McScent
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In der Tat - überraschend!
Jil Sanders Düfte sind für mich inzwischen sowas wie der Inbegriff von Langeweile, Austauschbarkeit und Beliebigkeit. Den von vielen so hochgelobten Klassiker Man Pure kenne ich leider nicht, einzig Sun Men ist mir noch als halbwegs guter Duft bekannt - der Rest: überflüssig.
Dementsprechend hatte ich auch keine besonderen Erwartungen, als ich kürzlich eher zufällig den neuen Strictly vor die Nase bekam und getestet habe - und ich muss sagen: hätte ich nicht erwartet!
Strictly startet mit einer frischen, pfeffrigen Note, die mich zunächst sehr an Terre d'Hermes erinnert. Strictly riecht dabei aber etwas weniger herb, etwas leichter und sehr fein süßlich. Nach ca. 30 Minuten verschwindet der Pfeffer langsam etwas, und der in der Pyramide bereits angedeutete Rum kommt aus dem Hintergrund zum Vorschein. Dieser gibt Strictly einen leicht likörigen, weichen Teint, ohne dabei auch nur in die Nähe von klebrigen Sirups a la One Million zu kommen. Über die Laufzeit rücken die vor allem durch Zeder dominierten holzigen Noten immer mehr in den Vordergrund. Strictly duftet dann eher wie ein guter Rum, der viel zu lange in einem kräftigen Holzfass gelagert wurde.
Ich muss sagen, diese Art von Duft hätte ich in Zeiten von Bleu de Chanel oder One Million von einem Label wie Jil Sander nicht erwartet. Strictly ist zwar sicher kein Nischenduft, durch seine ausgeprägte Holzigkeit aber auch weit von einem Crowdpleaser entfernt. Wer auf Parfums wie Terre d'Hermes oder Eau de Cade steht, wird an Strictly sicher seine Freude haben - Haltbarkeit und Sillage sind für ein 2015er Designer EdT zudem wirklich gut. Ein Tipp für alle, denen das klassiche TdH etwas zu herb und kräftig ist. Mehr als 80% sind Aufgrund meiner generellen Antipathie gegenüber holzlastigen Düften allerdings nicht drin ;)
Dementsprechend hatte ich auch keine besonderen Erwartungen, als ich kürzlich eher zufällig den neuen Strictly vor die Nase bekam und getestet habe - und ich muss sagen: hätte ich nicht erwartet!
Strictly startet mit einer frischen, pfeffrigen Note, die mich zunächst sehr an Terre d'Hermes erinnert. Strictly riecht dabei aber etwas weniger herb, etwas leichter und sehr fein süßlich. Nach ca. 30 Minuten verschwindet der Pfeffer langsam etwas, und der in der Pyramide bereits angedeutete Rum kommt aus dem Hintergrund zum Vorschein. Dieser gibt Strictly einen leicht likörigen, weichen Teint, ohne dabei auch nur in die Nähe von klebrigen Sirups a la One Million zu kommen. Über die Laufzeit rücken die vor allem durch Zeder dominierten holzigen Noten immer mehr in den Vordergrund. Strictly duftet dann eher wie ein guter Rum, der viel zu lange in einem kräftigen Holzfass gelagert wurde.
Ich muss sagen, diese Art von Duft hätte ich in Zeiten von Bleu de Chanel oder One Million von einem Label wie Jil Sander nicht erwartet. Strictly ist zwar sicher kein Nischenduft, durch seine ausgeprägte Holzigkeit aber auch weit von einem Crowdpleaser entfernt. Wer auf Parfums wie Terre d'Hermes oder Eau de Cade steht, wird an Strictly sicher seine Freude haben - Haltbarkeit und Sillage sind für ein 2015er Designer EdT zudem wirklich gut. Ein Tipp für alle, denen das klassiche TdH etwas zu herb und kräftig ist. Mehr als 80% sind Aufgrund meiner generellen Antipathie gegenüber holzlastigen Düften allerdings nicht drin ;)
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Lahmarschiger Crowdpleaser
2010 - der Grundstein für eine neue Art Herrenduft wird gelegt: die der frisch-fruchtig-würzigen Parfums. Eine Duftrichtung, wie gemalt für den urbanen, frisch aus dem irgendwas-mit-Wirtschaft-Studium entsprungenen Young Professional, der sauber, clean, maskulin und vor allem dezent durften will. Kein raubärtiger Jeansträger, kein eloquenter Herr im Smoking, sondern eher der Typ Normalo, der jetzt im Job einen Anzug tragen muss (was übrigens nicht negativ gemeint ist).
