Mediocre

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Mediocre vor 11 Jahren 21 8
7
Duft
Tausche Nasenring aus Elfenbein gegen Diamantcollier oder Brillantbrosche....
Schon Weihnachten letzten Jahres hatte ich das Vergnügen,
den Duft 1932 in Form einer großzügigen Abfüllung auszutesten.
Da diese Abfüllung nicht unbedingt zu 100% aus vertrauenswürdiger Quelle stammte,
wollte ich meiner Nase nicht trauen und mit einem Kommentar dann doch lieber noch etwas warten.

Was war passiert?
Mir spukte die Information im Kopf herum,
daß dieser Duft inspiriert worden sei von der Kollektion „Bijoux de Diamants“,
die Coco Chanel im Jahre 1932 entworfen und in ihrem Palais in der Rue Faubourg St. Honoré ausgestellt hat.
Wer die damaligen Entwürfe kennt - die teilweise auch noch heute hergestellt werden -
kann den Duft „1932“ selbst bei einer ins Kraut schießenden Fantasie keinesfalls damit in Verbindung bringen.

In meiner Nase ist „1932“ ein weicher, sehr femininer Wohlfühlduft für den Tag,
der eher zu einem Twin-Set aus exquisitem Kaschmir und einer einreihigen Perlenkette paßt,
als zu einer hochkarätigen Ansammlung kalt-strahlender, herzlos-lupenreiner Diamanten,
die auf einer rauschenden Ballnacht grenzenlosen Neid und Bewunderung erregt.

Und das liegt vor allem an der Iris-Note die alles überpudert.
Dieser Mode des Überpuderns bin ich persönlich ähnlich überdrüssig,
wie der inflationären Ver(sch)wendung von Oud.
Sicherlich ist Monsieur Polge weit von der Notwendigkeit entfernt, ein schlecht verheiratetes Blumenbouquet unter einem Brautschleier aus Iris-Puder verstecken zu müssen - au contraire!

Der Duft spielt durchaus auf der Klaviatur der Chanel`schen Duftorgel:
Der Auftakt beginnt mit einer sanft-schwiegermütterlichen, leicht säuerlichen Zitrusnote,
dazu gesellen sich Tante Neroli und die üblichen Aldehyde.
Relativ schnell wird dann der Jasmin mit Rose verheiratet.
Der Jasmin ist ein Softie ohne störende, rüde Pipi-Note, der seinen Junggesellenabschiedsabend allein
und mit dem Durcharbeiten seiner Steuerunterlagen und den Bausparverträgen verbracht hat,
er verursacht daher auch dankenswerterweise keine Kopfschmerzen.
Braut Rose präsentiert sich in jungfräulichem Stolz ganz in weiß mit fruchtig-pfirsichartiger Frische,
sie hat weder von Tuten, noch von Blasen eine Ahnung.
Die gerne mal nervtötende Ylang Ylang hält sich als Blumenmädchen bei dieser Zeremonie ausnahmsweise mal etwas zurück, während die sonst so bescheidene Iris, ganz entgegen ihrer üblichen Zurückhaltung einen fast blickdichten Chiffonschleier über die Szenerie wirft und eine Bombe aus Puder platzen läßt, ganz so als ob Sie die Braut hätte sein wollen.
Ob angesichts solcher Allüren im Hintergrund Onkel Flieder still vor sich hingrummelt und Cousine Nelke indigniert die Augenbraue hochzieht merkt dabei schon lange keiner mehr.
Dies mag ja für viele Nasen dank der Aktualität des Duftkonzepts seinen Reiz haben,
aber ich persönlich verstehe die Verbindung zu der Schmuckkollektion im Jahre 1932 überhaupt nicht
und fühle mich in die Irre geführt. Da stimmt mich auch das Gruppenkuscheln in der Basis nicht versöhnlich.
Der Moschus führt das Werk der Iris weiter, Weihrauch und Sandelholz, die dem ganzen eine Struktur hätten geben können, rieche ich zu keiner Zeit heraus.

