Merunnisa

Nein. Nein, nein und nochmals nein. Wir kommen nicht zusammen, PdS und ich. Obwohl wir beide zutatenmässig eine hohe Verträglichkeitsnote gehabt hätten.
Der Auftakt erschlägt mich ohne Vorwarnung mit einer sehr salzigen, wirklich laugenbrezelartigen Nuss. Ich habe das vorher noch nie erlebt: mir wurde übel... Nach den ersten 15 Minuten flaut das Ganze ein bisschen ab und macht einer synthetischen Nuss Platz, aber ich kann mich nicht sehr freuen, hat doch die seltsame Intensität dieses Duftes Kopfschmerzen erzeugt. Ich verstehe nun all diese Menschen, die von Kopfweh in Verbindung mit Parfum klagen, viel besser.
Nach Stunden entwickelt sich dann eine passable, holzige Note, die man aber auch bei anderen Düften haben kann. Wo die Pralinen sein sollen, erschliesst sich mir nicht. Trotzdem bleibe ich ein kleiner Fan von Parfumerie Générale und freue mich für all jene, die diesen Duft gerne tragen.

Meine Herren (im wahrsten Sinne des Wortes)! Was für eine Keule - und erst noch aus grauer Vorzeit! Völlig naiv und ohne Vorurteile sprühte ich dieses Parfum direkt auf meine Haut. Da traf mich der Schlag - ohne Vorwarnung streckte mich dieser Duft gnadenlos nieder. Was Schlechteres habe ich wohl noch nie gerochen. Es nutzte nichts, den Arm so weit wie möglich von mir zu halten. So müssen Mammuts gestunken haben... Aber... und nochmals: Aber... wenn man lange wartet, nicht sehr lange, so ca. 1 Stunde... da entwickelt sich was! Wow! Immer wieder und immer mehr wehte so ein urtümlicher Duft rüber, in meine Nase, durch meine Rezeptoren, direkt ins Hirn: Rauchig, erdig, ledrig, würzig... Ach, ich lass es lieber raus: ursprünglich und männlich! Ja, jetzt verstehe ich die Evolution, ich verstehe es, dass meine Ahninnen sich von den Neandertalern nur zu gerne an den Haaren in die Höhle zerren liessen... Noch nie hatte ich bei einem Parfum so eine frappante Entwicklung, die ja wirklich von scheusslich zu wundervoll ging, erlebt. Und er hält lange, auch, nachdem das Feuer an der Feuerstelle ausgegangen ist.
Nur muss ich sagen: Mädels, Hände weg - das ist eindeutig ein Duft für männliche Neandertaler und Homo sapiens. Im positivsten Sinne...

Ea startet sehr frisch und leider auch sehr medizinisch-synthetisch. Das von DeGe53 erschnupperte "Fitzelchen Anis" nehme ich auch war, durchaus angenehm, scheucht es doch ein bisschen den Zahnarzt mit seiner Mundspülung weg. Und schon ist die Kopfnote "durchgekaut". Von einer Osterglocke oder einer Quitte errieche ich nichts. Auch die Seerose hat ihre Blätter zugeklappt.
Bald stellen sich denn auch die aquatischen Noten ein, jedoch nicht so, dass ich einen gefälligen Eindruck hätte: es bleibt beim Synthetischen. Orchidee? Nein, wurde weggespült. Auch bei der Basis entwickelt sich nichts mehr. Alles in allem ein nichtssagender, unkreativer Duft, der mich als Aquatik-Liebhaberin beileibe nicht gewinnen kann. Offenbar haben mich "Sel Marin" von Heeley und "Acqua di Sale" von Profumum Roma fest im Griff. Auch das weniger gut haltbare "Sandflowers" von Montale ist um Längen besser. Sorry Ea, aus uns wird nichts.

Was immer da drin ist: Es reisst mich vom Hocker! Hat man es bei "5:40 pm in Madagascar" von Kenzo mit grüner, nasser Vanille zu tun, so ist es hier eine kühle, erdige und unsüsse Vanille. Die Blumen nehm ich so nicht wahr; eher das Würzige, Weiche, Umschmeichelnde, Anschmiegsame und doch so Unterkühlte. Ich geh mit Kankuro einig, der es als milchig und wahnsinnig machend einstufte :-). Ich komm nicht drauf, was das sein könnte; nehme es aber auch in Prada von Prada wahr.
Keiner interpretiert Vanille so pur und doch so subtil. Der Duft ist trotz der Würze luftig leicht und fast transparent, was aber der Haltbarkeit keinen Abbruch tut. Daumen hoch und huschhusch auf die Wunschliste!

Dieser Duft ist ein kleiner Meilenstein für mich, und zwar bezüglich der Tomate. Ich hatte dieses Parfum geschenkt bekommen, hätte es also nie für mich selber gekauft.

Schon beim ersten Sprüher wird klar: Dies ist eine frische, fruchtige, jedoch keine süssliche, sondern eine grün-blättrige Angelegenheit. Wirklich fein für Freunde dieser Duftrichtung! Und mir ist, als kommt sie da schon durch: die zitierte Tomate. Aber es riecht nicht nach dem Gemüse. Habt ihr schon mal an einem Tomatenstrauch gerochen? Die Nase in ein Pack Rispentomaten gehalten? Ein Zweiglein der Cherrytomaten zwischen den Händen verrieben? Das ist es! Und ich liebe diesen Geruch. Bei "In love again" kommt dies sehr schön zum Tragen. Die anderen Noten balancieren das vielleicht befürchtete Krautige gekonnt aus. Es bleibt ein leicht blumig-fruchtiger, frischer, grüner Duft, der einen den ganzen Tag mit einer zuerst starken, dann dezenten aber stetigen Aura umgibt. Die Rose fällt bei mir beinahe nicht auf. Auch das Holzige zum Schluss ist sehr dezent, so dass ich bei der Dufteinordnung kein "holzig" vergab (wenn, dann eher bei Düften der "She Wood"-Varianten von Dsquared).

Besagtes Tomätchen ist also lächelnd in mein Duftgedächtnis eingezogen und ist gekommen, um zu bleiben. :-) Weil "In love again" immer seltener wird, habe ich eine gute Alternative dazu gefunden: DKNY Women. Aber das ist eine andere Geschichte...