Ich kann mich erinnern, dass Hugo Boss mit “Hugo” Mitte der 90er schonmal einen vom Typus her ähnlichen Duft am Start hatte, damals ebenfalls ultrabeliebt bei der Generation 20 bis 30. Irgendwas das frisch und maskulin riecht, aber bloß nicht schwer und pudrig oder - noch schlimmer - so wie Vaters Eichenmoos- und Vetivergranaten.
Auch wenn Hugo damals ein voller Erfolg war und sich bis heute gut verkauft, scheinen in jüngerer Vergangenheit vor allem zwei Düfte diesem Trend (wenn er denn überhaupt einer ist) Leben einzuhauchen: Bleu de Chanel und Aventus. Beides Düfte, die für mich intensiv fruchtig säuerlich riechen (ich denke hier eher an Zitronen, Äpfel und vor allem Ananas), beide aus 2010. Auch das neue Dior Sauvage schlägt ziemlich offensichtlich in diese Kerbe. Während Aventus von allen genannten sicher (mit Abstand) der hochwertigste und eigenständigste Duft ist und aufgrund seiner Popularität schon fast als Mainstreamer durchgeht, ist BdC eher massentauglich und angepasst.
Bleu de Chanel ist kein gewagter Duft, sondern einer, der jedem gefallen will. Für eine Marke wie Chanel eigentlich eher ungewöhnlich, hat man doch mit Antaeus und Egoiste Düfte im Programm, die eher fordernd und eigenständig sind, Düfte die von vielen geliebt und nicht wenigen gehasst werden. Unter dem Aspekt ist es aber auch wieder verständlich, dass Chanel einen Duft wie Bleu lanciert hat, da dieser sich doch relativ deutlich vom Rest des Portfolios abgrenzt.
Bleu de Chanel ist für mich relativ schwer zu beschreiben. Neben der schon angesprochenen Fruchtigkeit rieche ich vor allem holzige und pfeffrige Noten, gemischt mit einem Hauch Aquatik. Der Flakon, die Marketingkampagne und nicht zuletzt die dunkelblaue Farbe stehen dabei ziemlich genau für die Art von Duft, die Bleu verkörpert: metallisch, kühl, distanziert, (etwas) maskulin und sicher auch nicht unelegant. Er ist allerdings ziemlich straight, hat kaum Ecken und Kanten und ist alles andere als besonders. Das mag für einige natürlich abschreckend sein, andererseits fällt Bleu damit auch in die Kategorie nie-verkehrt-passt-immer. Eine Art von Duft, die eigentlich jeder ernstzunehmende Parfumfan irgendwie im Regal braucht. Ob Bleu nun für viele hier der Duft der Wahl ist, sei mal dahingestellt.
Grundsätzlich ist Bleu als Alltagsduft durchaus empfehlenswert, insbesondere für Leute, die nur wenige, oder sogar nur ein Parfum besitzen wollen.
Problematisch ist allerdings seine Performance. 3-4 Stunden nach auftragen ist Bleu bereits ziemlich hautnah, von Sillage kann eigentlich nicht mehr gesprochen werden - für einen Arbeitstag im Investment Banking leider nichtmal ansatzweise ausreichend. Vergleichbare Düfte anderer Designer, wie das kürzlich erschienene Sauvage von Dior, machen es hier deutlich besser. Für einen Duft in dieser Preiskategorie insgesamt viel zu wenig. Wer jetzt denkt “gut, dann hole ich mir halt das Eau de Parfum” sei doppelt gewarnt. Zum einen riecht das EdP doch klar anders (obwohl es schon in die selbe Richtung geht), zum anderen ist Ausdauer und Projektion beim EdP ironischerweise noch schlechter als beim EdT. Wie Chanel das hinbekommen hat ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel.
