Metalfan

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Metalfan vor 4 Jahren 10 8
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Duft
Par Amour pour Lui? Who the Fuck is Lui?
Beim stöbern nach einem Tabak-Duft bin ich auf Profumos Kommentar zu "Par Amour pour Lui" gestoßen. Er hat diesen wunderschönen Duft vor knapp einem Jahr professionell in Worte gefasst und mich so richtig schön angefixt. Obwohl er bereits alles wesentliche über den Duft geschrieben hat, möchte ich auch meinen Senf dazu geben. Warum? Weil er etwas vergessen hat. Er hat uns nicht gesagt wer Lui ist!

Tabak, Heu und Leder stehen bei ihm klar im Vordergrund. Im Trio klingt das für mich so ein bisschen nach dem „Cowboy in der Prärie“ und tatsächlich empfinde ich Lui auch so. Kein lauter, schießwütiger Cowboy aber einer, den man besser ernst nimmt und respektiert. Lui ist aber auch ein Gentleman der ganz alten Schule, der den Damen die Tür aufhält und dabei seinen Hut abnimmt.
Zu einem perfekten Cowboy-Klischee fehlen aber noch zwei Dinge – Pferd und Whisky.
Wie dem auch sei, für mich ist Lui ein echter Cowboy, ob mit oder ohne Pferd. Und über den Whisky reden wir später. Doch nun mal von vorn.

Stell dir das natürlichste Leder vor, dass du je gerochen hast und verdoppel die Intensität. Kannst du das? Dann weist du in etwa, was dich beim Auftakt von „Par Amour pour Lui“ erwartet. Ich vermute, dass für den Duft verschiedene Ledernoten verwendet wurden, welche bezüglich meines „Cowboy Lui-Hirngespinstes“ als Stiefel, Pistolen-Halfter und Pferdesattel auf Luis Schulter erscheinen (Was ist ein Cowboy ohne Pferd? Ein Sattelschlepper. :D).
Die Silage-Kurve erreicht ihren Höhepunkt nach ca. 5 Minuten und fällt dann in den nächsten ca. 30 min rapide herab. Das Leder wirkt Anfangs recht hart, wird mit abfallender Silage aber immer zarter und hält sich ab der Herznote bis zum Schluss (ca. 7h) mit Tabak in etwa auf Augenhöhe.
Ein kräftiger, leicht feuchter und dunkler Pfeifen-Tabak der hier im Kontrast zu einer trockenen und hellen Heu-Note besonders natürlich wirkt.
Unverkennbar spielen auch verschiedene Kräuter eine Rolle. Erkennbar ist für mich aber nur Estragon, welcher sehr edel wirkt und Lui während des gesamten Verlaufes begleitet. Ich hätte noch auf Salbei getippt aber dieser ist nicht aufgelistet.

Bevor ich es vergesse möchte ich noch etwas zum Whisky sagen. Erstens - Whisky ist definitiv nicht enthalten. Zweitens - Man kann ihn aber durchaus hinein interpretieren. Diverse Kräuter und eine fast überreife Bergamotte könnten hierfür die Ursache sein. Ich nehme diese „Whisky-Note“ nur manchmal, und dann auch nur als „leichtes Fähnchen“ war.
„Pferd“ lässt sich für mich allerdings so gar nicht mit dem Duft verbinden. Was nun?
Mein Vorschlag: Der Gaul ist einfach durchgebrannt und hat den Whisky im Galopp verloren. Dabei ist die Pulle zersprungen und der Wind weht nun gelegentlich das „Whisky-Fähnchen“ in Luis Richtung. Na, wie klingt das?

