Mefunx

Mefunx

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1 - 5 von 13
Mefunx vor 5 Jahren 22 9
6
Flakon
7
Sillage
6
Haltbarkeit
8.5
Duft
Da kommt Grünes mit
Das hier ist kein klinischer, schlanker Lavendel, hier wurde bodennah geschnitten, da kommt Grünes mit, auch Erde. Ein beinahe schmutziger Einstieg, und doch, oder gerade deshalb, sehr reizvoll. Die Geranie wirkt dann fast schon verfeinert, dandyhaft, tänzelnd zwischen ihren Facetten, ist ebenso rosig wie minzig. Überhaupt – viel Kühlendes hier: Rosmarin sicherlich, eine Idee silberner Wacholder (die Beere) und der Eindruck kalter Asche. Aber auch warme Gewürze lassen sich vermuten, etwas Zimt oder Nelke vielleicht. Marlborough ist jedenfalls komplexer, als man in Anbetracht der Pyramide oder der Jahreszahl annehmen könnte. Nur zur Basis hin, da passiert dann nicht mehr viel, Vetiver wird prominenter, der Duft setzt sich (auf zart bemoosten Untergrund) und zieht sich doch recht bald zurück.

Was fehlt uns noch: Marlborough ist ein holziger Duft, aber kein Holz-Duft, hier steht keine Palette Zeder in der Halle, sondern der Baum noch im Garten. Ähnlich die Zitrusnoten, die sehe ich im Harz und in den Blüten, vielleicht sogar in der einen oder anderen Zitrusblüte. Und in einer kleinen, reifen Bergamotte, die schon Yatagan an Tee denken lässt. Ein würzig-florales Bouquet auf harzigem Holz ist das, herb, fast bitter, zart seifig, etwas wächsern und ledrig, genau die Balance zwischen scharfer Frische und linderndem Balsam treffend. Außerdem: wohnt nicht vielen Gewürzen auch eine Art fruchtige Süße inne?

Im Übrigen ist das mal ein Barbershop-Duft, den man legitimerweise so bezeichnen kann (Firmengeschichte, Wikipedia), der allerdings dieses Genre transzendiert und der bemerkenswert zeitlos wirkt. Vertraut ja, aber nicht „alt“.
9 Antworten
Mefunx vor 7 Jahren 20 7
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
Kinnie Zest
Ich bohre mein altes Statement zu einem Kommentar auf – dieser Duft begeistert mich nachhaltig.

Baume du Doge ist ein angenehm ungeschliffener, traumhafter, eher transparenter Orientale, der sein Thema, Venedig als Tor zum Osten, treffend abbildet.

BdD wurde zu einem meiner liebsten Orangendüfte. BdD ist aber auch einer meiner liebsten Weihrauchdüfte. Die beiden, Orange und Weihrauch, stehen hier – fast gleichberechtigt – im Zentrum.

Die Orange in BdD ist von süßer Fruchtigkeit, sie wurde allerdings nicht eingedickt, sie ist nicht schwer: sie kommt frisch vom Baum, ist etwas herb, hintergründig bitter vielleicht sogar.

Jedenfalls gibt sie BdD gemeinsam mit einigen frischen/grünen Noten, vor allem der kampferartigen, minzigen Kühle des Kardamom und den dezenten pfeffrigen und anisartigen Facetten, etwas fast schon Limonadenhaft-spritziges. Ganz toll!

Wer schon mal auf Malta war kennt Kinnie, eine krautige, bittersüße Orangenlimonade, sehr ähnlich dem italienischen Chinotto. Von Kinnie allerdings gibt es eine Variante namens „Zest“ – da ist die Orange dominanter. Kinnie Zest schmeckt, wie BdD riecht.

BdD ist trotz des kantigen Weihrauchs und der feinen Frische kein unterkühlter Duft. Warme Gewürze (Zimt!), eine zartflorale Süße (Harze, Vanille), leicht karamellisiert, wenn man so will, eine safransanfte Erdung, das alles gibt BdD einen immerhin halbsamtigen, wohltuenden Charakter („Balsam des Dogen“).

