist oder der bis zum Erreichen der Basisnote lineare Duftverlauf. Aber wer den Charakter des Parfums zu schätzen weiß, kann ihm das nachsehen. Mir erscheint es so, dass den etwas leiseren Düften manchmal Unrecht getan wird. Deren Schönheit mit allen ihren feinen Facetten zeigt sich oftmals erst bei genauerem Hinschnuppern.

Etwas kann ich noch nicht vollständig nachvollziehen: Warum ordnen viele BenutzerInnen das Parfum als orientalisch ein? Wegen der Verwendung von Vanille, deren überdosierte Beigabe einmal bei der Herstellung von Jicky der Überlieferung nach einmal zum klassischen Orientalen Shalimar geführt haben soll? Wegen eines mit ihm verbundenen typisch orientalischen Dufterlebnisses? In Abgrenzung zu klassischen Chypres und Fougères? Oder vielleicht aus einem anderen Grund? Für mich ist die Absolue-Version ein floraler Spezialist, wobei die in der Basis verwendeten Vanille- und Moschusnoten auch Bestandteil des orientalischen Duftkonzepts sind.

Gerade im Vergleich zu manchen als Männerdüfte klassifizierten Parfums, die überaus süß riechen, wundere ich mich über die Einstufung des Absolues als reinen Damenduft.

Ein feines Parfum hat die aus Heidelberg stammende und offenbar seit ihrem 15. Lebensjahr in Frankreich lebende Daniela Andrier kreiert. Ich bin davon angetan. Dieser Duft scheint mir wie geschaffen zu sein für die unter uns, die sich am Genuss von Duftfeinheiten erfreuen können.

Meine Dufteindrücke in Keywords: Iriswurzel, blumig, erdig, erdend, harzig, in Maßen pudrig, mittelstarke Sillage, gute Haltbarkeit, linearer Duftverlauf, natürlich, sanft, ausgleichend, beruhigend, sinnlich, unisex
3 Antworten
Maravilhas vor 10 Jahren 23 10
7.5
Flakon
6
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Igrec, du bist meine natürlich-schöne Frühlingsbegleiterin
Ich möchte ebenfalls meine Eindrücke zu Yves Saint Laurents Y schildern. Dessen Umverpackung ist weiß und schlicht, wirkt aber hochwertig, ja, für mich edel, mit ihren geprägten Falzen an den Kanten und der feinen Kartonqualität. Auf ihr wie auch auf dem Flakon ist in feinen Zügen mit schmalem Seitenschatten ein goldenes Y nebst üblichen Informationen aufgeprägt. Dass die Farbe Gold verwendet wurde, ist, für mich nicht ganz unerwartet, durchaus stimmig mit dem Erscheinungsjahr des Parfums. Gold und Jade sind die Farben des Drachens. Und 1964 war das Jahr des Holz-Drachens. Die kantige Gesamterscheinung macht den Flakon mit seinem großen, goldenen Sprühkopf, der ebenfalls ansatzweise die Umrisse eines Y andeutet, markant und unverwechselbar.

Den Duft nehme ich folgendermaßen wahr: Nein, in der Eröffnung keine Aldehyd-Salve in dem Ausmaß, wie ich sie zum Beispiel bei N° 5 und Diorella bereits kennengelernt habe. Im Auftakt nehme ich eine frappierende Ähnlichkeit mit Mitsouko wahr, mit einem entsprechenden Dufteindruck, den ich als blumig-herb, grün, natürlich, frisch und nuanciert fruchtig beschreiben möchte. Im weiteren Verlauf wird Y dann lieblicher und hautnaher, während er sich von der angedeuteten Fruchtigkeit verabschiedet und ansonsten die Duftrichtung beibehält. Er erscheint mir dabei weniger erdig-herb als der Guerlain-Klassiker. Ähnlich wie beim Verfasser des vorherigen Kommentars entstehen bei mir angenehme Assoziationen mit einer Lichtung, auf der sich Wildblumen und Gräser befinden, die nicht rein süßlich duften, sondern vielmehr die Aura bereits erlebter verschiedener Jahreszeiten mit den damit einhergehenden Temperaturwechseln und Lichtunterschieden sowie des Erdigen in die Luft verströmen. Und damit spürbar vermitteln, dass Mutter Erde und die natürliche Umgebung die Grundlagen für ihr Leben und Wachstum sind. Das Duftbild, das Y in der Herznote malt, zieht sich, allmählich schwächer werdend, bis in die Basis und wird dort von einer sanften, bis zum Ausklang immer lieblicher werdenden holz-ambrierten Note ergänzt.

Es gibt Düfte, die aufgrund ihrer prägnanten, richtungsgebenden Merkmale eine entsprechende Haltung ihrer Trägerin bzw. ihres Trägers nahelegen, ihr/ihm eine bestimmte Rolle manchmal geradezu auferlegen. Dies kann schon einmal karikativ wirken, wenn das vermittelte Bild nicht der eigenen momentanen Befindlichkeit entspricht. Y wirkt auf mich anders. Ich nehme ihn als einen Duft wahr, der mit meiner Haut eine sehr harmonisch aufeinander abgestimmte Verbindung eingeht, was mich zu der Aussage veranlasst: Es passt. Und damit ist er in einer gewissen Weise meinem Bedürfnis nach Authentizität förderlich.

Wie bereits angedeutet, ist Y ein 'leiser' Vertreter mit einer eher zurückhaltenden Sillage, vom Auftakt einmal abgesehen. Die Haltbarkeit ist geringer als beim außergewöhnlich ausdauernden Mitsouko, allerdings gibt es eine ausreichend lange Phase, in der ich die einzelnen schönen Facetten des Duftes nah an der Haut erschnuppern kann. Wir können es auch so sehen, dass es auf diese Weise möglich ist, am Abend noch einmal ein anderes Parfum zu verwenden.

Es ist vielleicht nachvollziehbar geworden, dass ich Igrec als meinen Herzensduft gewählt habe, zumal er in meinem Geburtsjahr kreiert wurde.

Meine Dufteindrücke in Keywords: Blumig-grün-frischer Chypre, natürlich, Wildblumen und Gräser, leichte Fruchtnote (Pfirsisch), mittelstarke Sillage, gute Haltbarkeit, unisex
10 Antworten