Ob Lui auch was für Dich ist? Keine Ahnung! Vielleicht kennst Du seinen Coursan „Feuilles de Tabac“ aus Frankreich. Der gleiche Typ nur glatt rasiert und ohne Leder und einen kleinen Ticken vornehmer. Wenn Du den magst, dann magst du Lui wahrscheinlich auch. Lui ist zwar „nischig“ aber durchaus sozialverträglich. Ich nehm ihn mit zur Arbeit, zum Einkaufen, nach hause…... überall hin.
Abends vorm Fernseher könnte er dich allerdings etwas nerven, da Lui ja ein waschechter Naturbursche ist. Auch an heißen Tagen strengt er schon etwas an.
Wie bitte? An „heißen“ Nächten? Also das musst du schon selber raus finden. An Testosteron mangelt es ihm jedenfalls nicht.
Zu einer Frau passt er etwa wie ein Herren-Karohemd oder ein Cowboyhut – also sehr gut ;-)

Eine Frage noch zum Schluss: Kennst Du Marion Robert Morrison, alias John Wayne, alias „The Duke“?
Er war DIE Cowboy-Ikone Hollywoods. Ob er ein guter Schauspieler war lass ich mal dahingestellt. Doch ein heroischen Kampfgeist, gepaart mit scharfsinnigen Verstand und einer stoische Gelassenheit konnte er überzeugend genug auf die Leinwand bringen, so dass Milchbubis, wie ich damals in den 70-ern einer war, blindlinks in seine Fußstapfen treten wollten. Mein Cowboygang vor dem großen Spiegel im Schlafzimmer meiner Eltern war so cool…. nun war ICH „The Duke“!!!
Heute, gute 40 Jahre nach seinem Tot sind Helden seines Kalibers alles andere als „up-to-date“. Auch für mich sind die alten Western längst passee. Doch mit „Par Amour pour Lui“ hast Du die Möglichkeit, einen Blick in die Prärie zu werfen um den alten Helden zu begegnen. Also bei mir hat´s zumindest geklappt.

Lui – Ich ziehe meinen Hut!
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Metalfan vor 5 Jahren 11 5
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Duft
Bonjour Monsieur Duchaufour!
Neulich, an einem späten Abend, Madame Metalfan war außer Haus, saß ich bequem im Sessel mit einer kühlen Flasche Bier und schaute auf unserem stattlich-großen TV ein Live-Konzert einer Doom-Metalband an. Auf meiner Haut klebte ordentlich „Land of Warriors“ und so geschah es, dass ich plötzlich „livehaftig" mitten im Geschehen war. Wie praktisch - Eintrittsgeld gespart, dachte ich! Wissend, dass ich diese Illusion ohne ihrem Duft niemals in diesem Ausmaß erfahren hätte, beschloss ich, Ihnen einen Brief zu schreiben.

Leider kenne ich gerade mal 8 Düfte aus ihrer Hand, genug um ihrer Kreativität zu bestaunen. Gibt es eigentlich DEN Durchaufour-typischen Duft? Eines war mir aber doch aufgefallen und zog sich wie ein roter Faden durch ihr Sortiment. Ihre Düfte sind schön und rund (keine Ecken, keine Kanten) und durchaus Massentauglich. Sie sind zwar Nischen-Experte und haben dem Mainstream längst den Rücken gekehrt, dennoch hatte ich stets den Eindruck, dass Sie einen möglichst großen Kundenkreis ansprechen möchten. Doch „Land of Warriors“ macht klar, dass Sie sich auch hier nicht festnageln lassen. Ich muss schon sagen, mit diesem Duft haben Sie sich meilenweit vom Mainstream weg gewagt. Er ist so seltsam, so anders! In einer türkisen Parfümerie z.B. wäre wohl selbst im untersten Regal-Boden kein Platz dafür.

