Mariechen

Mariechen

Rezensionen
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1 - 5 von 14
Mariechen vor 3 Monaten 2
10
Flakon
5
Sillage
6
Haltbarkeit
5
Duft
Warum Tom, warum?
Ja, es ist ein Tom Ford Duft, der mich am Ende dazu bewogen hat mal wieder eine Rezension zu schreiben. Und nicht irgendeiner, nein, noch dazu der meist diskutierte.
Der Grund dafür ist aus meiner Perspektive simple. Es hätte der beste Vanilleduft aller Zeiten werden können, aber...
Diese ersten 2 Sekunden in denen der Duft dem Flakon entflieht, diese Speerspitze, diese erste zarte Berührung mit dem Duft, das ist die vollkommene Vanille. Für mich zumindest. Aber schon direkt danach, bereits in der Kopfnote entwickelt sich eine undefinierbare, komisch stechende und dennoch von mir stumpf wahrgenommene, chemische Komponente, die diese vorsichtige Flucht der zarten, lieblichen und alle Akkorde in sich vereinenden Vanille in einen Tiefen Abgrund zu reissen scheint. Eine Hand greift nach dem Tageslicht, aber der chemische Dämon hat kein Erbarmen. Darauf folgt betroffene Stille. Auf der Haut kann ich die Vanille nun nur noch sehr sehr leise wahrnehmen, es ist noch eine Erinnerung, zugedeckt von flüssiger Tupperware, ich kann es nicht besser beschreiben. Im Raum jedoch.... verlässt man ihn, lüftend und betritt ihn später wieder, herrscht diese Erinnerung an die sanften wohligen, lieblichen Klänge einer frisch aufgeschnittenen, gerade erst zu Ende fermentierten Vanilleschote. Wäre es das allein gewesen, es wäre sicherlich ein Favorit für mich geworden, auch ohne grosses Spektakel drum herum.
Leider entwickelt er sich, für meine Nase zumindest, danach nicht grossartig weiter. Er wird süsser, die Bittermandel kommt zum Tragen, das Thema Weihnachtsbäckerei... ja, ich verstehe, dass es bei dem ein oder anderen aufkommt. Ein Gourmand ohne Höhen und Tiefen, abgesehen von der Enttäuschung, die mich bereits getroffen hat. Die chemische Decke bleibt bis zum Schluss, auch wenn sie sich in den Hintergrund zurückzieht. Die Basis, der Schlussakkord, gefällt mir noch am besten. Versöhnlich warm, nicht zu süss, aber eben nicht spektakulär, die frische Vanille ist verschwunden. Nichts wofür ich die vom Hause Tom Ford geforderten Summen anfassen würde.
Ich habe keine Ahnung an welcher Stelle hier Sex, egal welcher, zum Tragen kommen sollte, die einzigen Assoziationen die ich mir damit herzuleiten im Stande bin, haben mit Reinigungsmittel und Plastikfolie in deutlichen überwärmten Räumlichkeiten zu tun. Nichts, aber auch wirklich gar nichts daran wäre sexy. Aber vielleicht sollte es ja auch genau so gedeutet werden. Wer weiss.

