Maxyz

Keine Sorge, dass Parfum riecht gar nicht nach einem Kellerbier.
Was mich jedoch auf den Titel kommen ließ, ist erstens die schöne Farbe, die in Richtung Bernstein geht und einem Kellerbier doch recht nahe kommt. Und die Eröffnung des Parfums, dazu jedoch gleich mehr.

Ambre Nuit habe ich das erste Mal auf der Taufe meines Patenkinds in Polen gerochen. Ich dachte mir schon beim ersten Hauch, der an mir vorbei wehte: Dieser Duft ist eine Perfektion.

Die Location, in der wir die Taufe gefeiert haben, war eine alte Grundschule in einem kleinen Dorf in Polen, welches von Feldern und Bäumen umschlossen war. Polen hat immer noch sehr viele kleine und ländliche Dörfer, die meist nur aus wenigen Häusern bestehen, daher ist dort noch sehr viel Forst.
Für mich war es das erste Mal, dass ich einen Duft einer Location bzw. einem Geschehnis in meinem Leben zugeordnet habe. Man kennt es ja normalerweise von Liedern, die einen an einen Ort zurückbringen, den man mit diesem Lied in Verbindung bringt. Hier allerdings war es das Parfum. Ich sehe mich und meinen Opa, wie wir beide im April zusammen auf dem ehemaligen Pausenhof zusammen sitzen und das ein oder andere Bier zusammen trinken, die Natur genießen und einfach über Gott und die Welt reden. Das Harz trieft nur so aus einigen Bäumen und man könnte fast meinen, dass wir so lange dort sitzen, dass wir die Entstehung einzelner Bernsteine miterleben können.

Als ich wieder zurück in Deutschland war, habe ich es mir natürlich direkt auf der Dior-Seite bestellt - angekommen ist es noch in der gleichen Woche. Ich konnte natürlich nicht anders, als es direkt an mir auszuprobieren. Auch hier wieder eine Überraschung: im Opening kommt noch der Grapefruit so sprudelnd heraus, was dem ganzen etwas zitrisches gibt. Fast so, als würde man eine Fanta Grapefruit öffnen, genau das gleiche Empfinden hatte ich mit Ambre Nuit.

Ambra ist bekannt dafür, dass es doch sehr süß und schwer werden kann. Bei diesem Parfum, handelt es sich jedoch um ein frisches Ambra, das nur dezent süß und perfekt ausbalanciert ist. Die Rosenblätter schweben nur so an einem vorbei, als würden sie einen auf dem ganzen Körper streicheln, den Duft aber gar nicht feminin wirken lassen.

H&S sind auf meiner Haut sehr gut. Muss aber dazu sagen, dass ich zu dem Zeitpunkt viel mit Body Lotions gearbeitet habe, da ich mit trockener Haut zu kämpfen hatte. Aber trotzdem kommt der Duft auf seine 8 Stunden bei mir, mittlerweile auch ohne Lotion. Ein Complimentcatcher ist er meiner Meinung nach nicht, zumindest habe ich zu ihm nur wenige bekommen. Ich finde aber das ist auch gar nicht der Sinn des Parfums. Ich trage ihn, weil er bis heute noch mein Lieblingsduft ist und er erstens perfekt zu meiner Perönlichkeit passt und zweitens ich mich immer an den schönen Tag mit meinem Opa erinnere.

Ich bin kein Mann der vielen Worte, allerdings wollte ich meinen ersten Kommentar, meinem ersten Duft widmen.

Als kleiner Mann, ist es denke ich nicht üblich, dass man sich wirklich für Düfte interessiert und nach dessen Duftnoten schaut, oder sich viel damit befasst. Man schnappt sich das nächst beste Parfum aus der Drogerie, oder dem Douglas in der Stadt und trägt das dann Jahre lang. So war es zumindest bei mir mit One Million und Invictus.