Bevor ich nun meine individuelle Wahrnehmung des Land of Warriors kundtue, möchte ich die Gelegenheit nutzen und kurz drei andere ihrer Werke ansprechen. Schließlich möchte ich auch klar machen, wie verschiedenartig ich ihre Düfte wahrnehme und wie deutlich sich Land of Warriors dennoch abkapselt.
BEISPIEL 1: Timbuktu! Dieser Duft ist trotz seiner maskulinen Betonung recht fragil zusammengesetzt. Mögen sie schweizer Uhren Monsieur? Feinste Präzisionsarbeit und Liebe zum Detei haben Sie hier demonstriert, gerade so wie bei einem Schweizer Uhrwerk. Ein Duft-Zahnrädchen greift ins andere und eine nervöse Unruhe vervollständigt das Bild. Ziemlich abstrakt für einen Duft, der eine malische Oasenstadt widerspiegeln soll (und dies auch tut). Wie hätte Pablo Picasso Timbuktu wohl gemalt?
Bei allem handwerklichen Respekt, tragen würde ich Timbuktu nicht. Einen Picasso würde ich mir allerdings auch nicht übers Sofa hängen ;-).
BEISPIEL 2: Sartorial! Mister Sartorial, welcher mit Schirm, Cham und Melone im „Very British“-Stil begeistert, hat mir einst, in Folge seines dekadenten „Gewürz-Rausch-Auftakts“ eine recht spontane Kaufentscheidung beschert. Schade nur, dass der Rausch bereits ca. 20 min nach dem „sniefen“ vorbei war. Dann schiebt Mister Sartorial die Gewürz-Drogen beiseite und geht in eine völlig andere Richtung. Sehr nobel aber auch etwas Spießbürgerlich, dabei immer „Very British“, wird er durch Bienenwachs, Lavendel & Co zum „Duchaufour-Verkaufsschlager Nr.1“.
BEISPIEL 3: Leather up! Ein luxuriöser Wildlederkern, so zart und geschmeidig, dass man schon an seiner Echtheit zweifeln möchte, wird umhüllt von gähnender Langeweile. Mir erscheint eine Klischee-Beamtin mit einer Hermes-Handtasche um die Schulter. Wo hat sie die her? - Irritiert!
Abgesehen von der (zu)schönen Handtasche und einer irren Haltbarkeit (sehr Hautnah zwar, doch trotz Duschen locker 16 Stunden) bleibt mir das „Besondere“ hier verborgen. Klar, der Preis ist auch was besonderes, denn unter 280 Euro pro 50ml ist der Duft kaum zu bekommen.
Pardon Monsieur, ich kann mir denken welche Ehre es für einen Parfümeur sein dürfte, für die charmante Künstlerin Phuong Dang arbeiten zu dürfen. Toutes mes felicitations! Aber …......
Na vielleicht erkennt der echte Kenner hier ja einen künstlerischen Aspekt. Themawechsel!

Monsieur, mögen sie eigentlich Metal? Land of Warrior riecht nicht nur verdammt gut, man kann ihn auch hören. Woher haben Sie eigentlich ihre Inspirationen zu diesem Duft? Durften Sie im Hause „The vagabond prince“ Metal hören?
Mit klassischen Heavymetal hat Land of Warriors natürlich nichts zu tun. Ich denke hier vielmehr an Doom-Metal, welcher im Slow Motion-Modus eine zu tiefst dramatische, melancholische, verzweifelte bzw. endzeitliche Atmosphäre vermittelt. Wer sich zu diesem ehr seltenen Subgenre hingezogen fühlt, der sollte Land of Warrior unbedingt testen. Zwar ist der Duft nicht ganz so laut und im Vergleich zu einer Toni Iomi-Gitarre etwas heller abgestimmt, doch vom Stiel ist er verdammt ähnlich.
Nun geben sie es schon zu Monsieur, Sie sind ein Metalhead!

Der Flakon ist so schön und spannend gestaltet, dass man gleich auf den den Sprühknopf drücken möchte. Esoterisch-verspielt weckt er Fernweh nach einer fremden Welt. Die Pferde der Krieger vor einem blutroten Hintergrund....
Dennoch hätte ich ihn anders gestaltet. Vielleicht in schwarz mit einem finsteren Nebel-Mond und reitenden Kriegern in einer schaurig-schönen Doom-Metal-Landschaft?!

Bevor ich eine Abfüllung dieses Duftes bestellte, hab ich die bekanntgegebenen Inhaltsstoffe gelesen.
Iris-Concrete stand da – Fettgedruckt! Mein Problem - ich mag Iris nicht! Dem Parfumo-Kommentar eines Monsieur Torfdoen sei Dank, wurde meine Neugier auf Land of Warriors dennoch geweckt. Gelohnt hat sich das schon alleine deshalb, weil ich nun auch weis, das Iris auch ganz anders rüber kommen kann. … eu de la chance!
Iris-Concrete zählt zu den teuersten Duftstoffen überhaupt. Schwindelerregende 70000 bis 90000 Euro etwa kostet ein Kilo von dem Brei und ist somit etwa doppelt so teuer wie 1kg Goldbarren bzw. mein Auto als es noch funkelnagelneu war. Für mich bedarf es dennoch erst einem „Land of Warriors“ um Iris-Concrete wertschätzen zu können. Merci beaucoup, Monsieur Duchaufour!