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Mariechen vor 8 Jahren 6 3
6
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
8.5
Duft
Zum Glück verspricht die Verpackung nicht, was wirklich in ihm steckt!
Ehrlich gesagt - wesentlich besser zu dem Duft würde wohl als Flakon ein handgefertigter Steinguttopf aus der Provence passen, denn eine Sache, die mich schon als junge Frau mit 16 Jahren das erste Mal zu diesem Duft hingezogen hat, war die durchgehend von einem weichen, aber würzigen Lavendel getragene Kräuterwiesenatmosphäre die er versprüht und die ich tatsächlich ganz ähnlich an warmen Sommertagen bei Wanderungen in der Natur zwischen Cannes und Grasse vernehme. Er zeichnet sich nicht durch extreme Höhen und Tiefen aus. Es ist nicht so, dass der erste Sprühstoss einem Zitronenwasser ins Gesicht spritzt und die Basis sakrale, weihrauchschwere Stunden verspricht. Es ist ein durchgehend verlässlich krautig-weicher Herrenduft. Die Entwicklung von Kopf bis Basis verläuft eher ruhig, eben als wäre man am späten Nachmittag im Hinterland von Cannes losgezogen und würde sich gegen Abend kurz bevor man die ersten Siedlungen vor Grasse erreicht im nun mehr sanften immer noch Kräuter und Lavendel bewachsenen, aber nun von mehr Gehölz dominierten Hain zur Ruhe betten.
Ein schöner, weicher, naturnaher Duft. Irgendwie skurril, nicht wahr?
3 Antworten
Mariechen vor 8 Jahren 5 5
2.5
Flakon
5
Sillage
2.5
Haltbarkeit
10
Duft
Wunderbare Komposition - wo bleibt das Eau de Parfum?
Die Wahrheit ist - die meisten "& other stories" Düfte sind in meinen Augen, oder besser gesagt, für meine Nase, zum Sterben schön. Ganz ehrlich. Die Kompositionen sind teilweise wirklich ungewöhnlich, manchmal aber auch wohlig vertraut mit dem Wiedererkennungswert einer liebgewonnenen, olfaktorischen Kindheitserinnerung. Ich kann mich kaum satt schnuppern. Das Problem allerdings, welches ebenfalls alle, zumindest für mich, inne haben ist, dass sie relativ schnell "VERduften". Das kann man ihnen natürlich nicht ankreiden, denn es sind am Ende des Tages nur "Body Mists". Also echte DuftWÄSSERchen. Mir unverständlich, weshalb es nicht auch Eau de Parfums dieser feinen Lüftchen gibt - aber nun gut.
Lasst uns zum eigentlichen Duft kommen dem Arabesque Wood. Anders als der Titel versprechen könnte, wird man nicht in tiefdunkle Hölzer getaucht, die den Duft von Jahrhunderten in ihren aufwändig gearbeiteten ornamentalen Mustern geborgen halten. Man findet sich nicht unverhofft in Serge Lutens opulentem Palast wieder, an seiner Wandtäfelung schnuppernd. Nein. Vielmehr hat man das Gefühl einer rituellen Reinigung beizuwohnen. Die vielleicht durch ein solches, arabisches Holzornament beobachtet werden kann.
Frische ist der grosse Schwerpunkt des Duftes. Bereits beim Aufsprühen entfaltet sich eine sagenhafte Mischung aus weichem Zitronen-Ingwer Wasser, welches an Tiefe und Reinheit gewinnt, sobald der erste zitrische Rausch vorüber ist. Das ist auch der Moment an dem ich mich sehr, sehr stark an die frisch gewaschenen Bettlaken erinnert fühle, welche meine Mutter, als ich Kind war, im Sommer oft zum Trocknen draussen aufgehängt hat. Der warme Sommerwind, der durch das nasse Leinen wehte und mit ihm eine verführerische Symbiose einging, deren Odeur mir beim Spielen immer wieder begegnete - das bildet das Herz von Arabesque Wood für mich. Denken wir nun zurück an unsere rituelle Reinigung hinter der Holzvertäfelung unseres arabischen Tempels, so würde nach dem Bad im Zitronen-Ingwer Wasser, ganz logisch die Trocknung in feinen Leinentüchern folgen, die genährt sind von den heissen Dämpfen im Raum. Schlussendlich kommt mit der Kombination aus Moos und Oud tatsächlich noch etwas verschwunschenes Holz ins Spiel. Es ist aber nur ein dezenter Hauch, der einem beim Verlassen des Bades, durch die Holzvertäfelung entgegengeweht kommt, während man noch eingebettet in seiner heilen Zitrus-Leinen Welt dem restlichen Tag entgegen tänzelt. Das Ganze dauert nicht mal eine knappe Stunde. Danach schlägt man auf dem harten Boden der Realität auf und stellt fest - es war nur einen leises, fröhliches Gedankenspiel.
Daher nutze ich die Body Mists vorallem gerne vor dem zu Bett gehen, weil sie einem in kuschelige, wohlige Träume entlassen, deren Fehlen am Morgen danach man leichter verkraften kann, als mitten im Tag.
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Mariechen vor 8 Jahren
5
Flakon
7.5
Sillage
5
Haltbarkeit
5
Duft
Blumenbouquet ertränkt in Orangenblütenwasser
Zum Geburtstag erhielt ich von einer Freundin ein kleines bunt gemischtes Probenpaket der 1000 Flowers, nachdem ich ihr in dem halben Jahr zuvor mit meinen Urlaubserlebnissen in Grasse das Ohr abgekaut habe. Jessica September Buchanan die Nase hinter 1000 Flowers ist Kanadierin, die ihr olfaktorisches Glück in Grasse suchte, sich dort am renommierten Institute of Perfumery ausbilden liess, um schlussendlich auch gleich Wurzeln zu schlagen. Sie hat Einflüsse von allen Seiten mitgenommen. Natürlich auch aus ihrer Heimat und vorallem ihrer Kindheit.
Ich muss allerdings leider zugeben, dass keine ihrer Kreationen für mich ein wirklich sagenumwobenes Erlebnis darstellen.
Begonnen habe ich mit Narcotic Flowers, das keinesfalls seinem Namen Ehre macht wie beispielsweise Nasomattos betörende und schon beinah erdrückend schöne Narcotic Venus. Zwar wird der Versuch gestartet mit einem möglichst reichhaltig opulenten Bouquet aus Jasmin und Tuberose eine betäubende Wirkung zu erzielen, tatsächlich entwickeln beide Nuancen aber im Laufe der Zeit eher eine bohrende Seifigkeit, die ein wenig an die guten Supermarktseifen der 80iger Jahre erinnern. Nett, nicht spektakulär, aber auch nicht untragbar. Ein wenig verstaubt vielleicht, vermutlich habe ich mich deswegen die ganze Zeit gefragt, woran mich der Duft nur erinnert, um schlussendlich festzustellen - an irgendeinen Parfum, das meine Mutter in den 80igern trug.
Für mich persönlich wirklich unsäglich unangenehm war allerdings vorallem der Orangenblütenwasserregen, der sich zwar hier nicht in der Duftnotenliste befindet, aber auch am Pröbchen angeschrieben steht. Er ertränkt in den ersten Minuten bedinungslos alles was sich auch nur zaghaft versucht empor zu retten. "Keine Chance, kein Erbarmen, ich komme aus Grasse, hier ATMET man Orangenwasser, ob es euch beliebt oder nicht!" So meint man die Kopfnote tönen zu hören. Es ist aber nicht die feine, liebliche, die Nase umtänzelnd- verführerische Variante, die man zum Beispiel von köstlichen, frisch gebackenen, warmen Fougassette in den Gassen der Stadt kennt. Nein, es ist eine herrische, zänkische, nagende Orangenblüte, die sich erst langsam und stets beleidigt in eine Ecke zu setzen vermag, wenn Jasmin und Tuberose gemeinsam den Schritt ins Rampenlicht wagen. Rose und Magnolie kann man an dieser Stelle vorsichtig erahnen, die Vanille hat vermutlich in den schattigen Untiefen des Duften das schlimmsten Orangenwassergezeter abgefangen, aber zur wirklichen Abrundung kommt sie nicht vorbei. Absinth und erst recht Leder bleiben mir gänzlich verschlossen. Und so bleibt der Duft zwar ein sehr blütenlastiger, floraler Mix mit einem stets beleidigten Orangenwassergrundton, aber eben auch nicht wirklich viel mehr.
Wer es gern blumig-seifig mag, kann ihn probieren, er könnte zum Alltagsduft taugen.
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Mariechen vor 10 Jahren 3
7
Duft
Wenig mysteriös
Ja, ich gebe zu mit dem Namen und dieser Flakonoptik hatte ich mir ein Bild zurecht gemalt, von der mysteriösen Frau im tief dunkelblauen Samtkleid, kühl, distanziert und doch so vielschichtig und tiefgründig. Vielleicht ein wenig verrucht, auf jeden Fall undurchsichtig.

