MiSoph

Thé Bleu startet würzig grün ( ich rieche hier eindeutig Kardamom heraus), und eine kräftige, aber nicht zu maskulin anmutende Lavendelnote. Der Dufteindruck ist kühl, aber nicht harsch erfrischend, nicht energetisierend oder anregend, sondern wie ein frischer Hauch der vielleicht von einem Springbrunnen oder Wasserfall beinahe unmerklich vom Wind hinübergetragen wird. In kürzester Zeit zieht sich der Lavendel zurück und hinterlässt einen samtig weichen Schleier aus Veilchenblütenblättern und Iris. Ich erkenne hier auch den aus Thé Vert breits bekannten Grüntee-Akkord, einige Rezensent*innen finden jedoch eher den Schwarztee wieder. Da Oolong Tee, je nach Sorte geschmacklich Grün- ODER Schwarztee ähneln kann, finde ich die Umsetzung dieser Duftnote sehr spannend, und offensichtlich gelungen.

Die Iris verleiht dem Ganzen durchgängig eine kühle Pudrigkeit und verschmilzt schließlich mit dem Veilchen zu einer Basis die durch die zarte Moschusnote immer luftig bleibt und niemals düster, drückend oder übermäßig „vintage“ wirkt.
Die Sillage ist von Beginn an dezent und körpernah, auch die Haltbarkeit ist leider mäßig.

Ich finde finde diesen kühlen Tee ideal für warme Tage, kein klebrig süßer Eistee, oder eine Zitronenlimonade, sondern eine sanft blumige, leicht herbe Erfrischung.

Ach ja, eine richtige Dame wird aus mir wohl nicht mehr... Meine Fingernägel sind selten wohlmanikürt, ich beneide jeden der den no-Make-Up-Make-Up Look perfekt beherrscht und meine Schnittlauchlocken verdienen selten die Bezeichnung Frisur.
Doch Love, Chloé gibt mir das Gefühl einer mühelosen Eleganz die mich vergessen lässt dass meine Bluse und der Trenchcoat wirklich mal wieder gebügelt werden sollten...
Glücklicherweise ist Love, Chloé keine einschüchternde Grand Dame die ein Chanelkostüm und Perlenkette verlangt, ich fühle mich mit diesem floralen Puderduft auch in Jeans und T-Shirt einfach gepflegt und kultiviert.

Die Orangenblüte und der Pfeffer sind im Auftakt etwas scharf und durchschneidend, aber schnell verbinden sich Iris und Flieder mit dem Moschus und dem Reispuder zu einer kosmetikpuderähnlichen Melange, die eine feminine, blumige Cremigkeit ausstrahlt.

Trotz einer gut wahrnehmbaren Sillage überfordert es die Mitmenschen nicht und bleibt höflich - wie eine echte Lady eben.

Benannt nach der skandalumwitterten französischen Schriftstellerin (einige kennen vielleicht das Biopic mit Keira Knightley) weckt der Name und die Beschreibung Erwartungen an einen eigenwilligen, oder zumindest ausdruckstarken Duft. Colette startet auch mit einer vielversprechenden, spritzigen Gin Tonic Note, den Wacholder und die Zitrone nehme ich deutlich wahr. Der Spaß ist jedoch schnell vorbei und im Drydown verbindet sich schüchternes Veilchenpuder mit Amber und warmen Sandelholz, die Gewürze und der Weihrauch verhindern gerade noch dass gähnende Langeweile entsteht. Der Duft erweckt durchaus einen gepflegten Eindruck, jedoch keine kühle und abweisende Eleganz, er bleibt durch die leicht süßliche Vanillenote und den Moschus warm und einladen. Eine viktorianische Lady auf Landpartie lernen wir hier kennen, keine französische Femme fatale. Kultiviert und weltgewandt vielleicht, nicht jedoch unkonventionell oder verführerisch.
Ich erkenne tatsächlich eine Ähnlichkeit mit Gypsy Water, allerdings mit mehr Zitrone und Vanille. Leider lässt die Haltbarkeit und die Sillage zu wünschen übrig. Ansonsten ein angenehmer Tagesbegleiter, Aufsehen erregen wird man hiermit jedoch mit Sicherheit nicht.