Marzipan

.. Komm, lass uns zwischen den Olivenhainen spazieren gehen, Pistazien essen und uns kennen lernen. Barfuss den Hügel empor. Natur, wie mediterran und schön Du bist. Oben setzen wir uns unter Deinen Bäumen ins Gras. Du kitzelst uns unter unseren Füssen. Die Sonne kitzelt in der Nase und Du lässt mich träumen. Heimliche, erste Liebe - Du weisst es. Ich verliebe mich - leise - in Dich.

Un Jardin à Cythère fängt für mich wunderbar diese Glücksgefühle ein, wenn man zum ersten Mal verliebt ist und es noch niemandem gesagt hat. Noch nicht einmal dem Auserwählten.

Für mich ist dies ein sehr gepflegten Duft, den ich gerne tragen würde. Er hat etwas Liebevolles an sich, für Freizeit geeignet, zum Date oder auch zur Arbeit, für adrette Businesswomen oder Businessmen, ohne busy zu sein. Im Drydown nehme ich nur noch Olive und Pistazie wahr, in sehr natürlicher Hermes-Manier.

Für mich ein absolutes "Mais Oui".

Lass uns also zwischen den Olivenhainen spazieren gehen, Pistazien essen und uns kennen lernen.

Dieser Duft ist absolut speziell und ich habe noch nie etwas Derartiges als Parfum gerochen.

Er startet wie Sanbitter. Mit der prickelnden Kohlensäure, mit diesem angenehm süss bitteren Einschlag. Ich glaube, davon nippen zu können..

Wenn die Haselnuss sich dazu gesellt, freut sich mein Duftherz. Ich liiiebe Nüsse in Parfums! Haselnuss ist zwar stark vertreten (wie das typische Nussyoghurt) und gelungen in diesem Duft, aber sie wird durch das Floral in eine Richtung getwistet, die ich nicht so sehr mag. Da rieche ich wirklich diesen alten, verstaubten Puppenkopf mit den klimpernden Kulleraugen, der hier schon des öfteren erwähnt wurde. Für einen kurzen Moment wird mir richtig mulmig davon.. uff.. :-)

Ich finde mich innerlich vor einem weissen Latina-Wandschrank wieder. Gehört er mit bemalten Details in Lindgrün und - eben dieser dunkelblond gelockten Puppe mit vergilbtem Gesicht, roten Wangen und eben diesem Geruch am Kopf. Ich fühle mich, ehrlich gesagt, etwas verloren. Der Geruch wird etwas abgemildert durch das angebrannte Holz, was das Dufterlebnis wieder angenehmer macht. Wir verlassen dieses einsame Haus.

Nun sind wir mitten auf der Pampa, Weihrauch verleiht dem Landschaftsbild unendliche Weiten. Mitten im Film "Spiel mir das Lied vom Tod" finde ich mich vor diesem knarrigen Holzhaus mit dieser Puppe im Arm und Melancholie im Herzen. Ganz zum Schluss des Drydowns setzt sich noch Libuše Šafránková aus "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" neben mich und wir teilen uns Sanbitter und ihre lieblichen Vanillekipferl.

Sanft, nostalgisch.. Genau so riecht Adios Pampamia für mich. Melancholie schwingt klar mit, das Gegenteil von oberflächlich, voller Emotionen und niemals gleichgültig. Und Ennio Morricone's Musik passte perfekt dazu! Die Trägerin des Duftes wäre natürlich Claudia Cardinale, alias Jill McBain aus dem legendären Streifen "Spiel mir das Lied vom Tod".

Ich bin duftbezaubert von Adios Pampamia und etwas verstört zugleich. Er ist sehr gut gemacht verleiht der Frau, die ihn trägt unglaublich viel Charakter und Tiefe. Auch Wehmut.. Ennio Morricone kann dieses Gefühl, Tango Argentino hatte es schon immer gekonnt, Ferdinand der Blümchenstier und auch Adiós Pampamia von La Martina verleiht es meiner Haut. Mir muss danach sein, sonst leg ich den Duft gar nicht erst auf. Die Vanille am Schluss vom Drydown jedoch, schenkt Hoffnung und Geborgenheit.