Land of Warriors hat die nötige räumliche Tiefe, um eine weite Landschaft erscheinen zu lassen.
Ein bunter Mix aus herben Pflanzen, Früchten und Räucherwerk lassen diese Landschaft fremd und okkult erscheinen. Eigentlich ist Land of Warriors ein wunderschöner, mystischer Duft mit einer stoischen Gelassenheit, vorausgesetzt man lässt sich von den Kriegern nicht einschüchtern.
Das Bild der Krieger und deren Pferde entsteht durch eine mächtige Iris, welche sich mit einem sehr rauen, spröden und besonders natürlichem Vintage-Leder verschmilzt. Tabak, Patschuli und Moschus vervollständigen das Bild. Die Krieger ziehen ihre ganze Aufmerksamkeit auf sich und der Schauplatz schrumpft zu einer kleinen Kulisse. Zwar sind die Krieger von Anfang an präsent, doch im Verlauf wird es immer schwieriger, die Weiten und die Schönheit der Natur zu erkennen.
Der Name ist hier Programm! Hier wird zwar kein Kriegsschauplatz dargestellt, dafür aber langsam reitende Krieger. Da diese weder müde noch verwundet erscheinen wird der Kampf noch bevorstehen. Etwas chemisch-toxisches, „mineralöliges“ liegt in der Luft und mischt sich mit der feilchenhaften Iris zu einem skurrilen und bedrohlichen Gebräu. Dieses Gebräu gibt dem Duft seinen „Biss“ und ist das unverzichtbare I-Tüpfelchen, welches den Namen Land of Warriors ausmacht!
Dabei steht dieses Gebräu im Gegensatz zu dem antiken Bild der reitender Krieger und stiftet somit reichlich Ambivalenz. In Gift getränkte Pfeile oder ein spezielles Waffenöl? Keine Ahnung! Auf jeden Fall sorgt diese Ambivalenz für Spannung und schafft Raum für reichlich Phantasie.

Sie haben mal geäußert, dass ein Gleichgewicht erreicht wird, wenn sich Gegensätze anziehen wie Yin & Yang. Na das ist ihnen mit diesem Duft ja gelungen! Solch einen Spagat Monsieur macht ihnen so schnell keiner nach!

La paix soit sur eux, Monsieur Duchaufour!

Metalfan!
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Metalfan vor 6 Jahren 14 7
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"Ozzy´s", "Ossis" und Ostfriesen
Die zugegeben sonderbare Überschrift bezieht sich auf den Verlauf dieses speziellen Ausnahme-Duftes, welcher gerade auf Grund der drei "O´s" einen besonderen Stellenwert für mich einnimmt. Warum? Ich leg einfach mal los ...

Kopfnote: Black Sabbath! ....ich weiß, Yatagan hat bereits Ende 2015 in einem Kommentar Black Sabbath Sänger Ozzy Osbourne mit No 88 in Verbindung gebracht. Als großer Fan dieser (Ex) Band und im Vertrauen auf Yatagan´s Nase, hatte ich mir den Duft sofort blind bestellt.
Und gleich im Auftakt kommt mir ein Gitarrenriff von Tony Lommi in den Sinn. Dieser verlor bei einem Fabrikunfall zwei Fingerkuppen, was für einen Gitarristen Ende der 60-er Jahre das "Aus" bedeutete. Aber nicht für Lommi! Dieser nämlich hat sich Kuppen aus einer Spülmittelflasche, Fetzen einer alten Lederjacke und Wachs gebastelt und übergestülpt, dünnere Saiten eingespannt und die Gitarre tiefer gestimmt um den Saitendruck zu verringern. Und mit diesem völlig neuen, tonal düsteren Sound war der Grundstein des Heavymetal gelegt. No 88 ist so locker wie diese Lommi-Gitarre und hat im Auftakt den gleichen Sound!
Dem Bassisten Geezer Butler hat Black Sabbath nicht nur ihren Namen zu verdanken. Auch die dämonischen, satanistischen Song-Texte stammen meist von ihm. Wem das zu unheimlich klingt, der möge dem Sprühknopf des No 88 fernbleiben! Der 'kalte Hauch' kommt garantiert - schon wenige Minuten nach dem Aufsprühen!
Auch Drummer Bill Ward finde ich in diesem Duft. No 88 hat "Wumms" und Schlagkraft. Wie ein Trommelwirbel legt er los und bleibt, leiser werdend, fast über den gesamten Verlauf erhalten.
Ganz klar dass Ozzy auch seinen Senf dazu gibt. Seine Stimme hat etwas ungehobeltes, verruchtes und schmutziges, so wie sein Signatur-Duft No 88. Und wer sich mit so einer Stimme auf die Bühne traut, sollte in einer Metal-Band singen! Wo sonst?
Am 17.1.2017 trug ich No 88 in der Kölner Lanxess-Arena zum Abschiedskonzert der legendären Metal-Pioniere. Eine bessere Wahl konnte ich nicht treffen. Ein Dankeschön nochmal an Yatagan für´s anfixen!!!

