MariellaMmmh
Mari's matter
vor 3 Jahren - 24.10.2020
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Morgenluft

Ich komme grad lächelnd von einem ausgiebigen Spaziergang mit meiner Aussie-Hündin zurück. Wir gingen in der Dunkelheit los und kamen mit den Sonnenstrahlen im Gesicht (bzw. Schnauze) wieder. Das liebe ich total: Die Ruhe bevor alles aus den Löchern kriecht und rumwuselt. DIe Luft morgens riecht unverbraucht, frisch und klar. Gut, ein wenig wurde das Luft-Duft-Erlebnis heute von einer Nachbarin, die schon offenbar an einem Schmorkohlgericht rumkocht, vermiest. Umso froher war ich, als ich plötzlich von irgendwoher einen lieblich warm-süßen Duft vernahm. Ein Duft, den ich so oder so ähnlich schon kannte, jedoch keinem Flakon zuordnen konnte. Ich schaute mich um, sah aber zunächst nichts und niemanden. Gut, es war ja auch noch dunkel und ich ließ mich im Halbschlaf von meiner Hündin sicher durch die Gegend führen. Irgendwann sah ich eine Gestalt, dick vermummt mit Jacke und Mütze. Das Temperaturempfinden, genau wie die Duftwahrnehmung, variieren ja stark von Menschlein zu Menschlein. Ich fand es sehr mild, was gut war, denn ich war versehentlich im Pyjama und Strickjacke unterwegs.

Der Duft den ich vernahm, vermochte nicht so sehr zu der Erscheinung des (aus meiner Sicht) älteren Herren zu passen. Ich schaute mich um, konnte aber zunächst nichts und niemanden sehen. Auf die Nase meiner Hündin war wie immer Verlass. Sie witterte etwas im hohen Gras der Wiese, an der wir grad lang gingen. Dann kam auch was raus, und ich wunderte mich, dass jemand einen Hamster spazieren führt. Der Hamster jedoch machte sofort alarmierende Geräusche, die fast wie ein Bellen klangen, um seinen Besitzer auf die nahende Gefahr hinzuweisen. Der Besitzer zog in Seelenruhe an seiner Zigarette und meckerte auf den Hamster ein. Dieser entschied sich dann, uns doch zu mögen und freute sich, als wir näher kamen. Wir begrüßten uns zunächst lakonisch, als der Hamster sich dann als eine Art kleiner Hund erwies. Er verliebte sich offenbar augenblicklich und heftig in meine Hündin und schwirrte um sie rum. Durch das um uns Rumgerenne und Gequieke merkte ich, dass der Duft von der kleinen Fußhupe kam, "Oh, da hat sich jemand aber hübsch eingeduftet für die Hundedamen", sagte ich grinsend. Der Herr schaute mich an und meinte "Um Gottes Willen, das ist meine bescheuerte Frau". Ich staunte, musste dann aber lachen als ich sah, dass er auch lachte. Er erklärte mir, dass Frauchen duftbessesen sei und immer sehr eingedieselt durch die Gegend renne. Und da sie mit Muffin, dem kleinen Hamsterhund, immer sehr ausgiebig auf dem Sofa kuschelt, riecht der halt dann so wie sie. "Das arme Ding", sagte er schließlich. Meine Hündin schien wenig begeistert von Muffin und setzte sich zwischen meinen Beinen hin. Muffin gab echt alles, um sie von seinen Qualitäten zu überzeugen. Dann kam er zu mir und ich merkte, wie goldig der Racker war. Ich bückte mich zu ihm und streichelte ihn. So konnte ich noch einen tieferen Zug nehmen. "Na, was trägst du denn heute für einen Duft?" fragte ich Muffin, welcher so sehr mit seinem Hinterteil wackelte vor Freude, dass ich dachte, er kolabiere gleich. "Oh, er mag dich. Er mag Fremde nicht und schnappt immer, dieses dumme Viech!" sagte der Besitzer. Ich glaube der schlaue Muffin wollte sich nur einschleimen um die Dame seines Herzens zu erobern. Ich schaute zu meiner Hündin, welche gähnte. Muffin jedoch gab alles. Herrchen erklärte mir, dass Frauchen sich grad eine neue Flasche vom Einkauf mit nach Hause brachte. "So eine rote oder orangene Flasche, irgendwie von James Bond. Meine bekloppte Frau ist in Sean Connery verknallt und meint nun, sie wäre ein Bondgirl." Er lachte, aber nicht auslachend sondern entzückt. Er liebte seine Frau, das konnte man sehen. Nun wusste ich also, dass Muffin nach Bond roch. Er roch überraschend gut. Eine samtig weiche Wolke aus Früchten und Blüten mit vanilligen Unterton schwebte über dem kleinen Wirbelwind.

Nun ging bei mir aber das Kopfkino los. In manchen edlen Parfumhäusern wird ja nicht an Papierstreifen getestet, sondern auf Federn. Ich malte mir aus, wie die nun Hunde damit besprühten:

"Haben sie auch ein Langhaarmodel? Das kommt meinem Gatten wesentlich näher" oder "Haben sie auch einen Hund ohne Haare?" "Ich pflege meine Düfte nur an Katzen zu testen." Ich gluckste, und mir war klar, dass das nicht nur aus platztechnischen Gründen niemals möglich wäre, aber die Vorstellung amüsierte mich. Douglas und die zoologischen Gärten in Kooperation. "Bitte den Duft, den der Affe da hinten auch trägt!"

Muffin tanzte, meine Hündin schlief. Ich lachte und erklärte dass wir nun nach Hause müssten. Also musste Muffin sich von meiner Hündin verabschieden, was ihm nicht gefiel, und wir Damen machten uns auf den Heimweg, immer dem Schmorkohlgeruch von Frau B. nach. Offenbar hatte sie nun Zwiebeln und Schinken dazugepackt. Es fehlte aber Salz.

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