Ich finde, eine Frau braucht Mut zu diesem Duft. Er ist zwar leicht und zart, aber dies auf eine sehr spezielle Art und Weise.

Der Duft startet mit reifen Birnen und mit einer Limette inklusive Schale. Als hätte man sie frisch vom Baum gepflückt. Die Duftnoten wurden hier sehr gut getroffen.
Bald kommt die grüne Mandel durch, die mir in diesem Duft sehr gut gefällt. Zu meinem Entzücken bleibt sie bis zum Schluss.

Die wilde Aromaparty, die sich im Herzen eröffnet zwischen Birne, Pfingstrose, Dragée und schlussendlich Amber, macht mir, ehrlich gesagt, Kopfschmerzen. Vanille versteckt sich hinter der Mandel, weil sie schüchtern ist.

Dass sich Brit im Drydown beruhigt vom anfänglichen Überschwang, halte ich dem Duftverlauf zugute. Als hätte Burberry die Ausgelassenheit der Briten eingefangen und sie mit einem ausgezeichneten Drydown besänftigt. Dieser heisst Mahagoni. Mit ihm bekommt der Duft jetzt erstmals einen Sinn für mich. Nun wirkt Brit aufgeräumt, reif, strahlt Sicherheit aus, Sachlichkeit, etwas trocken ist er ja auch - und kann natürlich sophisticated - Very british, eben.

Von diesem Duft darf man nichts Junges oder Verspieltes erwarten - viel zu gern zeigt er seine Klasse, auf zurückhaltende Weise. Wer es auf die britische Art mag, wird mit Brit glücklich werden. Wer nach
Unverbindlichkeit sucht, sollte lieber zu einem anderen Duft greifen.

Diese britische Lady, die Brit gerade trägt, ruht gemütlich in sich, in einem Schaukelstuhl, ihren Blick richtet sie versonnen zu ihrem treuen Freund. Wie sich ihr Dackel dankbar an ihren Füssen wärmt, geniesst sie absolut.

Britty, ihr Liebling, wirft ihr einen getreuen Blick zu, stupst sie zärtlich an und erntet ihr liebevollstes Lächeln. Helle Atmosphäre, liebevoll, versteht sich auf Sicherheit. Ihre Worte versprechen: "Life's good, Britty. Life's good."

Amande startet bei Kälte sehr ähnlich wie ein prickelndes Mineralwasser, aromatisiert mit einer Héliotrop-Infusion.

Feuchttücher und Babypuder überschatten die Mandel auf meiner Haut, sodass mich Amande enttäuscht stehen lässt.
Leicht und luftig ist er zwar - trotzdem lässt er wenig Platz für einen Auftritt der ersehnten Mandel.

Amande.. Du bringst mich auf eine Idee.
Du bist wie ich - Du brauchst Wärme!

Da ich Kälte hasse, und offensichtlich auch Amande, werden wir uns sympathisch. Zuhause halte ich bei 22 Grad meine Nase nochmals gegen mein rechtes Handgelenk. Und tatsächlich: Du streckst mir Deine grünen Arme entgegen und ziehst mich in eine wohltuende, fluffige, dezent mandelige Umarmung. Bist nicht bitter, auch nicht marzipanig, sondern ganz dezent, fein, edel.. (im Hintergrund spielt Es Sheeran's Afterglow).

Weisst Du eigentlich, wie schön Du bist, wenn es wärmer wird?
Und weiss Prada, dass Du Deiner Namensschwester, Amande von L'Occitane, zum Verwechseln ähnlich riechst? In beiden Fällen vermute ich ein Ja. Das ist diese Mandel, die ich bei diesem kühlen Wetter so vermisste (na gut, ein Ticken Helio ist mir immer noch zu viel drinne. Zum Glück aber keine Vanille) Aber das ist ja bekanntlich Geschmacksache.