Was nun die Ingredienzen von 1932 angeht, gibt man sich auf der Chanel-Website bis obenhin zum Hals
mit güldenen Chanelknöpfen verschlossen.
Die Zutaten konnte ich bislang auch nicht auf einer Originalverpackung in Augenschein nehmen,
ganz einfach weil ich auf den Kauf dieses Parfums zu verzichten gedenke.
Hier bei Parfumo, wie auch in anderen Foren ist zu lesen, daß die Liste der Zutaten weitestgehend identisch
mit den Duftstoffen ist, die in Ivoire de Chanel (aus dem Jahre 1932!) Verwendung fanden.
Das entspricht auch dem, was ich dank der rudimentären Fähigkeiten meiner Nase bei 1932 an Ingredienzen herausfiltern kann. Zwar kenne ich den Duft des Moleküls Iralia nicht, aber es soll einer starken Irisnote mit leichtem Veilchenunterton entsprechen.
Iralia dürfte mithin weiter verbreitet sein, als wir es dank offizieller Duftpyramiden wissen.
Mir ist eine Verwendung von Iralia nur bei Cotys L`Origan, Guerlains Pois de Senteur und Ivoire von Chanel bekannt – letzteres stimmt offenbar in der Zusammensetzung mit der Duftpyramide von 1932 überein.
Somit hat man bei 1932 eine diamantöse Werbestrategie kreiert,
die in Wahrheit die werte Kundschaft mit einem elfenbeinernen Ring an der Nase herumführt.

So macht man aus Elfenbein Diamanten!