Ein paar Beobachtungen noch: in der Basis wird BdD holziger (Zeder), trockener, bevor er warm im Hautduft ausfadet; sprühe ich zu viel, dominiert der Weihrauch über die Orange; rieche ich den Duft an einer anderen Person, aus der Distanz, ist er noch einmal schöner; über Sillage und Haltbarkeit kann ich mich nicht beklagen (stark bzw. ganztägig); und die oben als Aufmacherbild gezeigte, runde Flasche muss historisch sein, ich kenne seit Jahren nur die eckige und mag allgemein dieses unprätentiös-reduzierte Verpackungsdesign von Eau d’Italie.

Ein eigenständiger, lebendiger, sehr tragbarer, sehr gelungener Euro-Orientale. Testempfehlung.
7 Antworten
Mefunx vor 7 Jahren 21 7
7
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Texturen, Sommersonnenuntergänge und der arrogante Mann
L’Homme Sage war eine meiner ersten Entdeckungen, damals, vor über zehn Jahren. Hat wohl jemand auf basenotes.net – parfumo.de gab es noch nicht – etwas Positives darüber geschrieben, neuer Release, interessante Sache.

Seitdem war ich im Besitz einer Probe, die mich sehr angesprochen hat. Und trotzdem kamen immer irgendwie dringendere Düfte dazwischen, zuletzt wurde ich in einer Bukarester Parfümerie, in die ich mit dem Ziel gegangen war, zwar Neues zu testen, diesmal aber wirklich L’Homme Sage zu kaufen, von der Betreiberin von meinem Vorhaben abgebracht: das Geschäft verlassen habe ich mit "Zeitgeist" – keine meiner besseren Entscheidungen.

Auch egal, mittlerweile nenne ich einen Flakon L’Homme Sage mein Eigen und er gefällt mir nach wie vor sehr, sehr gut. Spannend für mich in diesem Zusammenhang ist, dass ich ihn nach all den Jahren immer noch in keine Schublade stecken, nicht wirklich fassen kann. Oder anders: er ist ein bisschen wie eine fremde Sprache, sexy, oder besser: attraktiv, aber mir unbekannt. Ich registriere die Laute als Sprache, kann sie aber kaum deuten. Und damit meine ich nicht einmal: Noten erkennen (das tue ich). Oder: den Duft beschreiben (naja). Das sind nachgeordnete Probleme, die bestehen ohnehin immer, mehr oder weniger. Es ist etwas Anderes.

Was L’Homme Sage für mich so ungreifbar macht, liegt weniger am Duft selbst, als vielmehr an seiner Textur. Vielleicht eine künstliche Unterscheidung – wenn uns eine Textur auffällt, können wir sicher sein, dass es die Textur ist und nicht einfach nur eine uns unbekannte Duftnote, die wir daher gar nicht als solche wahrnehmen? – und dennoch zwängt sich mir diese Differenzierung auf und mache ich hier das wirkliche Unterscheidungsmerkmal von Sage aus. Zumindest ist es dieser Aspekt, der mich beschäftigt und mit dem sich mir L’Homme Sage entzieht, sich so für mich aber auch spannend hält.

Das ist ja auch immer eine Herausforderung: Was verstehen wir unter cremig, seidig, samtig, pudrig (für viele mehr als nur Textur, für mich hauptsächlich Textur), staubig, pelzig … ich kann jedenfalls sagen: L’Homme Sage ist das alles nicht. L’Homme Sage empfinde ich als „wolkig“ oder „dampfig“. Die Oberflächenbeschaffenheit und Struktur von Dampf – wirklich eine taktile Erfahrung ist das ja auch nicht. Letztlich aber komme ich damit meinem Empfinden noch am nächsten. Vielleicht ungefähr so: als wenn man das Gesicht über eine warme Tasse Kaffee halten würde, diese sanfte Berührung des Dampfes, wenn er, blitzschnell abkühlend, in Wellen die Haut trifft. Statt nach Kaffee duftet das Ganze hier eben nach L’Homme Sage.