Herznote: Während Black Sabbath im Herzen des No 88 etwas leiser wird, kommen alte Erinnerungen in mir hoch - etwas "Ostalgisches" breitet sich aus! Einfach und gesellig war das Leben in der DDR, in welcher ich aufgewachsen bin und dort bis zum Mauerfall lebte.
In den Südthüringer Kneipen war viel Leben und es roch nach leckeren Essen und Rhön-Bier aus Kaltennordheim. Und wie `Ergoproxy´in seinem Kommi schon bemerkte, riecht No 88 tatsächlich nach Bier. Dazu gesellt sich noch eine schlichte, herb-frische Rasierwassernote, welche dem legendären 'Tüff' etwas ähnelt.
Damals hat fast jeder Fahrzeugbesitzer an seinem Trabi/Simson/MZ selbst geflickt und geschraubt. Und wer keine Werkstatt hatte stand halt mit Werkzeugkoffer schon mal am Straßenrand. An der Verlängerungsschnur einen Winkelschleifer und los ging´s. Der Funkenflug klebte mir ziemlich oft in der Nase (zumal mein Benzinfeuerzeug ständig leer war :)). Heute sprüh ich No 88 auf, warte ca. eine Stunde und die Funken fliegen wieder.
Nach der Arbeit ist Händewaschen angesagt und wo Seife nichts brachte, half 'Linda Neutral'. Eigentlich war das ein Waschmittel in Pasten-Form doch kannte ich Niemanden, der es zum Wäsche waschen benutzte, dafür gab es Spee. Ich hatte Linda Neutral schon lange nicht mehr unter der Nase aber wenn mich mein Duftgedächtnis nicht trübt, hat No 88 tatsächlich diese Note. Schlimm ist das nicht! Vielleicht etwas "grobmotorisch" aber auch sauber und gepflegt. Und mal ehrlich, Weichspüler stehen doch schon genug in den Parfüm-Regalen - oder?

Basisnote: Als Finstermann mit einem melancholischem, verbitterten Gesicht präsentiert sich No 88 über den gesamten Verlauf. Dennoch liebt er Action und Abenteuer. Doch wenn er müde wird möchte er nach hause in die Abgeschiedenheit. Er möchte sich an seinem alten Holztisch eine Pfeife stopfen und mit seiner Frau in aller Seelenruhe einen Tee trinken. Das klingt alles nachvollziehbar, doch seine Reise kommt einer Seelenwanderung gleich. Die Reise begann auf den 'Brettern die die Welt bedeuten', als Teil einer britischen Metal-Band. Schließlich wanderte er als "Ossi" durch die alte DDR und landet letztendlich als Ostfriese in einer kleinen Hütte am Wattenmeer. Bill Ward´s Trommelwirbel wandelt sich in pfeifenden Wind, der in Ostfriesland niemals schläft. Der Wind verströmt das Aroma von den unzähligen Wildrosenhecken, welche Bauern zum Schutz vor Sandstürmen angelegt haben. Ein wenig zieht durch die Ritzen der kleinen Hütte und vermischt sich mit dem warmen Holz, Tabak, Tee und ein paar Zimtsternen (sehr Hautnah das ganze).
Seine Frau zündet mit einem Streichholz eine Kerze an. Ob vom Scheinwerferlicht, Funkenflug, einer Flex oder dem Kerzenlicht, immer hat er ein funkeln in den Augen.