Fazit: Bleu de Chanel ist ein durchaus eigenständiger Duft, der mit seinem metallisch kühlen und frischen Note durchaus Platz in vielen Sammlungen hätte - seine unterdurchschnittliche Performance verhindert aber eine Empfehlung meinerseits.
Ich kann mich erinnern, dass Hugo Boss mit “Hugo” Mitte der 90er schonmal einen vom Typus her ähnlichen Duft am Start hatte, damals ebenfalls ultrabeliebt bei der Generation 20 bis 30. Irgendwas das frisch und maskulin riecht, aber bloß nicht schwer und pudrig oder - noch schlimmer - so wie Vaters Eichenmoos- und Vetivergranaten.
Auch wenn Hugo damals ein voller Erfolg war und sich bis heute gut verkauft, scheinen in jüngerer Vergangenheit vor allem zwei Düfte diesem Trend (wenn er denn überhaupt einer ist) Leben einzuhauchen: Bleu de Chanel und Aventus. Beides Düfte, die für mich intensiv fruchtig säuerlich riechen (ich denke hier eher an Zitronen, Äpfel und vor allem Ananas), beide aus 2010. Auch das neue Dior Sauvage schlägt ziemlich offensichtlich in diese Kerbe. Während Aventus von allen genannten sicher (mit Abstand) der hochwertigste und eigenständigste Duft ist und aufgrund seiner Popularität schon fast als Mainstreamer durchgeht, ist BdC eher massentauglich und angepasst.
Bleu de Chanel ist kein gewagter Duft, sondern einer, der jedem gefallen will. Für eine Marke wie Chanel eigentlich eher ungewöhnlich, hat man doch mit Antaeus und Egoiste Düfte im Programm, die eher fordernd und eigenständig sind, Düfte die von vielen geliebt und nicht wenigen gehasst werden. Unter dem Aspekt ist es aber auch wieder verständlich, dass Chanel einen Duft wie Bleu lanciert hat, da dieser sich doch relativ deutlich vom Rest des Portfolios abgrenzt.
Bleu de Chanel ist für mich relativ schwer zu beschreiben. Neben der schon angesprochenen Fruchtigkeit rieche ich vor allem holzige und pfeffrige Noten, gemischt mit einem Hauch Aquatik. Der Flakon, die Marketingkampagne und nicht zuletzt die dunkelblaue Farbe stehen dabei ziemlich genau für die Art von Duft, die Bleu verkörpert: metallisch, kühl, distanziert, (etwas) maskulin und sicher auch nicht unelegant. Er ist allerdings ziemlich straight, hat kaum Ecken und Kanten und ist alles andere als besonders. Das mag für einige natürlich abschreckend sein, andererseits fällt Bleu damit auch in die Kategorie nie-verkehrt-passt-immer. Eine Art von Duft, die eigentlich jeder ernstzunehmende Parfumfan irgendwie im Regal braucht. Ob Bleu nun für viele hier der Duft der Wahl ist, sei mal dahingestellt.
Grundsätzlich ist Bleu als Alltagsduft durchaus empfehlenswert, insbesondere für Leute, die nur wenige, oder sogar nur ein Parfum besitzen wollen.
Problematisch ist allerdings seine Performance. 3-4 Stunden nach auftragen ist Bleu bereits ziemlich hautnah, von Sillage kann eigentlich nicht mehr gesprochen werden - für einen Arbeitstag im Investment Banking leider nichtmal ansatzweise ausreichend. Vergleichbare Düfte anderer Designer, wie das kürzlich erschienene Sauvage von Dior, machen es hier deutlich besser. Für einen Duft in dieser Preiskategorie insgesamt viel zu wenig. Wer jetzt denkt “gut, dann hole ich mir halt das Eau de Parfum” sei doppelt gewarnt. Zum einen riecht das EdP doch klar anders (obwohl es schon in die selbe Richtung geht), zum anderen ist Ausdauer und Projektion beim EdP ironischerweise noch schlechter als beim EdT. Wie Chanel das hinbekommen hat ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel.