Andererseits sind „dampfig“ oder „wolkig“ auch nur unbefriedigende Hilfsausdrücke, eine Betonung von feucht oder warm, die ja so impliziert wird, würde in die Irre führen. L’Homme Sage erfahre ich nämlich – und nun doch ein paar Worte zum Duft selbst – als nicht ausschließlich warm (ich finde warme und kühle Gewürze) und feucht riecht das Holz und Stroh in L’Homme Sage nun auch nicht wirklich. Es ist die Textur, die den Duft hier überlagert, teilweise auch kontrastiert. So hat L’Homme Sage, als Duft, recht große Tiefe, aber selbst in der Basis bleibt er dabei luftig.

L’Homme Sage ist ja überhaupt kein komplizierter oder schwer zu tragender Duft. Da ist die fruchtige Süße, die den Duft zugänglich macht, zart, fast honigartig, etwas wächsern, den Safran umrahmend (der ist tolll!), eine Idee Kokos. Da ist aber auch eine gewisse Frische, der kühle Kardamom. Vor der Strohblume muss man keine Angst haben, die hat hier nichts mit Curry oder Maggi zu tun. Und die warm-würzige, harzig-ambrierte Basis, mit etwas hellem Moschus, wie es scheint, ist ohnehin kuschelig. Ganz am Ende, nach mindestens zehn Stunden, riecht meine Haut hauptsächlich wie eine schöner duftende Version ihrer selbst. Vielleicht am ehesten irritieren könnte die Seifigkeit (wieder: Kardamom), die ich als ausgeprägt wahrnehme (und mag!), die aber, wenn ich mir die anderen Kommentare hier anschaue, ohnehin sonst niemanden zu befassen scheint.

Übrigens, L’Homme Sage ist auch leicht rauchig, hier aber als Duftnote gemeint, nicht im Sinne einer wolkigen Textur… und meine eingangs erwähnte Kaffee-Tasse wäre passender eine Tee-Tasse gewesen, L’Homme Sage weist nämlich Tee-Facetten auf. Allein, wir wollten ja Duft und Textur getrennt diskutieren!

L’Homme Sage empfinde ich als semiformal, elegant, irgendwie, ja, aber dann auch wieder nicht, dazu ist er zu umschmeichelnd, zu sehr Wohlfühlduft und zu introvertiert. Interessant (und konträr) allerdings die Außenwahrnehmung: ich bekam unlängst ein Kompliment (?), mit dem Hinweis, dass der Duft schon auch „arrogant“ wirken (und damit nicht zu mir passen) würde. Wobei, so unsympathisch ich Arroganz finde, ein bisschen ertappt habe ich mich schon gefühlt. Nicht der weise, sondern „der arrogante Mann“, also? Apropos, wer auf solche Einteilungen Wert legt: L’Homme Sage ist für mich ganz klar unisex. Abschließend: Einen vergleichbaren Duft kenne ich nicht, in meinen Notizen festgehalten habe ich „Kyoto×LIDGE (in Momenten)“, das, befürchte ich, ist aber keine Annäherungsformel sondern eher Zeichen meiner Suche nach der Textur.

L’Homme Sage, weniger prosaisch: Sommersonnenuntergang, warmer Hauch, wohlig in den Schlaf sinken. Ein wirklich wunderbarer Duft.
7 Antworten
Mefunx vor 9 Jahren 22 6
8
Flakon
5
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Fern von Bettenburgen und Strandpromenaden
Die Garigue ist ein verheißungsvoller Ort, nicht lieblich, aber doch anziehend, ein kontrastreicher Ort. Der feine Duft von Pflanzen, die sich zwischen Fels und Sonne behaupten, die Hitze des Landesinneren trifft in Küstennähe auf eine frische Meeresbrise, irgendwie ursprünglich, dabei doch oft erst durch menschlichen Eingriff (Rodung, Beweidung) entstanden. Es sind Gegenden, die man sich erwandern muss, fern von mediterranen Bettenburgen und als Strandpromenaden getarnten Einkaufsstraßen.

Der Reiz von Delphine Thierrys I-I Terralba besteht dabei nicht in einer besonderen Überhöhung oder Abstraktion. I-I Terralba ist zwar als „Parfum“ zu lesen – aber selten ist mir eines untergekommen, das so treffsicher einen Landschaftstypus beschreibt, wie dieser Duft. Und sicher keines, das so nah am Geruch dieses speziellen Sehnsuchtsortes, der Garigue, liegt.