Nachtrag:
Für das Elfenbein in diesem Kommentar wurden selbstverständlich keine Elefanten gemetzelt!
8 Antworten
Mediocre vor 11 Jahren 43 14
7.5
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Das Parfum des Dorian Gray
Bois Noir ist schon im letzten Jahrhundert verschollen. Wenn der Duft mal auftaucht, erzielt er exorbitante Preise. Selbst Leerflakons sind schier unbezahlbar. Die Chance, Bois Noir zu begegnen ist verschwindend gering, denn er war nur für kurze Zeit exklusiv bei Chanel erhältlich. Daher kann ein Kommentar nur theoretisch interessant sein und nicht als Ratgeber für einen Kauf gelten. Hier ist meine persönliche Geschichte zu diesem Duft-Yeti: Bois Noir begegnete mir 1989 im Bad meiner damaligen Pariser Wochenendbeziehung. Da ich schon zu dieser Zeit ein Faible für Chanel hatte, wurde mir der Flakon heimlich beim Abschied ins „Beauty-Case“ gelegt. Es war das letzte Weekend mit diesem charmanten Herrn, und somit ein Souvenir einer schönen, aber kurzen Zeit. Leider ist auch von diesem Souvenir nur die Erinnerung geblieben, denn der leere Flakon ist bei einem meiner Umzüge abhanden gekommen. Nun würde es keinen Sinn machen, einen Kommentar zu schreiben über einen Dufteindruck, der solange zurückliegt. Zumal Bois Noir in meiner Erinnerung als ein Duft dicht verwobener Komponenten abgespeichert ist, der aufgrund seiner Komplexität & Opulenz die Identifikation einzelner Duftstoffe sehr schwierig gestaltet. Die obengenannte, schmale Duftpyramide zählt mit absoluter Sicherheit nicht sämtliche Ingredienzen auf, aus denen Bois Noir, der sagenumwobene Vorgänger von Égoiste entstanden ist. Dank eines lieben Freundes aus London - der mir großzügig ein paar Tropfen dieser seltenen Essenz überließ -ist es mir möglich einen Kommentar zu wagen. Und nun mutig und ohne Respekt angesichts der Unwiederbringlichkeit dieser Essenz rasch die Phiole entstöpselt und auf das Handgelenk geträufelt – bevor ich es mir noch anders überlege! Zu meinem Entsetzen ist der Auftakt getrübt, offenbar hat der Zahn der Zeit die Kopfnote angefressen. Die einstige grüne Frische, die mit der Holznote des Palisanders daherkam, mit Bergamotte & Mandarine abgerundet war, ist im Laufe der Jahrzehnte auf der Strecke geblieben. Ohne Zitrusfrüchte bleibt eine kräuterige Muffigkeit, die seltsam und fremd anmutet. Mich droht schon die Verzweiflung zu packen, als der schimmelartige Muff entschwindet und vertraute Noten zum Vorschein kommen. Jetzt erinnert mich der Duft an Schottischen Früchtekuchen den ich gerne in der Weihnachtszeit backe, allerdings mit deutlicher Trockenpflaume. Dazu gibt es Gewürze zu riechen, vornehmlich Zimt und Koriander. Die damit einhergehende gourmandige Süße wird wunderbar von Blumen eingebunden, die von vielen als verstörend empfundene Geranie kann sich nicht durchsetzen, sie rundet lediglich die prägnante Rose etwas ab, ohne sie abzutöten. Dieser Gourmand-Cocktail beansprucht die Nase so sehr, daß erst im Laufe der nächsten Stunde langsam eine Duftentwicklung von mir wahrgenommen werden kann. Der Früchtekuchen wird nun von vanilliertem Tabak, einer diffusen Rauchnote, die an Lapsang Souchong erinnert und den Resten des Rosenholzes und ordentlich Sandelholz in die Mitte genommen. Das ist der Moment wo in meiner duften Gedankenwelt Mr. Dorian Gray ins Spiel kommt: vor meinem geistigen Auge entwickelt sich das Bild eines opulenten, viktorianischen Interieurs. Ein abgedunkelter, hoher Raum mit dunkelroter Tapete, durch die passenden, schweren Samtvorhänge dringt nur wenig Licht des frühen Mittags ein, um schemenhaft kostbare Möbel aus Palisander und Rosenholz mit vergoldeten Beschlägen und exotische Pflanzen in blauweißen Ming-Gefäßen aus der Dunkelheit zu heben. Auf dem Kaminsims stehen Rosenduft ausströmende Potpourri-Vasen aus antikem Sèvres-Porzellan. Ein goldenes Etui mit türkischen Zigaretten liegt auf einem zierlichen Tisch, daneben eine hauchdünne, exotisch bemalte Teetasse mit Räuchertee, auf deren Untertasse die Überreste eines achtlos zerkrümelten Früchtekuchens liegen. Auf der Chaiselongue vor dem erloschenen Kamin sitzt ein schöner Mann, der seine Nacktheit dürftig mit einem seidenen Morgenmantel bedeckt hat. Er blickt gnadenlos und unverwandt auf das Bett mit seinem schwülstigen Schnitzwerk und lauert auf den regelmäßigen Atem einer darauf schlafenden nackten Schönen, deren unschuldige Gesichtszüge - wie von einem präraffaelitischen Meister erträumt – noch nichts von dem Verderben ahnen, daß ihr droht .In der Basis wird der Duft - ganz ohne Kitsch - dann kuschelig: Vanille und Tonka vereinen sich mit dem Sandelholz, um in einer blumig-harzigen Tiefe aufzugehen, die mit einem kleinen Fetzen Leder gewürzt ist. Soviel zum Dufterlebnis, nun zu der Dufthistorie und den Histörchen. Es ranken sich viele Gerüchte und Geschichten um Bois Noir und Égoiste. Was sind die Unterschiede in der Komposition & dem Duftverlauf, sofern es sie denn überhaupt gibt? Im Vergleich zu seinem Nachfolger Égoiste stelle ich fest, daß Bois Noir in der Komposition dichter und intensiver ist. Es verhält sich im Vergleich ungefähr so, als würde man von einem Duft das EdT und das EdP miteinander vergleichen. Die Holznoten und die etwas klebrige Süße, welche uns von Égoiste vertraut sind, kommen bei Bois Noir wesentlich stärker zum Tragen. Auch wenn die 80er als das Jahrzehnt hemmungslosen Hedonismus und der Powerhouse-Wummser in die Geschichte eingegangen sind, kann ich gut nachvollziehen, daß Bois Noir seinerzeit „gefloppt“ ist: ich selbst hatte Mühe, Gelegenheiten zu finden, an denen ich riechen wollte, wie Mr. Dorian Gray. Zudem denke ich, daß die Mehrzahl der Herren, die damals den Weg in eine Chanelboutique gefunden haben, dem konservativen und zu allen Gelegenheiten tragbaren „Pour Monsieur“ den Vorzug gegeben haben. Wie kam man da bei Chanel auf die Idee, einen Herrenduft wie Bois Noir lancieren zu wollen? Jacques Polge hat in einem Interview erklärt, man habe damals bei Chanel vorgehabt, eine Männerkollektion bei Chanel zu realisieren, zeitgleich wollte man einen neuen Herrenduft lancieren. Das hätte einen Synergie-Effekt gehabt, der beiden Vorhaben genutzt hätte: mit einem „jungen“ Chanelduft für Männer hätte man modeinteressierte Herren für Menswear von Chanel begeistern können - und die Herrenmode hätte als PR den Umsatz bei den Männerdüften beflügelt. Also entwickelte Monsieur Polge, inspiriert von Bois des Îles, dessen opulentes Sandelholz ihn faszinierte, den Herrenduft Bois Noir. Die Idee einer Herrenkollektion wurde verworfen, Polge aber durfte seinen Duft in die Produktion geben. Angeblich soll Bois Noir so ein Renner gewesen sein, daß man auf die Idee kam, das breite Publikum damit zu beglücken – was ich persönlich für ein Märchen halte. Aus Marketinggründen wurde Bois Noir in Égoiste umbenannt. Doch es wurde nie ein großer Verkaufsschlager aus Égoiste. Zu den vorgenommenen Veränderungen sagt J. Polge nichts. Aber es ist mehr als wahrscheinlich, daß man bei der Gelegenheit die Zusammensetzung massenkompatibel abgedämpft hat – ganz so wie es mir auch meine Nase bestätigt hat. Warum auch nicht? Schließlich hatte die breite Masse der Konsumenten nie eine Ahnung, wie Bois Noir gerochen hat – die wußte ja noch nicht einmal von seiner Existenz. Ich selbst habe es lediglich glücklichen Umständen zu verdanken, daß ich Bois Noir begegnet bin. Nun bin ich am Ende meines Kommentars angelangt, der ein wenig versuchen sollte das Mysterium von Bois Noir zu beleuchten. Bei Kommentaren zu seltenen, aus der Produktion genommenen Düften schwingt ja gerne etwas Trauer und Fassungslosigkeit mit.Hier jedoch gibt es die Option auf ein Happy End, einfach J. Polges Lieblings-Chanel kaufen: ÉGOISTE
14 Antworten
Mediocre vor 12 Jahren 31 14
10
Flakon
7.5
Sillage
5
Haltbarkeit
7
Duft
Coco Ivoire
Mal wieder konnte man einem Duft von Chanel entgegenfiebern
und Himmel & Hölle in Bewegung setzen, um eine Abfüllung zu ergattern!
Hohe Erwartungen wurden geweckt!
Der in meinen Augen derzeit edelste Flakon des Hauses Chanel
wurde wohl nicht nur von mir im Geiste mit einer hohen Dufterwartung gefüllt,
die für mich -leider!- großenteils wie eine Seifenblase geplatzt ist.