Fazit: Bleu de Chanel ist ein durchaus eigenständiger Duft, der mit seinem metallisch kühlen und frischen Note durchaus Platz in vielen Sammlungen hätte - seine unterdurchschnittliche Performance verhindert aber eine Empfehlung meinerseits.
4 Antworten
Eau de No
Ich würde mich persönlich ja als Fan grüner Düfte outen, wenn auch die Definition für mich durchaus etwas schwammig ist. Klar, irgendwo gibts da sicher eine genau genormte Vorgabe, aber für mich kombinieren grüne Düfte Frische, Würzigkeit, Holzigkeit und florale Noten. Schwerere, süße Noten wie Oud oder Ambra gehören für mich jedenfalls nicht dazu.
Aus diesem Grund habe ich mich gefreut, dass Armani kürzlich einen Duft auf dem Markt geworfen hat, der genau diese Eigenschaften zu Verkörpern scheint - zumindest hoffte ich das.
Das Eau de Cedre beginnt zunächst frisch und zitrisch, schnell gesellen sich aber holzige Noten (ja, wer hätte das gedacht) wie eine ganz leicht süßliche Zeder hinzu. Die von einigen schon angesprochene Gumminote hab ich zunächst auch gerochen, diese aber eher als Wildleder identifiziert. Jetzt, wo ich das mit dem verbrannten Gummi gelesen habe bekomme ich es leider nicht mehr aus meinem Kopf.
Ich mach es kurz: Leider ist Armani kein guter Duft gelungen, der zudem was Performance angeht seinem Namen “Eau” auch alle Ehre macht. Wer einen würzigen Zederduft sucht ist mit L’Occitanes Eau de Cade deutlich besser bedient. Dies ist eigentlich in allen belangen besser und dem Eau de Cedre zumindest in meiner Nase ziemlich ähnlich. Zudem ist es preislich auch ganz attraktiv. Wer etwas frisch-grünes sucht ist mit AdPs Colonia Club ebenfalls besser bedient. Schade, Armani!
Aus diesem Grund habe ich mich gefreut, dass Armani kürzlich einen Duft auf dem Markt geworfen hat, der genau diese Eigenschaften zu Verkörpern scheint - zumindest hoffte ich das.
Das Eau de Cedre beginnt zunächst frisch und zitrisch, schnell gesellen sich aber holzige Noten (ja, wer hätte das gedacht) wie eine ganz leicht süßliche Zeder hinzu. Die von einigen schon angesprochene Gumminote hab ich zunächst auch gerochen, diese aber eher als Wildleder identifiziert. Jetzt, wo ich das mit dem verbrannten Gummi gelesen habe bekomme ich es leider nicht mehr aus meinem Kopf.
Ich mach es kurz: Leider ist Armani kein guter Duft gelungen, der zudem was Performance angeht seinem Namen “Eau” auch alle Ehre macht. Wer einen würzigen Zederduft sucht ist mit L’Occitanes Eau de Cade deutlich besser bedient. Dies ist eigentlich in allen belangen besser und dem Eau de Cedre zumindest in meiner Nase ziemlich ähnlich. Zudem ist es preislich auch ganz attraktiv. Wer etwas frisch-grünes sucht ist mit AdPs Colonia Club ebenfalls besser bedient. Schade, Armani!
1 Antwort
Das riecht doch wie ...
Bei der altehrwürdigen Spirituose Whisky unterscheidet man grob zwei Varianten: Single Malt - quasi ein sortenreiner Whisky aus nur einer Brennerei - und Blend, ein Verschnitt aus mehreren Whiskysorten. Das sog. Blending kann zwei Gründe haben: zum einen die Resteverwertung, sprich der Versuch, aus vorliegenden, weniger guten Whiskys ein halbwegs trinkbares Gebräu zu schaffen, welches dann bei Discountern im Regal steht. Zum anderen ist aber auch ein entgegengesetzter Ansatz verbreitet: der Versuch, aus einigen hochwertigen Whiskys durch sorgfältiges Mischen einen noch höherwertigeren Blend zu schaffen.
Yves Saint Laurent hat mit dem neuen La Nuit Intense einen ähnlichen Versuch unternommen, nämlich einen Blend aus dem klassischen La Nuit de l’Homme und Dior Homme. Ist dieser Versuch geglückt? Ja. Ist das Ergebnis ein besseres Parfum? Eher nicht.