Die Sonne flirrt, Risse im trockenen Lehmboden. Trotzdem ist das hier kein Wüstenduft, da ist immer das Meer und da ist immer Leben. Die Luft ist aufgeladen davon: ich atme intensiv aromatisches Grün, kein im Finger zerriebenes Blatt, sondern von mineralischer Brise getragene Grünschattierungen, flächig, schwebend, weich. Krautige & strauchige Noten mischen sich mit und in der Luft, haben nichts Stechendes, Grobes. Der Duft ist seidig-herb, vielfältig: da liegen die kühlenden, mentholartigen Facetten des Grüns genauso in der Luft wie eine zarte strohige und harzige Süße, fast tabakartig einerseits, ein Hauch pudrigen Ambers andererseits. Da ist etwas Anisartiges, wie eine Facette von wurzeligem Vetiver, da ist warme, trockene Würze, freigesetzt vom Sonnenlicht. Und da gibt es kleine, robuste Blüten im dornigen Strauchwerk. Und es gibt, vereinzelt, bereits Bäume. Vielleicht ist die Garigue ja doch ein lieblicher Landstrich: wenn man nur genau hinsieht.

In der aktuellen Renaissance der aquatischen Düfte, deren Konzepte oft so verlockend wie die Resultate enttäuschend sind, geht I-I Terralba einen anderen Weg. I-I Terralba ist ein maritimer, aber kein aquatischer Duft, eine Poolnote nehme ich, wenn überhaupt, nur sehr hintergründig wahr. Stattdessen ist I-I Terralba immer grün (hellgrün, braungrün, graugrün, dunkelgrün) und bloß implizit blau. I-I Terralba ist auch kein Strandduft mit Referenzen von Sonnenmilcharoma oder Melonenwasser. Dennoch gibt es Düfte, die gewisse Schnittmengen mit I-I Terralba aufweisen: so werde ich an Sel Marin erinnert (Salinität), an die trockene Krautigkeit von Sables (ohne dass die Immortelle jemals so dominant wäre) oder auch an Eau d'Ikar, Fleurs de Sel oder Numero Uno.

Die Duftentwicklung empfinde ich als nicht sehr ausgeprägt: vom kurzen, zitrusfruchtigen Auftakt bis zur zart koniferig-holzigen Basis, in der die Seidigkeit sich langsam zu einer ambrierten, moschusartigen Fluffigkeit gewandelt hat, bleibt der Gesamteindruck weitestgehend konstant. I-I Terralba ist ein vergleichsweise leichter Duft, der aber eine, für diese Kategorie, ungewöhnlich lange Haltbarkeit zeigt und der, bei großzügiger Anwendung, auch durchaus abstrahlt. I-I Terralba „funktioniert“ im maltesischen Sommer, in Wiener Büros und im Bukarester Winter. I-I Terralba ist sicher kein alltäglicher Duft. Dennoch wird sich kaum jemand irritiert abwenden: I-I Terralba wird allgemein als „frisch“ wahrgenommen und ist damit wohl das, was man als alltagstauglich bezeichnen könnte.

Großes Kino.

Edit, 25.12.2021:
Habe den Verdacht, dass es (mit der Umstellung auf den neuen Flakon?) eine Änderung der Formel gab. Der Duft wirkt dichter, dunkler, Richtung Anis verschoben, ich nehme nun eine prononciertere Jasmin-Note wahr, schwarzer Jasmin, gummiartig. Und vor allem leider: mehr holziger Moschusfluff. Wohl um den Duft weiter zu tragen, die „Performance“ zu maximieren. Es steht zu befürchten, dass der Hersteller der Höher-weiter-schneller-lauter-Fraktion Gehör geschenkt hat. Etwas auf Kosten des eigentlichen Geruchserlebnisses.
6 Antworten
Mefunx vor 9 Jahren 27 6
8
Flakon
7.5
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Hochfrequentes Holz (im Kippbild)
Avantgarde muss man sich nicht erwarten, von einem Duft, der „Vintage“ im Namen trägt und der einer Kollektion entstammt, die sich mit der Erinnerung bzw. dem Déjà-vu befasst. Stattdessen findet man hier einen Bezug auf bewährte Vorbilder und Modelle. Die Namen der beiden Düfte dieser Minikollektion geben die Richtung vor: während aber über „Versilia Vintage - Ambra Mediterranea“ vergleichsweise viel geschrieben wurde, führt „Versilia Vintage - Boisé“ ein gewisses Schattendasein; irgendwie passt das zum Understatement von Boisé, Ambra Mediterranea ist da in jeder Hinsicht etwas lauter.