Coco ist einer meiner liebsten Chanels, insbesondere in der Extraitkonzentration.

Coco Mademoiselle ist mir - zusammen mit Chance und den diversen Allures - ziemlich sang- und klanglos
am Allerwertesten vorbeigegangen.
Gerade bei Coco Mademoiselle wurde nach der jungen Kundin geschielt,
wohl in der geldgeilen Angst, daß auf Dauer das Klientel für die klassischen Chanel-Parfums wegstirbt
und das Image überaltert. Das Ergebnis ist entsprechend.

Dennoch erwartete ich, daß nun wenigstens Coco Noir seinem Namen alle Ehre macht,
und zwar mit einer Steigerung:
einer dunkleren, abgründigen und samtigen Interpretation von Coco, dem Original.
(Gerade die Äußerungen von Monsieur Polge von wegen der byzanthinischen und venezianischen Inspirationen weckten schier utopische Erwartungen)

Und hier beginnt die Enttäuschung.
Der Duft ist nicht "noir".
Nicht ein kleines bißchen! Kein Fitzelchen! Nada! Null! Nix! Niente!
Da kann der schwarze Flakon nicht drüber hinwegtäuschen und ist schlichtweg irreführend.
Wenn aber Coco Noir nicht schwarz ist, was ist es dann?
Es ist nicht einmal grau.
Es hat auch keine schwarzen Flecken, auch ist es nicht weiß, beige, gold oder lila.
Würde ich eine Farbe zu diesem Duft assoziieren wollen, so wäre es elfenbeinfarben.
Ivoire de Chanel hat es in den 1930er Jahren gegeben
und ist somit längst im letzten Jahrhundert verduftet.
Da hätte man wie im Falle von Sycomore eine Neuauflage wagen können,
und Coco Noir hätte meiner Meinung nach durchaus als Neuauflage von Ivoire de Chanel funktionieren können.