Die Intense Variante beginnt zunächst ziemlich konfus und chaotisch, alle paar Sekunden ändern sich die Eindrücke, die die Kopfnote hergibt. Nach ein paar Minuten schimmert dann aber die typische La Nuit DNA immer mehr durch, bis der Duft nach ca. 30 Minuten für mich fast 1:1 wie das Original riecht. Nach 1-2 Stunden kommt dann der nächste Schwenk, diesmal in Richtung Dior Homme. Der Drydown ist seinem Vorbild dermaßen ähnlich, dass meiner Meinung nach nur wirklich Hardcore Fans der beiden Düfte hier einen Unterschied erkennen würden.
Aber gut, wer macht schon einen Blindtest bei Parfums. Insgesamt ist das neue Intense durchaus ein gefälliger Duft, der sicher seine Abnehmer finden wird - dazu werde ich aber eher nicht gehören.
Das liegt hauptsächlich daran, dass ich den originalen La Nuit insgesamt besser finde und eigentlich nur seine Performance wirklich bemängeln möchte. Ich hatte gehofft, dass YSL genau hier ansetzt - leider ist die Intense Variante was Ausdauer, Haltbarkeit und Projektion angeht nur auf dem Niveau des Originals, also gerade mal durchschnittlich.
Leider ist es in der Parfumbranche, zumindest im Designerbereich, scheinbar inzwischen Usus EdP/Intense/Extreme-Versionen herauszubringen, die den eigentlich Parfum-Gedanken - nämlich einen stärkeren, haltbareren Duft - ad absurdum führen. Negativer Höhepunkt war für mich das Bleu de Chanel EdP, welches sogar noch schlechter hält als das ohnehin schon eher schwache EdT. La Nuit Intense ist hier leider keine Ausnahme. Zu allem Überfluss sind diese “stärkeren” Versionen natürlich auch nochmals deutlich teurer als ihre EdT-Varianten.
Ich kann den Intense daher allenfalls wirklichen Fans des Originals empfehlen. Alle, die hier ein intensiveres Upgrade des Originals erwartet haben werden leider enttäuscht. Eigentlich muss man allen, die an diesem Duft interessiert sind, das günstigere und deutlich leistungsstärkere Dior Homme Intense nahelegen. La Nuit Intense ist somit für mich einfach nur ein weiterer, unnötiger Flanker im Meer der sechseckigen Deckel - wenn auch nicht der schlechteste.
Yves Saint Laurent hat mit dem neuen La Nuit Intense einen ähnlichen Versuch unternommen, nämlich einen Blend aus dem klassischen La Nuit de l’Homme und Dior Homme. Ist dieser Versuch geglückt? Ja. Ist das Ergebnis ein besseres Parfum? Eher nicht.
Die Intense Variante beginnt zunächst ziemlich konfus und chaotisch, alle paar Sekunden ändern sich die Eindrücke, die die Kopfnote hergibt. Nach ein paar Minuten schimmert dann aber die typische La Nuit DNA immer mehr durch, bis der Duft nach ca. 30 Minuten für mich fast 1:1 wie das Original riecht. Nach 1-2 Stunden kommt dann der nächste Schwenk, diesmal in Richtung Dior Homme. Der Drydown ist seinem Vorbild dermaßen ähnlich, dass meiner Meinung nach nur wirklich Hardcore Fans der beiden Düfte hier einen Unterschied erkennen würden.
Aber gut, wer macht schon einen Blindtest bei Parfums. Insgesamt ist das neue Intense durchaus ein gefälliger Duft, der sicher seine Abnehmer finden wird - dazu werde ich aber eher nicht gehören.
Das liegt hauptsächlich daran, dass ich den originalen La Nuit insgesamt besser finde und eigentlich nur seine Performance wirklich bemängeln möchte. Ich hatte gehofft, dass YSL genau hier ansetzt - leider ist die Intense Variante was Ausdauer, Haltbarkeit und Projektion angeht nur auf dem Niveau des Originals, also gerade mal durchschnittlich.