Anmerkung zum Schluss: No 88 sollte man sich niemals auf die Kleidung sprühen! Manche Düfte mögen das, doch dieser entfaltet sich nur auf der Haut.




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Metalfan vor 6 Jahren 6 5
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Auch (gerade) für Pazifisten!
Kürzlich flatterte eine Duft-Post mit dem Absender "Angellise" in meinen Briefkasten. Neben meiner Wunsch-Probe 'Nirwana' gab´s noch eine Zugabe, welcher ich zunächst keine Aufmerksamkeit schenkte - 'Veteran', was für ein doofer Name für ein Parfüm!
Ich mag kein Militär - mag nicht in der Reihe marschieren. Vielmehr möchte ich als mein eigener Kommandant durch das Leben gehen (Wer möchte das nicht?). Ich möchte NEIN sagen können, ohne Konsequenz einer "Übermacht". Da gab es schon genug Debatten in meinem Leben aber das gehört nicht hier her.
Ich lass einfach mal den 'Veteran' sprechen. Mal sehen, was er zu sagen hat.

Gleich in den ersten Sekunden nach dem Aufsprühen merke ich, dass dieser Veteran kein lauter ist. Kein (Ex)Spieß also, der seine Untergebenen auf Gehorsam drillte. Sein Seriosität zeigt aber auch, dass mit ihm nicht zu spaßen ist.Nach ein paar Minuten verspüre ich eine leichte Cool Water Note, bzw. eine Green Irish Tweed Note mit dieser "Meeresprisen-DNA", welche über den gesamten Verlauf im Hintergrund erhalten bleibt.
Und während ich noch darüber nach grüble, ob er vielleicht bei der Marine diente, fällt mir auf, dass der Namen 'Veteran' zu diesem Duft hervorragend passt. Und mir fällt noch etwas auf: Dieser 'Veteran' hat mein Stereotype - Denken ins wanken gebracht.
Er ist nicht cool, er ist gelassen. Er steht über den Dingen ohne der geringsten Arroganz. Wer nun glaubt er sei langweilig oder nichtssagend irrt sich gewaltig. Er ist immer noch in der Lage, eine Kompanie zu führen! Mit Diplomatie, Idealismus, Gelassenheit und Menschlichkeit verdient er sich Anerkennung und Respekt!

Zufrieden setz ich mich ins Wohnzimmer und mach es mir bequem. Meine Frau fragt mich, was ich mir da aufgesprüht habe. Geschmacklich kommen wir bei Düften eher selten auf einen Nenner. Doch dieser hat auch sie beeindruckt. Hmmm lecker, sagt sie - da ist Sandelholz drin. Ok?! ... hatte ich noch gar nicht bemerkt. Überhaupt hatte ich über den Duft noch gar nichts gelesen.
Zypresse, Zitrone und viel Alkohol gabs zur Begrüßung, dass stand fest. Dann gesellte sich die besagte "Meeresprisen-DNA" dazu und dann war da noch Lavendel. Zum Abschied gabs schließlich noch Vanille (stört mich ein wenig, da süßlich), etwas Tabak und Amber. Jetzt war ich gespannt, was im Parfumo-Lexikon steht und ob meine Nase den Test bestanden hat.

Nun ja, zumindest war, vom Tabak abgesehen, alle selbst erschnüffelten Zutaten (+ das Sandelholz meiner Frau) vorhanden. Die Meeresprisen-DNA, welche überhaupt nur im Hintergrund auffackelt, ist eine (individuelle?) Wahrnehmung über deren Zutaten ich nichts weiß.
Aber das ich die Bitterorange und die ordentliche Portion Pfeffer nicht bemerkt hab, verwundert mich. Nach dem lesen nämlich waren diese deutlich in meiner Nase vorhanden.