Der Duft - auf meiner Haut im ersten Moment eine Überraschung. Was ich wahrnehme ist und ich musste meinen Verstand selbst in Zweifel ziehen, deswegen auch mehrfach zu unterschiedlichen Zeiten testen - Papier. In einer alten Bibliothek. Nicht verstaubt (!), aber auch nicht mehr druckfrisch. Kein Hauch von Tinte oder Druckerfarbe, sondern reines, handgeschöpftes, sehr trockenes Papier. So habe ich die Kopfnote erlebt. Im ersten Moment. Ich denke es handelt sich da um die Kombination aus einer sehr, sehr trockenen, fast holzigen Schokolade und der Iris, die eine solche Erinnerung aufkommen lässt. Beide Komponenten nehme ich auch separat durchaus wahr.

Was dann folgt wird weicher, blumiger...eine sehr facettenreiche und süsse Iris entfaltet sich. Die Ecken und Kanten dieser Blume wurden durch die Vanille und Schokolade abgeschleift, ohne dass eine der beiden Aromen irgendwann in irgendeiner Form in der Vordergrund rückt. Der holzige Unterton der Schokolade zeigt langsam was ihm zu Grunde liegt - Weihrauch! Jetzt ergibt irgendwie alles einen Sinn. Aber wirklich deutlich kommt auch dieser nie zum Vorschein, er lässt sich nur als schokoladiges Beiwerk erahnen.

Ich gestehe dies kann man tatsächlich eine Komposition nennen. Das Duftorchester spielt eine Symphonie, die keine wirklichen Soli zulässt, aber harmonisch und wohlgefällig genug in die Nase geht, dass dies gar nicht unbedingt von Nöten ist.

Dennoch, Herz und Basis sind eben nur wohlgefällig. Harmonisch, schön, vermutlich für sehr viele Frauen überaus tragbar, aber eben keine wahre Offenbarung. Das Double, der blauen Dame, die in meinem Kopf durch die Szenerie schritt. Leider nicht mehr, aber auch nicht weniger.
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