Leider ist es in der Parfumbranche, zumindest im Designerbereich, scheinbar inzwischen Usus EdP/Intense/Extreme-Versionen herauszubringen, die den eigentlich Parfum-Gedanken - nämlich einen stärkeren, haltbareren Duft - ad absurdum führen. Negativer Höhepunkt war für mich das Bleu de Chanel EdP, welches sogar noch schlechter hält als das ohnehin schon eher schwache EdT. La Nuit Intense ist hier leider keine Ausnahme. Zu allem Überfluss sind diese “stärkeren” Versionen natürlich auch nochmals deutlich teurer als ihre EdT-Varianten.
Ich kann den Intense daher allenfalls wirklichen Fans des Originals empfehlen. Alle, die hier ein intensiveres Upgrade des Originals erwartet haben werden leider enttäuscht. Eigentlich muss man allen, die an diesem Duft interessiert sind, das günstigere und deutlich leistungsstärkere Dior Homme Intense nahelegen. La Nuit Intense ist somit für mich einfach nur ein weiterer, unnötiger Flanker im Meer der sechseckigen Deckel - wenn auch nicht der schlechteste.
2 Antworten
Line-Up der Ziegelsteine.
Meinen Kommentar zu Dior Homme schreibe ich stellvertretend für die gesamte Dior Homme Reihe. Das gesamte Lineup gehört sicher zu den besten Duftreihen der letzten 20 Jahre, was Ausschlachtung und Flankerwahn angeht fällt mir spontan nur die Chanel Allure-Reihe ein, die ähnlich umfangreich aufgestellt ist.
Über DH ansich ist ja eigentlich schon alles (und auch gefühlt von jedem) gesagt. Für mich eine nahezu ideale Mischung aus Würzigkeit, leichter Rauchnote, einer Spur Frucht und viel maskulinem Kakao-Vanille Puder. Ein wirklich feiner und ausgewogener Duft, der in Herbst und Winter eigentlich ganztägig einsetzbar ist, aber wohl am besten für abendliche Veranstaltungen oder gemütliche Couchsonntage passt.
Angetan haben es mir vor allem die Kopf- und Herznote - wenn doch nur der gesamte Duftverlauf so wäre! Mit das beste, was es im Gourmand-Bereich so gibt. Die Basis ist zwar ebenfalls gut (Stichwort Drydown), mir aber manchmal etwas zu monoton pudrig. Insgesamt aber eher Kritik auf hohem Niveau.
Haltbarkeit ist für ein EdT durchaus ok, warum der Duft hier aber aktuell mit 81% bewertet wird, ist mir ein Rätsel. Düfte ähnlicher Kategorie, die hier deutlich schlechter wegkommen halten bei mir in etwa genau so lange. Die Sillage könnte zudem auch ruhig noch etwas stärker sein.
Bei den angesprochenen Flankern erscheint es mir so, als hätte Dior sich stellenweise daran versucht, einzelne Bestandteile von DH weiter herauszuarbeiten - andererseits scheint der ein- oder andere Duft aber fast garnicht in die Reihe zu passen:
Dior Homme Intense: Haltbarkeit und Sillage sind gegenüber dem Original spürbar verbessert. Der Auftakt ist sehr nah an das EdT angelehnt, die Basis und der Drydown aber deutlich cremiger und vanilliger - für mich persönlich leider zu vanillig. Ich hätte mir hier hinten raus etwas mehr Holzigkeit und Würzigkeit gewünscht.
Dior Homme Parfum: Insgesamt wohl der extremste Duft der Reihe. Für meine Nase eine massiv pudrige, sehr starke Iris-Rosen-Oud Kombo, dazu ausgestattet mit übermenschlicher Haltbarkeit und Sillage. Für mich persönlich leider alles etwas too much, aber wer es mag, findet hier einen passenden Duft für gehobene Anlässe und abendliches Ausgehen.
Dior Homme Sport: hat für mich nur wenig Schnittmenge mit dem klassichen EdT, der Auftakt ist (wer hätte das gedacht) zitrisch frisch mit einer deutlichen Ingwernote - sicher einer der besseren Sportdüfte am Markt.