Alles in allem ist Veteran ein respektabler, seriöser und reifer Charakterkopf. Und ich hatte die Ehre (Dank Angelliese!), den ersten Kommentar zu schreiben.

Rührt Euch! ;-)




5 Antworten
Metalfan vor 6 Jahren 10 5
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Duft
Verdammt, was klebt da an meinem Handgelenk?
Neulich bei Wigger, der einzigen "Tante Emma - Nischenparfümerie" in ganz NRW (seid Schnitzler an Douglas verscherbelt wurde), fragte ich den Inhaber nach einem Tabak-lastigen Herrenduft. Sein erster Einfall war nicht schlecht, mir aber noch zu ''winterlich''. Dann war Cuba angesagt.
Ein Sprüher auf den Teststreifen und? ....weiß auch nicht. Am besten ich sprühe mir den mal direkt aufs Handgelenk. Mann was ist der Flacon hässlich - egal. Also bsst, bsst, bsst (Herrn Wiggers Blick verrät, dass es mindestens 1 bsst zu viel war) und? ....weis immer noch nicht.
Eine säuerlich-grüne Tabaknote mit einem undefinierbaren Wirrwarr zeigte sich zunächst. Doch dann wurde es echt old-cubanisch und Fidel Castro persönlich schien durch die Wigger-Parfümerie zu geistern. Na der Punkt geht an Cuba, dachte ich noch.
Moment mal, was ist das? Was kommt mir da entgegen? ....Fidel! ....du hast gepupst :-((((((
Vielen Dank auch Fidel, jetzt klebt dieser Sch...... an meinem Handgelenk. Jetzt hab ich den Salat. Und Fidel ganz cool, streift sich kalte Zigarrenasche von seiner olivgrünen Guerilla-Jacke. Ok, ich will jetzt glauben das es die Zigarrenasche war!
Nachdem das "Pupsige" verflogen ist, und das dauert etwa 2 Minuten laaang, wird Cuba richtig gut.
Ein sehr dunkler, extraherber und feuchter Tabakduft mit einem Hauch Limette und Minze breitet sich aus. Ein Duft, wie es maskuliner nicht mehr geht. Und während ich mit Herrn Wigger noch über Gott und die Parfümwelt philosophiere, ist die Kaufentscheidung längst gefallen.
In den nächsten Tagen trug ich ausschließlich Cuba und genoss sein wunderschönes Tabakherz. Schade, dass man dieses nicht konservieren kann.
In der Basis verblasst der Tabak und auch die Minze. Die Limette wird deutlicher, auch Vetiver, Gewürznelke und einen Hauch Rum nehme ich war. Das ganze wirkt nun, ohne der "Tabakfeuchte" recht leicht und trocken. Gerade die Limette scheint ausgereift vom Baum gefallen und von einer gnadenlosen Sonne getrocknet zu sein, noch bevor Fäulnissbakterien davon Wind bekommen.
Insgesamt finde ich die Basis etwas langweilig und kraftlos. Schade!

Bilanz: Cuba startet (nach Fidels kleinem Malör) sehr Tabak-lastig - "old cubanisch" von 0 auf satte 10 Punkte. Und das, obwohl sich Fidel die Zigarre nicht einmal angezündet hat.
Sonnengetrocknete Früchte, Gräser und Kräuter verdrängen dann den Tabak - Punktabfall auf 7!
Da "Cuba-Duft" mit seinem goldenen Herzen auch einen Eindruck vom "Kuba-Land" vermitteln vermag, bekommt er von mir 8,5 Punkte.
Die Haltbarkeit ist bei stark abfallender Silage immer noch sehr gut. Dazu möchte ich erwähnen, dass ich mir 6 - 8 Sprühstöße auf den Unterarm traue und der Duft dann in der Behaarung klebt. Macht 4 Punkte für Silage und 9 für die Haltbarkeit.
Das schlichte, ja ärmliche Design des Flacons hab ich nun auch zu schätzen gelernt. Ein schicker Flacon wäre unpassend. Das alte "Kuba-Land", welches gekonnt in Szene gesetzt wurde ist einfach und schön, aber bestimmt nicht schick. Also beherzte 8 Punkte für den Flacon.


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