Parfumgeschichte - Das Parfum, ein Kulturgut.
Schon die Urmenschen liebten Düfte und bedufteten sich. Sie gaben dem Feuer wohlriechende Hölzer und Harze hinzu. Später wurden duftende Aromen Speisen zugesetzt und aromatische Substanzen wurden verbrannt.
Diese Aromen und Substanzen waren heilig und dienten auch dazu die Götter zu beschwichtigen. Die Menschen entdeckten Düfte für sich, um ihre körperlichen Reize zu betonen.
Parfums wurden später hinter Tempelmauern gemischt, aber von den religiösen Anwendungen, fanden Düfte, beduftete Salben, Tinkturen und Gegenstände Einzug in die Medizin und wurden in Apotheken verarbeitet und angeboten.
Vor 5000 Jahren verbrannten die Ägypter Duftstoffe zu Ehren des Sonnengottes Ra. Dabei kamen Myrrhe und Balsamhölzer zum Einsatz. Jede Mumie bekam ihr spezielles Parfum.
Zur Zeit der Ptolemäer waren die wichtigsten Parfumherstellungen in Alexandria. Die Rohstoffe dazu kamen aus Arabien, Persien und China.
Anis, Kassienrinde, Pfefferminze, Rosmarin, Zypressenöl und Zitronen wurden verarbeitet. Meistens waren parfümierte Salben und Öle den adligen Damen vorbehalten. Aus der Zeit der Ptolemäer stammt auch das erste Eau de Toilette, das kyphi, aus Honig, Wein, Trauben, Myrrhe, Ginster, Safran und Wachholder.
Bei den Hebräern wurden Duftsubstanzen zur gefährlichen Waffe der Verführung. Judith begab sich, am ganzen Körper parfümiert, zu Holophernes und Ruth verführte Booz. Mehr und mehr kamen auch Blüten und Blumen zum Einsatz.
Im Orient verbrachten Frauen ganze Stunden in parfümierten Bädern. Im Kamasutra spielten „Parfümopfer“ eine große Rolle bei allen möglichen erotischen Spielen.
Die Griechen ehrten ihre vielen Götter mit Parfum. Sie erfanden auch die Technik der Mazeration in Öl, die vor allen Dingen bei Rosen, Lilien, Tuberosen, Ylang Ylang zum Einsatz kam.
Bei den Römern wurden mit Duftessenzen, die nach Rosen, Quitten, Mandeln, Narzissen und Safran rochen, wahre Parfumorgien gefeiert. Kleoptra ließ die Segel der Schiffe von Marc Anton in liebliche Parfums tauchen. Nero verbrannte Tonnen von Weihrauch als Popea starb.
Besonders die Araber leisteten einen großen Beitrag zu Entwicklung der Parfumherstellung. Sie brachten berauschende Blumen nach Spanien, die von dort aus Grasse erreichten, Die Araber erfanden auch die Destillation und erstmalig kam im 16. Jahrhundert Alkohol als Duftträger zum Einsatz.
Die Europäer entdeckten die Parfumwelt erst relativ spät. Im 14. Jahrhundert ließ Karl V. Lavendel und Salbei in seinen Gärten anbauen, um daraus Duftwässer herstellen zu lassen.
Der Aufschwung des internationalen Handels brachte Essenzen, Blüten, Ingredenzien an den französischen Hof. Für ein paar hundert Jahre bestimmten Orangen- und Rosenblüten, Zitrusfrüchte, Melisse und Rosmarin den Parfummarkt.
Die ersten Schritte in die Welt der Parfummanufakturen machten die Spanier und Venedig. Handschuhmacher, Modemacher, Sattler u.a, verschrieben sich der Parfumherstellung. Bibergeil, Ambra, Zibet, Ledernoten, Sandelholz und Moschus betraten die Bühne.
Später ersetzte die Parfummanie die eigentlich Körperhygiene und anstatt sich zu waschen oder zu baden, wurde der penetrante Körpergeruch, ja Gestank, mit stark duftenden Parfumen überdeckt. In manchen hochherrschaftlichen Häusern hat es dermaßen gestunken, daß sie nach dem Auszug oder Tod der Bewohner nicht mehr betreten werden konnten.
Erst mit dem Rokoko fand ein allmähliches Umdenken im Bezug auf Körperhygiene statt. Als endlich mehr Sauberkeit einzog wurde auch die sehr schweren Düfte des 17. Jahrhhunderts durch sanftere, blumige Düfte ersetzt.
Die Franzosen eroberten den Duftmarkt und französiche Parfums traten ihren Siegeszug um die Welt an. Lubin, Houbigant und später Guerlain tauchten auf und sind bis heute ein fester Bestandteil in der Parfumwelt.
Während in früheren Zeiten Parfums in Tongefäßen, später in Porzellankaraffen aufbewahrt wurden, stieg man jetzt um auf Glasflakons. Besonders Lalique tat sich mit wunderschönen Kristallflakons hervor. Die Flakons bekamen Pumpzerstäuber.
Schon Ende des 19.Jahrhunderts wurden Parfums in Gruppen aufgeteilt: Orientalen, Floralen, Chypres, Fougeré, Aquaten. Gourmands gab es damals noch nicht.
Vor 100 Jahren wurden erstmals Aldehyde zur Parfümherstellung benutzt und wenig später traten andere synthetische Noten hinzu.
Nicht zu vergessen von Frauen für Frauen! Jahrhunderte war die Duftherstellung eine reine Männerdomäne und sie steuerten auch was Frauen zu mögen hatten. Als Pionierinnen möchte ich, stellvertretend Jeanne Lanvin, Elizabeth Arden, Helena Rubinstein, Estée Lauder, Coco Chanel und Elsa Schiaparelli nennen.
Jedes Jahrzehnt hatte seine Trends, die kamen und vergingen. Ein halbes Jahrundert lang hatte jedes Haus einen oder mehrere große Chypres im Programm. Die 80er waren geprägt durch die Donnerdüfte, die 90er durch Weißblüher Parfums.
Noch vor 30 Jahren konnte man sich freuen und neugierig sein, wenn ein bevorzugtes Haus 2-3 x jährlich einen neuen Duft lancierte. Heute wird die Welt inflationär mit tausenden von Parfums überschwemmt und neue Label schießen wie Pilze aus dem Boden.
Den Begriff „Nische“ gab es damals noch nicht. Es galt nur gefällt oder gefällt nicht.
Ich habe diesen Beitrag so neutral und sachlich wie möglich gehalten.
Jetzt haben wir die Internet Generation. Beeinflußt von Instagram, YouTube, Twitter, Jeremy und was weiß ich noch. Euch kann ich nur raten, wenn Ihr noch auf Entdeckungsreise seit, benutzt Euer eigenes Gehirn, Euer Gefühl und vor allen Dingen EURE NASE! Trends und Hypes kommen und gehen. Nur das was Ihr für Euch selber als richtig erachtet, wird auch DER Duft für Euch sein.