Dior Homme Cologne: Ich kenne die hier vielgelobte ältere Version leider nicht, die aktuelle Variante ist mir persönlich etwas zu generisch cologne-artig - mir fehlt irgendwie das besondere.
Dior Homme Eau For Men: ein sehr schöner, trocken-pudriger Auftakt der leider in der Basis von einer klebrigen Zuckerlösung überdeckt wird. Interessante, frische (und nicht zitrische) Sommer- bzw. Alltagsversion - für mich trotzdem kein Kaufkandidat.
Der klassiche Dior Homme liegt für mich, wie Eingangs erwähnt, in der goldenen Mitte und hätte andersrum auch als letztes - als perfekte Symbiose aus allen Flankern - auf den Markt kommen können. Schade, dass Haltbarkeit und Sillage (mittlerweile) zu sehr gedimmt sind.
Über DH ansich ist ja eigentlich schon alles (und auch gefühlt von jedem) gesagt. Für mich eine nahezu ideale Mischung aus Würzigkeit, leichter Rauchnote, einer Spur Frucht und viel maskulinem Kakao-Vanille Puder. Ein wirklich feiner und ausgewogener Duft, der in Herbst und Winter eigentlich ganztägig einsetzbar ist, aber wohl am besten für abendliche Veranstaltungen oder gemütliche Couchsonntage passt.
Angetan haben es mir vor allem die Kopf- und Herznote - wenn doch nur der gesamte Duftverlauf so wäre! Mit das beste, was es im Gourmand-Bereich so gibt. Die Basis ist zwar ebenfalls gut (Stichwort Drydown), mir aber manchmal etwas zu monoton pudrig. Insgesamt aber eher Kritik auf hohem Niveau.
Haltbarkeit ist für ein EdT durchaus ok, warum der Duft hier aber aktuell mit 81% bewertet wird, ist mir ein Rätsel. Düfte ähnlicher Kategorie, die hier deutlich schlechter wegkommen halten bei mir in etwa genau so lange. Die Sillage könnte zudem auch ruhig noch etwas stärker sein.
Bei den angesprochenen Flankern erscheint es mir so, als hätte Dior sich stellenweise daran versucht, einzelne Bestandteile von DH weiter herauszuarbeiten - andererseits scheint der ein- oder andere Duft aber fast garnicht in die Reihe zu passen:
Dior Homme Intense: Haltbarkeit und Sillage sind gegenüber dem Original spürbar verbessert. Der Auftakt ist sehr nah an das EdT angelehnt, die Basis und der Drydown aber deutlich cremiger und vanilliger - für mich persönlich leider zu vanillig. Ich hätte mir hier hinten raus etwas mehr Holzigkeit und Würzigkeit gewünscht.
Dior Homme Parfum: Insgesamt wohl der extremste Duft der Reihe. Für meine Nase eine massiv pudrige, sehr starke Iris-Rosen-Oud Kombo, dazu ausgestattet mit übermenschlicher Haltbarkeit und Sillage. Für mich persönlich leider alles etwas too much, aber wer es mag, findet hier einen passenden Duft für gehobene Anlässe und abendliches Ausgehen.
Dior Homme Sport: hat für mich nur wenig Schnittmenge mit dem klassichen EdT, der Auftakt ist (wer hätte das gedacht) zitrisch frisch mit einer deutlichen Ingwernote - sicher einer der besseren Sportdüfte am Markt.
Dior Homme Cologne: Ich kenne die hier vielgelobte ältere Version leider nicht, die aktuelle Variante ist mir persönlich etwas zu generisch cologne-artig - mir fehlt irgendwie das besondere.
Dior Homme Eau For Men: ein sehr schöner, trocken-pudriger Auftakt der leider in der Basis von einer klebrigen Zuckerlösung überdeckt wird. Interessante, frische (und nicht zitrische) Sommer- bzw. Alltagsversion - für mich trotzdem kein Kaufkandidat.
Der klassiche Dior Homme liegt für mich, wie Eingangs erwähnt, in der goldenen Mitte und hätte andersrum auch als letztes - als perfekte Symbiose aus allen Flankern - auf den Markt kommen können. Schade, dass Haltbarkeit und Sillage (mittlerweile) zu sehr gedimmt sind.
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