Avantgarde also nicht. Trotzdem kann man Spaß mit diesem Duft haben. Er eignet sich beispielsweise vorzüglich, den Kippbild-Effekt zu demonstrieren:

Nach kurzem Zitrusflash bleibt die Bergamotte hintergründig und ausdauernd wahrnehmbar, der Fokus verschiebt sich allerdings. Boisé wird rasch silbern-grün: kühlend, Vetiver mit minzigem Twist, ein Duft zum Aufwachen. Die Rosengeranie legt das Fundament für den hellkrautigen, sanft seifigen Lavendel. Gemeinsam bestimmen die beiden, Geranie und Lavendel, nun die Richtung des Duftes – durch eine paar Tropfen Honig abgesüßt und gemildert. Hinten raus deutet Boisé noch etwas Orientalisches an, erdet sich, wird wärmer, balsamischer, vielleicht etwas cremig, ohne aber seinen Charakter zu verlieren: Boisé zeigt seine floralen Facetten, es ist eine helle, schlanke Blumigkeit, frisch und zart wächsern.

Das ist die eine Sicht der Dinge. Alternativ kann man sich nämlich auch auf die holzigen Aspekte konzentrieren und so die andere Seite von Boisé erleben: das Herz des Duftes ist dann nicht mehr grün, mentholartig, blumig sondern trocken und holzig. Die Zeder. Allerdings handelt es sich hier nicht um eine gemeine Bleistiftholz-Zeder, sondern um eine hochfrequente, fast schon metallisch anmutende Zeder, eine harte Zeder, ohne Kinderzimmer-Reminiszenzen also.

Angenehm ist, dass auch die Synthese funktioniert, gerade weil die Zeder so hochtourig daherkommt, trifft sie sich auf einem Niveau mit dem Lavendel, die französische Wiese passt gut zum italienischen Gehölz („Boisé“ … der französische Name eines Dufts vom ligurischen Meer…). Boisé tritt in der Zusammenschau fougèreartig-aromatisch, holzig und silbern schimmernd auf, junges Holz, zartes Harz; elegant, aber eher dynamisch als steif, bestimmt und etwas unterkühlt, transparent, aber nicht farblos. Da fügt sich mir auch schön ins (Duft-)Bild, dass die Texas-Zeder, technisch gesehen, ein Wacholder ist.

Ich habe dein Eindruck, hier wurde nicht nur in den aufwendigen, massiven Flakon investiert, sondern auch ordentlich Geld für hochwertige Duftmaterialien in die Hand genommen – und sollte ich mich irren, fände ich das Resultat kaum weniger beeindruckend. Boisé ist ein „Immergeher“, hält leicht einen normalen Arbeitstag durch und ist nicht mal besonders hautnah.

Die unterschiedlichen Gesichter von Boisé passen übrigens gut zur mitgelieferten Geschichte, einer Wanderung vorbei an Wald und Wiese. In der selben Geschichte wird geschildert, wie der junge Parfumeur (Name nicht eindeutig überliefert), die Beschaulichkeit der Versilia genoss, während rundherum die Menschen gegen Missstände auftraten („[...] while all around the world seethed with protest and marches: Versilia, isle of happiness in the magma of the Sixties.“, Website Profumi del Forte). Das ist mir zu naiv und zu reaktionär, bei aller Begeisterung für Boisé und Respekt vor den Düften von Profumi del Forte. Manchmal wünschte ich mir, Parfumhäuser würden auf diese Texte verzichten. (Es gibt hier außerdem noch eine Story zum – wie gesagt – beeindruckenden Flakon bzw. dem Label und einem Codereader, der den genetischen Schlüssel des Dufts in Sound umwandeln soll. Etwas obskur, auch weil eine Recherche keine aktuellen Details dazu mehr brachte.)

Wie dem auch sei: großartiger Duft.
6 Antworten
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