Der Duft ist nicht schlecht, er ist gefällig und chanelig, und wird somit auch seine Liebhaberinnen finden.
Auch wenn ich persönlich in meiner anfangs positiveren Berwertung mit jeden neuen Test
Coco Noir ein Stück zurückstufe. I
Die aufregende Kopfnote regt definitiv zu einem Spontankauf an.
Da blitzt Coco auf, mit einer leichten Räucherstäbchen-Note,
obwohl hier das "echte" Coco nur in der zahmen EdT-Version herumflankert.
Zudem hat das Haus Chanel vergessen, Weichspüler und Puder als Herznoten aufzuführen.
Das macht es meiner Nase fast unmöglich einzelne Ingredienzen herauszuschnuppern.
Dies muß ich den versierteren Nasen von CSI-Parfumo überlassen.
Immerhin hat man den Moschus nicht verschwiegen, der die Basis vernebelt.

Die Unterschiede von Coco zu Coco Noir sind vergleichbar gravierend wie bei No.19 versus No.19 Poudré.

P.S.:
Leider wegen Irreführung von der Wunschliste gestrichen!
14 Antworten
Mediocre vor 12 Jahren 34 8
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Green Gardénia
Une Fleur de Chanel wurde anläßlich der Chelsea Flower Show 1998 lanciert.
Karl Lagerfeld entwarf zu Ehren von Mademoiselle einen Garten,
der dem in ihren Privaträumen in der Rue Cambon vorherrschenden barocken Stil widerspiegelte.
Dieser Garten wurde von Tom Stuart-Smith ausgeführt und verschlang die enorme Summe
von über 1.000.000 GBP.
Insbesondere die weiße Kamelie, welche sich Coco Chanel als Signatur-Blüte auserkoren hatte,
sorgte dafür, daß der Aufwand enorm und somit die Bepflanzung des Gartens extrem kostspielig war.
Die Blüte mußte so verzögert werden, daß die Kamelie - deren Blütezeit in den späteren Winterwochen liegt -
nun stattdessen im Mai ihre volle Blütenpracht entfaltete.
Es gibt das romantische Gerücht, der letzte Blumenstrauß,
den Coco von ihrer großen Liebe Arthur "Boy" Capel vor dessen tödlichen Autounfall von ihm erhielt,
sei ein Bouquet aus weißen Kamelien gewesen.

Nun wurde Jacques Polge anläßlich der Präsentation dieses Chanel-Gartens vor die Aufgabe gestellt
ein Eau de Toilette kreieren, der die für Chanel ikonenhafte Kamelie symbolisieren sollte.
Dies gestaltete sich aus dem Grunde als schwierig, weil es nur sehr wenige Kamelien gibt, die duften.
Bei den meisten Kamelien sind die Blüten duftlos.
(Offenbar wird aus Kamelienblüten auch kein Duftstoff gewonnen?!?
Für anderslautende Infos wäre ich sehr dankbar)
So mußte Monsieur Polge göttergleich einen Duft erschaffen,
der sich der Schönheit einer weißen Kamelienblüte als würdig erwies.
Einerseits hatte er mangels einer Dufterwartung an ein Kamelienparfum jede Freiheit.
Aber andererseits barg dies auch das Potential, an dieser Kreation grandios zu scheitern,
weil er den Erwartungen eines Publikums, welches sich phantasievoll ausmalt,
wie eine Kamelie zu riechen hat, möglicherweise nicht genügen konnte.

Um es vorwegzunehmen: Jacques Polge war meiner Meinung nach sehr erfolgreich!

UFdC ist ein frischgrüner und floraler, kuscheliger Duft mit einem Jasmin,
der meiner Nase äußerst angenehm schmeichelt.
Oft empfinde ich Jasmin als stechend und leicht urinös.
Dies ist hier nicht der Fall, der Jasmin ist überdies - wenn ich meiner Nase trauen darf - in weitere weiße Blumen eingebettet: Gardenie, ein Hauch weiße Lilie und dazu Orangenblüten.
Das Ganze ist sehr harmonisch komponiert. Die weißen Blüten, die sehr schnell ins Narkotische entgleisen
und heftiges Kopfweh provozieren können, sind bei UFdC weich, rund und leicht cremig bis luxusseifig.
Die grünen Noten, die im Übrigen keine Ähnlichkeiten mit den grünen Noten des grünen Chanel-Klassikers No.19 haben, kann ich leider nur schwerlich auseinanderklamüsern.
Die Zitrusfrüchte sind nirgends prägnant zu riechen,
sie bändigen bloß die Grünnote, bevor sie ins Kraut schießen kann.
Die Verwandschaft zum Chanel Gardénia von 1926 ist sehr nah.
Ich habe sowohl 2 aus verschiedenen Epochen stammende Extraits,
sowohl als auch ein Vintage EdT im Vergleich dazu ausprobiert.
Dies gilt allerdings nicht für das Gardénia aus der aktuellen Exclusifs-Reihe,
das ich als stechend, süß & unausgewogen/vordergründig empfinde und daher aus vollem Herzen
wie die Pest verabscheue *grinz*
Für meinen Geschmack hat Herr Polge die lebensnotwendige Kopfschmerztablette bei der Exclusifs-Gardenie vergessen und stattdessen eine billige Kokos-Sonnencreme untergerührt.