Fazit:
Amande ist für mich, wegen des starken Héliotropeinschlags, noch kein definitiver Kaufkandidat. In dieser Preisklasse hätte ich mir einen Duft für jede Jahreszeit vorgestellt - wenn eine Mandel erst ab 22 Grad sich beginnt wohlzufühlen, dann.. naja, ist sie, zugegeben, genau wie ich - und tja, nur ebendann wird dann auch erst mein Wunsch nach einem Klasse Mandelduft wahr. Aber eben: nur bei Wärme ... 'till the Afterglow.

Die Improvisation, eine plastische Mandel zu kreieren, wirkt etwas gewollt und etwas an der authentischen Mandel vorbei. Ich rieche diese italienischen Hochzeitsmandeln heraus, sie sind nicht zu süss, wollen aber ein bisschen angeben.

Der Duft startet süsslich-diffus und seine alkoholische Likörnote verfliegt relativ schnell. Es wandelt sich zu einer fruchtigen Zitrik, die mich ein bisschen an kandidierten Früchte erinnert. Sternanis schafft Weite und untermalt eher, als dass er gelten wollte. Dieser Eindruck ist eher dumpf, pastellig-aquarell-verschwimmend. Noch keine Assoziationen zu Mandeln. Die Begleitung von stark strahlendem Ylang macht das Bild nicht besser: Diese Mischung wirkt sehr ähnlich wie Bubble Gum oder zumindest tiaréähnlich.. Die Mandel rieche ich, wenn, dann sehr dezent, es ist eine leichte Mandel, welche absolut nichts mit Marzipan oder dergleichen am Hut haben will. Süsslich ist der Duft bislang schon, eher weiblich, durch den floral fruchtigen Einschlag.

Sobald die Basis die Herznoten in Empfang nimmt, erhält dieser
Fruchtzucker-Mandel-Schnuckel seinen letzten Schliff. Bourbonvanille beschenkt ihn mit einer crèmigen Zartheit, ohne zu beschweren. Mein liebster Teil dieses Duftes ist, wenn die Libanonzeder die sizilianische Hochzeitsmandel küsst. Die Zeder ist quasi für die Imitation der Mandelschale verantwortlich und dies ist Acqua di Parma wirklich gelungen. Ich weiss nicht, wie Tolubalsam riecht, aber ich denke, es sollte die leicht herbe, natürliche Note von Mandel unterstützen. Moschus gibt den ganzen Noten nochmals eine sanfte Verbindung zueinander.

In diesen Hochzeitsmandeln suche ich bislang vergeblich nach meinem gewünschten, authentischen Mandelerlebnis. Zeder bewahrt den Duft zum Glück vor einem Zuckerschock.

Für Damen ist der Duft nicht zu süss, aber er gibt einiges an Klasse vor, finde ich. Auch an einem charmanten Mann stelle ich mir den Duft schick vor, aber ein bisschen zuckerschnütig auf italienischem Pozellantellerchen wirkt er dann schon. Man hätte den Eindruck, dass er sehr viel auf sich hält, was wiederum nicht mein Fall wäre.

Alles in Allem hätte die echte Mandel noch stärker zum Zug kommen können. Mir ist der Ylang etwas zu stark vertreten, wie auch die Pastell-Zitrik. All dies bringt uns nicht unbedingt näher zu einem echten, authentischen Mandelerlebnis. Aber nach Sizilien:)) Die Libanonzeder macht den Duft auf jeden Fall besser. Für Liebhaber von knackigen, italienischen Hochzeitsmandeln kann dieser Duft der ideale Begleiter sein, denn er ist schick und gepflegt. Zu Kinderfesten habe ich den Duft bisher am liebsten getragen.