Irgendwann kam dann der Zeitpunk, in dem ich anfing wieder viel Zeit mit meinem älteren Cousin zu verbringen (bei uns sind es Ups und Downs - mal treffen wir uns Monate lang, dann wieder Jahre nicht). Jedenfalls habe ich ihn da als einen Parfum Enthusiasten kennengelernt. Ich muss dazu sagen, dass er sehr oft seine Persönlichkeit wechselt und demnach auch neue Interessen entwickelt. Als wir im Frühjahr durch die Frankfurter Innenstadt bummelten, führte er mich in einen Douglas, weil er mir seine Lieblingsdüfte an's Herz legen wollte. Einer davon war eben Givenchy Pi. Ich war eher gelangweilt, weil ich damals noch keine Nase dafür hatte, mich durch unzählige Düfte zu schnuppern. Er bestand aber darauf, dass ich mir Givenchy Pi doch mal auf das Handgelenk sprühen sollte. Gesagt, getan: er sprühte ihn mir großzügig auf und ich schnupperte erst vorsichtig dran. Da ich noch nicht einen so ausgeprägten Geruchssinn hatte, konnte ich die ganzen Bestandteile nicht richtig zuordnen, weil mir eher alles auf einmal entgegen kam. Aber trotzdem hatte ich gefallen daran. Es war für mich ein sehr edler Duft, den ich zuvor noch nicht gerochen habe. Trotzdem hatte ich irgendwie ein Bild von Marzipan im Kopf - auch heute noch. Als wir dann auf dem Heimweg waren, musste ich ständig am Handgelenk riechen, weil es für mich, wie eine neue Welt war, die sich durch diesen Duft geöffnet hat.

Zuhause angekommen, fing dann auch die Recherche an, was denn alles in dem Duft steckt. Ich bemerkte, wie vielseitig so ein Parfum doch eigentlich sein kann - von Mandarine und Zitrone, bis hin zu Mandeln, Zeder und Tonkabohnen. Hier fing dann meine Reise an - die Suche nach DEM Parfum, die ja bekanntlich nie enden wird.

Eine Woche später bat ich dann meine Mutter mir das Parfum zu kaufen. Auch wenn es für damalige Verhältnisse ein ziemlich hoher Preis für mich war, wollte ich es unbedingt haben. Meine Mutter willigte ein, da ich ein Jugendlicher (15 Jahre) war, der sich schon mit Kleinigkeiten zufrieden gab und auch sonst keine großen Bedürfnisse und Wünsche hatte. Ich strahlte wie ein Honigkuchenpferd, als ich den Duft dann in der Hand hilft und ihn direkt zum Treffen mit den Freunden tragen konnte.

Nun aber genug Geschichte und zum eigentlichen Thema:
Der Duft erinnert mich auch heute noch stark an Marzipan, ob im Opening, oder im Drydown. Dieser Marzipan, wird durch die Zeder und den Tonkabohnen zu einem robusten Charakter. Dieser Charakter bringt mich in Gedanken immer in eine Holzhütte im Wald, in der man an einem Winterabend, mit seiner Oma zusammen Marzipan Plätzchen und Vanillekipferl backt. Ein für mich sehr gelungener Duft, den ich auch heute noch gerne im Winter tragen, wenn ich über den Weihnachtsmarkt stolziere. Perfekt abgerundet und die Mandarine, Mandeln und Vanille Mischung passt sehr gut zusammen. Ich würde schon fast sagen, man hätte diese nicht besser zusammenfügen können, wie in Givenchy Pi.

Die Haltbarkeit ist bei mir sehr gut. Es ist kein Beast, das 10+ Stunden hält, aber 8 Stunden kommen auf meiner Haut gut hin. Die Sillage ist meiner Auffassung nach auch spitze. Werde heute noch oft auf den Weihnachtsmärkten darauf angesprochen und man weiß ja, dass bei solchen Menschenmengen das Parfum schnell mal unter geht, aber dieser setzt sich bei mir sehr gut durch.