Ich mag UFdC und finde die Komposition sehr angenehm und gelungen.
Angesichts der Tatsache, daß der Duft nicht in großen Menge produziert und die Produktion
mittlerweile komplett eingestellt wurde, werden die spärlichen Restbestände sündteuer versteigert.
(35ml EdT z.B. für 250$)
Ein Blindkauf erscheint angesichts solcher Horrorpreise ziemlich unvernünftig.
Es bleibt außerdem noch die etwas günstigere Möglichkeit, sich ein Vintage-Gardénia EdT zu ersteigern
oder das Gardénia-Extrait bei Chanel zu kaufen.
Für die Freunde und Freundinnen frischer, grüner Chanels bleibt noch die Möglichkeit zu Cristalle
und Cristalle Eau Verte zu greifen. Hier fehlt allerdings die florale und cremige Rundheit von UFdC.

Wer sich in UFdC verliebt hat, für den sind das leider nur recht unzulängliche Optionen.
Auch wenn UFdC nicht durchgängig erhältlich war und für kurze Zeit die Produktion wieder aufgenommen wurde, scheint es doch wenig wahrscheinlich, daß der Duft im Chanel-Sortiment wiederauferstehen wird.

RIP
8 Antworten
Mediocre vor 12 Jahren 18 11
10
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
1
Duft
Mückentod de luxe!
Dank Ephitelium wissen wir ja nun,
daß Lavender Palm ohne künstliche oder chemische Riechstoffe hergestellt sein möchte.
Somit ist es Tom Ford offenbar gelungen,
die natürlichsten und edelsten Ingredienzen so in LP zu assemblieren,
daß sie auf meiner Haut nicht einmal entfernt naturidentisch,
sondern im Gegenteil äußerst KÜNSTLICH riechen.
Klingt komisch, ist aber so!

Für mich riecht LP in erster Linie wie das Spray, mit dem man sich Mücken
oder anderes stechendes und saugendes Geziefer vom Leib halten möchte.
Leider vermag ich nicht zu erklären, wie dieser Eindruck zustande kommt.
Sind es die Aldehyde in diesem Duftcocktail?
Ich hatte z.B. schon ein paar Mal den Eindruck,
das Aldehyde in Verbindung mit Neroli wie Haarspray riechen können.
Ob es hier an der Kombination von Aldehyden mit Bergamotte liegt?
Und sind Aldehyde nicht chemische Verbindungen,
welche abseits der Natur in Laboratorien produziert werden?

Bei dieser penetranten Insektenspraynote von LP riskiert man,
seinen Nasenhaaren eine unfreiwillige Dauerwelle zu verpassen,
sofern man es verabsäumt hat diese aus ästhetischen Gründen zu scheren.
Hier haben Lavendel, Zitrone & Co. keine Chance. Sie sind im Falle von LP ungefähr genauso effektiv
wie Flieder-Raumspray auf einer fensterlosen Toilette.
Die Mücken-Tod-Note dimmt die kostbaren, mittels neuer Verfahren gewonnenen, natürlichen Inhaltsstoffe (sollten sie denn im behaupteten Ausmaß und entsprechender Qualität in diesem EdP Verwendung gefunden haben) auf Wunderbaum-Niveau herunter.
Gnädigerweise wird der Duft schnell schwächer und gefälliger, bleibt aber weit davon entfernt,
sich im Dry-Down urplötzlich zum Nasenschmaus zu wandeln.

Nun soll laut Werbung dieser Duft die freigeistige Gesinnung und chice Eleganz Kaliforniens evozieren.
Aha!
Da in Kalifornien NATÜRLICHE Schönheit dank der weltrekordverdächtigen Dichte an Silikon-Titten, implantierbaren Fußmatten im Waschbrettbauch-Design, Botox-Gesichtern, anabolen Muskeln
und aufgeblasenen Lippen eher als rückläufig zu betrachten ist, könnte man versucht sein,
daß Werbeversprechen von Lavender Palm als uneingeschränkt eingelöst abzuhaken.
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